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Electro  Magazin

Düster, Kalt, Disturbia

Interview mit Disturbia
Düster, Kalt, Disturbia

Mike (aKa. Distubia),

ist bekannt für die dunkelsten und härtesten Bässe im Drum´n´Bass Universum auf MOM. Wirft man mal einen Blick in die Charts, stehst du zurecht immer ganz weit oben und ich freue mich, das zweite Interview in der Kategorie "Interview mit meinen MOM-Vorbildern" zu schreiben. Bereit? Dann los:

 

 

1.)  Wie bist du dazu gekommen, Musik zu machen?

Indem ich irgendwann mal beschlossen habe, ein Instrument zu erlernen. In meinem Fall Gitarre! Auslöser war  ein neues "Johnny Cash" Album, über das ich zufällig gestolpert bin. Nach einer intensiven Punk/Rock Phase kam aber irgendwie Langeweile auf und da ich schon recht früh den elektronischen Spielereien nicht abgeneigt war, habe ich mich komplett neu orientiert.

2.) In welchem Genre produzierst du die meisten Lieder und warum gerade in diesem?

Als DISTURBIA fast ausschließlich harten (Dark) Drum & Bass. Diese Musik habe ich damals mal auf einem Rave kennengelernt und am nächsten Tag sofort angefangen, selber zu produzieren. Aber ich versuche mich immer wieder an allen möglichen Stilrichtungen unter anderen Pseudonymen.

3.) Und welche Musikrichtung kann dir gestohlen bleiben?

Jede Musik hat ihre Daseinsberechtigung, solange ein künstlerischer Anspruch dahintersteht. Das schließt für mich also die rein auf Profit aufgebaute Casting-Maschinerie und Lieder von C-Promis, die ihr Gesicht nur mal wieder in die Kamera halten wollen, aus.
Persönlich finde ich recht schade, wie Dubstep aktuell verheizt wird. Das war vor ein paar Jahren richtig guter Sound, aber heute krieg ich hauptsächlich Kopfschmerzen davon.

DownFlex: Ja, da muss ich dir echt zustimmen. Ich stehe zar auch auf Brostep und könnte das stundenlang hören, aber was ich persönlich noch viel schlimmer finde ist die Generation, die NUR mit dem sogenannten Brostep aufwächst und der richtige Dubstep in Vergessenheit gerät. Desweiteren bilden sich diese "Fanboy" und "Hater" -gruppen, wo ich echt nur dazwischen stehe und denke, was geht hier ab? Ich selber mag z.B Skrillex Sounds auch nicht, aber das heißt nicht, dass der Typ nicht trotzdem ein Genie osist, was seine Musik angehe. Ich bleibe also neutral und jetzt muss ich mir ansehen, wie sich diese 2 Gruppen "bekriegen". Das musste ich jetzt übrigens loswerden, weil ich das ganz furchtbar finde!

4.) Gibt es gewisse "Meilensteine" in deiner Zeit auf MOM?

MOM war die erste Plattform (abgesehen von YouTube), auf der ich mit meiner Musik präsent war und entsprechend war sie auch wichtig für mich, da ich hier erstmal gelesen habe, was andere dazu sagen. Wenn die Songs dann mal in den Charts ganz oben stehen, ist das natürlich ein super Motivationsschub. Heute habe ich leider oft nicht mehr die Zeit, hier meinen Account immer aktuell zu halten.

5.) Gibt es einen besonderen Song von dir selber, auf den du sehr stolz bist oder er dir mehr bedeutet, als andere?

Natürlich ist immer der, an dem man gerade arbeitet der beste! ;)

DownFlex: HAH! Ich dachte, ich wäre der einzige! :D

Aber mit etwas Abstand gibt es schon gut und weniger gut gelungene. Da muss ich natürlich "Mass Effect" nennen, der mir wohl Tür und Tor geöffnet hat und wodurch viele auf meinen Sound aufmerksam wurden.

DownFlex: Eingeschlossen mir, mal so nebenbei... :)

6.) Gibt es einen bestimmten Sound/Ton, der dich beeindruckt oder von dem du nicht weißt, wie er aufgebaut ist?

Mit der Zeit entwickelt man schon ein Gehör für Sounds, bzw. wie sie gemacht wurden. Was mich wirklich oftmals beeindruckt ist eher, wie die Sounds eingesetzt werden. Übrigens ist es oft so, dass schrecklich komplex klingende Sounds sehr simpel gebaut sind.

7.) Bist/Möchtest du in ein Label?

Ich habe schon auf diversen Labels veröffentlicht und gute, wie schlechte Erfahrungen gemacht. Da ich heute schlauer bin, kann ich ein bisschen was dazu sagen. Man sollte sich immer klar machen, dass man heute durch das Internet nicht mehr zwingend ein Label braucht. Die Labels sollte man sich in jedem Fall gut ansehen, bevor man Verträge untschreibt. Generell Finger weg, wenn man selber finanziell in die Verpflichtung genommen werden sollte. Auch sollte man sich fragen, ob man von einem Release auch profitiert. Wenn das Label kaum Abonennten, Follower, Freunde oder was auch immer hat, hat man selber gar nichts davon. Released das Label schlechten Sound, kann das eigene Image sogar Schaden nehmen. Ich selber habe fast nie irgendwelche Demos verschickt, aber es spricht natürlich nichts dagegen.

