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MyOwnMusic

Electro  Magazin

Interview mit Paul van Dyk

Hinter den Kulissen #01
Interview mit Paul van Dyk

Er ist einer der Pioniere der „elektronischen Tanzmusik“, er reist täglich um die Welt, um Menschen aller Nationen und Religionen zu vereinen. Liebe, Friede und Menschlichkeit – das ist die Botschaft seiner Musik – und sie kommt an! Die Rede ist von Paul van Dyk – dem wohl bekanntesten DJ aus Deutschland.

Aber wer ist eigentlich Paul van Dyk?! Wer ist dieser Mann, der Millionen von Menschen begeistern kann? Was denkt er, welche Ansichten hat er und wie arbeitet er?! Ich hatte vor einiger Zeit die Möglichkeit, Paul von genau dieser Seite kennenzulernen.

Für unsere neue Interview-Reihe, die wir im Laufe der nächsten Monate hier veröffentlichen werden, stand er mir (bzw. uns als MyOwnMusic) gern Rede und Antwort.



DexStar: Paul, braucht man ein teures Studio und viel Equipment um gute Musik produzieren zu können?

Paul van Dyk: Da gebe ich dir eine Antwort in 3 Teilen: Zunächst mal NEIN. Um eine tolle Idee umzusetzen, brauch man das nicht. Ein schönes Beispiel dafür ist „Flaming June“, das BT und ich gemeinsam gemacht haben. Das haben wir tatsächlich auf so einer kleinen MP C 3000 gemacht. Einfach nur mit der Idee und dem Willen es umzusetzen. Und viele Leute sagen: Das klingt grandios und toll und super. Es ist also nicht unbedingt notwendig.

Der zweite Teil der Antwort: Wenn man eine tolle Idee hat und ist in der Lage, die umzusetzen - und wie gesagt - wiederum mit kleinem Equipment, dann sind Leute bei den Plattenfirmen durchaus in der Lage das Potenzial zu erkennen. Ein Beispiel was uns betrifft, sind „Second Sun“. Die haben mir in New York vor 3 Jahren eine CD in die Hand gedrückt und ich muss ehrlich sagen: Das klang ziemlich grausig, was da drauf war - vom Sound her. Aber man konnte das Potenzial der Jungs erkennen und wir haben die dann kontaktiert und gesagt, so und so kann man das angehen. Wir haben die unterstützt und gemacht und getan und machen das weiterhin bis wir eben an einem Punkt sind, wo es mit dem Releasen weiter geht.

Punkt 3: Es ist schon so, dass ich ein ziemlicher Soundfreak bin, was das Produzieren betrifft. Da brauche ich schon… sagen wir mal… ein sehr fähiges Studio, so eins, wo ich die Sachen, die ich in meinem Kopf habe auch umsetzen kann. Insofern, letztendlich was die Produktionen betrifft, die dann auf VANDIT veröffentlicht werden könnten, da bedarf es dann schon dem größeren Aufwands.

DexStar: Was muss in so einem Studio drin sein, dass Du darin produzieren kannst?

Paul van Dyk: Es sollte schon ein Studio sein, das mit 24 Bit arbeitet... mit den entsprechenden Möglichkeiten da rein und raus zu gehen. Zum Beispiel mein Studio, in dem ich jetzt gerade arbeite. Ich baue gerade auch ein neues Studio - ich setz' mich dahin mit meinem Studiomann, der quasi die Sachen baut … der arbeitet da nicht drin, das mache ich allein … aber der, der das mit mir gemeinsam baut, mit dem setzt ich mich hin und dem erkläre ich, was ich möchte und wie ich es möchte und wie ich arbeiten möchte. Und dann wird ein komplettes Studio konzipiert. Das Studio, wie es hier steht, gibt es auch kein zweites Mal in der Art und Weise wie es gebaut ist. Das ist halt ein Rein/Raus-Studio, was analog/digitale Signale über Pro-Tools zum Beispiel betrifft. Und was wir jetzt bauen wird ein komplett Computer-Driven-Studio, wo quasi alles wie mit Fernbedienungen aufgebaut wird… sieht aus wie ein ganz normales Studio als Pult, aber ganz effektiv bewegst Du über einen Fader keine Musik oder irgendwas, sondern es funktioniert als Fernbedienung für das Computer-Programm.

