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Pop  Magazin

ganz nah nackte Eisblumen - das 'Mona Leenterview'

Interview mit Mona Lee
ganz nah nackte Eisblumen - das 'Mona Leenterview'




NEMO: Hallo Mona. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, der Community einen Einblick in Dein Tun und Tönen zu schenken. Seit Du Deinen ersten nackten Fuss auf MoM gesetzt hast, räumst du hier ja ganz schön ab. Du scheinst also einen guten Weg gefunden zu haben, Dein Innerstes zum Klingen zu bringen.
Da interessiert uns: wie begann das alles, und was war Dein erster Impuls, eigene Musik zu machen?

dazu MONA:
Ich war mit 14 das erste Mal über´s Wochenende mit den Pfadfindern unterwegs und natürlich gleich in der Singegruppe dabei. Wir hatten eine Gitarre, die von Sonntag zu Montag ein warmes Zuhause suchte und am Montag wieder mit in die Schule genommen werden wollte. Ich hatte das dringende Bedürfnis, mein Lieblingslied "Kein schöner Land" nachzuspielen und ich hatte eine Gitarre und das Bulibu (Bundesliederbuch der Pfadfinder) in der Hand. Also hab ich an einem Nachmittag die nötigen Griffe gelernt, um das Lied spielen zu können.
Mein erstes selbstgeschriebenes Lied: zehnte Klasse, Abschlussfahrt. Ich war sehr enttäuscht von einem Mädchen, die ich gern zu Freundin wollte und die nur dann mit mir redete, wenn sie mich als Trostpflaster benutzen konnte. Darüber hab ich ein Lied geschrieben. Auf englisch.
Gleich danach kam der Wunsch, Gedichte von Erich Fried zu vertonen, was mir auch gut gelang.
Und dann war ich das erste Mal verliebt - eine Liedgeschichtenstory nahm ihren Anfang *lach*

Nachtigall, ick hör Dir trapsen :) -
Und was sagst Du, was ist Dein Antrieb, gerade diese Art Musik zu machen?


Ich liebe die Gitarre einfach, weil sie mir immer einen Platz am warmen Feuer, glänzende Augen und in sich versunkene Gesichter schenkt. Da ich davon aber keinen satten Bauch bekomme und auch meine Tochter ihr Recht nach Käuflichem einfordert, hab ich mich vor ein paar Jahren dazu entschieden, über "Kommerz ist scheiße" zu lachen und zu sagen "Ok. Ich möchte mit meiner Musik ins Radio, also werde ich solche Musik machen. Wenn das dann als Kommerz bezeichnet werden will - why not..."

Kenn ich, kenn ich... Aber Musik existiert ja nicht nur im Äther und auf Konserve. Und man weiss um Deine Liebe zur Bühne. Wenn Du kurz nachdenkst, was war bis heute Dein stärkster Gig?

Der zweite Tag der Popmesse Stuttgart Anfang 2008 - am Samstag EIN angemeldeter Zuhörer und der Tontechniker, der ja nicht weglaufen durfte. Und dann trotzdem den Mut aufgebracht zu haben, am zweiten Tag nochmal dort hinzugehen und zu singen, mit der übergroßen Gewissheit, dass am Sonntag NIEMAND zum Zuhören dort sein könnte. Und dann einfach Nico von WIRWIRWIR gefunden und mit auf die Bühne geschleppt und eine geniale Jamsession hingelegt. Ja, das war wohl mein stärkster Gig, weil ich meine Angst überwunden habe und mit mehr als 10 permanenten Zuhörern belohnt wurde...

... Die garantiert auf ihre Kosten gekommen sind! - aber mal ganz unter uns:
wenn Du an Dein bisher schönstes musikalisches Erlebnis denkst, was kommt Dir dazu in den Sinn?

Die Eisblumen (eine Zusammenarbeit mit Sven Klitsch, anm. der Red.) beim Internetradio rmnRelax und bei Radio Paralax gehört zu haben.

Das glaub ich noch so gern. Ich kenn jetzt auch spontan niemanden, den Eure ‚Eisblumen‘ wirklich kalt gelassen hätten (welch ein Wortspiel...) – Ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass auch Du schon mal unten durch musstest. Gibt es bei Dir auch ein musikalisches ‚Waterloo?‘

Ja, das gab’s tatsächlich... Ein angekündigtes "Sitz"-Konzert in einem Studentenclub. An die zweihundert Leute waren da (es hat keinen Eintritt gekostet *gg*), viele Kerzen waren an, ich saß entspannt auf einem Barhocker und sang meine Lieder von Liebe und Schmerz dem Publikum entgegen und wollte, so ziemlich am Schluss, mein nächstes Lied singen, kündige es an und höre "Oh man, nicht nochmal so was"... Ich weiß nicht, ob ich damit gemeint war, aber ich habe es auf mich bezogen. Ich wurde schlagartig bleich bis in die Haarspitzen, beendete das Konzert eher, ging allein nach Hause und fasste die Gitarre ein halbes Jahr nicht mehr an.

