Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website
MyOwnMusic

Rock  Magazin

Albumsrezension - Theories In The Absence Of Definition

Sebastian Schleicher
Albumsrezension - Theories In The Absence Of Definition

Am 1. April wurde die neue EP “Theories In The Absence Of Definition” des Quartetts Degen, Herb, Mroszczok und Schleicher veröffentlicht. Ich war einer der ersten, die bei Bandcamp zugriffen haben, als ich die Ankündigung bei MyOwnMusic las. Sebastian Schleicher muss man hier natürlich niemandem mehr vorstellen. Der Gitarrist von Amberfield hatte schon mit dem Album Said vor zwei Jahren hier bei unserem Portal hohe Wellen geschlagen. Karsten Mroszczok (Keys) und Dennis Degen (Drums) spielen ebenfalls bei Amberfield mit und alle drei Musiker sind an zahllosen Kollaborationen hier bei MyOwnMusic beteiligt, unter anderem an Alexander Supertramps neuem Album „Into The Wild“. “Theories In The Absence Of Definition” wendet sich vornehmlich an ein Progressive Rock-Publikum, aber jeder, der gut arrangierten und hochklassig produzierten Rock zu schätzen weiß, liegt bei dieser CD goldrichtig. 

 

Find me“ ist der erste Track der EP. Die Nummer beginnt sehr gefühlvoll und fließt sanft mit viel Harmonie nach vorne. Einige Elemente erinnern fast ein bisschen an das Pop-Rock-Genre. Für mich persönlich ist es aber besonders der Refrain, der dem Stück Charakter verleiht und damit die Hookline, an die man sich auch nach Verklingen des Tracks noch lange erinnert. Eingewoben in das musikalische Arrangement ist im Mittelteil ein Telefonanruf als eingespieltes Sample, das sich auf sehr packende Weise in die Harmonien integriert. Der Anrufer versucht eindringlich Kontakt mit dem Angerufenen aufzunehmen und bittet wiederholt um eine Meldung. Scheinbar ist es zu dieser Meldung aber nicht mehr gekommen und der Anrufbeantworter verstummt irgendwann. Man muss nicht darauf hinweisen, dass das Motivthema dieses Elements hervorragend zum Titel des Songs, „Find me“, passt. Mein ganz persönlicher Höhepunkt des Stücks ist übrigens das Gitarrensolo, dass gegen Ende ein tolles Werk mit einem Extra-Perk abrundet. Dabei ist es der raue, warme, volumenreiche Sound der Gitarre, der diese Passage prägt. Gerade auch hier steigert sich der Track zu Rock pur. Und wie ein Blatt, das sanft von einem Baum fällt, gleitet das Stück von diesem Höhepunkt zurück in die Grundstimmung und von dort verklingt der Song in den milden Akkorden einer Akustikgitarre, bevor er völlig verstummt. Ein großartiger Spannungsbogen, mit viel Herz und Können arrangiert.

 

 

Auch „The Sky must be the Limit“ fängt eher smooth an, präsentiert sich ansonsten aber durchgehend rockiger. Dabei läuft das Stück durch eine Vielzahl von Höhen und Tiefen und immer wieder kleidet die wechselnde Dynamik den Song in neue Gewänder. Gegen Ende verklingt der Track schon fast in harmonischen Klängen und als Hörer hat man sich gefühlsmäßig schon auf den Schluss vorbereitet, als das Stück nochmal richtig loslegt und mit einem fulminanten Gitarrensolo die finale Steigerung einleitet. Auch in diesem Song fällt ganz am Anfang ein kurzes eingespieltes Sample auf, ein Element das sich in ähnlicher Form in allen drei Tracks wiederfindet und somit ein Stück weit prägend für die EP ist. Auch hier wird durch das Sample die Grundstimmung mitgesetzt und das Werk bekommt durch die Sprache Kontext und einen menschlichen Touch. „The Sky must be the Limit“ ist der jüngste Song auf der EP, der einzige, der speziell für dieses Album geschrieben wurde. Trotzdem fügt er sich stilistisch nahtlos zwischen das ältere Material ein. Als Hörer hätte ich nie vermutet, dass zwischen den einzelnen Werken der EP mehrere Jahre liegen, ein Zeugnis wohl für das einfühlsame Songwriting, das sich wie ein roter Faden durch das gesamte musikalische Material zieht.

