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Electro  Magazin

e-thereal - Das Niveau des Kommerz

Vorgestellt: e-thereal
e-thereal - Das Niveau des Kommerz

Eine Zeit lang dachte ich schon, dass die meisten - oder zumindest viele Künstler bei MoM eher Eigenbrötler seien, die sich mit nichts da draußen identifizieren können und sich einschließen, dessen einziger Kontakt nach draußen das Internet ist... Dass es solche Leute gibt ist zweifellos, dass das hingegen nicht immer so sein muss, beweist e-thereal aus Gommern bei Magdeburg. Dieser vertritt eine Philosophie des Miteinanders, die alle Musiker mit einschließt und anspricht (siehe Interview). Seien wir doch mal ehrlich! Wie viele von uns sind denn wirklich an Musik anderer Musiker und Künstler interessiert – die Bewertungen, die wir für andere schreiben, dienen doch nur der unterschwelligen Werbung für die eigenen Sachen. Und nun kommt einer daher, der sich andere Musik genau anhört, diese studiert und fragt: Wie machst du dies...? Wie machst du das...? - kurz und gut das nötige Selbstbewusstsein mitbringt, das man braucht, um offen zuzugeben, dass man nicht perfekt aber Perfektionist und vor allem immer lern- und ausbaufähig ist. Am besten kann man eben von anderen lernen.
Daraus resultierend ist wohl e-thereals Knoff Hoff über Computer, Programme und Computermusik zu betrachten, das er sich aufgrund seiner Aufgeschlossenheit und beachtlichen Ausdauer aneignete. Weiterhin haben wir es hier mit einem Künstler zu tun, der sich überhaupt mal die Mühe macht, über den Sinn und Unsinn kommerzieller Musik nachzudenken. Auch wenn darin der unterschwellige Wunsch nach kommerziellem Erfolg liegt (und so unterschwellig ist’s nun auch wieder nicht, e-thereal steht ja auch ganz offen dazu - siehe Interview), sollte man verstehen, dass jene Auseinandersetzung nicht ohne kritischen Bezug stattfinden muss bzw. kann bzw. sollte. Gleiches gilt für dessen verklärende Hymnisierung. Dass es jede Menge Ausschuss im Kommerz gibt, ist unumstritten, aber mir machen Musiker immer wieder Spaß, die versuchen dem ganzen Geschehen doch etwas Niveau hinzuzufügen, und dass das möglich ist... "Yesterday" von den Beatles - um nur ein Beispiel zu nennen.
Und noch ein Argument spricht dafür: So sehr der 19jährige die Interaktion mit anderen Musikern oder eventuellen Hörern liebt, so sehr benutzt er diese auch als Reibefläche. e-thereal war nie jemand, der in seinem Kämmerchen sitzt - "Tür zu, lasst mich alle in Ruhe!" - und das macht, was ihm gerade in den Sinn kommt, nur für sich allein und was die anderen davon halten, ist doch Wurscht... Nicht nur er selbst spricht eine deutliche Sprache, sondern auch seine Musik. Sie kommt an, weil sie verstanden wird und das liegt daran, dass er Menschen anspricht, den Song als Kommunique, als Botschaft - wenn man so will - benutzt, keine im stillen Kämmerchen produzierten Seelenproblemchen dahinschmeißt - "Friss oder stirb" - sondern über seine Musik kommuniziert. Ein guter Song steht eben genau zwischen Interpret und Publikum. Die Meinungen von selbigen sind ihm genauso wichtig wie dessen Reaktionen auf diverse Stilbrüche und Doppeldeutigkeiten (die schon allein im Namen zu finden ist), über die er sich höllisch freut und die Hände reibt, wenn dem einen oder anderen dann doch eine Blase über seinem Kopf wächst, in dem ein Fragezeichen drin ist, die dann zerplatzt... Ein Spielraum für Kreativität gibt es immer, und e-thereal schöpft diesen völlig aus.

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von  Sandro Sandalette am 01.04.2003
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