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HipHop  Magazin

JAW - Schock für's Leben (Rezension)

JAW - Schock für's Leben (Rezension)

"Ich möchte in meinem Album den Menschen ein bisschen an den Wahnsinn heranführen..." (JAW)

Wahn|sinn, der [rückgeb. aus → wahnsinnig]: 1. (ugs.) psychische Störung (Duden)

"Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten" (Albert Einstein)


Eine gewisse Beständigkeit kann man den Songs von JAW wirklich nicht absprechen. Welches Resultat dieses sich oftmals wiederholende Muster auf Schock für's Leben erzielen soll, lässt sich nicht zweifelsfrei beantworten, ohne einen Blick in die Krankenakte des Doktor Jotta werfen zu können. Schnell könnte man den Schluss ziehen, dass es sich bei dem Album eher um eine Selbsttherapie als um ein ein 08/15 Rapalbum handelt.

19 Songs bietet Schock für's Leben, dass das
Debütalbum des 1984 in Köln geborenen Musikers darstellt. Nach der 2003 komplett in Eigenregie entstandenen EP "Seelensturm" hat Jotta nun das ambitionierte Indielabel Rapz Records im Rücken. Die Entwicklung des JAW erkennt man auf den ersten Blick. Technisch an Sicherheit gewonnen lädt Doktor Jotta auf einen Reise in seine Praxis sein. Auf durchgehend selbstproduzierten Beats stellt sich JAW auf dem gleichnamigen Song selbst vor, statt eines leider viel zu oft zu hörenden Egotrips bekommt man hier eine durchweg ehrlich, latent depressiv und autobiographisch angehauchte Story seines Lebens zu hören. "Schöne Neue Welt" besticht durch Ironie, wie könnte es auch anders sein; JAW nimmt kein Blatt vor den Mund. Seinem Storytelling bleibt JAW auf "Sein Tag" treu. Mittelpunkt des Songs ist ein junger Mann, typisch für Jotta's angepisst von der Welt, und man darf ruhigen Gewissen's annehmen, dass er in der dritten Person einen Titel über sich selber geschrieben hat, und erstmals auf dieser LP spiegelt sich seine selbstzerstörerische Ader auch in seinen Texten wider. "Lebendig begraben" represented mit befreundeten MC's aus der RBA, auf 5:30 wird hier gebattled, was das Zeug hält, aber wirklich viel kommt dabei nicht rüber... Für mich ein Highlight ist "Triebgelenkt", auf einem bouncigen Beat geht es schlicht und ergreifend um JAW's Trieblenkung, defintiv ein Anspieltip!
"Meine Praxis", vielen myownmusic.de Hörern schon bekannt, findet sich als Remix ebenfalls auf dem Album wider und geht noch besser ins Ohr als das Original. Ein weiterer Anspieltip ist "Im Kuckucksnest"; Intelligentere Provokation ist mir deutschlandweit noch nicht zu Ohren gekommen.
Bis hierhin ist das Album hauptsächlich von elektrolastisch/psychedelisch angehauchten Beats angehaucht, "Seuche in mir" kommt minimaler instrumentiert, dafür aber auch melidiöser daher. Trotz aller Melancholie kommt hier erstmals ein Hoffnungsschimmer auf. "Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels". Genial!

Die Scheibe ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, zartbesaiteten Musikfreunden rate ich energisch von einem Kauf ab, aber nicht nur JAW Anhänger sollten dringend einen Blick in seine Praxis werfen, denn wer noch nicht infiziert ist, wird es spätestens hier...

Ein starkes Album, dass trotz, oder gerade wegen der sich oft wiederholenden Schemata einen Kauf wert ist.

Vorbestellungen unter

rapz-records@gmx.de

Rapz Records Website

von  Elmar Riachi am 01.02.2006
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