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MyOwnMusic

Electro  Magazin

Weil es bei Musik so direkt funktioniert

Vorgestellt: taschenrechnermusikant
Weil es bei Musik so direkt funktioniert

Mit unaufgeregter Musik ist es eigentlich immer das Gleiche: Entweder sie wird an Ereignisse gebunden, oder man hört sie so gleichmütig, als wäre sie nicht existent. Dass sie gehört wird, merkt man dann, wenn das Ohr sich mehr und mehr in den Groove findet und der Abwasch mit Schwung erledigt und überhaupt alles lässig betrieben wird, die Leine für's Tanzbein locker in der Hand.

Alex, der taschenrechnermusikant, hat kein Problem mit Genres. Er hat sich wohl nie auf sowas unhandliches festlegen wollen. Er macht Musik. Was seine Musik ist, davon sollte man sich bei seinem Meilenstein "Es ist Musik" einen Eindruck machen. Das ist aber auch nur ein Stück von vielen. Seine Musik treibt mit den Genres ein Katz-und-Maus Spiel. Glaubt man jetzt daran, dass es Minimal ist? Ambient, Electro, iDM, Synthi-Pop oder vielleicht Triphop? Es spielt natürlich keine Rolle, aber wenn der Leser nun anstelle dessen von Zwergengroove und Champignonkastagnetten liest, der Hörer Pop im Sound hört und sich an anderer Stelle vielleicht bei dem klischeehaften Tanz von Altägyptern wähnt, wird die Sachlage unklar.

Ein Glas Sekt, der Titel eines Tracks, ist sowas wie ein Fingerzeig: es geht eigentlich um den Klang, der entsteht, wenn man über einen Sekt- oder Weinglasrand streicht.

Und damit kein Mißverständnis aufkommt: Er hat den Dub. Und er weiß, wie man zeitgemäßen Sound produziert, der dann halt nur nicht so sehr mit einer Release-Philosophie verbrüdert wird, sondern sich ganz seinen inneren Schwingungen hingibt und den Hörer mitfühlen lässt. Das ist zuweilen deep, sophisticated, dann wieder knuffig und fast zum drücken süß, in jedem Fall hörenswerte, nie überbordernde Ideenspiele. Selten auf den Punkt gebracht, aber nie aus den Augen verloren, zeigt sich in seinen Klängen der Weg zum individuellen, doch pragmatisch umrissenen Sound.

Ist er ein Antiheld des Minimals? Wäre er das, dann hätte er kaum seine Musik auf Netlabels veröffentlicht, und genau da gehört sie hin. Doch schwimmt sie nicht opportun mit dem Segel zum Wind, hat sie auch das gewisse Etwas, denn sein Portfolio erinnert ohne Unterlass daran, was er mit dem einen Stück so wundervoll besang: Es ist Musik.

Für alle weiteren Fragen zu seiner Musik stand er selbst Rede und Antwort:

Deine musikalische Grundbildung?
Also bis zu meiner Pupertät war ich nur sehr mäßig an Musik interessiert. Als dann das musikalische Interesse aufkam, hab ich eigentlich immer schon lieber elektronische Musik als handgemachte gehört. Was aber in dieser Zeit Anfang der Neunziger, hauptsächlich Eurodance war, wobei ich sagen muss, dass mich diese Musik wohl heute noch bei Auswahl gewisser Sounds oder Hooklines beeinflusst. So 1996, mit 16 Lenzen, hatte sich mein Musikgeschmack eher zu House orientiert, das war auch die Zeit, wo ich zu meinen ersten Technoparties gefahren bin. In dieser Zeit ist wohl auch der Wunsch gewachsen selber Musik zu machen. Aber angefangen hab ich erst so mit 19 als ich mir von meinem ersten Zivigehalt eine Roland mc-303 gekauft hab. Damit machte ich meine ersten Gehversuche die ich aus heutiger Sicht als mehr als kläglich betrachte, hätte ich damals nich meinen guten Freund Micha gehabt (der anders als ich mit musikalischen Talent gesegnet war und eigentlich sofort geile Beats auf der Groovebox rausgehauen hat) und mir sehr viel über Musik beibringen konnte, hätte ich das Musikmachen wohl aufgegeben. Aber ich hab wirklich Spass an der Sache gefunden was wohl bei Musik auch das Wichtigste ist. So blieb ich dran und konnte mich stetig verbessern. Irgendwann bin ich dann auf Fruity Loops umgestiegen und benutze das Programm heute noch. Musikalisch hab ich in den ersten Jahren verschiedene Genres ausprobiert, wobei ich mich nie wirklich festlegen konnte.
2002 oder so bin ich dann von der thüringischen Provinz nach Hannover gezogen, und habe hier 2005 Alex und Phillip kennenlernt (beide DJs), die beiden haben mich dann auf die Minimal Schiene gebracht, ich finde bei Minimal die Reduziertheit auf die wenigen sounds und wie sie zusammen stehen wahnsinnig spannend, wobei ich zu monotone/technoide Tracks weitgehend ablehne. Ich hab gern noch irgendein Element drin was noch Melodie besitzt...
Naja auf jeden Fall kann man in punkto Songaufbau so einiges von DJs lernen...
So ab 2006 hab ich angefangen mir Hardwareklangerzeuger zu kaufen, weil ich mal wieder Regler ohne eine Maus drehen wollte und ich eine "back to the roots"-Phase hatte. Da hab ich mir ne ganze Menge (auch ne menge Schrott) zugelegt, musste aber feststellen dass Songs mit nem Computer zu machen doch am besten geht (einfach wegen der Übersichtlichkeit und der Menge an Möglichkeiten). Der Vorteil von Hardware ist aber, dass sie meist intuitiver ist und grade die Eingeschränktheit der Kreativität ganz gut tut, da man auch schneller mehr rumprobieren kann. Heute benutze ich meinen Rechner um Songs zu produzieren und für Liveauftritte benutzte ich Hardware.