DexStar: Ist das normalerweise nicht auch sonst schon so? Also wenn ich über mein Master-Keyboard einen Regler bewege…

Paul van Dyk: Ich rede jetzt nicht von einem so 'nem Ding, sondern von allen möglichen Parametern. Deswegen sage ich auch Fernbedienung. Einfach weil ich das pure Rumfrickeln am Computer nicht mag, ist das Ganze wie ein Pult aufgeschlüsselt, was aber den zusätzlichen Vorteil hat, dass überall die entsprechenden Analog/Digital-Wandler dran sind und ich genau so - als wäre da ein normaler Analog-Anschluss - auch jedes Keyboard reinstöpseln kann. Das funktioniert im Endeffekt wirklich wie ein Mischpult. Ist aber natürlich eine ganz andere Soundqualität aufgrund der Möglichkeiten, die sich bieten.

DexStar: Kann teure Hardware inzwischen nicht durch Software ersetzt werden? Also z.B. Reason. Was denkst du?

Paul van Dyk: Ich kenn Reason nicht.. Deswegen kann ich dazu nichts sagen. Aber ich weiß, dass es mittlerweile ziemlich gute Softwaresynthesizer gibt. VST-Instrumente z.B... Da sind schon ziemlich gute Sachen dabei, die auch guten Sound abliefern. Aber da gilt halt das Selbe wie bei einem Hardware-Keyboard auch. Man muß es halt kennen und bedienen können. Z.B. glaub ich, dass seit 4 oder 5 Jahren kein Synthesizer mehr auf den Markt gekommen ist, der irgendwas kann, was ein anderer nicht auch schon vorher konnte.

DexStar: Also sind die alten Synthies besser?! Weil sie noch analog sind?!

Paul van Dyk: Nenee, das gar nicht mal. Irgendwann wird der Sound sowieso digital. In der Sekunde, wo man den Song auf ein DAT aufnimmt, ist es bereits digitalisiert. Und in der Sekunde, wo man zum Master-Studio geht und es auf Vinyl pressen lässt, war es bereits das zweite mal digital. Einen reinen Analogweg gibt's sowieso nicht mehr, es geht ja keiner mit einer 8-Spur Bandmaschine irgendwie zum Mastering-Studio und sagt "Mach mal"... Wenn man ein Keyboard kennt, dann kriegt man auch den Sound raus, den man möchte. Es ist völlig egal, ob das Ding analog ist oder digital.

DexStar: Benutzt Du irgendwelche Software? VST oder AU-Instrumente oder sowas in der Art?

Paul van Dyk: Nein, nicht wirklich. Aber ich hab auf meinem Laptop die ganzen Plugins, die mit Audio Logic freigeschaltet werden und die find ich schon ziemlich cool. Da sind schon paar Sachen dabei - alle Achtung! Die kann man mit Sicherheit auch in einer entsprechenden Weiterbearbeitung durch Komprimieren, Gaten, was auch immer man eben tut, zu einem hochwertigen Synthesizer oder als hochwertigen Synthsizer benutzen.

DexStar: Wie entsteht eigentlich bei dir ein Song? Setzt du dich ins Studio und sagst "Ich schreib jetzt einen neuen Song" - also nimmst du dir das vor - oder kommt das ganz spontan, z.B. durch eine Idee, die dich inspiriert?

Paul van Dyk: Das ist unterschiedlich. Meistens geh ich schon mit einer Idee ins Studio, ohne aber zu wissen, was am Ende konkret dabei rauskommt. Mal ist das ein relativ konkretes Thema, mal ist es auch nur eine Atmosphäre, die ich rüberbringen will. Und so geh ich es dann entsprechend an. Auch was die Tempoauswahl und die Soundauswahl betrifft. Und dann arbeite ich einfach, bis ich das Gefühl hab, es ist auf'm richtigen Weg.... Ich hab vorhin z.B. ähm............ ich mache jetzt gerade was Spannendes. Da darf ich aber noch nicht sagen, wofür es ist. *grinst*

DexStar: *lacht*

Paul van Dyk: Ähm.. es ist halt schon ein bisschen getragener - schon ein bisschen Epos mäßig irgendwie.....

Naja, und da hab ich - um es einfacher zu machen - von einer Sample-CD erstmal einen Loop geloopt (im CD-Player), der da langsam vor sich hinstotterte, und hab dann angefangen auf'm Synthesizer mit String-Sounds vor mich herzuspielen. Und das solange bis ich dann etwas hatte, was mir gefallen hat. Das habe ich dann aufgenommen. Danach hab ich langsam angefangen, dazu ein bisschen Drums zu programmieren und ne Bassline dazu gespielt.... und so kommt dann eins zum anderen.

