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Soundfactory24

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Soundfactory24 am 05.06.17 um 13:09

Review des "E-Day" 2017 in Oirschot(Eindhoven)/NL

Dem Kenner der Elektronischen Musik-Szene ist vielleicht bekannt, dass (nicht nur) in Oirschot regelmäßig derartige Live-Events stattfinden. So fand am 29.4.2017 wieder eine Veranstaltung mit mehreren Konzerten unter dem Motto "E-Day" im Kulturzentrum "De Enck" statt.
Ursprünglich, vor einigen Jahren fand dieses wiederkehrende Event in Eindhoven statt.
Aus organisatorischen Gründen hat man es in den Nachbarort Oirschot verlegt.

Diesmal waren dabei (In Reihenfolge ihrer Auftritte):
1.) Bernd Scholl alias "Moonbooter" (D).
2.) Paul Lawler alias "Arcane" (UK).
3.) Das Trio "Pyramaxx" (auch als AXESS, MAXXESS bekannt) (D)
4.) Das Quartett "Spaceart" unter der Leitung Dominique Perrier (F).
5.) In den Pausen der Hauptacts hat Jez Creek alias "Modulator ESP" (UK) in einer Art Nebenrolle im "Upstairs"-Saal seine Live-Performance präsentiert.

Die Location:
Oirschot befindet sich im Einzugsbereich von Eindhoven und ist über die Autobahn bequem
zu erreichen. Überhaupt sind mir die holländischen Autobahnen in sehr guter Erinnerung geblieben.
Das holländische Völkchen fährt dort sehr gelassen. Statt der erlaubten Geschwindigkeit von 130 Km/h fährt man dort eher langsamer und man kann somit den Tempomaten an der Grenze einschalten und fast gleichmäßig und ohne Überhol- Vorgang die Füße hochlegen und bis zum Ziel durchfahren.

Der Ortskern des 18.000 Einwohner zählenden Städtchens ist keine 5 Minuten nach Verlassen der Autobahn erreicht. Der Ort des musikalischen Geschehens, das Kulturzentrum "De Enck" befindet sich Mitten Im Herzen Oirschots und bietet Sitzplätze für rund 300 Gäste, die es sich in einer Kino-ähnlichen Atmosphäre mit rot bezogenen Polstersesseln gemütlich machen können.
An den Wänden des schwarz ausgekleideten Saals befinden sich Schallabsorber, die für einen akustisch ausgewogenen Sound sorgen.
Im "De Enck" finden regelmäßig Kino- Theater- und Musik- Events statt.

Oirschot ist ein sauberes, ruhiges Städtchen und versprüht die typische holländische
Gemütlichkeit, nicht zuletzt durch seine Architektur mit viel Kopfsteinpflaster unter den Füßen.
Mitten in der Fußgängerzone, von einigen wenigen Geschäften umgeben bietet das "De Enck" ein Foyer
mit der Möglichkeit, sich zu humanen Preisen zwischendurch einen Kaffee oder ein Bier zu gönnen.
(Nebenbei ein Biertrinker-Tipp: In der Nähe gibt es eine Privatbrauerei).
Via Internet und seinen bekannten Hotel- Portalen kann man sich eine Übernachtungsmöglichkeit reservieren lassen. Doch aufgepasst: Während solchen Events sind die Zimmer schnell ausgebucht und man muss ggf. weiträumiger nach Eindhoven ausweichen. Im Zentrum um den Marktplatz, wenige 100m vom "De Enck" entfernt reihen sich einige Restaurants um eine (für den Ort etwas überdimensionierte) Kathedrale. Auch hier empfiehlt es sich einen Tisch zu reservieren, will man nicht im Schnellimbiss seine Portion Pommes essen müssen.

