Moll Akkorde - nur wenn es unbedingt sein muss
MOM Redaktion: Was bewegt Dich Musik zu machen?
Wini Walter: Angefangen hat das mit 14, also 1970 war das bei mir. Abgesehen davon, dass damals die Mädels auf jeden standen, der unfallfrei eine Gitarre halten konnte, ist es ja auch so, dass man in dem Alter eh ein unendliches Sendungsbewusstsein hat und davon überzeugt ist, dass die Welt wartet auf jede Weisheit, die man so absondert.
Bis man merkt, dass es gar nicht so ist, hat man aber schon jede Menge Songs geschrieben und kann einfach nicht mehr aufhören. Das ist dann wie eine Sucht. Ich habe eigentlich ständig hin und her gewechselt zwischen soften Acoustic Folk / Country Sachen und gradlinigem Mainstream Rock. Da ich weder gesanglich noch als Gitarrist besonders talentiert bin, waren das eben so die Stile, für die es auch gereicht hat. Und es ist auch genau die Musik, die mir gefällt. Ich steh nicht so auf hochkomplexen Schnickschnack mit Tonart- und Taktwechsel mitten im Lied. Bis 4 zählen und ab geht es.
MOM Redaktion: Deine "Idole"?
Wini Walter: Aus der soften Ecke habe ich mich eigentlich immer für Leute wie Jackson Browne, Eagles, CSNY, Poco etc. begeistert, die konnten gute Texte schreiben und hatten mehrstimmigen Gesang drin. Das kam in unserer WG Küche immer gut an, wenn Besuch da war. Oder auch Bob Dylan, an dessen Nummern konntest Du einfach nie irgendwas kaputt machen.
Aus der Rock Ecke vor allem Amis: Bruce Springsteen, Little Steven, Tom Petty, Mellencamp, Bob Seger und mit Einschränkungen Bryan Adams, der aber eigentlich nur wegen der Musik, textlich ist das eher lau. Aus Deutschland eigentlich nur der frühe Wolf Maahn, vor allem aber Jocco Abendroth, der war für mich der beste. Zwischen 1987 und 1991 war der in Frankfurt und Umgebung weltberühmt, aber es würde mich wundern, wenn den selbst hier auf MOM mehr als 5 Leute noch kennen würden. Das sind alles Leute, die auf ganz grandiose Art einfache Geschichten so erzählen können, dass Du sie sofort verstehst und auch ein Bild vor Augen hast. Jeder kennt in seinem Leben ein Mädchen, dass ein „American Girl“ hätte sein können, jeder stand schon mal vor dem Balkon seiner Angebeteten und rief ihr etwas zu, was man übersetzen könnte mit „It’s a town full of losers, and we’re pullin’ outta here to win!
MOM Redaktion: Was für ein Equipment?
Wini Walter: Meine alte SG aus den 70ern habe ich jetzt meinem Kumpel überlassen. Ich habe noch eine elektrische, das ist ne Squier Tele. Von meinen akustischen ist mir noch die 12 saitige Gibson B-45 geblieben, die ich 1976 in Detroit für knapp über 200 Dollar erstanden habe, und aus 1981 so ein sündhaft teures Einzelstück von nem Gitarrenbauer namens Peter Hromek. Ich hatte mir ein paar Monate den Buckel krumm gearbeitet und Kohle übrig. Also setzte ich mich einen ganzen Tag in den Laden von Peter Coura im Frankfurter Westend. Auf der einen Seite stand bald eine Martin D-35, auf der anderen die Hromek. Grundverschieden die beiden, vom Sound her sowieso, aber auch von der Handhabung. Die Martin schön hell und klar, wie man sie aus allen Platten dieser Zeit kannte, und mit einem ziemlich schmalen Hals. Die Hromek breit, wuchtig und voller Bässe. Die muss man mit 0.12er Saiten spielen, sonst klingt sie blechern und viel zu dünn. Das spürst du halt dann total in den Fingern. Aber egal. Die hat ordentlich Volumen. Geiles Brett.
Digital bin ich mit meinen 56 Jahren aber noch ein absoluter Frischling. Ich hatte ewig Pause gemacht mit der Musik, erstens zu viel Arbeit und zweitens hab ich 2 Kinder, denen beim Heranwachsen zu helfen war einfach wichtiger. Dadurch habe ich halt die ganze technische Entwicklung verpennt und bin erst jetzt vor 2 Jahren ganz langsam wieder reingekommen. Und da ich, wie gesagt, kein allzu großes handwerkliches Talent habe, mache ich die Aufnahmen mit einem kleinen BOSS-1200, auch eigentlich nur als Skizzen und Vorlagen in der Hoffnung, Leute zu finden denen die Songidee gefällt und die vielleicht Lust haben, dass (semi-)professionell für sich oder ihre Band zu benutzen.
Meine erste DAW war der Geniator XS-1 für 29 Euro, und so ist er auch. Die Synth-Sounds kann man in der Pfeife rauchen, und er exportiert maximal 127 Takte. Aber der Drummer hat ein paar ganz gute Sounds und vor allem ist er easy zu verstehen und zu programmieren (wenn man erst mal kapiert hat, dass die Track Zuordnung, die man im Fenster sieht, nicht wirklich dem entspricht, was er tut ...)