DexStar: Wenn du jetzt beim produzieren bist, wie besiegst du da kreative Engpässe? Es passiert ja vielen Musikern, dass sie sich einen Song beim Produzieren überhören. Dann sitzen sie mehrere Tage dran und am Ende sind sie dann bei dem toten Punkt angelangt, wo sie sagen "So, stop jetzt. Klingt blöd – weg damit!" Wie ist das bei dir?

Paul van Dyk: So in der Form hab ich das nicht. Ich hätt heut morgen auch ins Studio gehen können und da wär nur Mist bei rausgekommen. Dann hätt ich's halt einfach gelassen. Aber wenn ich erst mal eine Idee habe, die mich selbst kickt, dann arbeite ich daran so lange weiter, bis ich das Gefühl habe, es kommt rüber. Und dann wird's mir auch nicht langweilig.

DexStar: Arbeitest du das dann komplett hintereinander durch oder machst du das dann über mehrere Tage verteilt?

Paul van Dyk: Das ist ganz unterschiedlich. Immer so, wie ich Zeit hab. Oftmals ist es ja so, dass ich was anfange, dann muss ich irgendwo hin und komm erst nach dem Wochenende wieder und dann arbeite ich dran weiter. Das hat aber den Vorteil, dass man relativ schnell merkt, wenn man sich irgendwo auf dem Weg verfrickelt hat – man musste ja zwei Tage komplett Abstand davon nehmen. Wenn man dann wiederkommt, kann man dann eher sagen „ja, das hat was“ oder „das ist Scheiße“.

DexStar: Bastelst du den Track um, wenn er am Ende „Scheiße“ ist?

Paul van Dyk: Nein, eigentlich nicht. Wenn's Scheisse ist, ist's Scheisse. Da kann man auch nichts mehr machen. *lacht* Dann macht man halt einfach was anderes oder man geht einen völlig anderen Weg. Das ist halt das Tolle, wenn man ein Total Recall Studio hat: wenn einem gerade mal nicht nach traurg ist, sondern nach fröhlich, dann switchst man mal kurz um und arbeitet an etwas anderem weiter und wenn dir dann wieder danach ist, dann machste halt weiter. Es kann schon mal sein, dass ich an zwei drei völlig verschiedenen Songs am Tag arbeite... immer so ein Stückchen...

DexStar: Worauf sollten Produzenten achten, wenn sie wirklich gute clubtaugliche Musik produzieren wollen? Was muss die Nummer haben?

Paul van Dyk: Für jede Musik gilt (übrigens nicht nur im Club):
Die Elemente in einem Song sind ja aus 'nem bestimmten Grund da, also möchte man die gefälligst auch hören. Und das, was man nicht hört, braucht man im Zweifelsfall auch nicht. Es gibt ganz viele Sachen, die sind irgendwie cool, aber auf der anderen Seite haben sie überhaupt gar keinen Druck … für mich muss Musik ganz einfach intensiv sein. Ne Bassdrum ist ne Bassdrum, weil sie knallen muss! Deswegen heißt sie ja auch Bassdrum, sonst würde sie „Umpff“ oder so heißen. Und ein Bass hat auch sein ganz bestimmtes Frequenzband und das möchte ich gefälligst auch fühlen, nicht nur hören. Da kommt auch ein Stückchen Physik mit rein. Wenn man verstanden hat, wie ein Lautsprecher funktioniert – physikalisch mein ich - dann weiß man auch wie man die untere Seite des Songs, also die tieferen Frequenzen, aufräumt. Als zweites möchte ich jedes Element identifizieren und hören können. Es geht einfach um eine klare (klar als crisp, als hörbar) Produktion, die gleichzeitig sehr intensiv ist - eine Produktion, wo jeder einzelne und auch kleinste Sound mit dem entsprechenden Respekt gewürdigt wird, der ihm gebührt, nämlich dass man ihn hören kann.

Paul's Studio:

- G4 Macintosh
- Logic Audio Platinum
- ProTools 24 Mix Plus
- Roland Juno 60 / 106
- Roland JD 800
- Roland TB 303
- Roland TR 808
- Roland TR 909
- Access Virus
- Novation Supernova
- Korg Prophecy
- Korg Trinity
- Roland JP 8000
- Behringer Kompression
- Mackie Digital D8B
- Emu Extreme 1
- Kurzweil K2500
- Syntechno Teebee
- Clavia Nordlead
- dbx Quad Compressor/Limiter 1046
- dbx Quad Compressor/Limiter/Gate 1066
- SPL Goldmike
- SPL Transient Designer
- Diverse Effects








Quelle:
Paul van Dyk GmbH




Kommentare

Juckreitz
Juckreitz Mai 2010
respekt


Axess
Axess Juni 2004
cool
Sehr schönes Interview, macht spass zu lesen, wie einer der erfolgreich ist rumwerkelt. Danke!

