Die „Tanzende Nation“
Interview mit Northstar Connection
Was 2001 als kleines Hobbieprojekt 2er Nachbarn begann, entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem gefragten Remixlieferanten im Commercial Trance und Handsup bereich: Die Northstar Connection. So wurden unter anderem die Werke solch namhafter Künstler wie Fabio Vega, Da Sylver & Deefour und Tokabeatz von den beiden Hauptprojekten Cosmic Squad (Commercial Trance) und Overdrive Division (Handsup) neu interpretiert.
Der kreative Motor hinter all dem, ist seit jeher Johannes Ripken, seines Zeichens Musikproduzent, Student an der Mannheimer Popakademie, Stipendiat bei Universal Music Berlin und nicht zuletzt MoM-Urgestein, der sich freundlicherweise anlässlich seiner Debutsingle Veröffentlichung „Overdrive Division - Dancing Nation“ für dieses Interview zur Verfügung gestellt hat.
MoM: Johannes, mitlerweile dürftest Du es ja gewohnt sein, Deinen Namen auf Vinyllabels zu lesen. Ist es da noch ein besonderes Gefühl, nun endlich einmal die erste eigene Single in den Händen zu halten?
JR: Die erste eigene Single dürfte für jeden Musiker einer der Höhepunkte in der Laufbahn sein. Da können auch diverse Remixproduktionen dieses Gefühl nicht abwerten. Ich bin besonders froh, dass gerade die "Dancing Nation" meine erste Single ist, da die Idee ja mittlerweile schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und alles damals hier auf MyOwnMusic mit "Dancing Lama" (welcher im übrigen nach dem VSTi Delay Lama benannt ist und nicht nach dem Tier aus den Anden) begonnen hat. Daraus entwickelte sich dann irgendwann die "Dancing Nation", ein Song mit einer langen Geschichte, sozusagen.
MoM: In der Tat, eine lange Geschichte, an der auch ein namhafter Künstler wie Steve Twain, der erst kürzlich als Discotronic Deutschlands (Tricky) Discos rockte, teilhaben durfte. Wie kam die Verbindung zu einem solch hochkarätigem Remixer zu stande?
JR: Das Label "Fanatic Beatz" (Sublabel von "Tokabeatz") hat einen engen Draht zu Steve Twain und konnte so einen Remix für "Dancing Nation" organisieren, obwohl Steve Twain derzeit wohl durch die "Tricky Disco" volle Auftragsbücher haben dürfte. Es ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl, sich von einem so namhaften Produzenten remixen zu lassen. Aber da mir aus eigener Erfahrung auch noch bewusst ist, wie schwierig der Einstieg ins Musikgeschäft sein kann, war es mir ausserdem wichtig, auch die Newcomer nicht zu kurz kommen zu lassen. Und so ist auf der Vinyl, neben den Remixen von Steve Twain und Cosmic Squad, auch noch die sehr gelungene Interpretation von DJ Xelerator zu finden.
MoM: Wo Du gerade das Stichwort „Cosmic Squad Remix“ gegeben hast: Ist es nicht schwierig, seine eigenen Stücke zu remixen, gerade wenn man sich schon so lange mit den Grundideen beschäftigt hat wie Du in diesem Fall? Oder vereinfacht gefragt: „Hängt dir die Dancing Nation Idee nicht schon langsam zum Hals raus?“
JR: (lacht) Also bei meinen Projekten habe ich klare Vorstellungen, wie sie stilistisch ausgeprägt sind und wie ich sie voneinander abgrenze. Daher fällt es mir nicht so schwer, meine eigenen Titel zu remixen. Es wird mir ab und an gesagt, dass man es raushört, wenn ich meine Finger an den Synthies und am Arrangement hatte, egal ob OverDrive Division oder Cosmic Squad, aber das ist ja auch legitim, sofern sich die beiden Projekte stilistisch noch unterscheiden lassen.Ob mir die "Dancing Nation" zum Halse raushängt? Ich denke nicht, schließlich hab ich die Grundidee über die Jahre so weiterentwickelt, dass sich die alten Versionen und die jetzige "Dancing Nation" nur noch bedingt ähneln. Aber ich freue mich auch, dass ich die Single endlich zum Abschluss gebracht habe und mich nun neuen Ideen widmen kann. Ich sitze quasi bereits unter anderem schon an der Follow Up. ;-)
MoM: Das wird die Fans der Overdrive Division sicherlich freuen zu hören. Einer kleinen Vorabpreview konnte man entnehmen, dass es von der Dancing Nation noch mehr als die 4 Mixe gibt, die es auf die Vinyl geschafft haben. Werden auch diese irgendwo zu haben sein?
