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Electro  Magazin

Interview mit Rafael Peligro, dem MOMschen Techno/Breakbeat Vorzeigekünstler

Interview mit The Blind Authority
Interview mit Rafael Peligro, dem MOMschen Techno/Breakbeat Vorzeigekünstler

La Ecstanosià: Hallo! Vielen Dank, dass ich dieses Interview mit dir führen darf und viel Spaß mit den folgenden 19 Fragen.

Rafael Peligro: Hallo! Ich danke dir für das Interview. :)



I. Karriere-Modus – chronologisch geordnet


LE: Zum Einstieg bitte ich dich erst einmal, deine Person zusammen zu fassen (Name, Alter, Beruf und alle Dinge, die dir sonst noch wichtig erscheinen).

RP: Mein Name ist Johannes Buchner, ich bin momentan 19 Jahre alt und komme aus Pitten (Niederösterreich), einem kleinem Kaff irgendwo im Nirgendwo. *g*
Ich mache zurzeit eine Ausbildung als Versicherungskaufmann, kann’s aber kaum erwarten, bis diese abgeschlossen ist, ich hasse diesen Job! Ich habe ursprünglich an der SAE Wien einen Kurs zum Audio Engineer gemacht, doch wurden mir dabei leider einige Steine in den Weg gelegt und ich musste vorzeitig abbrechen. Aber ich denke, ich werde nach meiner Lehre noch einmal einen Versuch wagen in diesem Bereich Fuß zu fassen.


LE: Wie war das in deiner Kindheit, warst du da auch schon so musikalisch? Oder hast du sie wie so viele andere mit Freunden z.B. beim Fußballspielen verbracht?

RP: In meiner Kindheit hatte ich mit Musik eigentlich so gut wie gar nichts am Hut. Mit 6 Jahren lernte ich Flöte spielen, das war’s dann eigentlich schon. Ich verbrachte meine Zeit lieber mit Freunden vor diversen Spielekonsolen oder am Basketballplatz. Eine ganz normale Kindheit eben.


LE: Hast du in dieser Zeit, innerhalb deiner Freizeit, Musik gehört? Wenn ja, welche?

RP: In dieser Zeit hörte ich sehr selten wirklich bewusst Musik. Einzig und allein die Guns n’ Roses Tapes meines Vaters spielte ich rauf und runter. Später kam dann eben dieser ganze Dance-Müll wie z.B. „2unlimited“, da stand ich ziemlich drauf. :)
Es gab zwar immer einige Nummern, die mich wirklich fesselten, aber ich befasste mich nie wirklich ausführlich damit. Das Ganze sollte sich eben erst später entwickeln.


LE: Es gibt oft einen bestimmten Punkt, an dem es ‚Klick’ macht: „Hey, das möchte ich auch können.“ Wann gab es im Bezug auf das Produzieren von Musik auch solch einen Zeitpunkt bei dir?

RP: Oh, ja, diese Punkte gibt es eigentlich ständig. Ich bin andauernd auf irgendwelche Artists neidisch. Das ganze fing aber erst an, als ich Internet bekam und mein musikalisches Spektrum erweitern konnte. Damals waren meine großen Idole Acts wie „DJ Tiesto“ oder „Ferry Corsten“. Ich ließ mich von ihrem Style sehr inspirieren. Heute würde ich eher beeinflussen dazu sagen. :)
Ich nahm mir regelmäßig irgendwelche Größen als Vorbilder, was an sich ja in keiner Weise schlecht ist. Aber man sollte sich eben nicht nur auf den Stil anderer Leute festlegen und versuchen einzelne Sounds oder Melodien zu kopieren, wie es leider viele tun. Das hat dann nicht mehr viel mit Individualität zu tun und diese ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Produzieren von guter Musik.


LE: Und wann kamst du dann wirklich zum ersten Mal mit dem Erstellen von eigenen Sounds in Berührung?

