HipHop  Magazin

RaKeeM aka cHiEfRoCkA 4 ReaL liefert mit seiner Scheibe "Gelegenheitsrapper" ein sehr gut durchkonzipiertes und ausgewogenes Werk ab, das ich jedem ans Herz legen möchte, der auch mal ein bisschen tiefer in die Musik einsteigt und nicht nur drüberhört.

Der Name ist hier eigentlich so gar nicht Programm, denn man merkt RaKeeM sofort an, dass er sich seit vielen Jahren intensiv mit HipHop und dem Produzieren eigener Songs beschäftigt. Sein Flow ist ausgereift und kommt mit charmantem Oldschool-Flavor daher, seine Texte sind erwachsen und jede Kleinigkeit an seinen Songs ist 100%ig selbstgemacht - von den Texten über die Beats und die Scratches bis hin zum Mastering.

Die Beats verleihen dem Album einen roten Faden; da sie in einem unverwechselbaren Stil gehalten sind, der sich durch dreckige und real klingende Drumloops, warme Flächen und vornehmlich elektronische Sounds auszeichnet, die nur sporadisch von akustischen Klängen abgelöst werden. Bei einigen Songs wurden außerdem orientalische Einflüsse mit eingearbeitet, die jeweils eine passende Atmosphäre zu den entsprechenden Texten erzeugen.
Viele Songs wurden mit handwerklich gut gemachten Cuts abgerundet und der Mix kommt insgesamt sehr sauber und überzeugt durch ein hohes Maß an Druck und Transparenz.

Der leider seltene Umstand, dass ein MC an seinem Album wirklich jeden Handschlag selbst gemacht hat ist dann auch Thema des Songs "Alles aus einer Hand", der mit einem schönen live-Skit eingeleitet wird und sich einreiht in eine überschaubare Anzahl Representer auf dem Album: Dem Titel-Song "Gelegenheitsrapper", der Hymne "Munichs Best" (mit Robby Rap, Audijens und Styleist DMP) und der Ansage "Wie ich will".
Die übrigen Songs bieten eine breite Palette an Themen, die gut durchgemischt sind und das Album so nie langweilig werden lassen. RaKeeM beschäftigt sich viel mit dem Thema Heimat und Herkunft, was sich deutlich widerspiegelt in den Songs "Typical Bavarian", "Pakistan", dem äußerst chilligen "Meine Stadt" und dem anklagenden Song "Azoctliq", in dem die Situation der Uiguren in China zwischen Tradition und Unterdrückung thematisiert wird. Auch das Thema Islam und Terrorismus spielt aufgrund seiner Biographie zweimal eine große Rolle, in den Songs "Pakistan" und "Kareem's Story". Letzterer ist einer von zwei gut gelungenen Storytellern; der andere handelt von Kindesmißbrauch und heißt: "Der Teufel auf der Jagd".
Darüber hinaus finden sich mit "Bruderliebe", "Das größte Geschenk" (mit Joana S), "Ich danke dir" und "Wir gehen den Weg" Songs über die Familie, seine Kinder, seine Mutter und seine Frau.
Am Ende des Albums wird dann die Meta-Ebene betreten, und mit den Songs "Waxspinner" (mit DJ Crabtile), "Wenn Rap nicht wär" und "Bye Bye HipHop" noch einmal das Thema HipHop selbst aufgegriffen. Das Album endet mit dem Titel "Bye Bye HipHop", der eine Abrechnung mit der Szene darstellt und RaKeeM's bittere Enttäuschung über die Entwicklung des Genres zum Ausdruck bringt.

Nach diesem Album hege ich die Hoffnung, dass man den Titel des letzten Songs nicht zu wörtlich nehmen muss, und RaKeeM uns vielleicht doch noch öfter mit dem ein oder anderen Song überraschen kann!

Download:
http://www.rakeem.de/files/Album.rar

Kommentare