Wichtiger ist aber, dass man im Netz präsent ist, Kontakte knüpft und kontinuierlich gute Sachen liefert. Dann finden euch auch die richtigen Leute. Man sollte nicht vergessen, dass die Labels oft nur von einer Person betrieben werden, deren Tag auch nur 24 Stunden hat, also präsentiert euch nur mit Songs, mit denen ihr wirklich zufrieden seit und bringt Geduld mit. Ich habe vorhin von "Mass Effect" gesprochen. Der wurde lustigerweise noch nie offiziell veröffentlicht. Natürlich gab es Anfragen, aber man muss auch ablehnen können. Jetzt nach ca 2 Jahren hat sich aber ein Label der oberen Liga im D&B Bereich gemeldet und der Song kommt nun doch in frischem Soundgewandt, versteht sich. Geduld hat sich also ausgezahlt!

DownFlex: Da du natürlich so viel Erfahrung mit Labels hast, empfehle ich allen Leuten, die auf der Suche sind oder auch mal Erfahrung damit machen wollen, sich den Teil hier ganz genau durchzulesen. Ich selber habe mal Demos an "NeurofunkGrid", "EssentialDNB" etc. geschickt (das sind allesamt Promoter auf YouTube) und eher weniger gute Erfahrungen gemacht. Entweder schreiben sie GAR NICHT zurück oder sind sehr unfreundlich. (NeurofunkGrid und EssentialDNB schließe ich hiervon aus, die waren sehr freundlich und haben positives Feedback gegeben) Natürlich kann man viel sagen und wenig machen, also verlasts euch nicht dadrauf. Aber wenn ihr auf YouTube bekannt werden wollt, dann braucht es meistens einen Push von einem bekannten Promoter.

8.) Was denkst du über Collabos und Remixes?

Ich mache nicht mehr viele Collabs, da es einfach gegen meinen Workflow geht und ich auch recht eigensinnig sein kann. Technische Probleme kommen dann auch oft dazu, wenn man räumlich getrennt arbeitet. Dennoch finde ich es großartig, wenn es bei anderen funktioniert und man auch den Sound der Beteiligten am Ende raushört. Remixes habe ich schon viele gemacht... Macht mir immer wieder Spaß, andere Tunes neu zu interpretieren. Auch über die Genregrenzen hinweg sehr interessant!

9.) Worauf können sich deine Zuhörer in Zukunft noch freuen?

Wie gesagt, es stehen dicke Releases an. Soundtechnisch bleibt es (hoffentlich) abwechslungsreich. Tendenziell kann man sagen, dass es wieder stärker in Richtung "klassischer" D&B Sound geht, sprich: gesamplete Funk-Breaks wieder stärker im Vordergrund, mit dreckigen Reese-Bässen. Nicht umsonst sind es meistens die älteren Nummern, die den Floor richtig rocken. Natürlich freue ich mich auch wieder auf gute Gigs dieses Jahr.

10.) Möchtest du den Leser noch etwas aus deinem Erfahrungsbereich auf den Weg geben?

Das Wichtigste ist wahrscheinlich, dass man Spaß an der Musik hat. Es gibt aber auch Tage und Wochen wo ich mir absolut keine Musik anhören kann/will, geschweige denn selber machen und es gibt die Tage, in denen ich das Studio nicht mehr verlasse. Wenn man solche Phasen nutzt, kommt auch meistens was gescheites dabei rum. Letzter Tip: Die Ohren auch für Genrefremde Musik offen halten und sich Tipps und Feedback von anderen holen und selber auch ehrliches(!) Feedback abgeben.

Big Ups von Disturbia!

 

 

Also Mike,

danke, dass du dir die Zeit genommen hast, die Fragen zu beantworten. War ein sehr interessantes Interview, bei dem ich selber einiges gelernt habe. (Natürlich auch, weil du einen ganz anderen Erfahrungssschatz hast als ich, ganz besonders in Sachen Labels und Veröffentlichungen. Insgesamt bist du ein Künstler, den man hier auf MOM, wenn man auf (Dark) Drum´n´Bass steht, nicht überspringen sollte.

Zuletzt gebe ich noch meinen absoluten Lieblingssong von dir an, den sich die Leser gerne mal anhören können:

Distubia - Positron:

http://www.myownmusic.de/player/?songid=322498

Wahrscheinlich hättest auch du gedacht, ich würde "Mass Effect" picken, aber der hier gefällt mir noch ein gutes Stück besser. Ich bedanke mich, auch im Namen der Community, für dieses tolle Interview.

 

gez. DownFlex / Florian Sunnus



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von  Redaktion am 08.02.2013
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