RP: Das war als ich 12 Jahre alt war und bei einem Freund andauernd TV-Spots von irgendwelchen Musikprogrammen gesehen habe. Da dachte ich mir: „Hmmm... klingt ja eigentlich sehr interessant, seine eigene Musik zu machen!“ Zu diesem Zeitpunkt konnte ich weder Noten lesen, noch ein Instrument spielen. Doch schon am nächsten Tag holte ich mir mein erstes Programm, den RUBBER DUCK (vielleicht kennt den noch wer, war so eine Art Drum/Acid-Sequenzer. Damit machte ich schließlich meine ersten Tracks und obwohl mir bewusst war, wie beschissen sie geklungen haben, war ich furchtbar stolz darauf, da es für mich eine neue Ebene war, mich selbst mitzuteilen. Also schraubte ich weiter und weiter, kaufte einige Drag ’n Drop-Programme wie den MUSIC MAKER und EJAY, doch daran verging mir recht schnell die Lust. Mit 14 Jahren entdeckte ich durch einen Freund FRUITY LOOPS, was für mich quasi eine kleine Revolution darstellte. Ich konnte endlich meine eigenen Melodien basteln und eigene Sounds erstellen. Das war dann sozusagen der Zeitpunkt, an dem ich anfing meine eigene Musik zu machen und ich schmiss einen Track nach dem anderen raus. :)


LE: Im Anfang einer ‚Karriere’ sind die Ergebnisse meist nicht so, wie man es sich eigentlich gedacht bzw. gewünscht hat. Welche Motivation gab es für dich, weiter zu machen?

RP: Da gab es verschiedene. Zum einen wollte ich mich musikalisch weiterentwickeln, ich wollte einfach besser werden und mir war bewusst, dass dies ein langer und nicht immer einfacher Weg ist. Ich hatte so viele Ideen im Kopf und konnte diese technisch nicht umsetzen. Das wollte ich ändern, da das meistens meine größte Blockade beim Produzieren war. Auf der anderen Seite halfen mir viele liebe Leute über diverse musikalische Tiefs hinweg. Sie spornten mich immer wieder an, neu anzufangen. Großer Dank geht an dieser Stelle an Manuel aka „London Issue“, der mich durch seine immens schnelle Entwicklung so neidisch machte, dass ich auch weitermachen musste. :)
Also gab es schon einige Gründe nicht aufzugeben.


LE: Auf welche Weise hast du deine Musik nach außen hin vorgestellt? Hattest du von Anfang an Zugang zum Internet oder hast du deine Produktionen erst einmal anderen Personen gezeigt? Wenn ja, wem und welche Reaktionen gönnte man dir?

RP: Ganz am Anfang hatte ich noch kein Internet, da konnte ich nur meine Freunde mit meinem Zeug quälen. Ich nahm alles einfach auf Tape auf und begab mich auf einen Kreuzzug der musikalischen Penetration. Die Reaktionen waren unterschiedlich. Einige fanden die Musik toll, für die andere klang sie wie ein ‚amazonischer Balztanz’. :)
Dabei nahm ich mir das positive Feedback als Motivation und machte weiter. Mit 14 Jahren bekam ich dann Internet und konnte zum ersten Mal meine Tracks einem breiteren Publikum zur Verfügung stellen. In dieser Zeit lernte ich viele talentierte junge Artists kennen, man experimentiere in Kollaborationen, sammelte Erfahrung im Team. Das Internet war so gesehen eine großartige Bereicherung.


LE: Und wie bist du dann auf MOM gestoßen? War eine bestimmte Person dafür verantwortlich?

RP: Nein, dafür war ich alleine verantwortlich. Ich war auf der Suche nach einer guten Plattform für meine Musik und MP3.de z.B. war keine zufrieden stellende Alternative für mich, da sich in so einer großen Community irgendwie alles verläuft. So kam ich schließlich, über Google glaub’ ich, zu MOM.


LE: Im Anfang konnte man dich unter dem Namen „Solar Stream“ erreichen. Einem Account, auf dem ausschließlich Trance-Produktionen erschienen. Wieso das?

