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Nostromo

Interview mit Nostromo
Nostromo

Jürgen Sommer aka Nostromo ist schon lange Zeit auf MOM aktiv. Dennoch ist er weiten Teilen der Community nicht bekannt! Um dies ein wenig zu ändern, habe ich dieses Interview mit ihm geführt.

André: Hallo Jürgen!  Danke für die Erlaubnis ein Interview führen zu dürfen! Woher kommt der Name Nostromo? Welche Bedeutung hat er?

Nostromo: Der Name entstand um das Jahr 1997. Damals entdeckte ich die Tracker-Szene für mich. Ich begann mit dem Screamtracker erste Tracks zu komponieren und ins Internet zu laden. Da musste halt auch ein Name her. Nach einigen Tagen des Überlegens entschied ich mich für Nostromo; der Name des Raumschiffs aus dem Film "ALIEN". Die düstere Stimmung eines schweren Erzfrachters, der durch das dunkle All gleitet. Zusammen mit der Vorstellung, dass nur ein Dutzend menschliche Wesen, fernab jeder Zivilisation, diesen dunklen Brocken, mit Hilfe einer enorm fortgeschrittenen Technologie, sicher durch die Unwägbarkeiten des Universums lotsen, hat mich sehr beeindruckt. Ich fand den Namen damals sehr passend für meine Tracks. Heute denke ich manchmal über andere Namen nach, bleibe dann aber doch diesem Allegorismus treu.

André: Grob betrachtet ist deine Musik POP, die Einflüsse sind im Detail aber weit gestreut. Wen betrachtest du als musikalische und lyrische Leitbilder?

Nostromo: Ich hab mit ca. 8 Jahren begonnen mich mit Musik zu beschäftigen. Damals hab ich die Musikkassetten meiner grossen Schwester gehört. Immer wenn Sie nicht da war, bin ich in Ihr Zimmer gegangen und hab mir meistens die Hits der damaligen Zeit angehört. Ich kann mich noch an "Carpet Crawler" von Genesis erinnern. Den Song hab ich damals sogar mitgesungen, obwohl ich keine Ahnung hatte was der Text bedeutet. Kurz darauf fing ich das Orgelspielen an. Meine Mutter lies immer Ihre Lieblings-Schallplatten laufen. Das war so laut, dass man überall im Haus zuhören musste :-). Ich konnte die Kassetten meiner Mutter auswendig, bis auf die Tonhöhe der Stücke. Das waren Sachen wie "Charles Aznavour", "Vicky Leandros" oder "Salvatore Adamo". Oder auch "Alexandra" mit "Zigeunerjunge". Das ganze verrückte Repertoire von damals halt. Erst später begann meine erste, wirklich grosse Liebe. Mit 12 Jahren etwa liebte ich alles was von "Abba" kam. Ich kaufte alle Ihre Alben und hörte die stundenlang durch. Mit 14 Jahren begann die große Liebe zu "Supertramp". Die find ich auch heute noch klasse, bis zum Album "Paris". Danach konnte ich die Band nicht mehr nachvollziehen. Erst mit ca. 17 Jahren kam dann "AC/DC", "CAN" und natürlich "Pink Floyd". Zu "Pink Floyd" und "AC/DC" Platten brachte ich mir das Spiel auf der elektrischen Gittarre bei, sehr zum leidwesen meiner armen Mutter :-). Aber Sie hatte mir ja selbst die Gitarre gekauft, hehe. Als ich 18 Jahre war, hörte man in und um Köln "BAP" und "Wolf Maahn" die ich beide persönlich kennenlernen durfte. "BAP" verhalf auch meiner ersten Band zu einem Proberaum in Köln Ehrenfeld. Mit dieser Band spielte ich meine ersten selbstgeschriebenen Stücke, auch Live vor Publikum. Das war eine tolle Zeit. Wir spielten auf vielen Events in Köln. Unter anderem bei einem Independent-Konzert in Vogelsang vor ca. 1000 Leuten. Das war unser grösster Erfolg. Ab diesem Lebensabschnitt waren Bands aus dem Radio nicht mehr die allergrössten Vorbilder. Seit dem versuche ich lieber eigene Songs zu schreiben. Lyrisch stimmen die Vorbilder fast überein. Bei "Supertramp" und "Pink Floyd" passten für mich Musik und Text wunderbar zusammen. Ganz aktuell habe ich KT Tunstall´s CD "Eye to the Telescope" für mich entdeckt. Waren es am Anfang nur die frischen Songs mit "ancient touch" die mich gereizt hatten fragte ich mich irgendwann einmal: "Was singt die denn eigentlich da? Das macht doch gar keinen Sinn". Bis ich die Texte genau ins deutsche Übersetzte. Unglaublich mit welchem Gespür diese Frau Ihre Texte ersinnt. Bersonders "Silent Sea" und "Under The Weather" sind gute Beispiele für sehr inteligente Texte, die man erst mal langsam wirken lassen muss. Wenn man etwas weiter zurück geht fällt mir "Joe Jackson" ein. Dessen LP "World" war für mich eine Offenbarung. Die Texte sehr direkt, mitunter etwas profan, aber immer wirkungsvoll. Sehr lyrische und gewaltige Texte findet man bei Alanis Morissette oder auch Loreena McKennitt. Deren Song "Dantes Prayer" kommt gewaltig, trotz der absoluten Schlichtheit der Harmonien erreicht Sie eine Klangfülle, die viel mehr öffnet als was man hören kann. Die lyrische Königin ist für mich "Joni Mitchell" mit "Hejira" bzw. der Live-LP "Shadows and Light". Nicht nur weil hier Grössen wie "Jaco Pastorius", "Michael Brecker" und "Pat Metheny" mitspielen. Mann muss den amerikanischen Live-Mitschnitt gesehen haben. Unglaublich das Solo von Pat Metheny, während die Sonne blutrot untergeht. Ein einmaliger Augenblick in meiner erlebten Musikgeschichte. Ich kann mich noch heute an den Tag erinnern als die Übertragung im Fernsehen lief.