Dann habe ich mir 2011 noch Magix Music Maker 17 zugelegt. Aber selbst das bringt meinen Uralt PC zum Schwitzen, und er stürzt regelmäßig grundlos ab. Wenn ich mir einen neuen Rechenknecht hole, ist dann wahrscheinlich auch eine bessere DAW fällig. Ich denke über Sequel oder Cubase nach. Aber bis ich das dann wieder alles installiert und verstanden habe, wird noch Zeit ins Land gehen.
MOM Redaktion: Was inspiriert Dich?
Wini Walter: Oh Gott, was inspiriert mich? Alles und nix. Klar haben mich viele meiner Ex-Freundinnen inspiriert, meine Frau, meine Kinder, meine Nachbarn, meine Freunde, mein Job, ein Urlaubserlebnis, eine Landschaft, durch die ich durchfahre oder solche Sachen. Und logo, manchmal auch irgendwas, was ich in den Nachrichten sehe oder in der Zeitung lese: Krieg, Hunger, Ungerechtigkeit, ein Kinderfi…., ein Amokläufer, ein in seiner Wohnung verwester Rentner.
Ein Tag, an dem es arschkalt ist, genauso wie ein Tag, an dem die Sonne scheint und ich unbedingt zum Badesee will. Ein Idiot, der mit seinem Smartphone in der Hand angibt, wo es die besten Anchovis auf der Welt gibt, aber nicht in der Lage ist, unfallfrei ein Bratwurstbrötchen mit Senf zu essen. Dass ich mich heute noch schuldig und blöd fühle, weil ich den letzten Besuch bei meinem Vater immer wieder verschoben hatte, weil ich ja so im Stress war und dann habe ich ihn nur noch im Koma gesehen und konnte nicht mehr mit ihm reden. Heute geht mir dies im Kopf rum, morgen jenes. Mal wird es ein „ernstes“ Lied, und mal ein „lustiges“ über sinnfreie Texte.
Oft habe ich beim Autofahren die erste Idee. Dann rausche ich weiter, scheiss auf die Blitzer, und bin froh, wenn mir zu Hause noch ein paar Folgezeilen einfallen. Manchmal schreibt sich so ein Song in einer Stunde, manchmal muss das Teil aber auch Wochen oder Monate liegen, bis es weiter geht. Auf Vorgabe schreiben kann ich nicht. Also „Schreib mal ne Nummer in D-Moll, dreieinhalb Minuten über Günter Grass ...“ ist nicht. Bei mir kommt es immer auf die Tagesform an.
MOM Redaktion: Wie kamst Du zu MOM?
Wini Walter: Durch Zufall. Ich hatte erst versucht über MIDS Partner zu finden. Da passierte aber nix, außer das einer mal den Namen „Breitmacher“ fallen ließ. Den habe ich gegoogelt und dadurch bin ich hier gelandet Mitte 2011. Und damit ging dann das Tor zu einer ganz anderen Welt auf. Jede Menge obergeile Musik. In allen Genres, in allen möglichen Qualitäten. Einsame Amateur Home Recorder wie ich, Bands mit Aufnahmen aus dem Proberaum oder einem Studio, richtig fett professionelle Produktionen, alles hier, alles umsonst.
Ich hab dann den Fehler gemacht, zu schnell zu viele halbfertige Demoskizzen hochzuladen. Hätte ich nicht machen sollen. Lieber erst mal nur ein paar wenige, und dann das, was dazu an Feedback, Kritik und Anregungen kommt,in die nächsten Songs mit einbauen. Wäre gescheiter gewesen. Aber egal, passiert ist passiert.
Der ganz große Vorteil dabei war und ist aber, dass ich durch die vielen Kritiken und Reviews jede Menge toller Leute zumindest virtuell kennengelernt habe, die mir endlos viele wertvolle Tipps gegeben haben. Manche davon konnte ich umsetzen, andere bis heute nicht, weil ich einfach manche Sachen immer noch nicht geschnallt habe. Das ist schon unglaublich, mit welcher Engelsgeduld manche User hier mir erklärt haben, was z.B. mit Mix und Mastering gemacht werden kann und ich Trottel finde dann die Regler für die jeweiligen Einstellungen nicht.
Aber auch egal: Das wirklich allergeilste hier an MOM ist die Möglichkeit, meine Songideen vorzustellen und manchmal habe ich eben dann auch noch das große Glück, dass einer sagt „Pass auf, da machen wir was draus!“ und dann entstehen Collabos mit echten Könnern, die sich nicht zu schade sind, ihre Fähigkeiten an einer meiner Nummern zu „verschwenden“. Die auch keine Skrupel haben, ihren guten Ruf zu riskieren, und bei mir als Kollaborateur genannt zu werden. Das sind Sachen, die kann ich denen nie zurückgeben, da bin ich endlos dankbar für. Kann sich vielleicht keiner vorstellen, ist aber so. Das ist MOM. Das gibt es nur hier, da bin ich sicher.
MOM Redaktion: Vielen Dank für die Einblicke und Dir noch viel Erfolg mit Deiner Musik.
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NaitSabes
am 10.04.2012
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