RP: Hehe, gute Frage, wieso nur? Hmmm... also ich muss wohl jetzt zu meiner Vergangenheit stehen. Ja, ich habe damals ausschließlich Melodic Trance produziert. „Solar Stream“ war mein letztes Trance-Pseudonym, zuvor war es „Cryptic Project“ und noch einmal davor „DJ Spectre“. Vor meinem Genre-Wandel gab es eben nur den Trance-Guru. :)


LE: Im Trance-Bereich hast du viel erreicht. Du bekamst viel Feedback, hattest regelmäßige Hörer. Doch plötzlich der Genre-Wandel. Kann man dies als den Sprung eines eigentlichen Techno-Liebhabers zu den Ergebnissen seiner wirklichen Inspiration hin bezeichnen?

RP: Das ist zur Hälfte richtig. Ich hatte einfach keine Ideen mehr für meine Trance-Tracks, alles klang gleich und es machte einfach keinen Spaß mehr. Zu dieser Zeit hörte ich auch immer öfter alternative elektronische Musik, doch mir fehlte noch der Mut, das Ganze aufs Produktionstechnische zu übertragen. Als ich schließlich anfing, regelmäßig diverse Techno-Veranstaltungen zu besuchen, wurde das Ende der Trance-Ära eingeleitet. :)
Ab diesem Zeitpunkt ließ ich mich von Leuten wie „Marco Bailey“ oder „Johannes Heil“ inspirieren. Mich reizte vor allem die künstlerische Freiheit daran, da man beim Techno meiner Meinung nach weniger an diverse Leitfäden gebunden ist. Man kann sich einfach mehr austoben und experimentieren. Also dachte ich mir: „Das kann ich doch auch!“


LE: Wie entstand der Name „Rafael Peligro“, welcher im Gegensatz zu „Solar Stream“ NICHT stiltypisch ist?

RP: Eigentlich nur durch Zufall. Ich suchte lange Zeit einen Namen, den ich in mehreren Genres einsetzen kann. Und da Johannes Buchner irgendwie blöd klingt, nahm ich das einzige spanische Wort, das ich kenne, Peligro, und setzte Rafael davor, da mir der Name an sich ganz gut gefällt.


LE: Techno war ein bisher noch recht unpopulärer Stil bei MOM. Fühltest du doch wie ein Revolutionär? Schließlich hast du mit deiner kompromisslosen Art vielen Menschen den musikalischen Horizont erweitert.


RP: Es ehrt mich gewaltig, wenn ich wirklich Horizonte erweitert habe, aber wie ein Revolutionär fühle ich mich in keinem Fall. Das Genre Techno war ja auch vor meiner Zeit schon auf MOM präsent und überhaupt existiert dieser ganze Stil schon sehr lange. Ein musikalischer Revolutionär ist für mich jemand, der aus seinem individuellen Stil eine komplett neue Musikrichtung erschafft oder ein existentes Genre so durch seinen Stil prägt und so pusht, dass es komplett neu auflebt (z.B. Adam Freeland durch den sogenannten NuBreak). Ich sehe mich also nicht als den großen Vorreiter, aber es freut mich sehr, wenn ich einige Künstler inspiriert habe. Ich denke nämlich, dass sich viele Leute einfach nicht trauen, ’mal etwas anderes zu machen, da sie Angst vor eventuell schlechtem Feedback und der daraus entstehenden Demotivation haben. So, wie es auch bei mir im Anfang war. Aber Leute, seid individuell!! Befördert das in eure Boxen, was in eurem Kopf rumschwebt. Es ist kein großes Zeichen von Kreativität, wenn man bei jedem Track denselben Leadsynth oder dieselbe Bassline verwendet.


LE: Nun ja, es dauerte nicht lange und einige Breakbeat-Tracks standen auf der Download-Liste deiner Stammhörer. Eine ganz logische Entwicklung oder war dir der Spaß am Techno einfach nur vergangen?