André: Deine Texte erzählen oft Geschichten, die keinen ganz eindeutigen Schluss über den Autor und die Protagonisten zulassen; es gibt reichlich Raum für Spekulatives. Ist das deine Intention oder entsteht dies aus der Notwendigkeit sich in einem Popsong textlich kurz fassen zu müssen?

Nostromo: Das hängt ganz direkt mit der Art und Weise zusammen wie ich sehen möchte, WAS ich erlebe. Alles was wir unmittelbar Erleben, führt zu Eindrücken die nicht einfach nur ein Abbild dessen sind was tatsächlich Geschehen ist. Sigmund Freud hat das ziemlich einfach augedrückt: "Vorinformation beeinflußt die Wahrnehmung". Mittlerweile kratzt die Forschung ja schon an der Selbstbestimmung des Menschen. Es scheint das diese Vorinformationen wie ein Filter wirken und die Wechselwirkung zwischen Nerven und Gehirn weit mehr unterbewusste und vorgeschaltete Aktionen beinhaltet, als jemals angenommen. Wenn ich einen neuen Track aufgenommen habe, versuche ich fast gleichzeitig die richtige Melodie zu den Harmonien zu finden. Dabei singe ich englisch -klingendes Kauderwelsch, wobei ich gleichzeitig meinen Gefühlen freien Lauf lasse. Diese Vorgehensweise soll eine emotionale Verbindung zwischen Harmonien und Melodieführung erreichen. Oft steckt aber in den Tönen mehr als ich vermute. Wenn ich den Text entwickle, höre ich mir diese Passagen immer wieder an. Dann dringen Visionen von Situationen, ausgelöst durch einzelne Worte und Assoziationen aus meiner Erfahrung, in den Vordergrund und geben mir somit die Grundstimmung und das Sujet bekannt. Danach lässt sich der Text meist sehr gut entwickeln. Ich lasse sehr gerne Raum für Spekulatives. Ich möchte keine Meinung vorkauen, sondern es dem Hörer überlassen was er in den Text hineinträumt.

