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Various  Magazin

Soundtrack für die ruhigen Stunden

Vorgestellt: Jiavu
Soundtrack für die ruhigen Stunden

Relaxmusik im besten Sinne ist das, was Jiavu für die Hörer zu bieten hat. Der Grad an Vielseitigkeit bei gegebener Professionalität verleitete mich dazu, tiefer in die musikalische Welt von Jiavu vorzudringen, mit einigen Entdeckungen, aber auch Feststellungen. Zuallererst: Entspannen! :) Jan-Patrick Tyra:Schon zu Anfang, seit ich im Alter von 7 Jahren anfing, Klavierunterricht zu nehmen, habe ich viel nach Gehör gespielt, versucht, Melodien am Klavier umzusetzen und mit ihnen zu experimentieren. Noten mochte ich nicht besonders, und so habe ich die Stücke, welche ich im Klavierunterricht gelernt habe, schnell auswendig gelernt. Meine Klavierlehrerin gab einen klassischen Unterricht. Dieser war ziemlich locker, meine Klavierlehrerin alles andere als streng und disziplinierend. Besonders mochte ich die Gelegenheiten, als meine Klavierlehrerin im Klavierunterricht bei den Klavierstücken für 4 Hände die Begleitung spielte und Freiraum für eine Improvisation (bzw. Variation einer vorgegebenen Melodie) gab. Mit ungefähr 16 Jahren hörte ich viel Rock (Hardrock, Punk) und Reggae und fand sogar ein paar Leute, die wie ich an der Gründung einer eigenen Band interessiert waren; auch fand sich ein Proberaum, die bekanntlich schwer aufzutreiben sind. Die Besetzung der Instrumentalisten der ‚Band‘ änderte sich jedoch ständig, die Leute kamen und gingen. So würde ich eher von Bandprojekten sprechen, in denen ich als Gitarrist wie auch als Keyboarder tätig war. Anfangs spielten wir Stücke nach, wobei wir manchmal den Stil veränderten. Später habe ich für meine Bands Stücke arrangiert, ein paar eigene Texte geschrieben und so ein paar Songs für die Rockbandbesetzungen komponiert. Oftmals musste ich beim Arrangieren didaktisch reduzieren oder Parts umschreiben und anpassen, da zum einen neue Ideen die Songs ausgestalteten und zum anderen meine Bandkollegen ab und zu Schwierigkeiten mit der Umsetzung hatten. Einen besonderen Wert haben auch diverse Sessions, die ich in der Blüte meiner Jugend mit meinen Freunden hatte – ob mit akustischer Gitarre unter nächtlichem Sternenhimmel oder im Bandübungsraum – oft gab es sehr kreative Momente, in denen spontan ein Gesang mit Text improvisiert wurde, oder es wurde stundenlang abwechselnd auf dem Instrument improvisiert. In der Schule besuchte ich den Musik-Leistungskurs, in dem ich später auch meine Abiturprüfung absolvierte. Ich bekam in diesen Jahren auch zunehmend neue musikalische Einflüsse. Hinzu kam Musik mit elektronischen Elementen, und ich bekam das Bedürfnis, mich noch mehr musikalisch zu entfalten und neue Elemente in meine Stücke einzubauen. Die Möglichkeiten in meinen Bandprojekten waren leider ziemlich begrenzt. Ich wollte fehlerlose Darbietung und vollen Klang und Musik, bei der ich jedes Instrument selbst bestimmen konnte. Ich wollte Songs produzieren, wie man sie von erfahrenen Musikern zu hören bekommt. Wenn möglich als Mischung von Elektronischem und Natürlichem. Mit fetten Beats. Düster und melancholisch. Nachdenklich. Jetzt hören:
Sollte sich die Frage stellen, mit welchem Track von Jiavu idealerweise begonnen wird, so wäre als Empfehlung zu nennen: Straight back! Darin komprimiert sind nahezu alle bisher zu entdeckenden Aspekte der Musik von Jiavu, beginnend mit dem akzentuierten und doch eingängigen Klavierspiel, weiter die süßen Melodien synthetisierten Ursprungs, die per Delay gesprenkelten Hintergrundsounds, die auf das wesentliche reduziert arbeitenden Streicher und natürlich auch die druckvollen, aber keineswegs treibenden Beats. Alles vereint ergibt in diesem Falle ein schön verdichtetes, mitreißendes Stück Easy Listening eher urbaner Prägung, träumerisch stimmend. Jetzt hören:
Wie tröstlich es sein kann, auf einsamen Pfaden die richtige Musik bei sich zu haben, davon kann man sich mit Lonesome Ways überzeugen. Mit einem verträumt angeschlagenen Epiano, dezent zum Einsatz gebrachten Streichern und einem famos lässigen Drumwork geht die Reise ins Ich von statten, immer mal wieder pariert von nicht minder dezenten delayed Synthsound-Krümeln. Das wirklich nachdenkliche Thema wird im Verlauf des Tracks mit Unterstützung des restlichen Arrangements variiert, differenzierter herausgearbeitet und harmonisch erschöpfend bearbeitet, ohne bei neuerlichem Beginn des Tracks an Authentizität verloren zu haben. Jan-Patrick Tyra:Meine eigenen Stücke, die ich unter dem Interpreten-Namen Jiavu der Öffentlichkeit preisgebe, sollen zur Nachdenklichkeit und zum Sinnieren bewegen, Schmerz, Trauer, aber auch Euphorie und andere Gefühle des Glücks anregen. Ich möchte mit meiner Musik meine eigenen Gefühle zu einem Ausdruck bringen und wahrscheinlich auch kompensieren. Ich denke, die leidenschaftlichen Musiker unter uns wissen, was ich damit sagen will. Ich hatte selbst auch die ein oder andere depressive Phase und eine Vorliebe für Düsternis und Untergangsstimmung, oder sagen wir lieber Melancholie. Musik half mir dabei, mich selbst kennenzulernen. Die Stücke, die letztendlich bis jetzt zustande kamen, hatten etwas an sich, was ich selbst anfangs nicht erwartet hätte, und ich muss gestehen, dass ein paar Lieder im Ergebnis doch anders klangen, als beabsichtigt. Ich bemerkte im Schaffensprozess auch die Hoffnungsschimmer in den Liedern, anscheinend fiel es mir doch nicht so leicht, ausschließlich traurige Lieder zu komponieren. Jiavu. Ja, das ist Nachdenklichkeit. Mit den Händen über die letzten Möbel in der alten Wohnung zu fahren, leisen Abschied zu nehmen. Viele Stücke zelebrieren vor dem inneren Auge den Blick in die eigene Vergangenheit. Spürbar melancholisch streichen die Noten über die Erinnerung, ein sanftmütiges und etwas trauriges Aufgehen im Singsang des Klaviers bekräftigen dies. Kommt jenes zum Einsatz, sind es seltener die groovy Moments, als vielmehr der trockene Hall des über die Jahre leicht verformten Resonanzbodens. Und so, wie der Indian Summer als herbstlicher Farbenregen nach und nach die schleichende Entkleidung des Waldes darbietet, summt man diese Melodien inneren Mauern zum Trotz bald in sentimentaler Natur, bald verträumt im Angesichte seiner selbst. Verhaltene Anleihen an klassische Musik romantischer Prägung, wie sie auch durch die oftmals stark zurückgehaltenen Einsätze von Streichern und anderem Begleitwerk zum Ausdruck kommen, kulminieren bei Jiavu in eine zeitlose Form der Filmmusik, die etlichen Komponisten einen Namen brachte. Und während heute HDTV für einen Markt von bombastisch orchestrierten und vor komprimierter Dynamik triefenden Produktionen zum Massenkonsum steht, erreicht die intime Musik, die allein der Person und nicht dem Pathos gewidmet ist, ihre letzte Wirkstätte: den Herbst, den ruhigen Sonntag, den Moment der Stille, für sich selbst. Genau da findet man Jiavu. Ohne überzogenes Anspruchsdenken, als Beginn eines inneren Dialogs, da zieht es seine Musik hin. Da wird sie greifbar. Jetzt hören:
Nicht umsonst ist einer der stärksten, bisher veröffentlichten Tracks - Drowned out by November - eine Ode an den November; belebend, aufgewirbelt und doch so fein verästelt, dass man sich gedanklich kaum zwischen Schwermut und hoffnungsvoller Emotionalität entscheiden will. Aber auch die nicht geringe Zahl an Klavierstück(chen) bieten dem Hörer einiges an Wärmefutter für den Herbst. Jan-Patrick Tyra:Meine ersten Versuche der computergesteuerten Musikproduktion mit einer Software unternahm ich mit ungefähr 17 Jahren mit Fruity Loops, wobei ich dies eher noch aus Experimentierfreude und mit wenig Ernst tat. Die erste so entstandene Produktion war eine Art Breakbeat-Goa Song, bestehend aus größtenteils vorgefertigten Synths und Samples, trotz all dem jedoch sehr individuell. Ich würde sagen, dass die Herangehensweise, das Sequenzieren und die zur Verfügung stehenden Mittel das Genre der Produktionen mit Fruity bestimmten, womit ich sagen will, dass Techno, Goa oder vielleicht Hiphop nicht diejenigen Stile sind, in denen ich mich verwirklichen wollen würde. Für mich haben solche Ausflüge eher eine