Hey, Löwinnenherz. Aber das kann doch unmöglich schon alles gewesen sein.
Wie war Dein Weg zurück auf die Bühne und ins Leben? Erzähl mal!


Naja, Ich habe erkannt, dass es einen Unterschied gibt zwischen der Frau und der Musikerin, die ich bin. Zum Zeitpunkt des Auftrittes waren beides eine Person und dieses "Nein" hat mich als Frau intensiv verletzt. Wenn heute jemand was Negatives über meine Musik sagt, nehm ich das, um für mich zu reflektieren - sagt derjenige das, weil er selbst vielleicht schlecht drauf ist oder hat er sogar recht? Wenn ja - kann und will ich das ändern? Oder gefällt mir der "Fehler" sogar?

Na also! :) - Und dann ging’s ja auch erst richtig los. Was erzählst Du uns über Deinen bisher grössten musikalischen Erfolg?

Ganz klar: das war der Gewinn des MARS-Songwriter-Preises Anfang 2007, ausgelobt vom Popbüro Stuttgart. 250 Leute mit über 500 Songs und ICH hab sie alle mit "Ganz nah" überflügelt.
Was für ein geniales Gefühl!!!

Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Wenn Dich das Publikum auf dieser Ebene so gut versteht, wie erklärst Du Dir das? Und was ist Deine Inspiration?

MONA:
Ich benutze die Musik, die Gitarre, um meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich singe zu 99%
über die Liebe und über die Kleinigkeiten und die Großartigkeiten, die sie mir bringt. Ich singe
über Tränen und Wut, über Fragen und Wissen, über Hoffnung und Verzweiflung. Ich habe so
einen undefinierbaren "Ball" in meinem Magen. Dann nehme ich die Gitarre in die Hand und
schreibe fünf Minuten später auf, wass sich meine Seele und die Klampfe gemeinsam ausgedacht
haben. Wenn die Lieder so entstehen, bin ich wirklich nicht hier... Ich lass einfach los und schreibe
dann solche Lieder. "Ganz nah" ist so entstanden.


à Propos ganz nah...
Viele Hörer sind ja ganz vernarrt in Deine Texte.
Wie fliegen die Dir denn zu?

Ui, hab ich eben schon diese Frage vorweggenommen? Nja, vielleicht noch eines: ich weiß vorher nie, ob ich jetzt ein englisches oder ein deutsches Lied schreiben werde und ich bin sehr froh darüber, russisch nicht mehr und andere Sprachen noch nicht gut genug zu können - sonst würde ich wohl auch noch andere Ideen zu Papier bringen *lach*

yeah. Ich kann mir auch ganz gut vorstellen, dass ‚Ganz nah‘ auf russisch eine ungleich andere... ‚Energie‘ hätte :) - Gab’s bei Dir eigentlich auch Kurioses?

Der erste offizielle Auftritt, Sparkassenfestival 1994. Angekündigt waren 20 Acts - 19 Punk- und Metalbands und ein Mädchen mit Gitarre. Ich saß irgendwann auf der Bühne und die Techniker brauchten 10 Minuten, bis ich richtig verkabelt und angeschlossen war. In der Zeit verlor ich all mein Lampenfieber und konnte mich versingen und trotzdem die Lacher auf meine Seite ziehen.
Ein weiterer offizieller Auftritt mit meiner Band "Wild Garlic" - irgendwie gitarrenlastiger Synthiepop. Ich spielte die Gitarre und sang die zweite Stimme. Das Synthiezeugs kam von der Datkassette. Bei diesem Auftritt löschte irgendeine Band vor uns dieses Tape und mein Leadsänger wollte die Krise bekommen. Im Publikum waren aber ein befreundeter Bassist und ein befreundeter Schlagzeuger. Ich holte die zwei auf die Bühne, schrieb ihnen drei Lieder auf (dem Bassisten die Akkorde, dem Drummer nur die Kopfnicker *lach*) und wir legten los. Es hat phantastisch geklappt - so gut, dass der Leadsänger "Wild Garlic" auflöste und sich fortan mit dem Basser und dem Drummer zum Proben traf...

schlimm, aber authentisch... und Lustiges?


Lustiges... All das, was spontan entsteht und mich damit zu Lachen bringt... Sich Verspielen bei
einer Jamsession ist lustig - weil das Verspielen oder das Versingen dazu führt, dass sich ganz
neue Gesichtpunkte zeigen... Das bringt mich zum Grinsen... Hmm... Ist das was Lustiges? Ich
glaub, ich lach im Leben so viel, dass ich gar nicht genau sagen kann, was innerhalb der Musik lustig sein könnte...

Das tust Du wirklich... U
nd mit all dem im Rucksack: was sind da noch Deine Ziele?

