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Abgründiger Frohsinn

Vorgestellt: Alone-with-my-Klavier
Abgründiger Frohsinn

Alone-with-my-Klavier, mit bürgerlichem Namen Helmut Hillegeist, ist ein Phänomen.

Seit bereits sieben Jahren lässt er die Hörer in regelmäßigen Abständen an neuen Stücken teil haben, denen allen eins gemein ist: Sie alle sind Piano Soli, von ihm komponiert und eingespielt. Nicht ein bißchen Promotion geht ihm von der Tastatur, sobald ein neues Stück seinen Weg ins Netz findet, kein Wort über Planungen die Musik betreffend; und auch scheint er nicht zu denen zu gehören, die sich über Gebühr zu ihrem Musizieren erklären wollen und sonstwie über andere Musiker, die Welt und das Wetter äußern. Und man lernt selten genug Musiker dieser Fasson kennen, die mit ihren Stücken derart viel prosaische Kraft aufbringen, dass man stets aufs neue einem Erzähler gegenüber zu sitzen meint und sich mit jedem Stück ein weiteres Kleinod an musikalischer Erzählkunst auftut.

Was ist dies mit seiner Musik?

Die Musik fordert, sie springt; sie fordert einen mit aller Leichtigkeit und bebt zugleich vor Überzeugungskraft, mit all der spielerischen Sicherheit, die in den sprunghaften Wechseln zwischen eher gedankenverlorenen und wiederum sehr fröhlichen Themen zu spüren ist. Es ist Musik für Zuhörer, dem vagen Moment, ob sie als solche denn tauglich ist, längst entwachsen, dank der überzeugenden und mithin virtuosen Spielweise des Komponisten und Interpreten, Helmut Hillegeist. Schleicht sich nichtsdestotrotz so hier und da ein Gefühl von Rastlosigkeit ein - als ginge es um das reine Konservieren -, kann sich die Vielfalt und Kraft der Kompositionen im Allgemeinen recht locker über jene Restzweifel an der weniger musikalischen als spielerischen Intension des Herrn Hillegeist hinweg bewegen.

Was es genau ist, womit die Musik von Alone-with-my-Klavier begeistert, scheint nicht so einfach zu beschreiben zu sein; klar ist nur, dass es nicht wenige der geneigten Hörer sind, die sich mit seiner Musik in ein prächtiges Gewitter an Assoziationen begeben, geradezu berauschen lassen, und scheinbar doch ganz leicht aus der Musik entlassen werden.

Irgendwann, nach einigen dutzend der in sich geschlossenen Stücke, meint man, es mit einem neuzeitlichen, musikalischen Dekameron zu tun zu haben, denn nichts anderes ist das vorliegende Oeuvre: eine Sammlung von musikalischen Novellen, eingespielt mit volkstümlich beschwingten, einer gewissen Schlitzohrigkeit nicht entbehrenden Klaviertönen. Frisch wie eine Hundertschaft von Düften des Frühlings, frei wie ein Taugenichts, der nach Joseph von Eichendorff ganz ohne Habseligkeiten und unnötigen Verstands durch die Lande zieht. Gleichzeitig so manches mal von Poesie durchzogen, dass es gar in die Manie rüberreicht, gleich einer Fürstin von Campobasso, die nach Stendhal in ihrer Gefühlswelt durcheinander gewirbelt wird und manche Himmelsfreude erlebt und manch kleinen Tod stirbt.

Überhaupt sind viele Stücke von literarischen Lust- und Trauerspielen kaum zu unterscheiden, sodaß man meinen muss, Herr Hillegeist hat sich schlicht in der Zeit vertan und wäre in der Blütezeit der Romantik ein nur zu gern gesehener Pianist gewesen. Doch oder gerade auch heute besitzt seine Musik genau diese strahlende Korona, mit der sie in allen Tönen und Lagen die Hörer zu bannen weiß. Man sitzt davor, lauscht, vernimmt und folgt, wie die Knospen der Tonalität ein ums andere Mal in diverse Szenerien erblühen, mal ratlos, mal schwingend, mal gerührt und mal fasziniert. Und es ist nicht so sehr die stilistische Gratwanderung, unterfüttert von den ständigen Wechseln, sondern der abschüssige Fortlauf, in den die musikalischen Dialoge einen führen - eben wie eine kleine Geschichte, deren Tiefen und Untiefen einnehmend und mitreißend geschildert werden.

Will man noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass Helmut mit seiner Musik den Nerv der Zeit trifft, weil es diese unprätentiösen Stückchen sind, die nicht nur inspirieren und faszinieren, sondern auch einen ganz eigenen Raum schaffen, für Reflektion, für Phantasie, für Glück: man würde Recht behalten und doch daneben liegen. Denn die Musik ist zeitlos und berührt. Vielmehr ist das Volk, für das geschrieben und gespielt wird, wohl zu nervös und weit weg.

Daher kann als Fazit nur bleiben: Hören, Hinhören, verzaubern lassen.

Kommentare

Alone-with-my-Klavier
Alone-with-my-Klavier April 2012
In der Tat gut geschrieben! Hab diese Seite immer übersehen! Ein spätes Dankeschön!
Der Betroffene

Erzhauer
Erzhauer Januar 2012
Wirklich schöner Artikel.

Aldrago
Aldrago Juni 2009
Echt super geschrieben, absolut interesant, passend zum Künstler!


von  Redaktion am 13.06.2009
Aufrufe  22259



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