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MyOwnMusic

Rock  Magazin

Ohne Töne bleibt die Welt stumm

Interview mit Roxemble
Ohne Töne bleibt die Welt stumm

Heute hat sich Günter Paul Otto-Bade, alias Roxemble bereit erklärt, der Redaktion Rede und Antwort zu stehen.
Und schon kann`s losgehen.

Red.: Hallo Günni, zunächst einmal die obligatorisch Frage: Du bist ja nun schon eine ganze Weile, sprich seit den 60er Jahren, im Musikgeschäft, wie bist du eigentlich zur Musik gekommen und warum brauchst du die Musik?

Roxemble: Nun, fangen wir mal bei Teil 2 deiner Frage an. "Ohne Töne bleibt die Welt stumm" sagte mein Opa damals. Er war Vollblutmusiker (Kontrabass, Klavier, Trompete, Geige) und brachte mir einiges bei - nur gegen Noten hatte ich mich immer gesträubt. Später, in meiner recht bewegten Jugend, wurde Musik ein echter Fixpunkt, um "eher zu singen, als im Loch zu brummen". Du weisst, was ich meine?
Anfang der 60er waren meine Kumpels und ich totale Elvis-Fans, wir sangen seine Hits und ich spielte den Rhythmus auf ner "Quelle-Klampfe" übers Radio. Später kamen die Beatles und Rolling Stones an die Reihe und dann die erste echte Band "The dirty Things", mit kleineren Gigs in der Umgebung.
Nach einem Wettbewerb mit mehreren Bands, klingelte es sehr spät abends bei mir und mein Alter sagte: "Da stehen so komische Typen für dich vor der Tür".
Das waren die Jungs von The OX, die Gewinner und die fragten, ob ich bei denen mitspielen würde.
Die fanden mich gut und ich fand die gut und sagte jaaa! Einziges Manko: als Rhythmus-Gitarrist, sollte ich nun Bass spielen. Meine Fresse - E-Bass hatte ich nie gespielt und ich brauchte Kohle für neues Equipment. Woher nehmen? Na ja, alles klappte und Kontrabass kannte ich ja vom Opa und ich habe durch viel Arbeit dann schnell gelernt. Und viele Träume erfüllten sich durch gemeinsame Auftritte mit einigen unserer Idole.

Red.: Du bringst mit Idolen das Thema auf den Punkt. Erzähle doch einmal unseren Lesern mit wem du schon gemeinsam auf der Bühne  gestanden hast und wie dein Gefühl in der Situation war, mit all den Stars in den 60ern auftreten zu dürfen.

Roxemble: Ja, mit den Pretty Things, Small Faces, The Smoke, den Lords, German Bonds und ... (?)... egal.
Als wir hinter den großen Bühnen die Vorhänge einen Spalt öffneten und meist 8.000 erwartungsvolle Besucher dort sahen, ging uns der Arsch schon auf Grundeis, aber das gab sich. Mit der Klampfe in der Hand warst du immer "woanders".

Red.: Beeindruckend Günni, da gab es doch auch bestimmt das ein oder andere aufregende Erlebnis mit den damaligen Rock-Stars, vielleicht kannst du uns einmal ein paar Episoden näher bringen?

Roxemble: Da gab’s mehrere, aber vorweg folgendes:
Eigene Ideen hatte ich damals schon, aber unsere Fans wollten nur aktuelle Hits von uns hören, also gab’s nur Cover-Songs. Schade.
Beim Auftritt mit den Pretty Things in der Rheinhalle, spielten wir u. a. ihren damaligen Superhit "LSD" (frech wa) und der Saal tobte.
Wohl war mir nicht dabei, aber Phil May, Dick Taylor und die anderen "Things" nahmen das sehr gelassen, schließlich trugen wir ja auch zur Verbreitung ihrer Songs bei und bekamen sogar Autogramme. Als wir den Stones-Song "Thats how strong my love is" spielten, weinte unser Sänger immer dicke Tränen und der wilde Haufen vor der Bühne wurde mucksmäuschenstill. Viele Frauen und viele harte Jungs weinten auch und sangen mit - wow, dat prickelt heute noch. Die ersten Statements in der Presse, z.B. in der RP, kann man heute noch auf meiner Homepage: www.roxemble.de nachlesen.

