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Rock  Magazin

Days In Grief

Vorgestellt: Days In Grief
Days In Grief

„this is what life has taught me!“
Wenn man sich selbst das Prädikat „emo“ zuschreibt, ist man in Zeiten, in denen sich „emo“ wie geschnitten Brot verkaufen lässt entweder clever, oder man meint es wirklich ernst. Im Fall von Days In Grief trifft wohl eher Letzteres zu.
Auf die ständige Streitfrage, was denn „emo“ wirklich ist, kann ich bis heute keine Antwort geben. Weiterhelfen kann in diesem Fall vielleicht die mir vorliegende 5-Track EP der erst seit einem guten halben Jahr bestehenden kölner Band.
Als Grundelement den Punkrock, baut ihn mit alternativem Rock und ein paar Metal- oder Hardcoreriffs aus, und würzt mit gehörig Herzblut. Mit dieser Mischung fährt man vorbildlich, liefert Hits wie „ together“, „without you“ oder „rust“, mit „autumn“ ein wunderbar schönes Klagelied und mit „god curb america“ offenbart sich ein zwar melodiöses, aber eher hardcore-beeinflußtes, aggressives Stück, was meiner Meinung nach auch der einzige „Ausrutscher“ der Platte ist, da die aggressiven Gesangsparts ein wenig zu plump daherkommen und die sonst exzellente Stimme von Jörg Ahrens nicht zwingend solchen Vergewaltigungen gewachsen scheint.
Songwriting und Innovation verdienen aber wieder Bonuspunkte. Trotz angenehmer Eingängigkeit wirkt jeder Song immer wieder frisch und unverwechselbar. In Sachen musikalischer Professionalität stechen hörbar Sebastian Blaschke und Florian Raatz an den Gitarren und Max Schreiber am Schlagzeug klar raus. Schnell, klar akzentuiert und sauber lassen sie z.B. „together“ zu einem charakterstarken Song werden, den man gern auch noch ein zweites, oder ein drittes, oder ein viertes....Mal hören will. Neben dem Gesang nehmen die Gitarren eine klare tragenden Position ein. Kein Stück kommt hier ohne eigene Gitarrenmelodie und ohne markantes Riff mit Wiedererkennungswert
aus. Das zeichnet die musikalische Qualität von Days In Grief aus. Überzeugen kann auch in jeder Situation der mehrstimmige Gesang von Jörg Ahrens und Sebastian Blaschke, der den Songs erst die nötige Tiefe verleiht, neben den sehr persönlichen Vocals des Sängers selbst. Hier wird nicht abgekupfert, sondern eigene Ideen frisch und perfekt umgesetzt.
Die gelungene Produktion der EP und der Abwechslungsreichtum überzeugen, vermitteln das Gefühl nichts verpasst zu haben.
Warum 50 oder 60 Minuten, wenn knapp 19 Minuten Spielzeit vollkommen ausreichen, um den Hörer auf seine Seite zu ziehen? Wenn eine Band erst so kurze Zeit zusammenspielt und schon nach einem halben Jahr eine derartige EP aufnimmt, kann man gespannt sein auf weitere Veröffentlichungen, vielleicht ja auch nicht nur in Eigenregie. Zu wünschen wäre es ihnen. „make me scared, but you won’t see all my dreams fall apart….”
“Lessons From The Past“, der zweite Teil, die ersehnte Fortsetzung zur EP wartet zusätzlich mit vier weiteren Stücken auf, und bringt das zu Ende, was man mit der Vorab-EP begonnen hatte. Wenn Buchstaben sprechen könnten, Wörter singen und Satzzeichen musizieren, würde diese CD ein Buch sein. Das erste Kapitel, „the abstract feeling of being lost“, beschreibt musikalisch und lyrisch im Einklang das Gefühl, „...when silence speaks“. Und wenn Stille sprechen könnte, würde dieser Song Grenzen sprengen. Kapitel Zwei, „falling gauntlet“, klassischer Punk-Groove, breaklastig, Melodie trifft auf Melancholie zur Retrospektive, eine Aufarbeitung, augenöffnend, des wohl erschütternsten geschichtlichen Ereignisses des Jahres 2001. Kapitel Drei, „rust“, bekannt, eins der charakterstärksten Stücke der Platte, wie ein Lichtblick. Kapitel Vier, „how long“, ein Riff wie ein Rohdiamant, schroff, aber wertvoll in seiner Seele, und bei genauerer Betrachtung ein Stück Ewigkeit. Eine Gesangslinie mit Dauerhaftigkeit und Glaubwürdigkeit. Musikalische Höhen und Tiefen sprechen das aus, was textlich vorgegeben wird. Kapitel Fünf, „together“, das drive-reichste Stück der Platte, die Klimax. Mit „wait“ läutet man das sechste Kapitel ein. Mit viel Druck arbeitet man sich von leichten Unzugänglichkeiten zum eingängigen, melodiereichen Refrain vor. In der Strophe muß der Gesang eher einer Art von Verdeutlichung von Statements weichen, was aber dem Charakter des Ganzen nur zugute kommt, die Abwechslung von aggressiveren Parts und melodiösen Sing-a-longs. „god curb america“, Kapitel Sieben, öffnet sich einem nach mehrmaligem Genuß zwar immer noch als raues, aber seelenreiches Stück mit Tiefgang, leidvoll, und ehrlich. Kapitel Acht, „without you“, eine Ode an die Liebe und Freundschaft, druckvoll, positiv, melodiereich und ein unglaubliches Riff. Zu allerletzt, „autumn“, der symbolische Wink mit dem weißen Taschentuch, eine Art Verabschiedung, bis zur nächsten Platte. Ruhig, melancholisch und emotionsgeladen. Absolutes Muß, dieses Ende, wie ein Dankeschön an den Leser dieses akustischen Romans über das Leben und seine Tücken. Neueinstieg->Bestseller-Liste

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von  quintenquist am 17.01.2002
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