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Rock  Magazin

tief-in-der-nacht-interview mit dipstikk (geführt am 04.03.2007 von 00:11 bis 02:19)

Interview mit dipstikk (*2002 - ╬2009)
tief-in-der-nacht-interview mit dipstikk (geführt am 04.03.2007 von 00:11 bis 02:19)



vorbemerkung des redakteurs


vor etwas längerer zeit fiel mir hier auf dem account ein artist auf, dessen seite mich zwar förmlich aufsog, ich dennoch mehrere wochen und eine reviewer – to – do – liste benötigte, um auf seine unkonventionellen und recht eigensinnigen trax zu stoßen.
Es folgte ein wahrer review – marathon, der mich geschlagene 2 tage kostete. An dessen ende stand dann eine wahre flut in meinem hiesigen briefkasten. Irgendwie wohnte in mir die idee, diesen herrn live spielend sehen zu wollen. Und so fragte ich ihn per intra entsprechend an. Umgehende antwort: ja. So kam was kommen musste. Doch lest selbst (ohne timecode):

mom: wann???
wo???
warum???
wieviel???

dipstikk: Mal Guckn
In Hannover fürcht ich!
Weil ich gerne schwitze!
52Min!


m.: eigentlich könnte man da fast nen interview draus machen...

d.: gerne. würde mich freuen...
(sinngemäß, weil irgendwie leider gelöscht): wenn ich nüchtern bin.

m.: wieso eigentlich nüchtern???
dann machts doch keinen spaß:-)

d.: Jetzt?
Das steht dann doch hier für immer!?
mmmmmmmm
Lass mich mal nachdenken...


m.: na dann hol ich mir ooch erstmal nen bier ausm fridge...

d.: Schon Fragen überlegt?

m.: die entwickeln sich spontan.

d.: Ok

Let's roll


m.: wann hast du dein herz an die musik verschenkt? zu welchem zeitpunkt brach deine kreativität aus dir heraus?

d.: Da tun sich gewaltige Gedächnislücken auf. Das liegt wohl daran, dass Musik schon immer sehr präsent war in meinem Leben. Mein Vater hat meiner Schwester und mir immer selbstgedichtete Lieder zum Einschlafen vorgesungen. Daraufhin habe ich sehr bald meinen Kuscheltieren Lieder von mir in den Mund gelegt. Klingt pathetisch. War aber wohl der Ursprung....

m.: klingt ja schon mal sehr iteressant. also ein kind aus kreativem hause. andere mussetn sich mit vorgelesenen geschichten zufrieden geben und heute gibts ja in jedem kinderzimmer nen ferseher.
aber zurück zum thema.
inwieweit hat sich dein wohnort auf dein künstlerisches schaffen gelegt. hannover ist ja als ziemllich trostlos verschrien und die bekanntesten hannoveraner sind gerhard, oliver pocher, pferde und die messe.

d.: Au weia! Tja, Hannover ist zum Glück verkannt!
Zum Glück, weil niemand hier in iregndeiner Form Szene, Nightlife, etc. erwartet.
Ich sag "zum Glück", da so niemand das erwartet, was Hannover wirklich ist.
Eine wunderschöne,beschauliche und vor allem grüne Stadt. Da iat auch schon der Einfluss. Grün. Bäume sind immer wider ein Thema in meinen Liedern....Warum auch immer.


m.: in der technoiden szene war ja das hanomag sehr bekannt. aber so gibt es wahrscheinlich bei jeder stadt so gerüchte, die sich hartnäckig halten.
du machst ja nun sehr experimentelle musik.
die meisten wurden in dieser hinsicht durch einschlägig bekannte künstler geprägt. wer war das den bei dir???

d.: Frank Sinatra.
Nee, im Ernst. Ich habe eine Menge Musik gehört, von dem nichts "technoid" war. Dann hat mir Muciqer (auch bein MOM) Reason gegeben. Ein schicksalsschwerer Tag!
"Stop die Blutung" wird mein 27Album!!!! Das alles ist electronisches Tagebuch!
Der persönliche Faktor ist wahrscheinlich das experimentelle an meiner MUsik!
Ich wollte ursprünglich niemanden damit erreichen!
Aber um auf die Frage zurückzukommen; da kann ich höchstens blur nennen, als besonders experimentellen Einfluss. BlackNinfea würde das unterschreiben!!!


