Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website
MyOwnMusic

Magazin

Meilensteine: I Feel Love

Der Blueprint für House und Techno
Meilensteine: I Feel Love

Als 1977 der Song „I Feel Love“ erschien, war die Disco-Welt noch geprägt von orchestralen Arrangements, Streichern und funkigen Bassläufen. Doch was Donna Summer gemeinsam mit den Produzenten Giorgio Moroder und Pete Bellotte erschuf, klang wie ein Sprung in eine neue Ära. „I Feel Love“ gilt heute als einer der wichtigsten Songs der Popgeschichte – und als Urknall der elektronischen Tanzmusik.

Die Entstehung: Ein Experiment im Studio

In den Münchner Musicland Studios hatten Moroder und Bellotte schon zuvor mit Disco-Hits experimentiert. Doch diesmal beschlossen sie, auf klassische Instrumente fast vollständig zu verzichten. Stattdessen nutzten sie einen Moog-Modular-Synthesizer, der damals noch als sperriges Studiotool galt. Die Bass-Sequenz, programmiert auf einem Sequenzer, bildete das hypnotische Fundament.

Giorgio Moroder erinnerte sich später: „Wir wollten etwas machen, das wie von einem anderen Planeten klingt.“ Genau das gelang ihm und seinem Team. Über diese maschinell wirkende Klangfläche legte Donna Summer ihre sinnliche Stimme, die einen faszinierenden Kontrast schuf: kalt und maschinell unten, warm und menschlich oben.

Donna Summer selbst formulierte es ganz klar: „With ‘I Feel Love’ we were trying to make something special – it was the combination of American and wilder European ideas that made that record so different.“ Damit bringt sie auf den Punkt, dass sie und ihre Produzenten bewusst Grenzen sprengten – und etwas gänzlich Neues schufen.

Erste Reaktionen

Als der Song in die Clubs kam, war das Publikum sofort elektrisiert. Die mechanische, endlose Basslinie wirkte wie ein Vorgriff auf das, was später Techno und House ausmachen sollte. Auch die Musikszene war beeindruckt. Brian Eno soll nach dem ersten Hören zu David Bowie gesagt haben: „Das ist der Sound der Zukunft.“ Bowie selbst bestätigte später, dass Eno damit recht hatte – ein seltener Moment, in dem eine einzige Aufnahme einen ganzen Zeitgeist vorwegnahm.

Einfluss auf die Musikgeschichte

Der Erfolg war nicht nur kommerziell: „I Feel Love“ erreichte Platz 1 in Großbritannien und wurde weltweit ein Club-Hit. Entscheidend war jedoch der Einfluss auf die folgenden Jahrzehnte:

  • Hi-NRG und Italo Disco: In den frühen Achtzigern griffen Produzenten in Europa die Idee der elektronischen, treibenden Basslinien auf.

  • House und Techno: In Chicago und Detroit orientierten sich DJs an „I Feel Love“, wenn sie die Blaupause für eine neue Clubkultur suchten.

  • Pop und Avantgarde: Von New Order bis zu den Pet Shop Boys, von Kraftwerk bis zu Daft Punk – kaum ein elektronischer Act kommt ohne Verweis auf diesen Song aus.

Moroder selbst wurde durch den Erfolg zu einem gefragten Produzenten und arbeitete später unter anderem mit David Bowie, Blondie und sogar in Hollywood.

Zeitlose Relevanz

Was „I Feel Love“ so besonders macht: Er klingt auch heute noch frisch. DJs spielen ihn nicht aus Nostalgie, sondern weil er auf der Tanzfläche immer noch die gleiche Wirkung entfaltet wie 1977. Selbst moderne Popstars wie Madonna, Beyoncé oder Sam Smith haben sich auf diesen Song berufen oder ihn gecovert.

Musikhistoriker beschreiben ihn deshalb gerne als „Schlüsselwerk“. Er zeigt, dass Popmusik nicht nur Trends bedient, sondern selbst Zukunft erschaffen kann. „I Feel Love“ war kein Produkt seiner Zeit – er war seiner Zeit weit voraus.

