Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website
MyOwnMusic

Magazin

Nord Stage 4 vs. Roland V-Stage

Der Vergleich als Stage Piano
Nord Stage 4 vs. Roland V-Stage

In der Welt der Stage Pianos gibt es zwei Marken, die sich einen besonderen Platz erspielt haben: Roland mit seiner V-STAGE-Reihe (z. B. RD-700GX, RD-800, RD-2000) und Clavia mit dem Nord Stage (aktuell in Version 4 erhältlich). Beide Instrumente genießen Kultstatus unter Bühnenmusikern, Keyboardern und Pianisten, doch die Herangehensweise und Philosophie hinter den Geräten könnte unterschiedlicher kaum sein.

In diesem Artikel konzentrieren wir uns ausschließlich auf den Einsatz als klassisches Stage Piano, also auf die Disziplinen Klangqualität, Tastatur, Bedienung und Bühnentauglichkeit – ganz ohne Blick auf Synthesizer oder Orgel-Sektionen.

Klangcharakter & Ausdruck

Beginnen wir mit dem Herzstück jedes Stage Pianos: dem Klang. Roland setzt bei seinen V-STAGE-Pianos auf die hauseigene SuperNATURAL Piano-Technologie. Diese Klangerzeugung basiert auf einer Mischung aus Sampling und Modellierung. Das Ergebnis sind detailreiche, dynamisch nuancierbare Klaviersounds mit einstellbaren Parametern wie Saitenresonanzen, Dämpfergeräuschen oder der mechanischen Tastengeräuschsimulation. Besonders bei Flügelklängen bietet Roland einen sehr kontrollierten, runden Klang, der sich gut im Bandkontext einfügt und auch solistisch überzeugt.

Nord geht einen etwas anderen Weg: Die Schweden nutzen reine Samples, teils mit mehreren hundert Megabyte pro Piano. Die sogenannte Nord Piano Library bietet eine breite Auswahl an Konzertflügeln, Upright-Pianos, Vintage-Modellen und experimentellen Klängen. Hier liegt der Fokus klar auf Charakter und Ausdrucksstärke. Die Klänge sind nicht steril-perfekt, sondern lebendig, manchmal rau, aber voller Persönlichkeit. Gerade E-Pianos wie Rhodes oder Wurlitzer glänzen bei Nord mit einem authentischen, leicht „knisternden“ Vintage-Charakter, der vielen Musiker*innen ans Herz gewachsen ist.

Wer also einen sehr sauberen, flexiblen und dynamischen Klaviersound sucht, wird bei Roland fündig. Wer dagegen einen emotional aufgeladenen, charakterstarken Sound mit Vintage-Charme sucht, ist mit dem Nord Stage sehr gut bedient.

Tastatur & Spielgefühl

Ein weiteres zentrales Unterscheidungsmerkmal ist die Tastatur. Roland ist bekannt für seine hochwertigen Klaviaturen mit gewichteter Hammermechanik. Die aktuellen Modelle wie das RD-2000 verfügen über die PHA-50 Tastatur, eine Kombination aus Holz- und Kunststoffelementen mit elfenbeinähnlicher Oberfläche. Das Spielgefühl ist sehr nah an einem echten Flügel und bietet eine ausgezeichnete Repetition sowie ein sehr gleichmäßiges Spielverhalten. Viele klassisch ausgebildete Pianisten bevorzugen genau diese Art von Tastatur.

Nord verwendet Tastaturen des italienischen Herstellers Fatar. Diese sind ordentlich gewichtet, jedoch etwas leichter und schneller in der Ansprache. Das Spielgefühl ist dadurch etwas „elektronischer“, aber ideal für Musiker, die auch Orgeln oder Synths spielen oder schnelle Layer- und Split-Setups nutzen. Die Tastaturen sind solide, aber nicht ganz auf dem Niveau von Rolands Flügelfeeling – dafür aber vielseitiger.