Nach einer entspannten Fahrt, im Hotel angekommen sind noch ein paar Minuten Zeit, um das Gaspedal und die Reifengeräusche sacken zu lassen, bevor es losgeht:

Das Event, der "E-Day":
Noch am helligten Tage fand bereits die erste Konzertaufführung statt.
Die Kamera bereitgelegt und den Fieldrecorder in Aufnahmeposition gebracht, um den Live- Mitschnitt in heimischer Umgebung zukünftig und immer wieder genießen zu können.
(Vielen Dank nochmal an den netten holländischen Sitznachbarn, der mir sein "Spider" Mikrofon- Stativ geliehen hat, um es an einen leeren, hochgeklappten Sitz besser befestigen zu können)

Um 14:15, mit Ankündigung vom Veranstalter in Holländischer und Deutscher Sprache, nahm er seinen Platz ein:
Bernd Scholl, dem Einen oder Anderen vielleicht auch als "Moonbooter" bekannt, hatte sich auf der linken Bühnenseite mit seinem Elektronik-Fuhrpark aufgebaut. Es war sein erster persönlicher Auftritt im "De Enck". In bläuliches dezentes Licht getaucht, erklang das erste Intro seiner einstündigen "One-man-show". Ja, er hat sich mächtig ins Zeug gelegt und unter ein wenig Schweißfluss die Stücke sauber und nahtlos aneinander gefügt, mit viel Liebe zum Detail und in seiner eigenen Handschrift. Ich denke, wer Bernd Scholl und seine Alben kennt, wird ihn dort bestimmt wiedererkannt haben. Das Publikum hatte dann den Herrn "Moonbooter" zu einer 10- Minütigen Verlängerung seines Auftritts applaudiert. Und das, wo der Arme schon mächtig ins Schwitzen gekommen ist.

Pause - 45 Minuten Zeit für einen Kaffee und etwas Frischluft auf den französischen Gartenstühlen
im Outdoor- Bereich des "De Enck" - bei angenehmen Frühlingstemperaturen.

Um 16 Uhr hatte Paul Lawler, oder besser bekannt als "Arcane" seinen Auftritt.
Auch er hatte sein eigenes Equipment um sich herum geschaart, alle Knöpfe un Griffnähe und schneller Erreichbarkeit, um seine vorprogrammierten Stücke im Fluss zu halten, und um als Allein-Entertainer nicht den Überblick zu verlieren.
Nach kurzer Ansprache vom Veranstalter Ron Boots wird die Saalbeleuchtung gedimmt und der "Arcane" Arbeitsplatz wird in rotes Licht getaucht. Rotes Licht, was meine Kamera wohl nicht so gerne mag, denn der Farbabgleich und die Scharfeinstellung lassen mich fast verzweifeln und fordern eigentlich einen eigenen Foto-Profi, der ich nicht bin.
Ein langes und sich immer mehr steigerndes Intro, ja das ist es, was Lust auf mehr macht.
Aber Verdammt... höre ich hier Tangerine Dream, von einer einzelnen Person inszeniert ?
Ja, es hört sich verdammt nah aus TD-Zeiten der 80-er und 90-er Jahre an.
Sehr melodisch, aber auch viele experimentelle Arpeggien, besonders an den "Nahtstellen" seiner Songs
zeigen, dass Mr. Lawler die "Berlin,s" bestimmt nicht rein clonen möchte, sondern seinen eigenen Style mit einbringt. Eine klasse Symbiose, wie ich finde ! Leider sind die Übergänge zwichen den Songs etwas zu kurz gekommen, was man sogar wörtlich nehmen könnte. Ich (andere Zuhörer ebenfalls) hätte mir ein wenig mehr "Spielraum" und mehr Experimentiergeist gewünscht. Etwas weniger "Perfektheit", denn hey, wir sind auf einem Live- Konzert ! Ein paar Takte, die es nur auf diesem Konzert- Abend zu hören gibt und nirgends woanders - Was ja eigentlich auch ein und gerade DAS Live- Konzert ausmacht.
Trotz alledem haben (nicht nur) mich seine ausgesuchten Songs überzeugt, denn auch er war vom
begeisternden Publikum per lang anhaltendem Beifall aufgefordert worden, ein paar Bonus- Tracks zu spielen.
Wie bei Bernd Scholl konnte man auch nach Arcane,s Auftritt einen Smalltalk mit ihm direkt auf der Bühne halten oder sich ein Autogramm geben lassen oder ein paar Fotos von/mit ihm zu schießen
(und ein wenig "Werks- Spionage" zu betreiben und sein Equipment fotografisch festzuhalten)
Wo kann man das schon, außer auf solch einem - ich möchte mal sagen "familiärem" Event.
Hautnah mit dem Musiker in Kontakt zu treten und sogar die Bühne zu betreten ?
In einer kommerziellen Konzert-Arena wohl unmöglich, zumindest ohne V.I.P.- Ticket.