Chaotisch war es mit den Small Faces, laufend Stromausfälle und Prügeleien mit Fans auf der Bühne (Ian Mac Lagan schlug zu) und in der Presse gab’s hier, neben dem genannten Chaos, letztendlich doch noch Positives über ihre klasse Musik zu berichten. Die Schluss-Worte aber, waren die Kirsche oben drauf. Da lach ich mich heute noch schlapp.
Ich zitiere:
"Die Beatstars schockierten die Gäste eines renommierten Düsseldorfer Hotels, in dem sie sich vier 50,- DM Zimmert gemietet haben. Vergeblich versuchte ein Direktionsassistent die lautstarke Party der Musiker zu beenden." Die Direktion zu Express: "Die Engländer versuchten sogar Mädchen mit auf ihre Zimmer zu nehmen." (Pfuiii, die Schweine ... lach.)

Ebenfalls lustig aus heutiger Sicht: In einem Jugendclub spielte Marius Müller-Westernhagen mit seiner Band als Vorgruppe bei uns. Yeah!

Keine Fragen nach Groupies? Ein Glück, denn die waren oft Grund für wilde Keilereien in den Dorf-Discos. "Aber wenn die Zähne erst weg sind, hat die Zunge mehr Spielraum"; sagte Horst Schlemmer (Hape) zu weiblichen Fans.
Als ich mit 20 heiraten musste gab’s neben unserenen Auftritten als Zugabe noch süsses Kinder-Gebrabbel. Meine damalige Frau sagte irgendwann "Schluss mit lustig" und zerschlug meine Gitarre. Stopp, ab hier wird’s privat !!!
Nur noch soviel:
Als alter Sack (65) kann ich mir heute wieder erlauben Musik zu machen, ohne Druck und Ambitionen, weil’s einfach nur Spaß macht und die Präferenzen im Leben sich jederzeit ändern können.

Red.: Na,da hast du ja einiges in deiner bewegten Jugend erlebt.Das kann nicht Jeder von sich behaupten. Aber kommen wir zum Heute.Was bedeutet Myownmusic für dich und wovon wirst du am meisten beeinflusst?

Roxemble: MyOwnMusic ist einfach eine klasse Bühne zur Selbstdarstellung mit einer riesigen Anzahl produzierender Künstler aller Genres - ob Profis oder Anfänger. Hier hat jeder die Möglichkeit sich auditiv mitzuteilen. Am meisten beeinflusst bin ich musikalisch wahrscheinlich vom Zeitgeist meiner aktiven 60er Band-Laufbahn.
Im restlichen Leben schätze ich gute Lektüre und besonders prägte mich der japanische Aikido-Kampfsport (25 Jahre, incl. Stock- u. Schwertkampf) bei Bundestrainer K. Asai.

Red.: Unter welches Motto würdest du dein Leben stellen?

Roxemble: "Den Tag zu beginnen, als wäre es der erste in meinem restlichen Leben".
Da tun sich echte Möglichkeiten auf, im Gegensatz zum "ultimativen Ende", dem allseits bekannten Spruch: "so zu leben, als wäre es der letzter Tag". Schrecklich ….
da gebe ich mir eher die Klinge.

Red.: Gibt es Dinge, die du absolut nicht magst?

Roxemble: Oh ja, Leute die ihre religiöse Weltanschauung, ihre politische Überzeugung oder gar persönliche Wahrnehmung, Anderen als absolute Wahrheit verkaufen wollen.

Red.: Noch eine Frage zum Schluss an dich: Was würdest du der MOM-Community mit auf den Weg geben?

Roxemble: Viele Songs anhören, denn hier trifft das Motto "Vielfalt statt Einfalt" zu.
Manchmal bin ich platt, in welcher Qualität und Perfektion einige Künstler ihre Songs abliefern. Ein anderes Mal bin ich ebenso über eine holprige Produktion begeistert, die mit viel Liebe ins lyrische Detail geht.

Red.: Vielen Dank an dich Günni für diesen, doch recht ausführlichen, Einblick in dein bewegtes Leben.
Roxemble: Nichts zu danken, es war mir eine Ehre.

 



Kommentare

Stathi
Stathi Juni 2013
Ein sehr inspirierendes Interview. Hat Spaß gemacht, das zu lesen, da wird man ganz neugierig auf die Musik. Kompliment an beide, den Interviewten und den Interviewer :-).


von  Rudolf Michaely (Kassandra) am 16.02.2013
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