JR: Ja das stimmt. Wir haben mehr Remixe anfertigen lassen, als jetzt auf der Vinyl zu finden sind. Neben den beiden weiteren Commercial Trance/HandsUp Mixen von Dan-J und East NRG System, komplettiert und rundet ein Commercial House Remix von Society Circles (SoCi) das Gesamtpaket ab. Diese Remixes werden, genauso wie die Vinyl-Mixe, online bemustert und vertrieben, allerdings eben exklusiv. Das bedeutet, dass die DJs in der Promotion davon hochwertige MP3s bekommen und alle Tracks bei iTunes, Musicload, AOL, Finetunes usw. zu haben sein werden. Allerdings werden sie erst 1-2 Wochen nach der Veröffentlichung der Vinyl (16.02.2007) dort verfügbar sein. Ein Vertrieb auf CD ist bislang nicht geplant aufgrund der momentanen, allgemeinen Marktlage bei HandsUp/Dance.
MoM: Ist diese zur Zeit wirklich so schwierig wie so viele sagen? Nicht zuletzt aufgrund deiner Arbeit bei Universal Music, müsstest Du diesbezüglich ja ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern können.
JR: Die Marktlage im herkömmlichen Tonträgerhandel (CD) ist wirklich nicht besonders berauschend, wenn man bedenkt, dass die Absatzzahlen seit 1999 um mehr als 60 % gesunken sind. Noch schwerer hatte es der Dance Bereich in den letzten Jahren, da er ja vor einigen Jahren mehr oder weniger komplett aus Funk und Fernsehen verschwunden ist. Aber es ist wieder Besserung in Sicht, wenn man sich den Markt derzeit anschaut: Cascada, Eric Prydz, Scooter und Basshunter zeigen ja derzeit Präsenz in den deutschen Top30. Allerdings ist das nur die Spitze des Eisbergs, für die sich auf jeden Fall CD-Singles lohnen. Ich denke aber, dass die CD-Single ein aussterbendes Produkt ist aufgrund der Möglichkeit, einzelne Songs im Internet zu kaufen. Alben werden nach wie vor ein für CDs interessanter Markt bleiben, da dort mehr als nur Musik verkauft wird, wenn das Album interessant gestaltet ist. Auf diesen Aspekt sollte man gerade im Dance Bereich zukünftig mehr Wert legen, weil Dance bisher ein klassisches One-Track-Business mit wenig Persönlichkeit ist. Alben wirken dem entgegen. Wenn ein Dance Album gut produziert und gestaltet ist, wirds für den Konsumenten auch interessant, siehe Cascada (1,2 Mio verkaufte Alben weltweit), Sylver, Groove Coverage und ganz klar Scooter.
MoM: Da drängt sicht jetzt ja die Frage nach einem Album der Overdrive Division geradezu auf ...?
JR: (lacht) Das Album von OverDrive Division wird mit Sicherheit noch ein wenig brauchen, aber im Hinterkopf hab ich es schon. Darüber allerdings zu diesem Zeitpunkt schon zu sprechen, halte ich für etwas verfrüht. Mal schauen wann es soweit ist.... ;-)
MoM:, Um noch einmal auf Dancing Nation zurückzukommen: Die 2003er Version von Dancing Lama ist ja bis heute auf Deinem MyOwnMusic Profil zu hören. Welche Bedeutung hatte und hat diese Plattform für Dich?
JR: Ich bin im Jahre 2002 auf MyOwnMusic aufmerksam geworden und habe mich sofort dort angemeldet. Damals war das Feedback, das ich bekommen habe sowohl sehr positiv, als auch extrem konstruktiv, was mich dazu angespornt hat, weiter am Ball zu bleiben und mich zu verbessern. Außerdem bekam ich schon sehr bald guten Kontakt zu Produzenten, die heute noch aktiv und ebenfalls auf dem Weg nach oben sind, wie z.B.: Chris (Deepforces), Fabian (Speedbreaker/Milkshake), Henrik (Commercial Club Crew), Max (Manox) und Michael (Society Circles/Club Directive). Kurz gesagt: MyOwnMusic ist einfach ein Meilenstein für meine musikalische Entwicklung, ohne den es schwerer gewesen wäre, das zu erreichen, was ich bis heute erreicht habe. Die 2003er Version von Dancing Lama jedenfalls, war einer meiner Höhepunkte bei MoM, weil es mein erster Hit des Tages gewesen ist und mich auf dem Portal bekannt gemacht hat. Ich lausche ab und an immer noch gerne, leicht nostalgisch, in die alten Songs herein. Es ist schon interessant, wie sich der Sound über die Jahre verändert hat.