 

Der Höhepunkt der EP ist aber zweifellos der Titeltrack „Theories In The Absence Of Definition“, der mit knapp über 15 Minuten länger ist als die beiden anderen Songs zusammen. Das Werk beginnt mit Klavierklängen, legt aber fast unmittelbar darauf mit einem sehr rockigen Charakter los. Auch hier fällt gleich am Anfang ein eingespieltes Telefonsample auf. Dabei scheint es sich um einen Anruf in der Warteschleife einer Service-Hotline zu handeln, ein Element, das den Track für den Hörer spürbar in der Alltagswirklichkeit verankert, wie in den Beispielen zuvor. Insgesamt scheint „Theories In The Absence Of Definition“ aus mehreren Schichten zu bestehen, die sich wie die Haut einer Zwiebel nach und nach entfalten. Während der erste Teil mehr dem Charakter eines klassischen Rock-Songs folgt, mit Vocals und Gesangslinien, schließt sich daran eine gestreckte Mittelpassage an, die rein instrumental ist und in einem tollen Gitarrensolo kulminiert. Auch hier begeistert der warme, organische Sound der Gitarre. Überhaupt ist diese Nummer enorm beeindruckend produziert. Wenn Sebastian Schleicher mit dieser CD Werbung für sein hauseigenes Studio machen wollte, darf die Mission als geglückt bewertet werden. Der dritte Teil, der das Stück auch abschließt, ist dann wieder mit Vocals belegt und so beschreibt der Spannungsbogen gefühlsmäßig eine U-förmige Kurve. Eine Beschreibung, die der tollen Steigerung am Ende, die noch ein letztes Mal gekonnt aus dem Vollen schöpft, allerdings nicht ganz gerecht wird. Insgesamt bleibt anerkennend festzuhalten, dass die Melodien, die „Theories In The Absence Of Definition“ tragen, nicht geeignet sind schnell zu verfliegen. Vielmehr bleiben sie in ihrer Schwere auch nach Verklingen der letzten Töne schwingend in der Luft zurück. Man hat Appetit auf Repeat zu drücken. 

 

 

 

Zusammengefasst ist die kurze EP ein umfänglich gelungenes Werk, top produziert und makellos eingespielt von Musikern, die zu den Besten unseres Portals gehören. Die Stücke sind für unsere Community auf Sebastian Schleichers Profilseite anhörbar. Alle drei haben einen TIPP der Redaktion abgeräumt, vergeben von drei verschiedenen Reviewern, was die breite Begeisterung für das Material belegt. Gerade wir hier bei MyOwnMusic wissen natürlich auch um die Kosten und Mühen, die die Produktion von soviel Qualität den beteiligten Musikern aufbürdet. Deshalb möchte ich dazu aufrufen, dass interessierte Hörer in Betracht ziehen diese schöne EP für kleines Geld über Bandcamp zu erwerben. Wie man hört gibt es nicht nur eine digitale Version, sondern auch eine Hardcopy für die, die noch eine „echte CD“ in den Händen halten wollen. In jedem Falle spreche ich eine begeisterte Empfehlung aus.



Kommentare

Mindmovie
Mindmovie April 2020
Die Musik hat in jedem Fall ein Review verdient ! Klasse gemacht Max. Glückwunsch an alle Beteiligten.

Sebastian Schleicher
Sebastian Schleicher April 2020
Vielen lieben Dank für das tolle Review!
Es ist immer wieder sehr schön zu lesen, wie sehr du dich mit den musikalischen Beiträgen auf der Seite befasst!


von  stampeed am 20.04.2020
Aufrufe  2725



Anzeige


Weitere interessante Artikel