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MyOwnMusic

Various  Magazin

Unten, am Fluss...

Interview mit schifferdaddy
Unten, am Fluss...

Hallo Claus, ersteinmal danke dafür, dass du dir dir Zeit für uns genommen hast.
Erzähl uns ein wenig über dich.


Mein richtiger Name ist Claus Wittenberg. Bin in einer absoluten Beamtenfamilie aufgewachsen. Geboren in Bielefeld am Teutoburgerwald. Ich bin seid 10 Jahren geschieden und habe 2 gute Kinder. Zur Zeit lebe ich mit meiner neuen Liebe auf einem grossen Bauernhof in Lübbecke am Wiehengebirge.


Dein Artistname hier auf MoM lässt eher ein Hausboot als einen Bauernhof vermuten!

Ich spiele leidenschafftlich gern Schifferklavier. Da hab ich es noch nicht so sehr weit gebracht. Mit 14 wollte mich ein Frachtschiffkapitän anheuern (Ich war ewig an den Flüssen Schiffe gucken und Music machen und so) Der hat so gar bei meinen Eltern vorgesprochen und um Erlaubnis gebeten mich anheuern zu dürfen. War, wie gesagt, erst 14. Na ja, was die gesagt haben, kannste dir ja vorstellen. Lern was Ordendliches Bla BLa
So hab ich mich weiterhin an Flussläufen rumgetrieben. Mit der Klampfe und dem Schifferklavier. Mit 43 oder so war mein Sohn bei mir und wir haben Music gemacht, er Gitarre, ich auf meiner Quetsche. So taufte mein Sohn mich auf den Namen Schifferdaddy, der mich dann auch sehr an meine Sehnsucht erinnerte mal zur See zu fahren. Leider nix von geworden. Aber dafür hab ich zwei tolle Kinder.


Wann und wie hast du zur Musik gefunden?

Das ist eine eigentlich lange Geschichte. Angefangen hat sie, da war ich 6 Jahre alt. Ich war lange bei den Nerother Wandervögeln, sowas ähnliches wie die Pfadfinder, nur ein bisschen härter drauf. Auf jeden Fall hab' ich da die Wanderklampfe kennengelernt und auf einer wirklich ganz einfachen Gittarre meine Griffe gelernt. Mein Bruder hat auch angefangen Gitarre zu spielen, hatte aber bessere Connections als ich. Er war 2 Jahre älter.


Wie haben sich diese besseren Connections ausgewirkt?

Der war absolut frühreif, hatte immer tolle Tussis und ich hing irgendwie daneben, weil ich schon 13 war und aussah wie 10. Er bekam mehr Geld von Mutter, um sich Platten zu kaufen, die damals recht teuer waren. Jonny Winter hat er geübt bis zum Umfallen. Er hat einfach mehr Leute gehabt, die ihm dann weitergeholfen haben. Deswegen bin ich heute so verdutzt, dass er meine Music und meine Gitarre besser findet als seine eigene. Gelernt ist gelernt, Gefühl ist Gefühl.


Kannst du dich noch an deinen ersten "Gig" erinnern?

In der Schule, da war ich 8 Jahre alt. Ich hatte unterrichtsfrei bekommen und musste in sämtlichen Klassen vorspielen auf meiner alten Wanderklampfe, das war in den 60ern, "Let it be", von den Beatles auf ungemein harten Stahlsaiten, bis mir die Finger bluteten und ich Lampenfieber, Musik und Gitarre am liebsten in die Ecke gefeuert hätte.


Du hast aber nicht aufgegeben.
Wie ging es weiter mit der Musik?


Mein Bruder und ich haben dann in mehreren Bands gespielt. Die 70er halt, Club-Music, Jugendzentrum und ein paar Konzerte mit Neuro 2, einer echten Kultband der Zeit. Ich machte Percussions,  Bongo und so, auch mal Schlagzeug, variabel eben. Dann kamen standardmässig Ehe und Familie, Kinder und so weiter. Mein Bruder machte Tanzmusik und ich hab mich mit meiner Klampfe in die Wälder und an die Flüsse verzogen, um dort meine eigenste Musik zu machen, nur für mich. Und so is' das auch geblieben, 30 Jahre lang.