Die erste Halbzeit des "E-Day"ist gelaufen. Es steht 2:0 für die Musiker und zum Glück
ist ein Tisch beim Italiener nebenan reserviert, denn der Magen knurrt.
Wohlgestärkt und nach einem CD- Beutezug in aufgebauten Ständen des Foyer kam der 3. Auftritt:

"Pyramaxx". Eine Formation von 2 Keyboardern und einem Gitarristen, der mich nach Stimmen
seiner Gitarre und "Einwickeln" in viel Hall bzw. Delay aufhorchen lassen hat: Ja, der Sound und das Feeling passt zu dem, was die nächste Stunde von den Keyboardern zu hören ist - Ein gut eigespieltes Team. "Ambient-Rock" vom Feinsten !
Gitarrensoli, mal leicht angeschlagen, mal etwas lebendiger gespielt, mal Song- einleitend, mal Song- begleitend. Vom Gesamtsound her eine nicht aufdringliche, harmonische und analog-warme Abmischung. Im Nachhinein war "Arcane" da doch im Vergleich etwas zu laut (Wofür sich der Veranstalter auch entschuldigte, da er am Mischpult-Regler saß).
Mag auch sein, dass die andere Sitz- oder vielmehr Hörposition ein paar Reihen weiter weg von der Bühne günstiger ist, da einen die Lautsprecher direkt "ansehen" bzw. dass die Schallabsorber dort weiter oben eine bessere Wirkung haben, als in Bühnen- Nähe.
Weiter zu "Pyramaxx": Auch die Jungs sind nicht um eine verdiente Zugabe herumgekommen.
Der musikalische Nachtisch war vom Feinsten und nicht nur ein "ach-dann-spielen-wir-den-Hit-noch-einmal". Nach ihrem Auftritt fragte ich Axel Stupplich von Pyramaxx nach einem 11 Minuten Songtitel, der mir besonders gefiel. Nach kurzem Achselzucken sagte er, dass es alles Songs ihrer letzten beiden CD,s waren und verwies mich auf ihren CD- Stand im Foyer.
(Schön zu wissen, dass es ihm ähnlich wie mir geht: - "Nomen est Omen" - Namen sind Schall und Rauch). Ohne lange zu überlegen haben dann 15 Euro und eine Pyramxx- CD ihre Besitzer gewechselt.

Pause für und mit einem holländischem Bier...