Spaßdimension, und man sollte ja auch nichts unversucht lassen. Mit Cubase hatte ich noch mehr Möglichkeiten, meine Einfälle umzusetzen, und bis dahin hatten sich auch schon einige Ideen angesammelt, die ich sofort umsetzen wollte und dies auch tat. Ich beschaffte mir also das Nötige (vor allem eine MIDI-Verbindung ist eines der wichtigsten Mittel, da ich vieles über die Klaviatur einspiele). Es kam eine Zeit, in der ich meine Gitarre etwas vernachlässigte und zu meinem Keyboard und das Klavierspielen zurückkehrte. Abends traf ich mich mit Freunden, um am Computer Sound zu machen. Es war mehr eine Freizeitbeschäftigung, die hauptsächlich Spaß machen sollte, jedoch sind auch durchaus interessante und meiner eigenen Einschätzung nach musikalisch niveauvolle Stücke entstanden, Songs mit Humor, Gesellschaftskritik, Parodie, derweilen auch mit Poesie und Metapher (‚Unzucht im Garten‘). Aus dieser Art von Freizeitbeschäftigung sind die beiden Musikprojekte Two Brains und Airmoles entstanden. Sollte das Erfreuliche an der Entdeckung der Musik Jiavu in kurzen Worten zu fassen sein, dann wäre es sicher das unmittelbare Aufeinandertreffen trauriger und fröhlicher Klänge, die authentische Fortentwicklung musikalischer Themen hin zu einem Soundtrack des Lebens. Ob Straight Back oder Lonesome Ways, selten wurde man so unaufgeregt und doch leibhaftig mitgerissen. Jiavu ist, wenn man an kalten Wintertagen die Arme von sich streckt und sich mit tiefen Zügen kalte Luft in die Lungen drückt, die Wintersonne betrachtet und sich bald der Vielfalt des Lebens freut. Jiavu ist, auch ganz ohne Anlaß abends ein paar Kerzen im Raum zu verteilen und sich im flackernden Widerschein Träumereien hinzugeben. Und nicht zuletzt ist Jiavu, einfach aufzustehen, sich beschwingt den Dingen des Alltags zuzuwenden und eine leise Freude über das Sein mit sich zu führen. Jan-Patrick Tyra:Nach der Schule fasste ich den Entschluss, Musik zu studieren. Ich bereitete mich auf die Aufnahmeprüfungen vor, bestand u. a. in Oldenburg und fing an, dort zu studieren, bis vor kurzem allerdings auf Lehramt. Ich bekam Instrumentalunterricht in Klavier und Gitarre und eignete mir im Rahmen des Studiums u. a. Jazzharmonielehre, etwas Ensembleleitung und Angewandte Musiktheorie an und fertigte ein paar Produktionen und eine Komposition für ein Jazzensemble an. Zu den Produktionen zählen ein visualisiertes 40-minutenlanges-Mixtape mit dem Thema „Vier Jahreszeiten“, die Komposition einer Filmmusik zu einer Kriegsszene und ein Musikvideo zu meinem Song ‚Straight Back‘ (Lichtfänger, siehe Youtube). Im Instrumentalunterricht holte ich Defizite auf (vor allem in Gitarre, die ich mir autodidaktisch beigebracht habe) und lernte neue Stücke; insgesamt erweiterte ich meinen musikalischen Horizont so gut es ging. Die meiste Zeit habe ich im Klavierunterricht Jazz gespielt. Ich bin derzeit dabei, meinen Bachelor abzuschließen und beginne nächstes Semester mit dem Master of Integrated Media. Jetzt hören:
Hat man erst einmal die wesentlichen Bestandteile der Entspannungsmusik Marke Jiavu identifiziert, fällt auf: an manchen Stellen gibt es durchaus noch Entwicklungspotenzial. So ist das Spiel der Streicher manchmal noch recht statisch, es fehlt an Lebendigkeit. Gleichzeitig sind wenige Kompositionen an manchen Stellen seltsam leer, es fehlt noch, etwa bei New Blue Morning, an einer sorgfältigen und kreativ bis ganz zu Ende geführten Ausarbeitung; stattdessen stagniert der melodische Aufbau auf Trittbrettfahrer-Niveau zum Beat. Jetzt hören:
