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Electro  Magazin

Ferry Corsten stellt sich der gelben Gemeinde

Hinter den Kulissen #02
Ferry Corsten stellt sich der gelben Gemeinde

„Nature One“ – 31.07.04
Es ist sechs Uhr morgens als ein Mann noch seine letzten Autogramme verteilt und für Fan-Fotos lächelt. „Ferry Corsten“ sein Name. Immer noch „Adagio for Strings“ im Ohr und die atemberaubende Atmosphäre des Morgengrauens im Kopf, kann auch ich noch nicht gehen und warte geduldig auf meine Chance ein paar Worte mit dem Menschen zu wechseln, der mich zur Musik gebracht hat.
„Of course!“ sagt er nur, als ich ihn nach einem Interview für eine gelbe Gemeinde frage.

Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und setze mich noch am gleichen Tag daran Fragen aufzuschreiben. Bloß, was fragt man jemanden, der schon tausend Interviews hinter sich hat und die typischen Fan-Frage-Antwort-Spielchen nur zu gut kennt? Was kann man neues erfahren – etwas, dass es nicht in jedem Bericht zu lesen gibt? Nicht vieles, denke ich!
Ich hoffe dennoch, dass es einigermaßen gelungen ist, Ferry ein paar Sätze zu entlocken, die vor allem die Musikschaffenden unter den MoM’lern intressieren dürften.
Viel Spass beim lesen!

Marat: Ferry, wie lange dauert es bis du einen release-fähigen Track hast?

Ferry Corsten: Es hängt wirklich davon ab, wie schnell ich meine Hook finde. Ich glaube, dass jede Produktion eine Hook mit Wiedererkennungswert braucht. Das kann von einem Tag bis zu einer Woche dauern!

Marat: Hast du bereits Ideen im Kopf, wenn du dich ins Studio begibst? Womit beginnst du deine Produktionen und was machst du zuletzt? …und was, deiner Meinung nach, macht einen „fetten“ Track zu dem was er ist?

Ferry Corsten: Manchmal habe ich Ideen und Inspirationen, manchmal komme ich mit „leeren Händen“. Da meine Musik schon immer melodisch gewesen ist, neige ich immer dazu, nach der richtigen Hauptmelodie zu suchen. Dabei stelle ich mir immer vor, dass jemand in den Plattenladen geht und dabei einen Track summt, den er gehört hat und diesen kaufen möchte.
Das Abmischen ist immer das letzte was ich mache. Ich sorge dafür, dass alles was ich tue so „phat“ wie möglich klingt und jeder einzelne Sound genug zu atmen bekommt. Weniger ist mehr.

Marat: Wie viele Versuche brauchst du um eine Produktion zu haben, die man veröffentlichen kann?

Ferry Corsten: Ich versuche es ein paar Wochen aus wenn ich auflege, um zu sehen wie es in den Clubs funktioniert und ob die Produktion soweit ist, wie ich sie haben möchte. Wenn ich nicht zufrieden bin, gehe ich zurück ins Studio um die notwendigen Sachen zu ändern.

Marat: Hast du jemals einen Track released, mit dem du unzufrieden warst? (z.B. ein Remix, den du machen MUSSTEST)

Ferry Corsten: Ja! Für den japanischen Release von „Out of the Blue“ (System F) hat man mich dazu gedrängt mir so schnell wie möglich einen weiteren Bonus-Track einfallen zu lassen. Ich hatte keine Inspiration damals und der Stichtag war schon seit einer Weile abgelaufen. So kam es, dass ich den Track „the game“ produzierte.

Marat: Hattest du jemals einen „Burn-out“ für eine längere Zeit? (…in der du richtig Probleme mit deinen Produktionen und Ideen hattest?) Wie hast du das Problem bewältigt?

Ferry Corsten: Hatte ich noch nie. *aufsHolzklopf* Und ich hoffe ich werde es nie erleben müssen.

Marat: Woher nimmst du deine Inspirationen? Was kann der Grund für einen ruhigen bzw. einen harten Track sein?

Ferry Corsten: Das hängt total von von meiner Laune ab. Zu viel von etwas ist nie gut, also versuche ich immer Abwechslung reinzubringen. Sobald ich ein paar softere habe, mache ich am liebsten mit raueren Sachen weiter.

Marat: Inwieweit hat sich deine Art und Weise zu produzieren und einen Track anzugehen von den Anfängen bis zum heutigen Tag verändert?

