Electro  Magazin

Es gibt sie wieder bzw. eigentlich waren sie nie richtige weg. "In Progress" aus Essen - das war die Band, die es in den späten 90ern in binnen kürzester Zeit geschafft hat, sich zum angesagten Underground-Geheimtip zu spielen, die - später als Live-Band - mit ihrer treibenden Electrobasswummerbeat-Musik binnen weniger Minuten die Säle zum kochen brachte und dessen Musik so erstaunlich war, dass bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens schon erste Plattenfirmen und -labels auf sie aufmerksam wurden, ein Prozess, auf den die meisten Bands Zeit ihres Bestehens eigentlich vergebens warten, quasi "entdeckt" zu werden. Das ist dann doch nur Musikern vorbehalten, die eine gewisse "Magie" besitzen, die Leute dermaßen schnell in ihren Bann zu ziehen und dass In Progress dieses "gewisse Extra" besitzt, das ist bis heute nicht nur unter den Fans unumstritten. Eigentlich wäre der Band ein kometenhafter Aufstieg vorherbestimmt gewesen, wäre - ja - wäre es nicht nach der Veröffentlichung ihrer ersten (und bisher auch letzten) LP im Jahre 1999 zum Bruch gekommen... Doch von vorn: Die Band "In Progress" wurde zunächst als Trio von Carsten Rehmann, Jürgen Merkel und Maag Bauer 1996 in Essen gegründet. Die drei musikalisch und handwerklich doch sehr soliden und souveränen Gitarren-Band-Musiker, von denen man eigentlich eine Art Punk-Metal-Band erwartet hätte, beschlossen, sich von der zu jener Zeit schwer angesagten Techno/Rave-Szene á la "The Prodigy" u.ä. inspirieren zu lassen und doch eher - wenn auch zunächst rein instrumental - den Electrosektor zu betreten, um somit im Sinne ihrer Laufbahn neue Wege zu gehen. Man ging ins Studio und begann diesbezüglich zu experimentieren. Das war ein kluger Entschluss, weil der Einfluss ihrer musikalischen Vergangenheit nicht zu überhören war und weil das Ergebnis zwangsläufig früher oder später dazu führen musste, dass daraus eine eigenständige und einzigartige Electroformation wachsen musste, die schon bald mit der hiesigen Raveszene, von der man anfangs ausging nichts mehr gemein hatte. Schon bald gesellten sich erste Fans und Produktions-Interessenten um diese neuartige Kapelle und ihre ersten beiden Demos 1996 und 1997, die auf der Popkom mit positiver Resonanz vorgestellt wurden. Die Tatsache, dass der gitarrenlastige Wummertrack "Brainwashed" mittlerweile zum Underground-Geheimtip-Hit avancierte, der Entschluss, sich mit den beiden Gitarristen Stefan Kaminsky und Oliver Praceius - etwas später auch dem Sänger Mick Hanses - überaus erfolgreich auch live zu präsentieren, halfen etwas dabei, dass nunmehr auch das ansässige Label "Soundcarrier" nicht mehr widerstehen konnte und die Jungs unter Vertrag nahm. Es entstanden die EP "Dust" (1998) mit vier Songs und die LP "Untitled 01" (1999). Live waren In Progress mittlerweile so populär, dass sie u.a. zusammen mit Bands wie "Wolfsheim" auf der Bühne standen.
Danach war die Kapelle wie vom Erdboden verschluckt. Ende 1999 trennte man sich von Oliver Praceius, weil dieser seine Konzentration zunehmend auf ein anderes Projekt legte und seine Arbeit bei In Progress mehr oder weniger darunter litt. Maag Bauer wollte sich mehr um sein eigentliches Projekte "Superfly69" kümmern, sodass sich die Arbeit an neuen In Progress-Tracks mehr und mehr hinzog. Und als Stefan Kaminsky im Jahre 2003 unerwartet an einem Gehirnschlag während seiner eigentlichen Arbeit als Drucker verstarb, schien das Ende der Band besiegelt. Erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2005 kribbelt es dem verbleibenden Vierergespann (Hanses/ Rehmann/Merkel/Bauer) in den Fingern, "In Progress" wieder aufleben zu lassen. Es entstehen zur Freude der früheren Fans neue Songs und die Band steht nunmehr kurz vor der Veröffentlichung einer neuen EP namens "One Step Back - Two Steps Forward". Das nunmehr neu entstandene Material kann sich durchaus hören lassen. Die Band klingt eigenständer und ausgefeilter als je zuvor. Doch sind fünf Jahre im Musikbusiness eine lange Zeit, die sich auch schnell ändert. Von der Plattenfirma hatte man sich bereits vor einiger Zeit getrennt, weil dieser zum Vertrieb derartiger Musik die nötigen Kontakte fehlen. Man beginnt also quasi wieder am Nullpunkt. In Großbritannien sehen die Möglichkeiten dafür etwas rosiger aus als in Deutschland. Dort gelang es der Band kürzlich das Londoner Label "Erase Records" sowie die kleine Booking Agentur "Uprocking" für sich zu gewinnen. Doch gerade Kontakte im Bereich Auftrittsmöglichkeiten sind rar und teuer. Mehr Infos auf www.in-progress.de
Anm. des Red.: Dieser Text ist ursprünglich für IEMA verfasst worden. "In Progress" waren dort "Newcomer of the Month" im Monat Mai 2006 in der Kategorie "Bester Live-Act".

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