Definitiv kein Mangel, sondern rein die Frage der Kreativitätsphilosophie ist die gehäufte Einbettung ein und desselben bzw. ähnlichen Arrangements in einer Vielzahl von Tracks. Einerseits entsteht beim Hörer ein klarer Wiedererkennungswert für den Sound von Jiavu, im anderen Sinne entzieht sich bei Tracks wie etwa Road To Destination so manch originäre Idee ihrer verdienten Aufmerksamkeit durch einen Eindruck von "dem selben Tran". Als Produzent und Arrangeur von Musik erhebt Jiavu dafür nur Anspruch auf stilistische Geradlinigkeit, wenn es um Filmmusik geht. Seine Ambition geht dahin, sich einem Stück mit voller Aufmerksamkeit zu widmen und dieses in sich geschlossen auszugestalten. Hört man bewußt quer, ist zwar alles mehr oder weniger eingängig, mitnichten jedoch "nur" Gattungsmusik. Eine weit ausgebreitete Spielwiese, auf der von Soundtrack bis Lounge eine beachtliche Wegstrecke musikalischer Grundlagenbildung offenbar wird, verlängert sich kopfnickend in trippiges Terrain, und das sogar recht häufig. Avantgarde ist hier zwar eher seltener zu finden, dafür schaffen solides Handwerk und ein kreativer Geist mit dem gewissen Witz sehr hörenswertes und entspanntes Liedgut, Marke Jiavu. Für die experimentelleren Ausbrüche lohnt sich ein Besuch des Gemeinschaftsprojekts "airmoles" mit Matthias Buhrow, denn dort erwartet einen nicht weniger als der gelungene Clash völlig konträrer Stile.. leider nur knapp im Angebot. Jan-Patrick Tyra:Ich nehme die Musik und meine eigenen Produktionen mittlerweile sehr ernst. Zum einem experimentiere ich gerne, auf der anderen Seite habe ich aber auch die Ansätze, die als musikalischer Einfall, als Idee oder Inspiration feststehen, Songs, die nicht anders klingen dürfen, als im Vorhinein beabsichtigt. Ich arbeite auch an der Art von Songs, bei denen man sich ein paar Vorgaben festlegt. Zum Beispiel beabsichtigte ich in einer Produktion einen Popsong mit Strophenform, Streicherquartet, Jazzharmonie, Jazzdrums, das Thema sollten Liebe und Abschied sein, und die Produktion sollte innerhalb ein paar Tagen zusammen mit einem Freund (Two Brains) fertiggestellt werden. Bis auf eine Gesangsstimme, die letztendlich leider noch fehlt, ist was Gutes daraus entstanden, wie ich finde; ein ‚Traum von Treue‘. Bei Herangehensweisen dieser Art prägt sich zeitweise ein nerviges Laster bei mir aus: mein Perfektionismus. Dieser kann sehr hinderlich sein, wenn man mit Zwischenergebnissen unzufrieden ist oder nicht das bekommt, was man haben will. Ein Perfektionismus der Art, bei dem es nur eine Möglichkeit geben kann, wie das Stück klingen soll, auch wenn sie noch nicht gefunden ist oder als Idee existiert. Aus dem Grund habe ich so viele Anfänge und unvollendete Musikstücke, bei denen mir die Eingebung fehlt; Einfälle, die nur darauf warten, ausgestaltet zu werden. Allerdings sehe ich auch, dass es ganz gut sein kann, wenn die Stücke etwas ruhen. Gräbt man sie wieder aus, fällt einem vielleicht eine interessante Zutat ein, oder das Werk findet seinen Weg zur Vollendung – Gutes braucht manchmal seine Zeit. Seit zwei Jahren interessiere ich mich für Filmmusik und für die dort eingesetzten instrumentalen, natürlichen und synthetischen Klänge. Mitunter also auch Orchestermusik. Derzeit versuche ich mich in Orchesterkomposition und erweitere mein musiktheoretisches Wissen so gut es geht, versuche also, mich in Komposition fortzubilden und dabei auch den großen Filmmusikkomponisten auf die Fährte zu kommen. Ich strebe eine intensivere Tätigkeit als Musikschaffender an und hoffe, dass man mich einmal als ein solcher benötigen wird. Im Dezember 2008 gründete ich mit ein paar Kommilitonen ein kleines Filmmusikorchester (Ol-Pops-E.V.); ist zumindest schon mal ein kleiner Ansatz. Aber ich bin insgesamt sehr optimistisch und denke, dass ich in den letzten Jahren einiges an musikalischen Qualitäten gewonnen habe. Egal, was künftig kommen wird, man kann sicher sein, dass es keine unbedachten Schnellschüsse werden, die all zu hastig im Boden versickern. Man darf sich freuen, auf Musik mit einem gewissen Charme, auf Geschichten aus dem Leben, auf ein tragendes Beet von wohltuenden Klängen. Auf Highlights. Jan-Patrick Tyra:Ich habe mich schon immer sehr für Musik im Allgemeinen interessiert und war stets offen für neue, mir noch unbekannte Musik. So konnte ich viele Einflüsse sammeln, und ich würde von mir niemals sagen, dass ich eine bestimmte Musikrichtung mag. Meine Präferenzen sind temporär, und so auch die Ausrichtung meiner eigenen Musik.

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von  Redaktion am 20.09.2009
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