Tipp: Serdar Somuncu & Band
Wer Mario Barth mag, Cindy aus Mahrzahn schon immer ganz knuddelig fand und bei Bülent Ceylan gar nicht mehr zu halten ist, für den ist Serdar Somuncu eventuell nicht die richtige Adresse. Das war schon immer so.
Somuncu bietet und sagt das, was wir denken, aber nicht trauen zu sagen, weil wir nicht wissen was die anderen davon halten. Dabei ist jeder ein Schwein. Im Grunde ein Nazi. Oder Türke, schlimmer noch, eventuell sogar ein Kurde. Serdar drischt derart auf Voruteile herum, fördert diese, nein, er verlangt geradezu nach ihnen, zitiert ohrenbetäubend lautstark und äußerst detailgetreu zeitgenössische Pornographie, dass das anfänglich noch zögerliche Publikum irgendwann seine Hüllen fallen lässt und sich vor Lachen nicht mehr halten kann. Dann, plötzlich und ohne Vorwarnung, wird er still und hält uns den Spiegel vor. Jetzt wird uns klar was wir da machen. Er ertappt uns. Wir werden still, nur um dann langsam wieder gemeinsam Fahrt aufzunehmen.
Damit ist jetzt schluss. Das Programm "Hassias Reloaded" war sein letztes Comedy Programm. Die letzte Aufführung war am 01.04.2014 in Essen. Sie war gut. Der Vorhang ist im ausverkauften Haus würdig gefallen.
Der Hassias ist Tot, es lebe der Hassias.
Seit dem 07.04.2014 tourt Serdar mit seiner Band durch Deutschland. Erst Essen, was ja fast auf der Hand lag, dann Düsseldorf. Im Zakk. Ein Laden der gut und gerne 300, vielleicht 400 Leute platz lässt und dabei gut gefüllt wirkt. Freundliches Personal hinter der Theke und ein weitläufiger Biergarten im Hof. Das 0,4er Beck's vom Fass kostet stolze 4 Euro. So weit, so gut.
Dann geht das Licht an und der warme, perfekt abgestimmte, Sound, eine Mischung aus Funk-Rock-Smoothjazz - mit Ausreißer in jede Richtung -, umgibt uns Besucher. Serdar, selbst die Rythmusgitarre bedienend, intoniert einwandfrei. Eine echte Rampensau.
Mit Songs wie "Sushi Mushi", "Friss meine Scheisse" und "Der Mann mit dem Bart" ist ein bunter Parkour abgesteckt, der mittendrin durch kurze Death-Metal-Passagen unterbrochen wird. Immer wieder blitzt ein energiereicher Funkrock-Song durch und begeistert alle Besucher, ohne Ausnahmen. Man merkt, das Publikum mag die Band und man spürt das dies keine Einbahnstraße ist. Selten war ich derart begeistert.
Aber gibt es denn auch ein bisschen Comedy? "NEIN!", würde Somuncu in den Raum brüllen, nur um kurz dannach über angebliche Ex-Freundinnen zu schwadronieren, oder über Nazis, Veganer und Schwule oder eben über Pornos, und die, die welche gucken, es aber nicht zugeben wollen. Er ist also auch noch da, der Geiferer, der zornige und darin unterhaltsame Stand-Up-Comedian.
Zum Glück kann ich nur sagen. Denn nach knapp 2 1/2 Stunden Musik, Comedy und obligatorische möchtegern Groupies, die sich ihre 5 Minuten Bühnenzeit durchaus hart erarbeiten mussten, bin ich glücklich. Ich wurde auf das vortrefflichste Unterhalten, habe klasse Musik mit einem prächtig gelaunten Serdar Somuncu gehört. Es hat gerockt. Und: Das Bier war ebenfalls lecker.
Was will man mehr?
Tourdaten bekommt Ihr hier: http://www.somuncu.de/
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subpop
am 10.04.2014
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