Electro  Magazin

...da fällt mir doch in diesem Zusammenhang eine Gegebenheit ein, die sich in den 70er Jahren in Deutschland zutrug. Da gab es eine Band namens "Tangerine Dream". Diese verbreitete mit Hilfe von elektronischer Musik und reichlich "Zigaretten" eine Botschaft, die da lautete: "Wir wollen, dass die Menschen durch unsere Musik eins mit der Natur werden" oder so ähnlich. Was denn allerdings 'Natur' mit 'elektronischer Musik' zu tun hat - diese Antwort blieb uns die Band schuldig. Da gab es eine Band namens "Kraftwerk". Diese erzählte uns zwar sehr wenig, aber eines dann doch: "Von wegen zurück zur Natur... Nee! Vorwärts in ein neues industrielles Zeitalter!" Warum ich euch das erzähle? Weil es genau das ist, in dem wir leben und weil es hier um einen Musiker geht, der genau dieses reflektiert. Nein, ich möchte - um Himmels Willen - keinen Bezug neostate <----> Kraftwerk herstellen, ich möchte lediglich erwähnen, dass Kraftwerk genau aus diesem Grund weltweit erfolgreich werden konnte. Eine Reflektion dieser unserer industrialisierten Gesellschaft und damit dem, was uns täglich umgibt, war genau das, was die Leute damals brauchten, um von diesem ganzen in-eine-andere-Dimension-Getue weg zu kommen. Nur wie - hingegen - sieht das Ganze heute aus? Lange Rede kurzer Sinn: Wir schauen uns die Dinge an, die heutzutage so erfolgreich sind: Having-party, having-fun, tropische Strände und Unmengen von Leuten, die sich zum Beispiel mit X-Beinen hinstellen und "Mähättähättähättä..." singen. Bang! Nix mit Realismus! Nix mit industriellem Zeitalter!
Genau da setzt neostate ein. Das industrielle Zeitalter von heute muss ganz anders betrachtet werden. Kritischer! Metallischer! Rationaler! - so wie es eben neostate tut. Er schlüpft in die Rolle "Ecaep" und räumt konsequent mit dem Durcheinander der heutigen Meinungs- und Interessenvielfalt auf, protestiert, reflektiert und macht Dinge bewusst, die durch jahrelange Karibik-heile-Welt-Dröhnung und Flucht durch Medien nur unbewusst wahrgenommen wurden und daraus folgend zu erhöhten Anzahlen von Depressionen und Selbstmorden führten, wie Statistiken belegen. Die anfängliche Aufbruchsstimmung durch Bands wie Kraftwerk endete in einem Desaster - nicht in ein fröhliches Wandern in eben diese industrielle Zukunft - sondern in einer Flucht vor dieser - Die letzte Expo 2000 (dessen Jingle übrigens von Kraftwerk stammt) wurde ein Reinfall, die Leute fühlen sich einem "Zukunftsdruck" ausgesetzt: Um unter Jugendlichen anzukommen bedarf es ein Handy (aber nicht irgendeins...), Kenntnisse über PC, Internet, die neusten Spiele für X-Box, Playstation und und und... Wer das Geld nicht dafür hat ist außen vor, uncool... DAS ist die Zukunft, die neostate beschreibt.
Er nimmt kein Blatt vor den Mund, bemängelt ganz konkret die Berichterstattung der Medien, die als solche nicht mehr zu bezeichnen ist, wenn es nur noch um Quoten geht und den Leuten nur das erzählt wird, was sie hören wollen und nicht das, was wirklich Sache ist. Wer jetzt glaubt, der neostate ist ein ständig nörgelnder Besserwisser - der irrt. Er ist eine schizophrene Persönlichkeit - wenn man das so sagen kann - privat eher umgänglich, nett und freundlich - schlüpft er 'nur' in eine Rolle, die 'Onlineerscheinung' "neostate". Wegen der bestehenden Meinungsvielfalt muss man das wahrscheinlich auch. Es ist also unbedingt von dem Gedanken abzusehen, dass er an den Dingen, über die er Musik macht, zerbrechen würde, damit nicht fertig werden würde u.ä. Das wird er sehr wohl! Das hat er gelernt! Oder nicht? Zumindest aber hat er gelernt, anderen Leuten genau das zu verbergen, was ihn bewegt, denn es ist doch so, dass die meisten sowieso viel zu inkompetent sind, damit umzugehen. Die Hörer seiner Musik konfrontieren sich auch mit den Problemen, die die Moderne so mit sich bringt und dazu gehört eben mehr Mut, als sich in Mähättähättähättä-Welten zu flüchten. Und wer hättähättä gedacht, dass dieser Text die Herleitung dazu enthält, dass die neostate-Hörer mutiger sind... Weniger Infos auf www.neostate.de

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