Wo würdest du dich musikalisch am ehesten einordnen?

Eigentlich überall. Musik ist gut. Es gibt eigentlich keine schlechte Musik, egal aus welcher Richtung sie kommt. Ich bin eher ein Träumer, der sich ausdrückt und versucht, Gefühle loszuwerden. Der Blues liegt mir allerdings am ehesten, da kann ich in allen Variationen meine Gefühle interpretieren. Von tottraurig über lustig bis ins Ironische sind die Facetten dort. Ganz einfach gesagt: Ich mach Musik des Augenblicks, grad so wie ich fühle.


Was ist deine Intention Musik zu machen?

Musik ist für mich meine Sprache. Eine Sprache, die im Grunde jeder auf dieser Erde versteht. Es gibt kein effizienteres Mittel, um anderen zu sagen, auch ohne grosse Worte, was gemeint ist. Das ist ein bisschen wie mit Esperanto, jeder versteht jeden, egal woher er kommt, egal was er in dieser komischen Welt darstellt. Musik macht gleich. Musik macht verständlich. Sie sagt einfach unheimlich viel über den Menschen aus, der sie macht oder hört. Ich mache Musik, um mich verständlich zu machen. Mein Bruder, technisch soviel besser als ich, hat "seine Musik" verloren. Andere zu unterhalten, mit Musik, die man eigentlich nich' mag, ist zwar gut fürs Portemonei, aber nich' so gut für die Seele.


Mit deinem Brudser hast du also heute musikalisch nichts mehr zu tun?

Mit meinem Bruder habe ich so gut wie gar nichts mehr zu tun, hat familiäre Gründe. Seine Musik ist verkommen zum Geldverdienen und zum Unterhalten. Gott sei Dank bin ich nich' diesen Weg gegangen. Er hat mir mal gesagt: "Es kotzt mich schon an, wenn ich das machen muss, aber der Rubel muss rollen". Ich hab mir die Liebe zur Musik nicht nehmen lassen und das ist auch gut so.


Wie steht es mit deinem Sohn, der macht doch auch Musik und ist ebenfalls hier auf MoM vertreten.
Konntet ihr beiden mal musikalisch zusammenfinden?


Wir versuchen es ab und zu. Andy versucht jetzt auch eine Band aufzumachen und da ist der Altersunterschied doch schon ein wenig zu gross geworden, dass ich mich da einmischen sollte. Auch in der Music geht jeder seinen Weg, und ich habe versucht, dass er sich nich soviel in meine Richtung bewegt, um mich eventuell noch nachzuahmen. Das ist fatal. Was ich überhaupt nicht leiden kann, ist nachgespielte Music. Hört sich immer irgendwie Schei-- an. Wenn ich da so manche Remakes höre, grausam einfach grausam. Ich werde so lange warten, bis er ein richtig gutes eigenes Stück hat und ihn dann fragen, ob ich da etwas zu beitragen kann. Ich hoffe doch, dass er tausendmal besser wird, als ich das bin.


Wie lange bist du schon auf MoM vertreten und was bedeutet dir diese Plattform?

Mein Gott, schon lange. Ich glaub', angefangen habe ich hier unter dem Namen Witti. Da war die Plattform grad erst am Anfang. Ich fand das so toll, dass ich endlich mal ein Feedback von Leuten bekam, die mich gar nicht kannten. Meine Musik war gar nich so schlecht, bekam auch einige Punkte, bis mir dann eines Tages ein "Reviever" sagte, er hätte keine Lust mehr, meine scheiss Aufnahmen zu bewerten. Da war ich tottraurig.


Das scheint dich aber nicht aus der Bahn geworfen zu haben...

Also es ging wieder raus aus MoM, meine Technik ein wenig verbessert, Geld ausgegeben, alles für MoM. Ich wollte das nun wissen, ob ich wirklich so scheisse bin. Dann bin ich wieder neu gestartet, hab' mich halt von so einem Review nich' unterkriegen lassen. Mit Erfolg. Es gab wirklich einige Leute, die meine Musik, mag sie manchmal auch noch so schräg sein, verstanden haben und auch mögen. Musik ist halt ein Hobby von mir und ich bin immer glücklich wie ein Schnitzel, wenn ich auch nur einen in seinen Gefühlen berühren konnte. MoM ist eine wirklich spitzenmäßige Plattform, auch für alle, die Kontakte und Freunde finden wollen!!! Ich bin da allerdings mehr der Eremit. Wer hat richtige Freunde? Wenn du einen im Leben hast, kannst du dich wahrhaft glücklich schätzen.