Ferry Corsten: Mit der Zeit lernst du die ganzen Tricks des Handwerks. Das Produzieren ist nicht nur das Spielen einer schönen Melodie. Es ist die Kombination von Produktions-Tricks, wie z.B. das Weglassen der Kick Drum im richtigen Moment und das Gefühl für Harmonien.

Marat: Was ist wichtiger? Großes technisches Wissen und Produktionserfahrung oder Inspiration und großartige musikalische Ideen?

Ferry Corsten: Schwierige Frage, da alles Hand in Hand geht. Nichts kommt ohne das andere aus.

Marat: Welcher Track hätte mehr Chancen veröffentlicht zu werden? Einer, der technisch perfekt ist aber nicht innovativ, oder einer mit super Ideen aber dafür schwacher Abmische?

Ferry Corsten: Der Track mit den guten Ideen hat mehr Potential und am Ende kann man immer noch etwas daraus machen.

Marat: Du bist einer der erfolgreichsten und angesehensten Trance Produzenten. Welchen Rat würdest du jemandem geben, der sein Leben der (Trance-) Musik widmen möchte?

Ferry Corsten: Mach dein eigenes Ding, folge deinem eigenen Pfad! Versuch nicht andere zu kopieren, sei originell! Das wird dich auszeichnen!

Marat: Gibt es etwas, was man wissen müsste? …vielleicht etwas, das du erst nach ein paar Jahren im Business herausgefunden hast?

Ferry Corsten: Es ist ein kleiner Teich mit großen Haien drin. Aber ansonsten: Wenn du es einmal liebst, dann liebst du es für immer.

Marat: Lass uns doch mal über das Produzieren an sich sprechen! Ich hoffe du hast nicht zu viele Geheimnisse und kannst uns ein wenig über deine Art und Weise zu produzieren erzählen.
Wie „findest“ Du so eine Melodie wie in deinem Track „Kyoto“ („Right of way“ B-Seite), die mich wirklich erstaunt hat? Hast du sie selbst eingespielt, oder war er das Ergebnis einer Klimperei auf der Pianorolle?

Ferry Corsten: Also das war auf dem "bullet train" (Schnellzug), in Japan, als ich den Track gemacht habe. Ich hatte den Anfang eines Melodie-Aufbaus aber dann hat meine Frau weiter daran gearbeitet …mit Erfolg!

Marat: Was ist dein Lieblings-Synthie? …und warum? Welchen hast du dir als allererstes gekauft und wie alt warst du damals?

Ferry Corsten: Mein liebster Synthisizer ist der Nordrack 3. Schöne Sounds und es ist auch einfach eigene Sounds zu kreieren. Mein allererster war ein alter „mini moog“ aus dem Jahre 1984 glaube ich. Ich muss damals 16 gewesen sein!

Marat: Wie viele Sounds in deinen Tracks sind selbst programmiert? Benutzt du überhaupt Presets?

Ferry Corsten: Meine Lead-Sounds sind sehr oft selbst gemacht, Bässe auch…aber gelegentlich benutze ich auch Presets.

Marat: Welchen Sequenzer benutzt du…und warum ausgerechnet diesen?

Ferry Corsten: Ich benutze Cubase SX auf einem PC. Ich bin schon seit Atari Zeiten Cubase User und es klappt einfach!

Marat: Benutzt du einen Hardware Mixer oder mischst du mit Software ab?

Ferry Corsten: Ich mache viel in Cubase, aber mein Hardware Zeug mische ich auf einer Sony DMX 100 Digitalkonsole ab.

Marat: Glaubst du, dass Software ein Hardware-Studio komplett ersetzen kann?

Ferry Corsten: Ich glaube heutzutage ist es möglich, aber ich bevorzuge immer noch ein Hardware-Studio.

Marat: Was braucht ein Musiker und Produzent um Musik machen zu können, die er einem breiten Publikum präsentieren kann?

Ferry Corsten: Ein Studio? Und ein gutes Ohr!

Marat: Hast du eine Gesangskabine bei dir im Studio?

Ferry Corsten: Nein, ich nehme die Vocals in einem anderen Studio auf.

Marat: Wie kommt man als unerfahrener Künstler in Kontakt mit guten Sängern/innen?

Ferry Corsten: Manchmal kann dein Verleger (publisher) dabei sehr hilfreich sein. Wenn du keinen hast, schick dein Material an Management Agenturen!

Marat: Wie schaffst du es deinen Mix immer so sauber hinzubekommen? Was ist das wichtigste für dich beim Abmischen?

