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anders k - Zwischen Wut und Hoffnung

Interview mit anders k
anders k - Zwischen Wut und Hoffnung

Das Interview mit anders k stammt vom 04. März 2006. Sandalette: Hallo und herzlichen Dank für deine geopferte Zeit für dieses Interview. Du hast mir mal erzählt, dass man dich schon mit Wolf Biermann verglichen hat. Auch der Begriff "Hamburger Schule" ist im Zusammenhang mit deiner Musik gelegentlich gefallen. Wo würdest du dich denn selbst am liebsten einordnen? anders k: Beide Vergleiche ehren mich natürlich, wenn man bedenkt, dass Wolf Biermann ein Meister seines Faches ist, wenn er auf uns heute auch etwas breitbeinig wirkt, aber sein Gitarrenspiel und die Kompositionen sind bei Hanns Eisler studiert. Da kann ich mein autodidaktisches Geklampfe eher nicht mit vergleichen. Die Hamburger Schule ist ja auch durch "die Sterne" geprägt, die hab ich früher als Offenbarung empfunden. Als die ihre zweite Platte "in echt?" draussen hatten, habe ich meine ersten Lieder geschrieben. Mit den Einordnungen macht man es sich ja eher leicht: Das ist das und das, meint so und so, sagt dies und jenes, interessiert mich oder nicht, klingt, wie es soll. Öd. Keine Ahnung: der Einflüsse sind so viele – Punk, Ska, Rock, Straße, Rock-a-billy, Chanson, Jazz, Elektro, Country, Kabarett... Raus kommt, was dem Text entspricht und der entspringt dem Anlass. Und dann klingt es, wie die handwerklichen Fähigkeiten es zulassen. Da nennt man mich eben Liedermacher. Sandalette: Hört man sich moderne Musikproduktionen an, so fällt auf, dass meist auf alles mögliche Wert gelegt wird, nur nie auf den Text, weil fälschlicherweise behauptet wird, das würde niemanden interessieren. Das ist bei dir anders. Warum ist denn für dich der Text vergleichsweise wichtig? Warum legst du so viel Wert darauf? anders k: Wenn man nichts zu sagen hat, dann soll man es lassen. U-huu, nanana, schallala. Auch schön. Kann ich nicht, interessiert mich nicht. Brecht beispielsweise (oller Bildungsbürger) hat diese Art Musiker "Misuker" genannt, die nichts können aber was wollen, etwa Erwartungshaltungen zu brechen. Stimmt aber ja nicht, dass auf Inhalt keinen Wert gelegt wird. Gibt ja auch genug Kollegen hier, die sehr Spannendes und Durchdachtes von sich geben. Die sind ja nicht von gestern, also modern. Die Worte sind zusammen mit dem Klang Ausdruck des Empfindens von Welt. Da gibt es eben Zeux, was alle anspricht (vielleicht weil es nicht weh tut), wenns dann noch ne leicht zu merkende Refrainzeile hat, wird’s n Hit. Blöd genug konnte es noch nie sein, war auch schon immer so. Sandalette: Gibt es eine Lebensphilosophie, Religion, Partei, eine Szene deren du dich zugehörig fühlst und aus der deine Musik resultiert? Wenn nicht, welcher Philosophie/Religion, welcher Gruppe/Szene würdest du dich denn am ehesten zugehörig fühlen, sollte dich jemand um einen Anhaltspunkt bitten, um Zugang zu deiner Musik finden zu können?
anders k: Solange es Herren und Sklaven gibt, sind wir aus unserem Auftrag nicht entlassen. Denken und Verantwortung sind schwer aber lustvoll. Jeder ist sein eigener Gott. Ignoranz und Selbstgefälligkeit, Eitelkeit und Lüge erregen Würgereiz. Talent zur Machterlangung und Talent zur Gestaltung sind verschiedene Dinge. Überhaupt Gestaltung: Sagen, was Scheiße ist und stinkt (Wert und Urteil) ist leicht, positiver Gestaltungswille ist schwerer. Man nehme: die eigene Nase. Scheitern ist erlaubt. Stoiber (in seiner Funktion als Politiker, will ja keine Beleidungsklage) ist ein Arschloch und Dummschwätzer, Hassprediger haben wir genug. Es gibt keinen heiligen Krieg, Toleranz heißt Einverständnis mit der Verschiedenheit, nicht Duldung von Ungerechtigkeit aus Phantasielosigkeit. Da hab ich aber vom Leder gezogen jetzt. Nein, Ernst beiseite. Ein Lied packt einen, am liebsten da, wo man es nicht erwartet, oder nicht. Einen eigenen Eingang gibt es nicht. Ich mag auch Muskelkater an Stellen, wo ich keine Muskeln vermutet hätte. Sandalette: Wo nimmst du denn deine Textideen her? Was sind Themen, die für dich wichtig