Welche Dinge, außer Musik, sind noch sehr wichtig für dich?

Die Kinder, die Frau, die ich liebe, alles im Lot zu haben, wenn' s mal Scheisse wird. Mein Hund, unser Oma und dass ich nicht so alt werde, um von anderen abhängig zu sein. Vor allem wäre es mir ein Anliegen, dass die Welt wieder Werte lebt.


Gut, Wertvorstellungen gibt es viele, welche liegen dir denn am Herzen?


Da stellst du aber Fragen. Ich bin 49 und in einer Familie aufgewachsen, die alles andere als toll war. Habe aber auch schon anderes gesehen. Und das meine ich, Familie leben können. Papa holt die Kohle ran, Mama bleibt zu Haus und kümmert sich um alles, vor allem um die Kinder. Hab ich selbst schon gemacht. Das ist ein richtiges Unternehmen und nicht einfach nur arbeiten gehen. Ich bewundere die Frauen, die das heute noch schaffen.
Ja, so zu leben, wie es seit tausenden von Jahren gemacht wurde und funktionierte. Respekt vor den Leuten, die alles aufgebaut und uns hinterlassen haben. Auch mal wieder Respekt haben dürfen vor Lehrern, vor den Leuten, die uns regieren, was, muss ich gestehen, auch mir nicht mehr möglich ist. Was das alles betrifft, einfach die Uhr um 45 Jahre zurückdrehen.


Auf deiner Seite hier gibt es ein paar Fotos. Du fährst Motorrad?

Nun, schon lange nich' mehr. Hab mal 'nen richtig schönen Bock gefahren. Familie u.s.w. machten damit aber Schluss. Meine Fleppe bin ich los seit 10 Jahren, hab' aber auch keinen Bock mehr auf 'ne Neue. Viel zu teuer und wozu? Um schneller zu sein als all die anderen? Ich fahr 'nen richtig gut friesierten Roller mit allem drum und dran. Hab 'nen Anhänger in den zwei grosse Kisten Bier passen und fahre bei jedem Wetter. Ich lach einfach über die Schönwetterbiker, die nich' wissen, wie sie ihren Bock bei 15 kmh und Glatteis auf der Straße halten sollen.


Mit deiner Antwort hat sich dann ja meine Frage nach deinem Lieblingsgetränk erledigt ;)
Oder doch nicht?


Klar. Alter Pils ist der Hammer.
HAU WECH DIE KACKE.



Dann prost und vielen Dank für das nette Gespräch.

KEEP SMILE

Michael -mice- Herrmann
im Dezember 2006
für
MyOwnMusic


Kommentare

mice
mice März 2012
tja, claus,

nun hast du dich verabschiedet aber nicht, ohne uns deine werke zu überlassen. wir werden sie nicht in vergessenheit geraten lassen und damit auch dich in guter erinnerung behalten. ich danke dir für die vielen netten gespräche, deinen humor und deine musik. lass es dir gut gehen - hoffentlich unten am fluss..

dein kumpel, der olle mice

Angelbachtaler
Angelbachtaler August 2007
Hi Claus,
ich habe nach dem Interview das Gefühl, Dich recht gut zu kennen. Sehr ehrlich und ohne Plattheiten, dafür rauh und ungeschliffen.
Da kommt der Typ zur Musik und umgekehrt - ein echter Rock`n Roller und Bluesman.
Eine Lebensgeschichte so nebenher und das sehr authentisch.
Ein Genuß !

Gruß !
Oliver

Woody Stock
Woody Stock März 2007
Das ist Claus,
offen, ehrlich und echt.
Für mich müssen Männer so sein.
Schönes Interview, das uns allen den Schifferdaddy näher bringt.
Gut gemacht.
Danke dafür.


von  Deep Receive am 23.12.2006
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