­Was ist Musik für Dich?
Ist glaub ich ein Ding was mich ständig beschäftigt, ich bin halt über die Jahre da auch ein ziemlicher Nerd geworden. Es ist mehr als ein Hobby geworden, ne Passion irgendwie. Es ist etwas wo man sich ständig neu ausprobieren kann...
Es ist etwas womit man wirklich Emotionen erzeugen kann und das ist wohl das Faszinierende daran, weil es bei Musik so direkt funktioniert. Das Schönste was ich kenne ist, wenn man Gänsehaut bekommt oder zu Tränen gerührt wird und das ist eigentlich auch das was ich mit Musik schaffen will... etwas schaffen was beeinflusst.


­Tracks von Dir haben teilweise die Eigenheit, selbst wie ein halbes DJ-Set zu klingen und selbst im erweiterten Definitionsraum von Minimal der letzten Jahre scheint diese, Deine Musik nicht oft den korrekten Resonanzkörper zu finden.
Jetzt könnte man im weiteren noch Triphop, Electro, House, Dub-Techno oder Indietronic als stilistische Wegweiser im Labyrinth Deiner Werke aufstellen, aber viel interessanter wäre zu erfahren, an was Du Deine Musik misst. Wo, wie und wann kommst Du zu Tracks wie z.B. "Es ist Musik"?
Ich kann mich immer schwer in ein Genre einordnen, ich will mich da auch gar nicht festlegen, ich mache Songs und bediene nur bedingt Genres, ich versuche eher das zu finden was in den Song passt, bzw. das was mir gefällt. Ich bewundere aber Leute, die wirklich genretypische Songs machen können, oft suche ich nach zu komplizierten Lösungen für Songs, anstatt naheliegendes zu benutzen. Meistens denke ich zuviel nach, Songs wie "es ist musik" entstehen eher spontan was eigentlich das Beste ist, es kommt die Inspiration und dann passiert was.


­Aktuell bist Du auf den Netlabels no-response.org und modularfield.net als Artist mit diversen Releases gelistet. Gibt es darüberhinaus neues von Deiner Musik zu berichten? Fährst Du neben taschenrechnermusikant noch andere Projekte auf und bist Du auch anderweitig im Musik-Universum tätig?
Also auf modularfied wird demnächst noch ne EP von mir rauskommen, "ruhe vor dem strom" wird die heißen.
Neben dem Musikmachen organisiere ich noch einige Veranstaltungen mit anderen Leuten zusammen hier in Hannover, das sind zum einem Parties, zum anderen aber auch so eine Veranstaltungsreihe wie "open synth" (http://www.myspace.com/opensynthhannover). Diese findet einmal monatlich statt und ist als offene Bühne für Synthesizer gedacht, wobei anschließend zusammen gejammt wird. Aus diesen Jamsessions bzw. schon aus Jamsessions davor haben sich mit mir noch 4 Leute zusammengefunden, die auch auf anderen Veranstaltungen elektronische Musik improvisieren. Dieses Projekt find ich super spannend, weil es eine ganz andere Herangehensweise ist, mit Maschinen so on-the-fly Musik zu machen.


­Design & Musik gehen bei Dir scheinbar Hand in Hand, etwa zu sehen an dem äußerst knuffigen Kurzfilm devolutions. Wie kommt's?
Das liegt daran weil ich mittlerweile diplomierter Grafikdesigner bin ;)


­Jetzt will ich es mir doch nicht verkneifen: warum taschenrechnermusikant?
Der Name entstand zu einer Zeit, in der ich sehr viel Kraftwerk gehört hab und war eigentlich zuerst nur ein Username von mir in nem Forum, ich hab ihn dann einfach als Künstlernamen adaptiert.


Weiterführende Links::
Release "Von Herzen" auf modularfield
Release "long time ep" auf no-response
Profil MySpace


Kommentare

Juckreitz
Juckreitz August 2009
den höre ich unter tausenden raus....;-)
love and light
juckreitz


von  Redaktion am 13.08.2009
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