Bryan Summerville
Bryan Summerville Mai 2004
wow echt goil
klasse idee und respekt an unseren dex das der den Pvd zum interview bekommen hat

bin mal gespannz wer da noch kommt

macht weiter so

Virtuose aus der Dose
Virtuose aus der Dose April 2004
gute Story
die Story war sehr interessant - das wärs, würde ich so ein Studio besitzen - ich hätte 100000 Ideen im Kopf (da hilft nur ein Lottogewinn) und mein Traum wird Wirklichkeit

Hari

Terrence Carter
Terrence Carter April 2004
wieso ,,die kleinen,,?:-))))

- alex reed -
- alex reed - April 2004
irgendwann vor 12 Jahren mal war er in Lindau im Dome, (ich kannte mich damals noch nicht wirklich in der Scene aus, legte aber schon auf) und spielte irgend ne geile Scheibe...

Peach - on my own

hiess dat Dingens wie er mir auf Nachfrage ohne zu zögern sagte, somit mein erstes "paul van dyke - erlebnis" *ggg

klasse interview, thx stefan, mehr davon !

greetz
alex

Sylvia
Sylvia April 2004
also Quote: DexStar: Wie denkst Du eigentlich darüber, wenn manche Leute sagen, dass man ab 35 nicht mehr auflegen sollte? Die DJs sind dann nicht mehr uptodate... nicht mehr so frisch und irgendwie eh schon out...
Stefan den nehm ich Dir übel.. :p , ansonsten tolles Interview.
Danke Paul für die interessante Philosophie dazu :)
Syl

Marc Ende
Marc Ende April 2004
gutes Interview
mit einer Techno-Trance Legende. In den frühen Neunzigern bin ich zu Sets von P.v.Dyk gut abgegangen und ich hatte größten Respekt vor diesem Mann, wie damals auch Kid Paul, als der Underground noch Underground war. Mittlerweile legt er aber nur noch so Großraumdissentrancegewurschtel auf und gibt gar keine neuen Impulse mehr..wirklich schade ..na ja, wenn man von dieser Musik leben will, muß man vielleicht auch den Schritt tun und sich für die dunkle Seite der Macht entscheiden...auf daß der Rubel rollt.....Amen und gut Nacht

Inter-City-Trance
Inter-City-Trance April 2004
Nettes Studio;o)
Der Junge hat ja ein nettes studio...;o)

NiteWork4
NiteWork4 April 2004
supi cool
kann mich nur anschliessen - super das Paul und hoffentlich noch mehr von diesen "Urgesteinen" der Szene sich die Türklinke bei MOM in die Hand geben - Respekt Dex!!!

Und die Ausage, dass man mit einer guten Idee kein teures Studio braucht, um etwas geniales zu schaffen haben mir auch sehr gefallen...wobei ich mich manchmal frage, ob die von Paul angesprochene Fähigkeit die Qualität zu erkennen wohl nicht jedermanns Stärke im Produzentenkreis ist...

...auch wenn es etwas "unaufgeräumt" aussieht das Studio von Paul - würde ich mich auch opfern falls es weg müsste- grins*** vielleicht sollte ich auch nicht so auf die Ordnung achten - vielleicht klappt es dann auch mit meinem Ergebnis??

Höre fast jede Woche PVD's Radiosendung bei Fritz (Mittwochs 20-22 Uhr) - is auch Cool und vorallem
interessant - also wärs empfangen kann ;-))

Und wat kommt jetzt als nächstes???

rauhfaser-klang-de
rauhfaser-klang-de April 2004
wird Zeit dass er ein neues Studio bekommt, sieht ja aus da tzzzztztzztzttztz
ob der mir das "alte" Studio gibt? ;-)

Was kommt als nächstes?

Store N Forward
Store N Forward April 2004
Jawohl Ja
sehr schönes Interview....

find ich gut, dass MOM auch mal an die großen rangeht und ich finds gut das die Großen auch sich den Fragen der "kleinen" stellt...

Also dickes Lob an Dex


von  Redaktion am 23.04.2004
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