Zusammengefasst

„I Feel Love“ ist mehr als nur ein Disco-Klassiker. Es ist der Moment, in dem elektronische Musik aus dem Labor der Avantgarde in die Mitte der Popkultur katapultiert wurde. Donna Summers Stimme, Giorgio Moroders Vision und Pete Bellottes Produktion haben gemeinsam ein Werk geschaffen, das noch Jahrzehnte später wie ein futuristisches Manifest wirkt.

Donna Summer reflektiert: „I don't really try to predict what can and will happen with things […] and God just makes it into everything.“ Diese Einstellung erklärt, warum „I Feel Love“ – ohne Grand-Plan – zu einem epochalen Meisterwerk wurde.


➤ Musikvideo: https://www.youtube.com/watch?v=yEbaeLv-aOo
➤ Afrojack Remix: https://www.youtube.com/watch?v=z_yDDq5LYAs



Kommentare

THE EYE
THE EYE vor 29 Tagen
Alter, „Hyperspace“???

Ha, ich dachte eher an „It Takes Me Higher“, wohl etwas „fjutschiger“. Die Klamotten bei manchen Auftritten von Ganymed waren echt peinlich. Ein Nasen-Kroko-Fant-Rüssel-Alien Outfit.

LIONWOLF
LIONWOLF November 2025
Schöne Erinnerungen und tolle Anekdoten von Euch hier.
Ich selbst war von den elektronischen Sounds auch fasziniert wie zb. Magic Fly, Follow me von Amanda Lear, Hyperspace von Ganymed.
Diese Sounds klange wirklich wie von einem anderen Stern….

AbuDaif
AbuDaif Oktober 2025
Hallo zusammen,
passend dazu die guten Superlang Versionen...
Hier der Patrick Cowley Remix aus dem Jahre 1982:

https://www.youtube.com/watch?v=5Ocq8UlLuuw&list....rt_radio=1

Und hier die zweite Empfehlung von Moreno J aus dem Jahre 2022:

https://www.youtube.com/watch?v=bydW0NyYe38&list....rt_radio=1

Diese beiden Remixe sind meine absoluten Favoriten...

THE EYE
THE EYE Oktober 2025
Kam wie „Phönix aus der Asche“ in die Ohren und auf die Tanzfläche, ich mich noch sehr genau daran erinnern kann.

Für mich als DJ löste dieses geniale Machwerk den bis dahin laufenden Dauerbrenner „In Zaire“ von Johnny Wakelin (1976) auf der Tanzfläche ab.

https://youtu.be/GUpGRXT18R8?si=0M6TtT17lN7bF5H9

Nun war auch Donna Summer eine Spielpflicht und das mindestens zweimal pro Abend.
Kurz nach dem Release kam die fette Maxi heraus, in dem der Sequenzer 5 Minuten lang die tanzenden in eine Art Rauschzustand versetzte. Die Scheibe musste ich mir im Intershop besorgen, da es sie nicht in der Zone zu kaufen gab. Überspielt auf Kassette dudelte dieses Band an jenen Wochenenden auf und ab, bis jene ausgetauscht werden musste, weil das Band fix und fertig war.

Es war wohl die geilste Zeit, als wäre eine neue Ära in der Art von Bass Drum Line Spiel und fetten Sequenzer-Orgien geboren, denn im selben Zeitraum stampfte „We Will Rock You“ von Queen auf die Tanzflächen, ebenfalls so ein prägendes außergewöhnliches Stück, nicht zu vergessen das Folgejahr 1979 mit Kiss – „I Was Made For Lovin' You“. In dieser Zeit glich die Tanzfläche zuletzt einen eher vollbesetzten Bus im Berufsverkehr.


von  Redaktion am 30.10.2025
Aufrufe  213



Anzeige


Weitere interessante Artikel