André: Bei welchen Personen schaltest du gerne dein Radio und deinen Fernseher aus?

Nostromo: Friedmann, alle deutschen Serien, egal welcher Art, alle Talkshows, bei jeder Art von Werbung schalte ich um.

André: Bei welchen Personen schaltest du gerne dein Radio und deinen Fernseher an?

Nostromo: Die wissenschaftlichen Beiträge auf WDR 5 haben mich lange Zeit während Autofahrten begleitet. Im Fernsehen sehe ich momentan "Lost" und "Desperate Housewives". Als Krönung empfinde ich die Serie "Battlestar Galactica". Ich habe den ersten Kinofilm "Kampfstern Galactica" damals im Kino gesehen und bin noch während der Vorstellung wieder rausgegangen. Absolut schreckliche Verfilmung mit miesen Schauspielern. Deshalb hat mich die Serie zuerst nur angenehm überrascht. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass es keine überraschendere und bessere Sci-Fi Serie gibt. Ich werde keinen Teil davon auslassen. Ansonsten interessieren mich eher wissenschaftliche Themen. Der ZDF Dokukanal oder Discovery sind immer interessant.

André: Dein Gesang ist stets intonationssicher. Hast du Gesangsunterricht genommen?

Nostromo: Unterricht hatte ich nie. Allerdings habe ich früher schon immer sehr viel gesungen. Im Grunde fing das ja schon mit 9 Jahren an -siehe musikalische Vorbilder-. Ich habe immer versucht, nicht nur die Tonhöhe und den Text nachzusingen, sondern auch den Sänger mit seiner Intonation und Klangbildung nachzuahmen. Ich erinnere mich da an stundenlange Sessions mit Bono :-)

André: Die Professionalität deiner Musik ist beeindruckend. Möchtest du deine Musik zum Beruf machen?

Nostromo: Solange ich nicht in der Öffentlichkeit stehen muss, wäre mir das Recht. Komischerweise habe ich schon früher nie ein Problem gehabt vor 1000 Leuten aufzutreten und zu singen. Auch heute habe ich täglich in meinem Berufsleben mit vielen fremden Menschen zu tun und finde den Kontakt immer sehr erfrischend und positiv. Ich brauche jedoch auch viel Ruhe und Zurückgezogenheit; einfach Zeit für mich. Da ist dann kein Platz für PromoTouren oder öffentliche Auftritte. Das wäre mir zu stressig.

André: Was ist DER Traum deines Lebens?

Nostromo: Ich bin ja jetzt schon etwas älter und konnte einiges miterleben auf dieser Welt. DEN Traum habe ich, glaube ich nicht. Die Welt wollte ich wohl noch nie erobern. Das ist mir auch zu schwarz / weiss gedacht. Willst du jemanden enttäuscht sehen, dann lass ihn die Welt erobern wollen. Man muss da eher in kleineren Dimensionen denken. Man sollte sich eher Dinge vornehmen über die man wirklich etwas Kontrolle hat, als sich auf das große Ziel zu stürzen und wie ein Komet in der Atmosphäre zu verglühen.

André: Ich bedanke mich für das informative Interview!

Nostromo: Gern geschehen. Hat mir sehr viel Spaß gemacht.



Kommentare

Melancholodic
Melancholodic September 2006
Ja, schönes Interview, was mich gleich nochmal zum Reinhören bewogen hat...

Mills
Mills September 2006
Vielen Dank, lieber André. Bin jetzt um einige interessante Informationen über Nostromo reicher.


Avane
Avane September 2006
Interessantes, sehr informatives Interview.
Fein, mal mehr über den Herrn zu erfahren. :)


von  My Laundry Life am 16.09.2006
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