Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website
MyOwnMusic

Magazin

Konzertbericht: BLACK SABBATH

Konzertbericht: BLACK SABBATH

Am 9. Juni starteten BLACK SABBATH ihre relativ kurzfristig angesetzte Europa-Tournee in Dortmund. In ihrer 35jährigen Bandgeschichte haben die Briten schon etliche Meilensteine gesetzt. Gerade in den Siebzigern feierten die Vorreiter des Heavy-Metal beachtliche Erfolge mit melodiösem Gitarrenrock und natürlich ihrem bekanntesten Single-Hit „Paranoid“. Hier ein Konzertbericht:

Frauen! Pünktlichkeit kennen die nicht!

Aber von vorne: Vor gut einer Woche erst hatte mich meine ehemalige Mitstreiterin Andrea erfolgreich bequatscht, mit ihr nach Dortmund zu fahren. Denn dort sollte die Metal-Legende BLACK SABBATH in Originalbesetzung aufspielen. Also MTV-Baracke Ozzy Osbourne, Gitarrengott Tony Iommi, Dicksaiter Terence „Geezer“ Butler und - last but not least - Prügelmeister Bill Ward sollten höchstpersönlich die Westfalenhalle füllen, unterstützt von Tastenmeister Adam Wakeman, der den zuletzt geschassten Geoff Nichols ersetzt.

Statt mit der Bahn möchte Andrea mit dem Auto fahren und mich um 19 Uhr in der "Motte" abholen. Und ich sitze schon völlig hibbelig in meiner Stammkneipe und laber mich mit dem Wirt und ein paar Gästen schon warm ob meiner anstehenden Erlebnisse im Osten des Ruhrgebiets. Mit einer halben Stunde Verspätung erscheint Andrea dann endlich. Immerhin sind es von der längsten Theke der Welt bis nach Dortmund gute siebzig Kilometer. Schnell noch einen Jägermeister zur Wegzehrung eingetankt, los geht’s.

Der Parkplatz an den Westfalenhallen wird gerade umgebaut. Daher sind ein paar Umwege vonnöten. Insgesamt ist die Anfahrt allerdings kein Problem. Der Parkplatz ist allenfalls gut gefüllt. Scheint also nicht wirklich voll zu werden.

Ein kurzer Gang über eine Fußgängerbrücke, und schon stehen wir zwischen ein paar Hundert langhaarigen Frauen und Männern jeder Altersklasse. BLACK SABBATH haben ihr erstes Album bereits 1970 veröffentlicht. Also vor immerhin 35 Jahren. Damit gehören die vier Wahl-Amerikaner zu den echten Rock-Urgesteinen. Und dass die nach sechs Jahren in Originalbesetzung auch noch einmal in Deutschland zu sehen sind, war natürlich ein Muss auch für die alten Fans. So tummelten sich zwischen etlichen Teenies und Twens auch viele Altrocker, die schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf diesem Planeten verweilen. Diese älteren Semester prägt zudem ein ausgeprägter Geschäftssinn, denn nach nur wenigen Metern empfängt uns schon ein ganzer Stapel aus Paletten mit Dosenbier, die für „nur zwei Euro“ pro Kanne angeboten werden. In einiger Entfernung entdecken wir den kleinsten Würstchenstand, den die Welt je gesehen hat. Aber die Würstchen schmecken, und der Preis ist mit ebenfalls zwei Euro pro Stange auch akzeptabel.

Dann gehts rein in die heiligen Hallen. Ein Security-Mann pöbelt mich wegen der Bierdose an: „Die darf nicht mit rein!“ – „Okay, dann trink ich die eben noch aus, bevor ich reingehe.“ – „Entweder du schmeißt die sofort weg, oder du musst das Gelände sofort verlassen!“ Na, tolle Rolle! Die Macht des kleinen Mannes. Ich zieh das gute Zeug in einem Rutsch rein, und wir marschieren weiter in die Halle hinein. Wir haben Sitzplätze für den Block 113. Natürlich Sitzplätze, weil ich das Ereignis genießen und nicht von Dutzenden verschwitzter Matten ausgepeitscht werden will. Aber merkwürdigerweise war der Block 113 komplett abgesperrt. Wir schaffen es zumindest in die Nähe, stellen aber enttäuscht fest, dass man von dort aus keinen günstigen Blick auf die Bühne hat, da mannhohe Monitorboxen die Sicht behindern. Aber da die Halle noch so gut wie leer war, fanden wir perfekte Plätze ohne Gedrängel.