m.: britpop als experimenteller einfluss? ich hätte jetzt alles andere erwartet (f.m. einheit, einstürzende neubauten, der plan oder ähnliches).
aber wenn man genau hinhört erkennt man davon trotzdem nichts wieder.
du hast also vor wieviel jahren angefangen, musik zu programmieren?

d.: Das war tatsächlich zunächst Music2000 auf der Playstation. Anno 1998. Zum Argwohn meiner damaligen Mitbewohner!!!
Damals habe ich electronisch nur Chemical Brothers und Air gehört...wie alle anderen!
Reason(damals noch 1.0) habe ich seit 2002. Habe seit dem nichts anderes mehr angerührt!!!! Außer meiner Gitarre.....natürlich.


m.: das schreit förmlich nach ner standardfrage!!!
du hast also mal eine musikschule besucht, oder dir das gitarrespiele sebst beigebogen???

d.: Ich habe meinen entsätzlichen Gitarrenunterricht eine Woche vor den Akkorden abgebrochen....Ich bin furchtbar ungeduldig! Ich habe mir dann Beatles complete zugelegt, zum Akkorde lernen. Anstrengend!
Ich bin leider auch noch sehr unperfektionistisch....
Das hört man vor allem bei den Alben 1bis15. Aber die sind eh eher für mich....
Ich bin wohl so etwas wie ein Lagerfeuergitarrist und ein zu-Hause-Electro-Man.
Bis mich Vorbrot (auch hier bei MOM) fragte, ob ich mit dem E-zeug auch auftrete....


m.: was du natürlich bejaht hast???

d.: Vor allem, da er hervorragend schlagzeug spielt, was meiner eher kläglichen Performance den letzten Schliff gab!
Ich selber habe noch nie jemanden mit seinem PC auftreten sehen, Du?
Ich habe halt keine Geräte und Drumcomputer....
Mein Pc, mein Mikrofon und Vorbrot und ab.
Is schon komisch!
Ich habe früher in einer Band gespielt. Das war irgendwie..äh..klarer...


m.: gibt ne menge musiker, die mit notebook und und vielleicht noch eins, zwei effekt- hardware-geräten auftreten. sooo ungewöhnlich ist das nun auch wieder nicht, zumal man für das interieur von reason in hardware nen vermögen zahlen müsste.
doch bewegen wir uns mal kurz von der musik weg hin zu den lyrischen elementen.

d.: Hast wahrscheinlich recht.
Komm nicht sooo viel rum!
Hatte es in der minimalistischen Form noch nicht gesehen.
Halte mich auch definitiv nicht für revolutionär!!!!!!!
Ok. Lyrik!?


m.: genau. lyrik. deine texte will ich hier mal zur sprache bringen, die ja doch recht abstrakt erscheinen. du schreibst sie selbst?

d.: Meistens schreibe ich sie noch nicht mal!
Aber sind alle von mir!
Bis auf "Das ist geplatzt". Das war eine Coverversion von Nino Nexo!
Ich finde sie meistens selber abstrakt.
Aus Lalala wir ein Text. Und ein JAhr später merke ich beim Hören, wie persönlich das war....
Ab und zu ist auch erst ein Text da, wie bei "nicht fair, aber voll dabei", aber das ist echt eine Ausnahme.
Improvisation ist Muß!


m.: also machst du lyrisch gesehen das, was im hiphop freestyle genannt wird?

d.: Davon mal abgesehn, dass ich ein aufgeklärtes Frauenbild habe und mich nicht für den coolsten in meiner Stadt halte.

m.: na gut. das war ein vergleich, der ruhigen gewissens als hinkend bezeichnet werden darf.
was tut dipstikk, wenn er nicht gerade animierte fotoserien, computertomographische bilder seines schädels oder musik aufnimmt?

d.: Er spielt Theater. Aber auch nur Hobbymäßig!
Der Rest ist Arbeitsamt......
...wie das so ist!
Kommt Zeit, kommt Job....