Hier kommt es stark auf die Spielgewohnheit an: Wer viel Solo-Klavier spielt und ein flügelähnliches Spielgefühl sucht, wird mit Roland sehr glücklich. Wer mehr auf Vielseitigkeit und Kombination mit anderen Sounds setzt, wird die leichtere, flexiblere Tastatur von Nord schätzen.

Bedienung & Praxis auf der Bühne

In der Praxis zeigt sich besonders schnell, wie durchdacht ein Instrument ist – oder eben nicht. Und hier kann Nord mit einem echten Trumpf aufwarten: direkter Zugriff auf alle Funktionen. Jedes Modul – Piano, Orgel, Effekte – hat seinen eigenen Bereich mit Reglern, Tastern und Anzeigen. Keine Menüs, keine Subpages. Wer live unterwegs ist, kann während des Spielens nahezu blind Layer ändern, Splitzonen anlegen oder Effekte umschalten. Das macht den Nord Stage zu einem der beliebtesten Live-Instrumente weltweit.

Roland geht einen traditionelleren Weg. Die Bedienung erfolgt über ein zentrales Display mit mehreren Menüs und Unterpunkten. Die Tiefe der Editiermöglichkeiten ist beeindruckend – doch sie fordert auch Einarbeitung. Gerade im Live-Betrieb ist der Zugang zu bestimmten Funktionen nicht immer so schnell und intuitiv wie bei Nord. Wer allerdings auf ausgefeilte Setups, MIDI-Zonen, tiefe Klangeinstellungen oder DAW-Integration setzt, wird die mächtigen Features des Roland RD-2000 zu schätzen wissen – auch wenn das Interface weniger „hands-on“ ist.

Kurz gesagt: Nord ist der König der Direktheit, Roland ist der Meister der Tiefenstruktur.

Verarbeitung & Gewicht

Beide Geräte sind robust gebaut und absolut roadtauglich. Roland wirkt etwas massiver, mit klar funktionalem Design. Die Geräte sind meist schwerer, vor allem wegen der aufwendigeren Tastaturmechanik. Nord dagegen punktet mit kompakteren Abmessungen und einem niedrigeren Gewicht – ideal für Musiker, die ihr Stage Piano regelmäßig transportieren müssen. Das ikonische rote Gehäuse ist Geschmackssache, sorgt aber auf jeder Bühne für Wiedererkennung.

Preis und Leistung

Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist der Preis. Nord Stage Modelle gehören zur Premiumklasse – das merkt man am Preis, aber auch an der Ausstattung, Flexibilität und der durchdachten Live-Bedienung. Roland bietet mit seiner V-STAGE-Reihe eine preislich etwas attraktivere Option, vor allem, wenn man ein Top-Spielgefühl und stabile Klaviersounds sucht, ohne viel mit Sounds herumzuprobieren.

Langfristig lohnt sich Nord vor allem für Musiker, die viel mit Klangfarben und Performance arbeiten wollen. Roland dagegen bietet ein äußerst solides Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn der Fokus auf Piano-Sounds, Tastaturqualität und Stabilität liegt.

Fazit: Zwei Philosophien – zwei Werkzeuge

Beide Marken liefern herausragende Stage Pianos, doch sie sprechen unterschiedliche Typen von Musiker*innen an:

  • Wer sich auf authentisches Spielgefühl, klassische Sounds und strukturiertes Arbeiten konzentriert, wird mit einem Roland V-STAGE (insbesondere dem RD-2000) sehr glücklich.

  • Wer dagegen viel live performt, schnell zwischen Sounds wechseln will und Freude an charaktervollen Klangfarben hat, wird beim Nord Stage fündig.

Am Ende entscheidet – wie so oft in der Musik – das Gefühl unter den Fingern. Wenn möglich: selbst anspielen, vergleichen und das wählen, was zu dir und deiner Musik passt.



Kommentare


von  Redaktion am 11.05.2025
Aufrufe  396



Anzeige


Weitere interessante Artikel