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Pop  Magazin

Begemann - Freiheit leben

Interview mit Begemann
Begemann - Freiheit leben

Begemann - Ein Name, welcher wie Lauffeuer durch die Ohren der MOM-Gemeinde zündete und viele Hörer auf Anhieb begeisterte. So auch mich. Bereits die ersten Uploads, fesselten mich aufgrund des sehr hohen Niveau auf sämtlichen Ebenen.

Wer steckt hinter diesem Namen. Da sich Johannes doch eher zurückhält und einfach mit seiner Musik wirkt, wollte ich doch den Menschen, den Künstler hinter dem Namen kennenlernen.

Johannes, reiss uns doch bitte Deinen musikalischen Werdegang an

Ich habe im Alter von 5 Jahren meinen ersten Klavierunterricht bei einem Organisten aus unserem Nachbardorf bekommen. Bald danach für zehn Jahre bei einer älteren Dame, die mir neben dem Klavierspielen auch versuchte, ordentliches Benehmen beizubringen.
Schon früh habe ich mit dem Improvisieren begonnen. Stundenlang saß ich am Klavier und probierte Klänge und Akkordverbindungen aus. Mit 16 wollte ich dann nicht mehr "klassische" Musik, sondern nur noch Popmusik machen.
Während meiner Zivildienstzeit kam dann der Entschluss, Musik studieren zu wollen. Ich nahm dafür noch mal intensiven Klavierunterricht. Ich habe dann ein halbes Jahr vor Studienbeginn sechs Stunden am Tag üben müssen, um überhaupt die Aufnahmeprüfung zu bestehen.
Parallel habe ich in mehreren Bands gespielt, zuletzt in einer Show - und Galaband, mit der ich durch ganz Deutschland tourte - immerhin bis zum Bundespresseball in Berlin...

Dein Musikstudium ist nicht zu überhören. Akribische Songstrukturen, die den Hörer von der ersten bis zur letzten Note fesseln und noch lange hängen bleiben. Trotzdem habe ich Dich auch schon an seichterem Material laben gesehen und Du bist auch mit einfachen Strukturen zu begeistern. Wo ist für Dich der Grat, wann fällt für Dich eine einfache Abhandlung in absolute Naivität? An welchem Punkt beendest Du ein Musikstück, als Hörer?

Ich unterscheide zwischen Klängen und harmonischen Wendungen. Mich begeistern brüchige Klangschichten, wo nicht eindeutig festzustellen ist, ob es nun (erlaube mir kurz den fachsprachlichen Terminus) Tonika, Dominante oder sonst was ist.
Wenn mich eine Wendung, ein Riff oder eine musikalische Linie berührt, dann verfolge ich sie weiter. Kommt schon zu Beginn eines Stückes nichts Neues oder es ist Langeweile zu vermuten, breche ich ab. Das ist beim Hören so wie beim eigenen Komponieren.

Wie würdest du deine Musik beschreiben? Was und wen willst du damit erreichen?

Schwierige Frage. Ich glaube, den "klassischen" Horizont nie ganz verlassen zu können. Ich habe eine Vorliebe für Jazz (insb. Pat Metheny Group, Lyle Mays ist mein absoluter Tastengott!), bin aber auch kein richtiger Jazzer. Generell folge ich wohl eher dem Mainstream, liebe gefällige Klänge, versuche ständig dem "Ohrwurmgefühl" hinterherzujagen, was mir leider nicht immer gelingt.
Erreichen will ich, so klischeehaft das auch klingt, Menschen mit der Musik zu berühren! In den letzten Jahren habe ich mich immer mehr mit Filmmusik beschäftigt. Mich beeindruckt das Zusammenspiel von Bild und Ton. Das mag zur Zeit auch meine Kompositionen beeinflussen.

Du darfst deine kreative Ader auch beruflich ausüben. Inwieweit unterstützt dies deine Kreativität oder bremst diese gar aus?

Als Musik - und Deutschlehrer sind zumeist andere kreativen Kräfte am Werk. Zuerst der Blick auf den/die Schüler/in. Das ist eine Herausforderung, der man sich jeden Tag neu stellen muss! Wissen vermitteln ist leicht! Vorbild zu sein, Kinder zu "führen" ist schwer! Allerdings kann ich das Klavierspiel oftmals in den Musikunterricht einbauen.
Seit 2004 unterrichte ich Bläserklassen. Alle Kinder einer Klasse lernen ein Blasinstrument neu (Flöte, Klarinette, Saxophon, Trompete und Posaune). Dazu kommt noch Bass und Schlagzeug. Für dieses Orchester komponiere oder arrangiere ich Stücke. Also ist meine Kreativität durchaus gefordert.

Nach meinem Wissen gibt es 2 Phasen in deinem musikalischen Schaffen. Einerseits die Zusammenarbeit mit Sebastian Frank und deine Soloprojekte. Welche Phase hat Überhand gewonnen und welche dürfen wir in den kommenden Jahren erwarten?