m.: damit gibst du ein gutes stichwort und mir den roten faden zurück, welchen ich bereits verloren glaubte.
du spielst also in hannover beim mittwochstheater mit.

d.: Du dachtest, wir hätten keinen roten Faden?
Ja! Da, weißt Du ja auch gleich, was ich vor diesem Interview gemacht habe! (rote fäden gesucht...d.R.)
Ich spiele seit 10 Jahren da.
Eine Menge Spass und Entfaltungmöglichkeiten !
Natürlich auch Heiteitei, aber da gehört ja zur "Kunst"!


m.: Also seit zehn jahren... moooooment...
auf dem bild siehst du aber nicht so aus, wie auf dem tanz-wackelbildchen...

d.: Auf welchem Bild?
Ich werde laufend nicht für 30 gehalten.....falls Du das meinst!?



m.: nee, mein ich nicht. geht mir aber auch nich anders. mein lebenswandel zu früheren zeiten hat mich konserviert.
man kann also feststellen, dass du, um deinem kreativen potenzial herr zu werden, viele spielwiesen abgrast.
wie unermesslich ist denn dein ideenvorrat?

d.: Ohje. Ich fürchte mein Ideenreichtum ist mein Kreuz!
Er macht mich rastlos....
Der allgemeine Kunstbegriff ist meiner Meinung nach falsch!
Ich denke, dass jeder Künstler sein kann, auch wenn er niemanden erreicht.
Das jemand was mit meiner eigentlichen Selbstsuche etwas anfangen kann, ist ein sehr angenehmer Effekt.
Es kann also sein, dass ich irgendwann an einer einzigen Melodie, an einer einzigen Textzeile hängen bleibe.
Für immer.

m.: das wäre traurig. wollen wir hoffen, dass es soweit nicht kommt. und auch die rastlosigkeit treibt voran und verhindert das hängenbleiben.
wer ist deine muse???

d.: Ich würde sagen meine Frau.
Aber die gibt mir den nötigen Realitätsbezug, die Bodenhaftung zum Überleben, meinen Überlebenswillen!
Meine Muse ist wohl eher die Erde mit Ihren Krankheiten, Krisen, Kriegen, mit ihrer Schönheit, Kraft und Sorglosigkeit.
Ich bin froh ein Erdenbewohner zu sein.
Ha!
Leider ist das nicht umsonst!


schlussbemerkung: bessere drei schlusssätze habe ich bisher noch nicht gesehen, was mich dann zu oben genannter zeit veranlasste, das interview zu beenden, zumal sowohl mein biervorrat sein ende fand und dipstikk keinen vorgemixten tropical island mehr hatte.
fazit: ein durchaus angenehmer zeitgenosse, dessen musik schön schräg ist und wider dessen erwartungen auch noch auf durchgeknallte leute trifft, die sie mögen.
so soll es auch bleiben.

Kommentare

Angela Laub
Angela Laub März 2007
Wenn ich die Musik mag heißt das ich bin total durchgeknallt? Das erklärt einiges! :-)
Interessantes Interview, danke an beide Beteiligten!

mark bloom
mark bloom März 2007
ein interessantes und ungewöhnliches interview mit unserem most-wanted-musikal-querkopf.
würde ich liebend gerne mal live sehen/hören, das repertoire.
das ganze.
drei-tage-open-air auf der wiese zu hannover.
und nur dipstikk !!!!!!!
hab mir schon mal`n zelt geleast. für 3.-5.8.2007. passt das ?

Neerström
Neerström März 2007
tolltoll......toll!

gut gemacht!

dipstikk.. find ich gut

BlackNinfea
BlackNinfea März 2007
okay.
I.: jap, blur. eindeutig (und blur ist zwar die band, die den britpop gegründet hat, aber sie ist mehr experiment als alle anderen, die sich oft fälschlicherweise dafür halten!)
II.: das mit den 30. ne? irgendwann klappt das schon noch.

und III: unkonservativ ideenreiches interview!

Elisabeth


von  Redaktion am 07.03.2007
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