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Pop  Magazin

Grand voyage

Vorgestellt: Grand voyage
Grand voyage

Emorock also, was? Das ich nicht lache! Grand Voyage erliegen wie so Viele dem momentan sehr geläufigen Zwang ihre Musik in den aktuellsten Kontext stellen zu müssen. Dabei haben die vier Jungs aus Bonn es noch nicht einmal nötig. Erstens, weil eine qualitativ hochwertige Band keine Schubladen braucht. Und zweitens, weil die selbst gewählte Schublade ihnen so gut paßt wie mir mein Konfirmationsanzug von vor sieben Jahren. Ich kann ihn zwar noch anziehen, aber er ist mir einfach zu klein. Steht mir einfach scheiße, und genauso sieht es auch mit besagtem Kontext aus. Der schimpft sich nämlich nun einmal Emo-Rock, und zu behaupten Grand Voyage seien das auch, würde ich ne bedenklich nah an einer Lüge orientierte Fehleinschätzung nennen. Grand Voyage bewegen sich mit den drei Songs die ich gehört habe, in derart ruhigen und warmen Wassern, daß einem Schandmaul ganz schnell die für eine „Rock“-Band doch einigermaßen schmerzhaften Begriffe „zuckersüß“ und „watteweich“ über die ignoranten Lippen kommen könnten,...und man es dem Idioten trotzdem nicht mal wirklich übel nehmen könnte! Ob nun die unglaublich entspannte Atmosphäre von „Loungingatthewaterfront“, die wirklich jeden zum lockeren Mitswingen bringt, oder das dezente Piano von „gravity“, das im Hintergrund wie ein klarer Tropfen das Soundgerüst hinunterläuft; zuviel zwingt den Rezensenten das elegant trabende Pferdchen beim Namen zu nennen: Und der ist nunmal POP!
Sie baut ihre musikalischen Luftschlösser trotz aller vordergründigen Zugänglichkeit auf ein enorm festes Fundament, das heutzutage nur noch die Wenigsten haben: SONGS! Durchdacht bis in die kleinste Nuance, immer clever arrangiert und mit Einfällen gesegnet, die einem das Hören niemals langweilig werden lassen. Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken, und so werden die auf den ersten Blick gefährlich unprätentiösen Songs nie belanglos. Immer gibt es hier noch eine neue Hookline oder dort einen überraschenden Break, wird an der einen Stelle der Gesang plötzlich zweistimmig oder taucht an der anderen plötzlich eine Gitarre aus dem Nichts auf und lenkt den Song in eine neue Richtung. Vielschichtigkeit und die auf den ersten Blick von mir fast nicht wahrgenommene Tiefe der Kompositionen sind der Trumpf im Ärmel dieser Band, mit der sie so manche Haudraufband ziemlich alt aussehen lassen könnte. Diese Vielschichtigkeit, die Verspieltheit und der leicht verkopfte Ansatz erinnern mich dann auch oftmals an die Indie-Jazzer von Karate. Bleibt nur zu hoffen, das Grand Voyage mit ihrer etwas zugänglicheren Musik ebenfalls Menschen finden, die mal ein zweites Ohr riskieren und die hintergründige Klasse dieser Band entdecken, die sich so angenehm abhebt vom Gewohnten, ohne dabei auf die Nerven zu gehen. Auf jeden Fall Reschpeckt meinerseits und ... 78 Punkte von 100 Punkten.(...und hey, ich bin echt knauserig bei der Punktevergabe) P.S.: Also Leute, zieht die alten Konfirmationsanzüge aus, ihr habt euch allein für diese 80er Captain-Future-Syntiorgel bei „Catch a sun“(das übrigens noch am ehesten Emo ist) `nen Smoking verdient.

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von  Redaktion am 15.11.2001
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