Ein Ideenbuch und ein Kuli reichen, um Geistesblitze festzuhalten
MOM Redaktion: Was bewegt Dich Musik zu machen?
Muck Kemmereit: Da muss ich ja weiter ausholen, als der bezechte Silberrücken der bei uns in der Dorfdisco immer die Leute verkloppt hat.
Also, ganz früher meine Eltern mit Waffengewalt!
Die hatten nämlich eine Gaststätte, in der ich aufwuchs und in der es eine Musikbox gab. Die Gäste schmissen Münzen ein und wählten in ihrer Geschmacksverirrung dann zielsicher Hanne Haller, Neil Diamond oder Jürgen Marcus großen Hit, `Auf dem Karussell fahren alle gleich schnell, ob sie arm oder reich, hier sind alle gleich´. Ich kann nicht einmal mehr einschätzen, wie oft ich wohl `Das Lied der Schlümpfe` hören musste!
Meine Eltern beschlossen damals, dass es so nicht weitergehen kann, überreichten mir feierlich eine billige Kaufhausgitarre und beauftragten mich, die Welt durch gute Rocksongs zu retten und verzogen sich in den nächsten Ashram.
Ich habe den Auftrag angenommen!
Dermaßen indoktriniert ist es heute so, dass ich eine tägliche Portion Instrumentenspiel und Weltrettung benötige, um meine Biofunktionen aufrecht zu halten.
Und weil es Spaß macht.
MOM Redaktion: Deine "Idole"?
Muck Kemmereit: Die wichtigste und für mich beste Band der Welt ist
- Motorpsycho, eine norwegische Gruppe, die mich durch ihre Bandbreite, ihr wahnsinniges Songwriting und auch ihren Mut immer wieder beeindruckt. Die hauen dir rotzigen, harten Rock um die Ohren, können Popmelodien erschaffen die ihresgleichen suchen, haben aber auch eine Country Scheibe als Soundtrack für einen schwedischen Western herausgebracht, oder spielen Live Gigs auf Jazzfestivals. Die haben einen unglaublichen kreativen Output, klingen bei jeder Platte anders, aber bleiben sich immer treu. Und was noch ganz wichtig ist, sie haben sich nie dem Diktat der Plattenindustrie unterworfen, nur gemacht, gespielt und aufgenommen was sie wollten. Das ist in meinen Augen genau das, was man als Musiker mitbringen sollte.
Natürlich gibt es auch noch viele andere Einflüsse.
- Wenn ich an ein Schlagzeug denke, ist da Jimmy Chamberlin,
- als Gitarrespieler Josh Homme.
- Ich schätze Jack White sehr, kann aber auch einem guten Popsong viel abgewinnen.
MOM Redaktion: Was für ein Equipment?
Muck Kemmereit: Also, was das Recording Equipment angeht bin ich in der Gegenwart angekommen und benutze einen Mac mit Cubase und den Zoom R16. Das aber erst seit kurzer Zeit, da muss ich mich auch noch rein arbeiten. Was die Instrumente angeht, bin ich mittlerweile sehr gut ausgerüstet, da ich bei meinen Aufnahmen alle Instrumente selbst spiele und bisher auch keine VST Instrumente benutzt habe, brauche ich das ja auch.
- Squier Strat,
- Epiphone SG,
- Epiphone Special,
- Hertiecaster 70er Japan,
- Danelectro 67 Baritoneguitar,
- Squier Jaguar Bass,
- Epiphone Thunderbird,
- Epiphone Violinenbass,
- Sonor Force 1000 Drum,
- Millenium MX500 Drumset,
- MPS600 E-Drumset,
- Yamaha Keyboard,
- Washburn und Lakefield Westerngitarren
- Sonor Glockenspiel,
- Mundharmonika,
- Shaker,
- 2 Stylophone,
- Melodica,
- Casio VL1,
- Pearl Gitarrentop mit 4x10 Winston Box,
- Yamaha Bassanlage,
- einen Kontrabass,
- Mandoline,
- eine Ukulele.
MOM Redaktion: Was inspiriert Dich?
Muck Kemmereit: Was die Musik betrifft kann ich das gar nicht wirklich sagen, entweder ich spiele an irgend einem Instrument und denk, dass könnte was sein. Oder es ist tatsächlich so, dass in meinem Kopf etwas entsteht und ich das im Idealfall dann an Instrumenten umsetzen kann.
Bei dem Texten ist das auch schwierig zu beantworten. Natürlich mein direktes Umfeld, Gegebenheiten die Freunden etc. passieren. Natürlich meine eigene Person.
Das kann auch gern mal eine hanebüchene Quatschgeschichte sein, oder ich schnappe einen Satz auf, den irgendwer sagt. Ich habe eigentlich immer ein kleines Ideenbuch und einen Kuli dabei, um eventuelle Geistesblitze sofort festzuhalten. Man vergisst ja doch schnell, oder bekommt den exakten Wortlaut nie wieder so zusammen.
Auf jeden Fall will ich mich textlich aus politischen Themen raushalten, ein Statement ist ja ok, muss ich aber nicht. Was ich auf keinen tun werde sind solche Sachen, wie `shiny happy people holding hand´, oder "die-welt-ist-schön-wir-haben-uns-lieb", das sollen dann mal andere machen. Seit einiger Zeit schreibe ich meine Texte in deutscher Sprache, mir gefällt mittlerweile einfach die Wucht, die deutsch mit sich bringen kann. Man kann Dinge so unglaublich direkt raus hauen, aber auch schön mit Worten spielen. Dazu sollte man aber die Sprache schon beherrschen. Wenn ich mir teilweise anhöre, was auf Schulenglischniveau an Radebruch geboten wird, sowohl grammatikalisch, als auch von der Aussprache, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Das gilt selbstverständlich nicht nur, aber auch für MoM.
Ansonsten kann ich noch berichten, dass ich seit ein paar Monaten endlich wieder in einer Band spiele, die neu gegründet wurde.
- Wir heißen `Bunter Hund´ und stilistisch geht das in die Richtung der 60´s Garage mit deutschen Texten. Ich spiel Bass und hab den Grossteil der Texte geschrieben.
Wir erarbeiten gerade das Programm und wollen bald ein erstes Demo aufnehmen. Welches ich dann unter dem Bandnamen hier einstellen werde. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich aufhöre meine Solosachen aufzunehmen.
MOM Redaktion: Vielen Dank für die Einblicke und Dir noch viel Erfolg mit Deiner Musik.
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NaitSabes
am 16.04.2012
19829 











