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Pop  Magazin

ILLOyal (NAN Rec.)

Interview mit ILLOyal (NAN Rec.)
ILLOyal (NAN Rec.)

Drecksmann: Dann lassen wir mal Bergüßungsformeln beiseite und starten direkt durch. Was hat Dich bewogen mit Rap anzufangen? Ich hoffe keine Antwort von Modebegründungen zu bekommen:

Illoyal: ich habe mit etwa 14, also vor drei jahren eine starke selbstfindungsphase gehabt. ich hatte ne phase als metaller hinter mir, konnte und wollte allerdings dank verschiedenen faktoren nicht voll dahinterstehen. war ich ohnehin von kleinauf (ab ca. dem 5ten lebensjahr) mit hiphop aufgewachsen, damals beispielswiese den fanta 4, später dann obligatorischerweise mit 2pac und dergleichen, kam noch großes interesse an rock jeder art sowie bis heute sehr intensiv liebe zum jazz dazu. so begab es sich dass ich nach dem eher unglücklichen ausflug in metalgefilde eher zufällig im sommer 2003 meinen alten freund philipp besuchte, der mir dann prompt eine selbstgebrannte westberlin-maskulin cd steckte. nachdem ich selbige den ganzen sommer gehört habe, fragte er mich, ob ich nicht lust hätte siener damaligen crew mit dem namen "pimpridaz" beizutreten. (aus der sich dann meine heute bestehende crew abc-schützen mit me$$age entwickelte)

Drecksmann: Allein die Metaller-Phase ist mal nen Lob wert ;). Aber mal zurück zum Thema: Stell mal Dein Album vor und sag mir was Dich bewegt hat, so ein Werk abseits von Klischees rauszuhauen. Kannst Du die Intention der CD in einem Grundtenor zusammen fassen?

Illoyal: ich persönlich finde es schwierig einen grundtenor für das album zu finden, da es, auch in soweit betrachtet, dass es tracks von letztem sommer bis diesen sommer beinhaltet, stimmungsmäßig uneinheitlich ist bzw der oft düstere sound entweder durch die skits oder die zwei, drei zum bouncen einladenden tracks aufgelockert wird.

Drecksmann: Kleine persönliche Zwischenfrage: Warum klingst Du textlich fast verrückter als JAW und bist so der Mensch im ICQ, der mir sagt, dass Saufen schlecht ist und nicht die logische Folge dieses Wahnsinns hier? Hab manchmal von Dir nen Eindruck, Du hasst Dein Leben im Griff. Deine CD malt und hinterlässt allerdings in meinem Hirn einen etwas anderen Eindruck.

Illoyal: ich hab mein leben größtenteils gut im griff. bin auch nicht gewalttätig. die tracks auf dem album sind größtenteils malerein auf meiner hirnleinwand, verstehste?

Drecksmann: Ja, zu gut.

Illoyal: und die perspektiven aus denen erzählt wird, sind oft nicht meine persönlichen, sondern, wie bei zB "mutterleib" drei verschiedene perspektiven

Drecksmann: Mal ne Standardfrage eingestreut: Was kommt nach dem Album? Ambitionen professionell zu werden, oder eher weiter nen Abbild Deiner Hirnleinwand für Kenner?

Illoyal: ich bin froh dass es mir gut geht und ich hab immer noch hohe moralische ansprüche stellenweise, obwohl das in den tracks anders rüberkommt....das sind meistens nur utopien

Drecksmann: Weitere Pläne? Buisness und Cash durch Rap?? :;)

Ich habe dieses Jahr mein Abitur gemacht, und werde zum kommenden WIntersemester mein Stuidum der Medienwissenschaften in Köln beginnen. Ich spiele zusätzlich seit sehr langer Zeit Schlagzeug. Da habe ich erstmal nicht die hundertprozentigen ambitionen mit rap groß raus zu kommen oder meinen lebensunterhalt zu verdienen. wenn sich was ergeben sollte, wäre es sicherlich eine erfreuliche geldquelle, weil ich einfach spaß am rappen habe, allerdings muss ich nicht mein leben darauf ausrichten. wie schon ein gewisser rapper sagte...rap ist nicht mein leben, mein leben ist mein leben. und bei näherer betrachtung der führungselite" die in deutschland von hiphop leben kann, fällt mir der gedanke innerlich schwer. andererseits freut man sich schon, wenn die musik einzelnen leuten etwas mitgeben kann bzw sie berührt. das ist eigentlich auch momentan messages und mein einziges ziel. nach dem album sind gleich mehrere projekte geplant: vorrangig ein crew-album mit me$$age, dann ein free-download-comedy mixtape, auf der ich bekannte rapper imitiere sowie eine ep mit cap eins, einem freund von mir aus leverkusen.

Drecksmann: Mir gefällt mir immer wieder Dein Talent in ironischen Parts Rappper auf die Schippe zu nehmen. Wie schaffst Du es, Deine Stimme und Intonation wie ein Chamälion umzustellen? Genie? Oder Waahnsinn?