Ferry Corsten: Wie ich schon sagte, Ich gebe den Sounds den Raum, den sie brauchen. Ich fülle meinen Mix niemals mit unwichtigen Sounds. Sie würden zu viel Raum wegnehmen.

Marat: Womit hast du am meisten Probleme?

Ferry Corsten: Mit Computer-Abstürzen!

Marat: OK! Ich danke dir vielmals dafür, dass du dir die Zeit genommen hast um die Fragen zu beantworten!

Ferry Corsten: Thank you!



Download: Das englische Original-Interview als .doc

Interview: Marat Schacht (Marat)



Kommentare

Sven Hamer
Sven Hamer Juni 2005
top!
klasse interview!

habs mir ganz durchgelesen, wirklich jede deiner fragen war sehr gut und insgesamt wars sehr interessant zu lesen! :o)

danke!

deepTech labs.
deepTech labs. Oktober 2004
Aus der Seele gefragt! :)
Du hast echt genau die Fragen getroffen die mich alle intressiert haben, besser hät man glaub ich net machen können. :)

Nature war übrigends auch saugeil dieses Jahr, blos eins hab ich net verstanden, wo waren die verdammten Laser, auf der ganzen Nature waren dieses Jahr kein einziger Laser, waaaarum *sniff*


ich bin ja froh, das nicht blos wir das Problem mit den Abstürzten haben, lol

Grüße DTL,

HC

Nadine de Macedo
Nadine de Macedo Oktober 2004
Super =)
Hi!
Ich war hin und weg, als ich laß, dass es endlich mal ein Interview mit meinem absoluten Lieblings-DJ (und Produzenten) gibt. Der trifft nämlich so gut wie immer meinen Geschmack ^^". Erstaunlich war auch, dass ich, als ich nach Trance REmixen von Ayumi Hamasaki suchte mehrmals auf Ferry gestoßen bin!
MIr hat das Interview wirklich sehr geholfen. Ich mache nämlich auch melodische Tracks und frag mich da immer, wie man denen mehr Fülle geben kann! Weniger ist mehr =)

Marcel Fink
Marcel Fink September 2004
gut gut
schön mal was andres zu lesen ;)

METRO Project
METRO Project September 2004
sauber
echt gutes interview.muss man erstmal in aller ruhe so hinbekommen.vor allem dann wenn kaum zeit ist und man etwas aufgeregt ist.warste doch bestimmt oder?^^

weiter so....

mfg
DJ METRO Project

PS:@ KLOPFGEISTER: wie meint ihr das das der zu sehr nach store and forward klingt?^^

Kracha
Kracha September 2004
Danke dir Marat für das Interview,es it schön zu lesen das ein "großer" Dj wie Ferry beim Produzieren auch seine kleinen We-Wechen hat ;)

Dieses Interview hat mir wieder mal gezeigt, das es nicht nur Spaß macht zu "produzieren" ,sondern das es sich auch lohnt am Ball zu bleiben.

*träum* Einmal auf soner Party sein, aber hinter den Tables, dass muss das größte gefühl der Welt sein ;)

P.S. Du hast echt spitze Fragen gestellt!!! Weiter so!!!!

Gruß Alex

db
db September 2004
schadööö das die leutz immer nicht wirklich klar aussagen können, WIE sie WAS und mit WAS machen.^^

*daumenhoch* 4 Marat

cotoyomi
cotoyomi September 2004
gutes interview
rundum gelungenes interview mit wirklich interessanten aussagen!

weiter so!

cotoyomi

van de Traxx
van de Traxx September 2004
überrascht
das man hiernach Pvd wiede rmal überrashct wird!!

Weiter so nd Kompliment an den Herrn Schacht hehe

Modwheel
Modwheel September 2004
lob
Echt klasse Interview .... irgendwie hat niemand ne Gesangskabine :)

createt scream
createt scream September 2004
Schönes Interview ,die richtigen Fragen gestellt und einfach klasse gemacht, Marat ;)

DJ Wamtraxx
DJ Wamtraxx September 2004
:-)
Ich war selber auf der nature und hab mir vorne eine signatur abgeholt =). Ist richtig cool drauf der ferry und das Interview hat meine Meinung bestätigt.

MfG Wamtraxx

Ehemaliger Account
Ehemaliger Account September 2004
fett
danke dir marat! find ich klasse!! :D


von  Redaktion am 09.09.2004
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