Um 21h hatte die letzte Gruppe ihren Auftritt.
Eine auf der Bühne schnell aufgesetzte und eingeschaltete rote LED- Kopflampe sollte ihr Markenzeichen sein.
Die Formation nennt sich "Space Art". 4 junge Musiker aus Frankreich, unter der Leitung von Dominique Perrier, der für Jean Michele Jarre an vielen Alben der letzten Jahre zugearbeitet hat. Und wenn man von diesem Factum weiß, erkennt man auch den typischen Jarre- Sound in den tlw. zum Astronauten verkleideten Weltraum-Musikern wieder.
Sehr avantgardistisch, man könnte auch sagen: typische französische moderne Kunst, vom Style und Sound gänzlich anders wie in den Stunden zuvor. Manchmal missende Flächen, statt dessen monotone/monofone beinahe simple Melodien. Durch dieses augenscheinlich wohl etwas gewagte Kontrastprogramm wurde so auch die aktive Zuhörerzahl im Laufe des Auftritts nach und nach geschmälert. So einige Zuhörer verließen den Saal.
Und das, obwohl (oder gerade ?) die Gruppe von allen Auftritten am meisten improvisiert und live - weg von der PC-Begleitung - gespielt hat.
Man kann es halt nicht Allen recht machen. Auch sie hatten ihre Fans in den Zuschauer- Reihen, die eine Zugabe forderten.

Fazit des Tages:
Überhaupt bin ich ziemlich unvoreingenommen auf das Event gefahren und habe mich einfach überraschen lassen - und wurde von daher auch nicht enttäuscht.
Es war ein Tag mit vielen Nuancen und Input für Leib und Seele, die elektronische Musik zu bieten hat. Mal etwas melodiöser, mal Ambiente-lastiger, mal leichter, mal schwerer - aber dafür nachhaltiger in der Gesamtwirkung.
Es war mir ein Vergnügen und eine Freude, das Event zusammen mit Stephan ("FFB76" hier auf MOM) gemeinsam zu besuchen.

Es war nicht der erste "E-Live" bzw. "E-Day" in Oirschot und wohl - und hoffentlich - auch nicht der Letzte.
Für wahre Elektroniker sollte der Weg zu unseren Kultur-Nachbarn, den Niederlanden nicht zu weit sein.

Ich habe mal einige Links der Location und Künstler (incl. Song-Snippets) zusammengestellt:

Die Veranstalter des "E-Live"
http://www.e-live.nl/

Der Kopf des "E-Live" Ron Boots
https://de.wikipedia.org/wiki/Ron_Boots

Das Kulturzentrum "De Enck"
http://www.deenck.nl/

Bernd Scholl ("Moonbooter")
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Scholl_(Musiker)
http://www.moonbooter.de/
https://www.youtube.com/channel/UC63udd-WQVB2ntRQ_A4nF4g

Paul Lawler ("Arcane")
https://paullawler.bandcamp.com/
https://soundcloud.com/paullawler
https://www.youtube.com/channel/UC60qYCdNZSajvIaBbnDeFcg

"Pyramaxx"
http://pyramaxx.de/
https://soundcloud.com/pyramaxx




Dominique Perrier ("Space Art")
http://www.jarrelook.de/aktuelles-details/items/spac....-back.html
https://www.cue-records.com/index.php?cat=c309_Space....e-Art.html

"Modulator ESP"
http://www.modulator-esp.co.uk/home.htm


Ein paar Bilder aus Oirschot sind auf meiner Seite zu sehen.

Das nächste "E-Live" findet am 21.10.2017 statt. Dort ist u.a. Tangerine Dream zu Gast. Leider ist dieses begehrte Event bereits ausgebucht. Man kann aber mit Sicherheit sagen, dass der nächste "E-Day" im Frühjahr 2018 geplant sein wird. ("E-Day" und "E-Live" wechseln sich immer ab, ändert aber Nichts am Musik- Style).
Vielleicht wurde ja das Interesse des Einen oder Anderem "Berliner Schule" Fans geweckt und
diese Spezies trifft sich dort einmal ?

Vielen Dank fürs Lese-Interesse und einen schönen chilligen Sommer,
Andy

THE EYE
THE EYE September 2019
Ja ich weiß, schon ewig her. Riecht schon. Habe dein Blog erst jetzt (roten Kopf), entdeckt. Trifft mein Geschmack. Danke für deine Arbeit.

Labeo
Labeo Juni 2017
Schöner Bericht. Die Links werde ich mir mal etwas später erforschen.

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