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MyOwnMusic

Pop  Magazin

....eigentlich ursprünglich!

Interview mit Eigentlich
....eigentlich ursprünglich!

die musik von eigentlich ist bei mom hinreichend bekannt. nicht umsonst ist "eigentlich" einer der beständigsten künstler unter den top-ten-artists, und hat mit regelmässigkeit immer wieder mal einen oder top-ten songs am start. wer "eigentlich" überhaupt ist, erfahrt ihr hier.

zu aller erst: welche bedeutung hat der name "eigentlich" für dich? wie kam es eigentlich zu den namen "eigentlich"? gibts da irgendetwas wissenswertes?
Nein - ich habe mir Gedanken über einen netten Namen gemacht. Und fand das Wort "Eigentlich" reizvoll. Es ist zu
einem "Füllwort" verkommen, aber es bedeutet so viel wie "ursprünglich, der Sache eigen". Fand ich passend.

wie lange machst du musik, wie lange davon am pc, bzw. mit elektronische hilfsmittel?
Es gibt diskreditierende Aufnahmen, wie mein Vater Klavier spielt und ich im Alter von 5 Jahren dazu singe. Habe mich dann allerdings standhaft geweigert, eine Musikschule zu besuchen oder Klavierstunden zu nehmen. Mein Interesse an der Musik erwachte eigentlich erst so richtig, als ich merkte, daß man damit Frauen beeindrucken kann :-) Naja, auch sonst hat es Spaß gemacht. So habe ich mir selbst Klavier und Gitarre beigebracht. Später habe ich auch nochmal zwei Jahre lang Stunden genommen. Musik am PC gibt es nun seit knapp drei Jahren. Für andere Leute zumutbare Produktionen seit etwa eineinhalb Jahren.

...von wegen zumutbar...deine songs hören sich sehr "zumutbar" an, gab es schon label-kontakte?
Hab' mich nie wirklich auf Musik konzentriert, das war immer ein Hobby. Habe früher mal in einer (mittelmäßigen) Reggae-Band gespielt - aber wir haben nie den großen Schritt zu Labels gewagt. In dem Moment, als wir richtig gut waren, haben wir uns auch schon aufgelöst.

wenn du also alleine vor deinem pc sitzt und an deinen stücken tüftels, welches equipment dürfen wir uns das vorstellen?
Ein Athlon 1800+, Terratec 24/96 Soundkarte. Aber am wichtigsten für mich ist die Verknüpfung des Rechners mit mir und meinen Instrumenten. Ich spiele fast alles irgendwie ein, nutze den Rechner dann für Korrekturen, Umstrukturierungen und natürlich als Multieffektgerät... Mit meinem betagten Korg M1 Keyboard spiele ich Softsynths ein. Ich mache kaum Instrumental-Stücke, also steht meine Stimme immer irgendwie im Vordergrund. Deshalb habe ich mir vor einem Jahr ein Großmembranmikro geleistet. Ansonsten stehen hier in meinem Arbeitszimmer zwei akoustische und eine elektrische Gitarre und ein E-Bass.

verräts du uns, wie deine musik, insbesondere aber deine lyrics enstehen? wie gehst du vor?
Sehr schwere Frage... ich habe ganz unterschiedliche Herangehensweisen an Songstexte. Bei "Cream" zum Beispiel entstand der Song aus Worten, die einfach gut zur Melodie paßten. Also: Da war erst die Melodie und die
Lautfolge mit den gezogenen Vokalen "Creeeeaaaaaaam" hörte sich einfach gut an. Da mußte dann das Wort in den
Text, der einfach da drum herum gebaut wurde. Das Thema wächst dann von selbst, da habe ich fast gar keinen Einfluß drauf. Manchmal ist es noch krasser: "Baden" ist ein reiner Improvisationstext. Das hat auch seinen Reiz. Aber ich muß
zugeben: Das Freibad ist gleich bei mir um die Ecke. Also ist schon ein persönlicher Bezug gegeben. Wenn ich Texte ganz bewußt schreibe, suche ich nach einer Grundidee. Die liegt nicht unbedingt im persönlichen Bereich, aber natürlich schreibt man über Dinge, die einen beschäftigen. Texte sind nur selten direkt "autobiographisch" - es ist meist ein Mischmasch. Aber meine Stimmungen schlagen sich schon in den Texten nieder. Insgesamt muß ich aber selbstkritisch sagen: Langsame Songs und traurige Texte fallen mir einfach leichter, selbst wenn es mir gutgeht.

wie gehst du beim komponieren vor? schreibst du einen song am stück, oder entwickeln die sich über einen längeren zeitraum?
Ist sehr unterschiedlich. Es gibt Songs, die bei mir reifen. Die nehme ich mir alle paar Monate vor - und lege sie wieder beiseite, wenn mir keine guten Ideen dazu einfallen. Andere Stücke schreibe ich komplett an einem Abend und nehme sie dann auf. Auch die "Komposition" an sich ist unterschiedlich. Einige Songs entwickeln sich aus einem oder mehreren Loops, die ich nacheinander aufbaue und die den Song tragen. Andere entstehen mit Melodie und Text und werden erst nachher arrangiert. Wie ich beim Text ja schon meinte: Der Text ist manchmal vor dem Song da, manchmal entsteht er parallel, meistens erst nach dem Song.

brauchst du bestimmte umstände um songs zu schreiben, also einen bestimmten raum, eine bestimmte emotionale situation?
ZEIT!!! Ich brauche Zeit. Und ich "daddel" viel mit Klängen und spiele Melodien auf dem Keyboard, singe spontan
Phantasietexte dazu.... deshalb muß ich auch alleine sein, weil sonst jeder normale Mensch in meiner Gegenwart
durchdrehen würde...

