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Various  Magazin

anders k - Zwischen Wut und Hoffnung

Vorgestellt: anders k
anders k - Zwischen Wut und Hoffnung

In den letzten Jahren hat sich in der hiesigen Musikszene doch einiges getan, obgleich man das nicht unbedingt auf kommende und gehende Trends und Modeerscheinungen - auch bezüglich ganzer Genren und Stilistiken - beziehen sollte, sondern eher auf die Präsentation und Promotion eines Künstlers. Fernsehsender geben sich die größte Mühe "ihre" Stars an den Mann zu bringen und überschwemmen das Publikum - auch das, das das gar nicht wissen will - mit Castingshows und Talentwettbewerben. Wer kann richtig singen, tanzen, hält dem Publikum stand und rastet nicht gleich bei zu viel Presse aus - das sind die Themen, die eine Rolle spielen. Der eigentliche Song, der Text steht eher weniger im Vordergrund.
In eine solchen musikalischen Umgebung tritt "anders k" alias Andreas Kamp aus Berlin, doch er entschließt sich, einen für die heutige Zeit recht ungewöhnlichen Weg einzuschlagen. Als musikalische Ausdrucksform braucht es für ihn - nicht aufwändige Digitaltechnik - sondern lediglich die altehrwürdige Wandergitarre - sprich Klampfe - und den Song, den Text an sich. Auf unnötige Verzerrereien wird verzichtet - es würde ohnehin vom Sinn seiner Lieder ablenken. Seine Auftritte sind nix zum "abshaken" oder mitklatschen, sondern zum hinsetzen und zuhören. Nur so wird die gesamte Palette seiner Kunst deutlich und dabei gibt es einiges zu entdecken. "Habt Vorsicht in der Nacht! Seht euch um, wenn ihr euch küßt! Er hat schon viele umgebracht. Die Liebenden zu töten, ist sein Gelüst."(aus " Der Schurke und die Liebenden" 1999 - Andreas über Neid) Mitglieder der My-own-Music-Internet-User-Gemeinde und solche, die es noch werden wollen konnten sich persönlich letztes Jahr auf dem von Sylvia Gerlach organisiertem MoM-Event auf der Insel Berlin davon überzeugen, auf dem sich "anders k", der sich damals noch "Langes Elend" nannte, ein kleines Stelldichein mit dem Publikum gab. "agitation - ich will dass jeder glücklich ist und einfach mal die fresse hält "(aus "Das Überzeug" 2004 - Die Textzeile erntete Applaus bei seinem Auftritt in Berlin) Als "Liedermacher" wird er oft mit Interpreten wie "Wolf Biermann" verglichen, obgleich doch seine Wurzeln woanders liegen und viel zu breit gefächert sind, als dass man ihn in eine solche Schublade stecken könnte. Andreas holte sich erste Song(schreibe)erfahrungen unter anderem bei Veteranen der "Hamburger Schule" und spielte auch im Laufe seines Werdegangs unter anderem mit 16 sogar in einer Punkband, aber mit der Alternativ- bzw. Hausbesetzerszene der 70er, zu denen sich meist die "Liedermacher" gesellten, hatte er definitiv nie etwas zu tun gehabt.
Ungeachtet dessen hat er trotzdem alles, was einen guten Liedermacher auszeichnet: Sein Instrument beherrscht er meisterhaft, sodass konservative c-f-g-Songs schon lange nicht mehr nur Bestandteil seines Repertoires sind, er kritisiert, reflektiert die zivilisierte Gesellschaft mit einer fast Degenhardt'schen Wut im Bauch, die - wie er selbst sagt - von Herzen kommt, aber er gibt auch Hoffnungen, hat Visionen und übt den Schulterschluss mit seinen Hörern mit seiner Bescheidenheit und der Bekundung, dass er einer von ihnen ist und nicht vollkommen über den Dingen steht. "Meine Mucke ist nicht fett allenfalls ganz nett damit werd ich nicht berühmt das hab ich auch nicht verdient man fällt dann nicht so auf aber auch nicht so tief runter und treib ichs mal zu bunt treibt ihr es bestimmt noch viel bunter"(aus "Mittelmaß (Bundesjugendspiele)" 2005 - Andreas über sich selbst) Der gebürtige Flensburger genießt mit fünf Jahren musikalische Früherziehung und spielt dabei ein lateinamerikanisches Rhythmusinstrument namens "Guajira". Mit 15 fängt er an, Gitarre zu spielen. Neben der besagten Punkbanderfahrung kommt mit 16 der E-Bass hinzu. Nebenher singt er im Chor. Mit 18 versucht er sich an der Schreibe erster eigener Songs. "Das waren so Ohrwürmer, die meine Mitschüler ganze Studienfahrten lang nicht ausm Hirn bekommen haben", erinnert er sich. Mit 24 lernt Andreas Kontrabass. Heute blickt er auf über 50 selbst verfasste Lieder zurück. Musik von anders k ist Musik, die von Herzen kommt und ehrlich gemeint ist. Sie ist Ausdruck seiner selbst. Während andere Musiker dem Trend oft hinterher laufen (und das ist auch im doppeldeutigen Sinne zu verstehen), stehen sie meist vor der Tatsache, die billige Kopie eines Stars zu sein. Andreas kehrte diesen Trendforschungen den Rücken zu - ein solches Thema interessiert ihn nicht - und konnte sich selbst auf diese Weise über die Jahre hinweg treu bleiben. Seine Musik klingt wie sie klingt. Roh. Ungeschliffen. Aber sie ist ehrlich. Dafür gebührt dem Künstler allerhöchster Respekt. Respekt gebührt allerdings auch denjenigen, die das nicht nachvollziehen können... "oder wollen... meistens wollen sie ja gar nicht!" (Max Goldt) Fotos: 01. Sandalette 02. Indo301 03. Tanja Thomsen Mehr Infos über "Liedermacher" unter http://www.musicline.de/de/genre/lexikon/Pop/Liedermacher Mehr Infos über "Hamburger Schule" unter http://www.musicline.de/de/genre/lexikon/Rock/Hamburger+Schule

Kommentare

My Laundry Life
My Laundry Life August 2006
Intelligent, politisch scharfsinnig und dennoch unterhaltsam...
Ein begabter Mensch; lasst seine Musik oft erklingen!

Dein Fan, André

schifferdaddy
schifferdaddy März 2006
Ja Anders ist eben anders.
Ich würde mich freuen wenn es mehr so kritische Künstler gäbe die einfach mal was gutes machen.
Deren lieder sinn machen,wo man noch zuhören muss.
Schöne reportage über einen super Musicer
Schifferdaddy

schifferdaddy
schifferdaddy März 2006
Ja Anders das ist ein Richtiger poet der mit seinen Texten zum hinhören zwingt.Man muss Denken über das gesagte ,was vielen Menschen heute schwerfällt.Die wollen nur unterhalten werden und beim Bier oder Kaffe bedudellt werden.Dafür eignen sich seine Lieder nun gar nicht.
Der Zyniker muss erkannt werden .wer kann das noch.
ein Extravaganter Liedermacher der sein Geld damit verdienen sollte.Gibt doch so viel Studierte
Oder verstehen die seine Texte auch schon nich mehr?????????
Würd mich nicht wundern.Oh Vaterland magst Ruhig sein
Schifferdaddy


von  Sandro Sandalette am 16.03.2006
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