Ich kann nicht sagen, wer mir mehr Leid tut. Die Vorgruppe SOULFLY, die vor etwa genau so viel Publikum spielen muss, wie im Warteraum meines Hausarztes sitzen, oder eben diejenigen, die sich diesen unerträglichen Krach anhören. Auf CD klingen die Jungs um Ex-SEPULTURA-Frontmann Max Cavalera ja noch ganz erträglich, aber der Sound in der Halle ist einfach kaum auszuhalten. Einfach nur ein überlautes Rauschen ist zu hören. Naja, zum Glück hören die dann auch gerade auf, als wir die Halle betreten.

Gegen 21 Uhr spürt man die Nervosität der mittlerweile etwa 7.000 Fans, die nun für eine gute Kulisse sorgen. Allerdings lassen die Herren noch eine weitere Viertelstunde auf sich warten. Dann erlöst ein rund fünfminütiges Instrumental-Medley der bekanntesten Songs das lange Warten. Zwischendurch grölt John Michael Osbourne bereits aufmunternde Laute aus dem Off. Dann endlich betritt der 56jährige die Bühne und wird unter tosendem Beifall begrüßt.

Nach kurzer Ansprache geht’s dann gleich los. „N.I.B.“ ist der dann auch der wahre Opener, der die massen augenblicklich in Verzückung bringt. Natürlich muss der Opener auch vom Debüt-Album entstammen. So gehört sich das! Und damit wird ein musikalischer Reigen eröffnet, der die Anwesenden in Verzückung führt. Weiter geht’s mit „After Forever“ vom 71er Album „Master Of Reality“. Und schon sitzt keiner mehr auf den Rängen, währen Ozzy seine Späße an der Security auslässt. Am Bühnenrand befinden sich mehrere 10-Liter-Eimer mit Wasser, die der Prinz der Dunkelheit nicht über die eng gedrängte, schwitzende Meute, sondern über die als Puffer anwesenden Personenschützer gießt. Dabei hat Ozzy es ganz offensichtlich auf einen speziellen Mann abgesehen, der nach der dritten Dusche auch entnervt das Feld räumt.

Der dritte Song ist „War Pigs“ vom 75er Album „We Sold Our soul For Rock’n Roll“, der nach wie vor nichts an seiner politischen Brisanz verloren hat. Da der Song vor etwa fünfzehn Jahren mittels einer Cover-Version von FAITH NO MORE auch bei Jüngeren bekannter wurde, fangen nun auch die Teenies im Publikum an sich zu begeistern. Denn die sind eindeutig nur wegen Ozzy gekommen. Und so gröhlt eine Bande aus fünf Jugendlichen neben uns zwischen jedem Song ein aufpeitschendes „Ozzy, Ozzy, Ozzy, ...“, als würde der Mann solo on tour sein. Egal, Andrea und ich grinsen uns deswegen nur augenzwinkernd an.

Derart motiviert präsentiert Bill Ward seinen 57 Jahre alten Oberkörper für den Rest der Show nackt. Und auch Ozzy zeigt uns was ganz Persönliches. Mit den Worten „Same assholes, different shit“ präsentiert er dem geneigten Publikum seinen Allerwertesten. Da kommt Stimmung auf. Überhaupt zeigt sich der „Madman of Rock’n Roll“ in körperlich bester Verfassung seit Jahren. Es folgten dann weitere Klassiker: „Iron Man“, „Into The Void“, „Sweet Leaf“, "The Wizard“, „Black Sabbath“, „Fairy Wear Boots“, “Sabbath Bloody Sabbath”, “The Wizard” und als Zugabe “Children Of The Grave”. Leider war der ganze Spaß schon nach nur 80 Minuten zuende. Ein bisschen wenig für den stolzen Eintrittspreis von rund 50 Euro. Und auch habe ich persönlich einige Songs vermisst, die wohl der relativ kurzen Setliste zum Opfer gefallen sind. Dennoch war es ein rundum gelungener Abend mit gut aufgelegten Musikern.

Aus der Halle heraus zu kommen dauert dann noch weitere 15 Minuten aufgrund der Menschenmassen, die sich aus dem Innenraum drängeln. Bei der abschließenden Autofahrt war die Stimmung jedenfalls sehr besinnlich und gut: Wir hatten die Rocklegende noch einmal live und in Farbe erleben dürfen. Vielleicht das letzte Mal in Europa. Amen!



Kommentare


von  Palazzo am 15.06.2005
Aufrufe  21136



Anzeige


Weitere interessante Artikel