Illoyal: hm vermutlich eher veranlagungssache.
ich konnte mich ohnehin noch nie wirklich mit der majorität der deutschen rap"szene" anfreunden, allerdings kann ich nicht abstreiten, dass sehr viele dieser rappermich enorm belustigen, und ich ihnen daher auf diese spielerische art, sei es in skits oder freestyles oder gar speziell geschriebenen parts tribut zolle.
scheint in sofern eine gabe zu sein, als dass ich scheinbar sehr schnell den stil inklusive atemtechnik und reimschemen imitieren kann. von den texten ganz zu schweigen.
ich bin ohnehin ein mensch der gern und viel lacht, besonders in komischen situationen, die mir in tracks wie eben den zahllosen "snaga situationen" oder "adler" von high society gradezu vor die füße geworfen werden, von daher verarbeite ich eigentlich nur mein umfeld. allerdings fällt es mir mittlerweile schon auf den nerv, dass menschen, die ich aus dem internet kennen in echtzeit immer nur "mach mal den pillath" oder so fordern, und dabei den ernsthaften rap den man macht in den hintergrund rücken.

Drecksmann: Abseits dieser Spaßfrage wüßte ich gern wissen, wer Deine Musik beeinflusst bzw geprägt hat. Wenn Du jetzt Fler sagst, ist hier Schicht ;)

Illoyal: der ist natprlich nicht außer acht zu lassen ;)

scherz

die allererste inspirationsquelle war damals zu beginn westberlin maskulin. mittlerweile pendelt sich das alles auf ein sehr gesundes maß an einflüssen aus amerika und deutschland ein. in amerika geben mir die def jux leute (cage, aesop rock usw.), non phixion und necro, das ganze stones throw zeug wie madlib und momentan die oldschoolheroen von kmd bis gang starr sehr viel.
bei deutschem hiphop fallen mir spontan hauptsächlich die leute ein, mit denen ich selber musik mache, also jaw und rynerrr, das EDIT-team aus berlin (gris, cryptonasen, meyah don...), me$$age, einsatz & paul supreme (hier gruß an alle), doppel punkt, jedoch auch fast das gesamte roey marquis lager (besonders absztrakkt und konsorten) ein. all die wirken nicht wirklich als vorbilder auf mich, jedoch haben die alle den goldketten- und baggyträgern sowie den hose-in-die-socken-vertretern entscheidendes voraus: sie schreiben einen text in zehn minuten, und der transportiert etwas!

Drecksmann: Worin siehst Du Deine Schwächen , wenn Du Deinen Rap sezieren müsstest? Worin liegen Deine Stärken? Und weil das so pathetisch klingt: Worin siehst Du den Sinn Deines Lebens?

Illoyal: nun ja. ich versuch mich immer so selbstkritisch wie möglich zu sehen. die schwächen sind definitiv in meinen beatbaukünsten, die meine kollegen wesentlich besser drauf haben. unfähigkeit den großteil deutschen raps zu akzeptieren ist eine weitere. ich werde ind er raplandschaft wenig verändern. ich schreibe nie ohne es hinterher aufzunehmen, das heißt nicht zehnmal täglich. dadurch gehen die texte immer extrem schnell aus der feder und ich sehe mich dann aus unerklärlichen gründen nicht in der lage, die etwas feiner zu schleifen. bei ganz schnellen tracks ist das ergebnis dann oft ein bisschen grob. am mastering könnte man sicher auch noch etwas schrauben. was mir unheimlich missfällt ist oft die kollektive faulheit die me$$age und mich während eines schreibprozesses ergreift. vielleicht ist zu wenig selbstbewusstsein gerade im rap eine schwäche, andererseits treibt mich die selbstkritik weiter voran, und verhindert dass ich mich auf meinem fetten arsch ausruhe.

stärken:

die fähigkeit in einem schreibfluss einen extrem metaphernreichen text zu schreiben, die liebe zum experiment mit wechselnden flows und reimschemen und insbesondere das fehlende selbstbewusstsein bzw die fehlende identifikation mit der aktuellen hiphopmode, dadurch bin ich im stande, rap sachlicher zu betrachten und eine in meinen augen für jeden rapper ungerechtfertigte selbstüberhöhung und arroganz zu vermeiden.

der sinn: immer eine sehr abstrakte frage, auf die meist irgendein gewäsch folgt....wie in meinem falle auch! momentan besteht er für mich darin, die sinnlosigkeit der existenz zu erkennen, gerade deshalb aber auf die erkenntnis zu scheißen und das beste aus dem leben herauszuholen.

Drecksmann: Noch weitere Grüße oder Anmerkungen?

Illoyal: ich grüße meine freunde und mitmusikanten aus leichlingen, düsseldorf, lüdenscheid, freiburg und berlin und rate allen, new era caps mit originalaufkleber zu ächten.

Drecksmann: Danke für das Gespräch.

Kommentare

mattika
mattika September 2006
das war der erste schritt zum ruhm :D
nettes interview

man sieht sich!

Törk [SynSym]
Törk [SynSym] September 2006
Brääääät! ;)

Gute diese Interview! Peasi an den neben mir sitzenden!

Kee


von  Redaktion am 21.09.2006
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