Das einzige echte Ziel in Bezug auf meine Musik ist, dass ich damit mein täglich Brot bezahlen kann. Bis dahin gibt es viele kleine Etappenziele - eine kleine Tournee rund um Stuttgart bis nach Südhessen, dann eine zweite durch die ganze Republik. Mein Konzept dazu steht, die Musiker, denen ich dieses Konzept vorgestellt habe, waren beeindruckt. Es ist nur nicht meine Stärke, mich selbst um Auftrittsorte und Termine zu kümmern...
Wenn dies also jemand lesen sollte und Lust und Zeit hat, mich mit Beziehungen oder einem geduldigen Telefon zu unterstützen - immer her damit *lach*


Na, das wär ja gelacht. Ich bin sicher, es werden sich fähige MoMmies finden lassen, die Dich da ein Stück weiter bringen können

Das wär super! Da fällt mir eben noch ein Ziel ein:

Na, und das wäre?

Bis ich eine Vier vor der Null zu stehen habe, möchte ich mit meiner Musik so viel Geld zusammengescheffelt haben, dass ich mir eine Reise zu den Polarlichtern schenken kann. DIE will ich nämlich unbedingt noch sehen in meinem Leben. Und wenn ich mir kein zeitliches Ziel setze, wird aus dem Ziel ein Wunsch und verschwindet somit in den Schäumen der Träume...

So wie’s aussieht, bist Du ja tatsächlich erst ein gutes Jahr bei MoM. Wahnsinn...
Wie bist Du eigentlich zu MoM gekommen, und was hat sich dadurch bei Dir verändert?


Ende März 2007 bin ich auf MoM gestoßen und war sofort hellauf begeistert. In diesem letzten Jahr hab ich so einige Erfahrungen sammeln dürfen - wie Freundschaften entstehen, wieder kaputtgehen, wie neue Freundschaften entstehen. Echte. Mit mehr Tiefe. Ich habe auch phantastische Künstler kennengelernt. Bin gut genug geworden, um mit Leuten wie 32-Elements, STJ, Sven Klitsch und Aaron The Baron Musik machen zu dürfen, hab es geschafft, dass Karsten von rmnRelax und Micha von Radio Paralax auf meine Musik aufmerksam wurden.
Und nicht nur die *lächel*

So isses. In gut unterrichteten Kreisen munkelt man gar, dass es inzwischen schon Interviewanfragen aus der Schweiz gegeben haben soll... :)) -
Zum Schluss, was für einen Tip kannst du neuen Artists geben, die frisch bei Mom einsteigen?


Da gäbs so einiges... Aber es ist tatsächlich von Vorteil, nicht nur Musik zu machen, sie hier einzustellen und auf Lob und Bewertungen zu warten. Es ist ebenso wichtig, durch Anhören und Reviewen anderer Songs seine Spuren zu hinterlassen. Das hab ich auch gemacht. Bewertet. Meine Spur hinterlassen.

Und das mache ich immer noch. Ich mache auf mich aufmerksam. Mit meiner Musik.
Mit meinen Worten. Mit meinen ver~rückten Ideen.
Mit meinem Sein.

UND mit guten Interviews.
Vielen Dank, Mona Lee. Es war mir ein Fest.
Und schon jetzt alles Gute bei den Polarlichtern!






Kommentare

ZWEXX
ZWEXX März 2020
Sehr interessant. Auch das Nemo dieses Interview noch geführt hat........Zeit vergeht.
Eben habe ich ein Interview von 2002 gelesen, jetzt dieses von 2008. Da fällt einem vieles zu ein, was man für sich selber abgespeichert hat. Technische Probleme die man damals hatte und mit Hilfe von MoM auslöschen konnte oder diese merkwürdige Art von Öffentlichkeit.
Ein paar sind noch hier, andere schon lange weg - wie im echten Leben.

Viele Grüße
Micha

Agamemnon Project
Agamemnon Project Mai 2008
Mona ist einfach authentisch. NEVER GIVE YOUR HEART AWAY! :-)

Liebe Grüsse
Arne|Martin

Kapaluna
Kapaluna April 2008
Hallo Mona!

Danke NEMO für diese tiefen und interessanten Einblicke in die Welt von Mona Lee!

Bei Deinen Erzählungen über die Konzerte mit einem Gast kamen mir gleich die Erinnerungen hoch von vergleichbaren schrecklichen (und lehrreichen) Episoden. Meine Ex-Band wurde mal mit Kleingeld beworfen... das war auch nicht so schön!

Es freut mich sehr für Dich, dass Dein Album „Nackt“ nun endlich kommerziell vertrieben wird. Ich kann Dir versichern der Download auf iTunes funktioniert perfekt! Danke für die Plus Version! Bin mal gespannt, wie lange iTunes braucht, um meine „Lobhudelei“ im Shop online zu zeigen!

Dir weiter nur das Beste... ich freue mich auf alles Neue von Dir!

Lieben Gruß Thomas

CoDii
CoDii April 2008
Welch tolles Interview.
Ich bin ein großer Fan von Mona Lee und ihren Songs, da kann ich mich in sie hinein versetzen.
Ich finde Ihre Songs echt Klasse da auch ich manchmal so fühle wie sie. =)

Danke Nemo fürs tolle Interview von Mona Lee^^


von  Redaktion am 19.04.2008
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