mit den jahren häufen sich die songs bei vielen musikern in dicken "songbooks", wie ist es bei dir?
Ich bin über einige Jahre mit einem Freund jeden Sommer für ein, zwei Wochen durch Städte in ganz Deutschland gezogen. Da hatten wir 25 Songs, die wir gesungen haben - zweistimmig, mit Gitarrenbegleitung. Aber das waren
natürlich keine eigenen... eigene Songs mache ich seit meinem ersten richtigen Liebeskummer. Der ist schon ein
wenig her - also, äh, so 14 Jahre? Die Songs stapeln sich seitdem. Ich habe bestimmt etwa 60 bis 70 Songs mit
eigenen Texten und Melodie. Wieviele davon allerdings zumutbar sind, ist eine andere Frage. Die besseren Songs
des letzten Jahres sind alle hier auf MoM.

a propos "unterwegs", gibts da irgendwelche erlebnisse, irgendwelche kuriosen begebenheiten?
Jau. Ich habe mit meinem Kumpel in Bonn in der Fußgängerzone musiziert. Wir haben "Lola" von den Kinks gespielt. Für uns ein schwieriger Song: Er hat viele Strophen, und wenn man zweistimmig singt, fällt es natürlich extrem
auf, wenn man mit der Reihenfolge durcheinander kommt. Wir kommen heil durch den Song durch (und der klingt
zweistimmig wirklich recht nett - fanden wir jedenfalls) und dann spricht uns ein Typ Marke "Alt-68'er" an und sagt "Hey, Jungs, also, ich sach mal so, ich will Euch jetzt ja nicht beleidigen, aber, hey, daß war die mit Abstand schlechteste Version dieses Stücks, die ich je gehört habe. Ihr habt das Andenken der Kinks zerstört".
Und mein Kumpel und ich gucken uns nur an und denken: "Hey, dabei haben wir den Song zur Abwechslung mal fehlerfrei und glatt gesungen!".

Oder in Oberstdorf auf dem Marktplatz: Ich spiele Gitarre, mein Freund singt solo ein trauriges irisches Lied (über englische Besatzung und so). Da drückt mir eine alte Oma - während ich versuche, Gitarre zu spielen - fünf Mark in die Hand und sagt zu mir (während sie meine Hand festhält und drückt und mein Kumpel ohne Begleitung singen muß) "Haltet durch, gebt Euch nicht auf!".
Dazu muß ich noch sagen, daß wir immer ganz dekadent mit dem Auto von Stadt zu Stadt gefahren sind und die
Auftritte immer nur als "Zubrot" zu unserer Urlaubskasse verstanden haben.

Wo wir schon einmal vom Geld plaudern. Wie siehts aus...ist irgendwetwas in Planung (Gig's/Label-Deal)?
Ja! Ich will reich werden, eventuell auch berühmt, aber nicht so sehr, daß ich meinen unermeßlichen Reichtum nicht mehr genießen könnte. *grins*
Ja und nein - ich will im Frühjahr meine Dissertation abgeben - dann dürft ich mich hier Dr. Eigentlich nennen.
Das ist mein Hauptziel. Musik mache ich, um den Kopf frei zu kriegen, als Entspannung, weil es Spaß macht. Ich
freue mich über positives Feedback. Wenn ich die letzten drei Jahre überblicke und mir alte Songs anhöre, dann
habe ich das Gefühl, daß ich mich sehr stark verbessert habe. Aber ich bin auch noch lange nicht so gut, wie ich
gern sein würde. Ich werde also weiterhin Musik machen. Und wenn sich Gelegenheiten für mich zu einer
Veröffentlichung ergeben würden, sage ich bestimmt nicht nein.

ein paar wörter zu mom. was hälst du von diesem portal?reicht es aus um den bedürfnissen der musiker gerecht zu werden? was ist mit den bedürfnissen des publikums, werden diese befriedigt?
Ich habe viel gelernt, seit ich mich auf MoM herumtreibe. Wenn man sich hier andere Artists anhört, merkt man
manchmal, in welcher Richtung man seine eigene Musik noch verbessern kann. Naja, manchmal merkt man auch, was man NICHT machen sollte :-) Feedback ist für mich sehr wichtig. Wenn ich die Songs Freunden vorspiele, weiß ich
nie genau, ob deren Urteil wirklich repräsentativ ist: Sind die nur nett zu mir? Die kennen mich lange, die überrascht auch die Art meiner Musik nicht. Hier auf MoM sehe ich, wieviele Leute sich meine Musik anhören, wie die Bewertungen aussehen - und ich merke ja auch, wieviele Previews ich OHNE Up-Vote oder Bewertung habe.

was fehlt mom ?
MoM hat noch keinen wirklichen Querschnitt durch die Musiklandschaft. Im Gegensatz zu Besonic ist die ganze
Jazz/Klassik/World Ecke unterbesetzt, zum Teil tummeln sich da eben Leute wie ich oder ein paar Trance oder
Elektro-Leute gehen da mal "fremd". Aber es gibt nur sehr wenige "echte" Jazzer oder Klassiker hier.
Und das Navigationssystem kann noch optimiert werden, dann hätten auch Gelegenheitssurfer bessere Chancen, auf
Anhieb die Perlen hier auf MoM zu finden und sich nicht erst durch 10 Durchschnitts-Ejay-Songs quälen zu müssen.

was hat mom was andere portale nicht haben?
Das Bewertungssystem ist DAS Highlight von MoM. Das ist besser als alles, was ich sonst im Internet kenne. Für
Musiker ist das Ideal.

vielen, vielen dank für das informationsreiche interview. ich wünsche dir viel feedback mit deiner musik, und viel erfolg mit deiner dissertation.

Kommentare


von  subpop am 09.12.2002
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