RP: Ebenfalls dies stimmt zu 50%. Nach 1,5 Jahren Techno fehlten mir einfach die Ideen und ich verlor den Spaß daran. Dieses Jahr hatte ich dann das Vergnügen Adam Freeland spielen zu hören. Ich kannte bis dahin nur seinen Remix von „Smells Like Teen Spirit“. Er überraschte mich mit einem energetischen und einfach nur groovigen Breakbeat-Set, ich war hin und weg. Schon am nächsten Tag schwor ich dem 4/4-Takt ab und startete mein Breakbeat-Projekt. :)


LE: Hast du vor, dein Produktionsspektrum noch einmal zu erweitern? Was denkst du, wird in der Zukunft passieren?

RP: In nächster Zeit werde ich mich auf Breakbeat konzentrieren, da es mir einfach Spaß macht. Was danach kommt ist noch ungewiss, aber ich bin mir sicher, dass es noch einige Stillwechsel geben wird.


LE: Und wirst du dich wieder mit massentauglicheren Genres wie z.B. Trance oder auch Dance etc. beschäftigen?

RP: Nein, das ist ganz aus. Gegen Dance bin ich allergisch und im Trance-Bereich gibt es nur wenig richtig gute Musik. Das alles hat keinen Reiz mehr für mich.



II. Zusätzliches – querbeet :D


LE: Womit produzierst du deine Musik, besonders bezogen auf den typischen Soft-/Hardware-Kampf?

RP: Zurzeit mit REASON und CUBASE im ReWire, also alles Software. Ich hab zwar noch meinen Yamaha CS6-X rumstehen, aber den benutze ich nur zum Klimpern, die Sounds kommen alle aus dem PC. Ich selbst war lange Zeit ein Software-Gegner, doch mit der rasanten Entwicklung der angebotenen Software kann Hardware einfach schwer mithalten. Und es ist auch nicht so teuer :)


LE: Gibt es für dich bestimmte Vorbilder oder sogar eine ganze Nation, an denen/der du dich musikalisch orientierst?

RP: Wie zuvor erwähnt: Adam Freeland, einfach ein grandioser Künstler in meinen Augen. Und ich orientiere mich tatsächlich an einer ganzen Nation, nämlich UK, die haben meiner Meinung nach einfach die genialste Musikszene. Salopp ausgedrückt... :)


LE: Hast du vor, Musik einmal zu deinem Beruf zu machen oder zumindest nebenberuflich einzelne Vinyls zu verkaufen?

RP: Das wäre natürlich ein Traum, meinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen.
Aber man muss auch realistisch bleiben, deswegen mache ich jetzt meine normale Ausbildung fertig. Ein paar Vinyls verkaufen, das wäre schon der Hammer, aber dafür müssen die Tracks erst einmal aufs schwarze Gold.


LE: Gibt es ein bestimmtes Ziel, welches du mit deiner Musik erreichen möchtest? Entsteht sie nach Lust und Laune oder verarbeitest du mit ihr Emotionen?

RP: Das ist verschieden, manchmal einfach nur aus Spaß und weil es lustig klingt, manchmal versuche ich auch verschiedene Gefühle oder Nachrichten zu vermitteln. Und ich hoffe, dass sie jemand versteht. :)
Aber momentan sind es eher Tracks ohne besondere Message, ein paar tief greifende sind in Arbeit.



III. Musik im Internet – MOM


http://rafael_peligro.myownmusic.de
Wer nach einem Anspieltipp Ausschau hält, dem kann ich die zurzeit hochgeladene Musik „Decrease Of Evil“ ans Herz legen, ein wirklich exzellenter Track. Leider ist Johannes Österreicher, was ihm eine Clubmitgliedschaft in der MOMschen Community stark erschwert. Deswegen könnt ihr auf seiner Artistpage maximal 2 Lieder gleichzeitig vorfinden.



IV. Musik im Internet – Sonstiges


http://www.besonic.com/peligro
Hier könnt ihr alle Tracks von Rafael Peligro finden.

http://www.at3nd.void.at
Der Link zum Gemeinschaftsprojekt mit London Issue und N-Dee

Kommentare


von  Redaktion am 02.12.2004
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