MoM: Im Namen der gesamten MoM Community möchte ich mich an dieser Stelle erstmal für dieses Statement bedanken. Hast Du noch irgendwelche Tipps/Tricks/Kniffe und Ratschläge, die du den MoM´lern mit auf den Weg geben möchtest?
JR: Das Wichtigste für einen Produzenten und Musiker ist der Spaß an der Sache, Ehrgeiz und gewisse Qualitäten als Steh-Auf-Männchen zu haben. Spaß ist essentiell wichtig, denn wer das primär aus finanziellen oder selbstwertgefühl-erhöhenden Gründen macht, wird nicht lange seinen Ehrgeiz erhalten können. Ein Steh-Auf-Männchen lässt trotz Rückschlägen wie Demoabsagen oder Kreativlöcher nicht das Ziel aus den Augen, welches ein Release, ein Album oder lediglich einen besonderen Sound zu kreiren nun einmal darstellen. Wenn man die Punkte erfüllt, kann ich nur sagen: findet euren Stil und versucht nicht, andere zu kopieren. Denn selten ist die Kopie besser als das Orginal.
MoM: Weise Worte. Abschliessend sei nun noch die Frage gestattet, auf was sich die Fans der Northstar Connection in naher Zukunft alles freuen dürfen, oder wirst Du es nach der Debutsingle erstmal wieder etwas ruhiger angehen?
JR: Ganz im Gegenteil! Ein Single Release beflügelt und motiviert einen schon ungemein! Da ist an eine Ruhepause also erstmal überhaupt nicht zu denken. So soll Cosmic Squad noch in der ersten Hälfte 2007 einen Single Release bekommen. Ich sitze diesbezüglich gerade an drei Produktionen gleichzeitig, die ich alle als potentielle Singles sehe. Desweiteren werden wohl in den nächsten 4-5 Monaten noch ein paar Remixes für diverse Künstler erscheinen. Aber wer stets auf dem neuesten Stand bleiben möchte, ist herzlichst eingeladen, auf meiner Homepage http://www.nc-music.net vorbei zu schauen. Die ist zwar noch recht frisch online, befindet sich also sozusagen noch im Aufbau, aber wird in den nächsten Wochen unter anderem durch einen Blog aufgewertet, in dem ich über die Themen Releases, Northstar Connection, Musikbusiness/Produktion und allgemeines Geschehen informieren und diskutieren werde.
MoM: Na wenn das mal nicht einen Klick wert ist ;-) Dann bleibt an dieser Stelle nur noch, Dir viel Glück mit deinem Aktuellen und allen Releases die da noch folgen mögen zu wünschen und einen herzlichen Dank dafür auszusprechen, dass Du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!
JR: Es war mir wirklich ein Vergnügen, also ich bin es wohl, der zu danken hat ;-)
Das Interview führte eM:Key
Kommentare
Bronto Scorpio Februar 2007
Tolles Interview, sehr interressant (Ich werd immer wieder falsch schreiben).
Ich wusste gar nicht das ihr hier noch angemeldet seit, ist mal wieder interressant (wie gesagt) hier reinzuschauen.
Ohne den Johannes wär ich sicher nich so weit wie ich jetzt bin, da er mir damals in Mühevoller Arbeit alles über cubase und VSTs beigebracht hat, auch wenn ich Cubase nicht mehr nutze.
Echt tolle sache und herzlichen Glückwunsch zum Release!
Ich wusste gar nicht das ihr hier noch angemeldet seit, ist mal wieder interressant (wie gesagt) hier reinzuschauen.
Ohne den Johannes wär ich sicher nich so weit wie ich jetzt bin, da er mir damals in Mühevoller Arbeit alles über cubase und VSTs beigebracht hat, auch wenn ich Cubase nicht mehr nutze.
Echt tolle sache und herzlichen Glückwunsch zum Release!
Kategorien
Anzeige
von 
Redaktion
am 14.02.2007
Redaktion
am 14.02.2007 22751 Anzeige
Weitere interessante Artikel
