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Electro  Magazin

Doom Lord 666 - Hardcore aus der Hölle

Vorgestellt: Doom Lord 666
Doom Lord 666 - Hardcore aus der Hölle

Der erste Anschein trügt. Doom Lord 666 ist gewiss keiner, der mit blassem Gesicht und verkehrt herum aufgehangenem Christuskreuz durch die Gegend läuft, um sein Anderssein zu demonstrieren, weil er sich irgendwo oder irgendwann von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlte. Im Gegenteil. Wir haben es hier mit einem jungen, aufgeschlossenen, netten Menschen zu tun, dem man sein Genre auf dem ersten Blick gar nicht ansieht. Der dadurch entstehende eventuelle Verlust an Authensität wird dabei allemal durch die Tatsache ausgeglichen, dass einem eine solche Herangehensweise jegliche Hintertürchen offen hält. Auch die oft so engstirnige Darstellung einer so manch alternativen Lebensweise, die sogenannte "Stinos" gar nicht mehr akzeptieren können, wird ausgeschlossen. Vielmehr ist Doom Lord 666 in seiner Persönlichkeit und im Ausdruck seiner Musik ein Resultat seiner Umgebung, nämlich der traditionsreichen Stadt Dresden. Obgleich dort die Arbeitslosenquote regelmäßig über der 20%-Marke liegt, verwehre ich mich gegen die Zeichnung des Klischeebildes, es sei dort "trostlos, weil die da alle von solchen tristen Betonsilos umgeben sind". Ein Gebührtiger Dresdner sieht das nämlich sicherlich anders, denn es handelt sich hier ja nicht um eine gewöhnliche Umgebung, sondern um so eine mit Erinnerungen gefüllte und so. Gleichzeitig ist deshalb dort aber auch eine viel größere, interessantere und bodenständigere Undergroundszene zu verzeichnen, da ein viel größerer Zusammenhalt zwischen dessen Vertretern besteht. Schulterschlüsse und Überschneidungen der Kulturen sind nicht selten.
In einer solchen Umgebung wurde Doom Lord 666 alias Stefan D. am 20.12.1986 geboren. Das Bild zeichnet sich daher wie von selbst. Seine Musik: Kompromisslos. Düster. Hart bis zum Anschlag. Es scheint fast als kompensiere er so sein Innenleben. Sie hat auch etwas mit dem zu tun, was ihn täglich umgibt. Die Medien. Der Freundeskreis. Sein Zuhause. Schule usw. Und das düstere satanische Image? Das ist keine Identifikation. Es ist auch keine Maske, hinter der er sich versteckt, sondern eher das Spiel mit der Symbolik. Man sollte das auch nicht so ernst nehmen. Letztenendes sieht es aus wie es klingt, nämlich saugeil. Mit "Dunkel Fabrik", der sich auch hier auf MoM befindet beteiligt er sich an der Onlinepräsentation www.e-c-v.de.vu. ECV bedeudet dabei Extrem Core Verband. Die Seite dreht sich rund um den Core, vorzugsweise im Raum Dresden und zeigt Flagge mit Aktionen wie "Save the Core", die sich gegen Nazis und dergleichen richtet. Die Tatsache, dass man auch auf ähnliche Aktionen anderer Kulturen ("Gruftis Gegen Rechts") aufmerksam macht und sich bald auf Düsteren Underground-Gruftseiten wiederfindet, ist durchaus so gewollt und willkommen, um den bereits beschriebenen Schulterschluss zu vollziehen. Hier hat man eine gemeinsame Idee, grenzt sich deshalb nicht aus, sondern ist tolerant und akzeptiert das gegenseitige Anderssein.
Zum Schluss noch einige kurze Anmerkungen zu den "Spasten". Es soll ja Leute geben, die die Spasten toll finden, weil sie deren Texte für unglaublich intellektuell, vielleicht sogar sozialkritisch mit einem tieferen Sinn halten. Es sei hiermit diesen Zeitgenossen nahe gelegt, dass es sich bei dem Spasten-Projekt um ein reines Spassprodukt handelt. Überhaupt einen Sinn sucht man hier vergebens und auch deren Besetzung ist vollkommen willkürlich. Man muss sich das ganze folgendermaßen vorstellen: Man unterhält eine Party und konsumiert währenddessen Getränke, bei dessen Anblick Deutschlands Pädagogen wieder ordentlich schimpfen würden. Zum fortgeschrittenen Zeitpunkt kommt man auf die Idee irgendwas ins Mikrophon zu husten, was man aufnimmt. Jeder darf einmal seine spontanen verbalen Eingebungen von sich geben. Das Ganze wird aufgenommen und hinterher - meist von Doom Lord 666 höchst persönlich - mit Hammerbeats versehen und abgemi... äh... gemastert. Fertig ist ein neuer Spasten-Song. Klingt durchgeknallt - ist es auch, aber das interessante dabei ist, dass man nicht weiß, was denn hinterher entsteht, man kann sich also nicht hinsetzen und extra einen Spasten-Song schreiben, sondern ist auf den Promillewert der Bandmitglieder angewiesen. Demnach sind derartige dilettantische Kreationen meines Erachtens die komplette Anarchie. Und wer will angesichts der offengelassenen Hintertürchen von Doom Lord 666 nicht mit jeder Menge Überraschungen rechnen...

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von  Sandro Sandalette am 08.10.2004
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