Die Zusammenarbeit mit Sebastian Frank war allerdings außerordentlich fruchtbar. Wir haben in den 90ern insgesamt 12 Songs produziert - sehr aufwendig mit Chorarrangements und Livemusikern. Ich liebe die Songs, kann sie aber hier nicht hochladen, da sie bei der GEMA angemeldet sind. (Anm.d.Red. .. wirklich sauschade! Ich durfte sie noch erleben ...)
Meine derzeitige Phase ist oben schon genannt worden: ich liebe Filmmusik (neben John Williams vor allem Michael Thomas und Alan Silvestry) und möchte mich in diesem Stil weiterhin versuchen.
Da du von Phasen sprichst: 2008 habe ich ein Jahr lang jeden Freitag auf myvideo eine Schlämmer-TV Sendung produziert (inspiriert durch die Horst Schlämmer Figur von Hape Kerkeling). Das hat viel Spaß gemacht, war aber auch aufwendig, obwohl die Filme nicht länger als 5 min. dauerten. Ein paar Filmchen kann man noch bei Youtube sehen.
Das zeigt im Grunde, dass ich sie nicht mehr alle habe...

Das zeigt im Grunde, dass Du allem Kreativen gegenüber sehr aufgeschlossen bist. Was müsste Dir MOM bieten, dass Du Dein vielschichtiges Schaffen auch häufiger mit dieser Plattform verbinden kannst?

Gute Frage! Also wenn man hier noch Filme hochladen könnte, sei es in Verbindung mit Musik oder sonstigen kreativen Momenten, wäre das natürlich eine tolle Sache. Allerdings scheint die Sparte Musik hier voll und ganz zu reichen, was ja auch völlig in Ordnung ist. Immerhin heißt es MyOwnMusic und nicht MyOwnMusicandCinema...

Mal sehen ob Dexstar sich die Interviews auch durchliest ;)

Du hast hart an Deinem Erfolg gearbeitet und hast musikalisch viel erreicht, auch wenn es Dich (noch) nicht in die gewünschte Richtung getragen hat, Dir nicht den Erfolg gebracht hat, den Du angestrebt hast ... wie siehst Du es heute, zurückblickend? Was kannst Du Deinem Leser mitgeben, wenn das Leben nicht immer nach der eigenen Geige spielt ... natürlich rein musikalisch bezogen. Wie arbeiten Freude und Ausdauer besser zusammen ohne ganz oben abräumen zu müssen?"

Es hat wie vieles immer zwei Seiten: Ich wollte von Kindesbeinen an berühmt werden, als Musiker, dann als Schauspieler. Es klappte nur einfach nicht. Dennoch durfte ich Musik studieren und bin Lehrer geworden (was auch durchaus mit Schauspiel zu tun hat, wenn man bedenkt, dass Humor der direkteste Weg zu den Herzen der Schüler ist und gleichzeitig die Lernbereitschaft fördert!).
Heute bin ich in der glücklichen Lage mich musikalisch ausdrücken zu können. Ich habe einen Ausgleich und bin nicht gefordert, mich täglich auf dem Musikmarkt behaupten zu müssen. Auch ein Vorteil, wenn es darum geht, in Freiheit und Authentizität kreativ zu sein. Also bin ich zufrieden. Wenn man diese Freiheit spürt, dann wirkt sich das auch auf das eigene Schaffen aus.

... sinnliche Worte!

Nicht ganz so galant zu meiner nächsten Frage: mit welchen Tools arbeitest du?

Seit einiger Zeit benutze ich Logic, vorher habe ich mit Cubase gearbeitet. Mittlerweile bin ich aber komplett bei Apple. Dazu kommt ein Audiointerface und als Masterkeyboard mein alter Yamaha SY99.
Kürzlich habe ich mir die Play Edition "Symphonic Orchestra" Platinum zugelegt, die ich aber noch installieren muss. Die Sounds sind unglaublich authentisch und ich freue mich schon, mich (hoffentlich) davon inspirieren zu lassen.

Wie bist du zu MOM gestoßen, wie nutzt du die Plattform und was würdest du dir zukünftig wünschen?

In einer Kneipe von einem User, der mir sagte, ich sollte doch auch mal vorbeischauen. Das habe ich dann einfach getan und bin froh, hier gelandet zu sein.
Habe ja schon mit Ben Podder einige Stücke fabriziert und da ist tatsächlich so etwas wie eine Freundschaft entstanden. Und das macht für mich auch MOM aus: der Kontakt zu Musikern aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Wirklich eine tolle Sache!

Was hältst Du von dem MOMschen Zufallsgenerator? (Blind-Review)

Der MOMsche Zufallsgenerator ist wie ein Glücksspiel. Ich benutze in des Öfteren, wenn ich einfach mal über den Tellerrand meiner "Freundschaften" hinausblicken will. Eben hier ergibt sich die Gelegenheit, sich neuen Stücken zu öffnen.

Möchtest du den Lesern noch etwas mit auf den Weg geben, jetzt wo Dir keiner ins Wort fällt?

Huch! Berühmte letzte Worte...
Seit euch gegenseitig im kritischen Hören gewogen. Es bringt nichts, wenn man sich grundlose Unverschämtheiten um die Ohren haut. Gerade bei so einer Plattform sind Geschmäcker verschieden - das fordert Toleranz auf Grund der unglaublichen Vielfalt, die MOM zu bieten hat!

Ich bedanke mich Johannes und wünsche uns hier noch viele weitere Jahre mit Dir!

Akustische Köstlichkeiten:

o Was bleibt

o An dem regnerischen Tag II



Kommentare

podder
podder März 2012
Deine Musikalität ist faszinierend, und es ist ein großes Vergnügen Dich kennengelernt zu haben, und mit Dir Musik machen zu dürfen.
Gruss Podder


von  Manolo Camp am 12.03.2012
Aufrufe  19788



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