genug sind, dass ein Song daraus entsteht? Gibt es Themen, die dich richtig wütend machen und über die du dir die Finger wund schreiben könntest? anders k: Wo kommt Ausdruck her. Aus Eindruck. Am eindrücklichsten sind schmerzhafte Erfahrungen. Und befreites Lachen, am besten über mich selbst. Daher kommen Lieder. Sonst schreibe ich mir die Finger wund gegen die Taubheit, die ein Massenphänomen ist. Das der Mensch wertvoll nurmehr als Konsument ist und entfremdet gegenüber seiner Umwelt. Ich bin kein Verschwörungsfanatiker, aber ich empfinde uns schon als sehr gelenkt. Die Hirnforschung bestätigt das ja insofern, als dass manch Forscher davon ausgeht, dass bis zu 90% unserer ständig gefällten Entscheidungen automatisch ablaufende neuronale Prozesse sind. Den restlichen Spielraum des so genannten freien Willens möchte ich nicht verschwenden. Ich möchte auch nicht der Mitmacher, der Bedürfnisbefriedigte sein, der den Wert der Dinge dadurch bestätigt. Beispielsweise verstehe ich nicht, dass ein Fußballspieler in der Woche verdient, was ich realistisch betrachtet in fünf Jahren zusammenkriege. Dann werden seine Aussagen über den Stand der Nation noch durch die Medien geblasen, als hätte sein ausgebildeter Spieltrieb etwas zu bedeuten. Da spiel ich lieber selber (Sonntags im Jahnsportpark an der Eberswalder, im Tor). Und wenn mir einer sagt, das wäre Neid, ich hätte mir den falschen Job ausgesucht oder wär zu blöd zum Kohlescheffeln, kotz ich ihm auf die Designerklamotte. Selbst wenn er recht hätte. Sandalette: Liedermacher sind ja im Moment nicht so angesagt. Man verbindet sie eher etwa mit der Alternativszene der 70er Jahre, während heute z.B. mehr HipHop-Partys gefeiert werden. Was bedeutet es denn, Liedermacher im Jahr 2006 zu sein? anders k: Größere Angriffsfläche, weniger Publikum. Ansonsten bedeute ich nichts. Nur den Menschen, die ich liebe. Will man etwas bedeuten, muss man was hermachen. Das ist mir zu anstrengend. War ja mal Schauspieler von Beruf. Da musste ich ständig was hermachen. Wo Graffiti in ist, da male ich mit Kreide in die öffentliche Wahrnehmung. Die lässt sich abwaschen. Sandalette: Wie - würdest du meinen - bist du denn privat? Wie sehen dich die Leute? Wie siehst du dich selbst (gern)?
anders k: Die Leute sehen natürlich immer auch die Unzulänglichkeit. Ich werde gern belächelt, da wirkt man erstmal so harmlos. Ist es aber nicht. Größenwahnsinnig und lebensunfähig, marktwirtschaftlich leider unbegabt. Böse Frage, da könnte ich richtig gemein zu mir werden. Will ich aber nicht. Sandalette: Gibt es Zukunftspläne, Alben, Songs, Tourneen, die anstehen? Wohin soll dich deine Musik bewegen? anders k: Wenn sie sich, mich und andere bewegt ist mir die Richtung egal. Dann Stadien, Groupies, Drogen und ein schneller, heißer Tod. Bla. Ende des Jahres wird die erste Platte fertig, Liedermacher goes Kurkapelle. Vorbestellungen werden dankend entgegen genommen. Sandalette: Du hast nun noch (reichlich) Gelegenheit, dass zu sagen, was du immer mal los werden wolltest... anders k: Reichts noch nicht? Vielleicht: Mit einigen Kollegen hier hab ich mich angelegt. Die Ruppigkeit des Tones tut mir leid. Sie kommt von Herzen. Denn das ist leider ein weiches. Aber bevor jemand weint: ich bin erwachsen genug, ich hab Hornhäute gebildet – sag Arschloch zu mir, dann braucht es keine Spammerfunktion oder Ignoreliste. Nur Retourkutschen sind billig. Ich mag auch keine Treppenwitze. Hauptsache ist – that’s entertainment. Sandalette: Damit bedanke ich mich herzlich und wünsche dir alles Gute für die Zukunft! anders k: Danke fürs Interesse und ebenso.

Kommentare

schifferdaddy
schifferdaddy April 2008
Wer soll hier bitteschön verstehen???????
Einiges ist verständlich nach langem nachdenken.weil sie vielleicht zu dämlich für deine ergüsse sind
Was hast du eigendlich auf diesem Planeten zu suchen??????????????????????????????
Er ist Scheisse die menschen sind scheisse,
maches besser dann bewegen wir was,,,
so nicht
Schifferdaddy


von  Sandro Sandalette am 16.03.2006
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