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HipHop  Magazin

Nur mit Kritik kann man arbeiten

Nur mit Kritik kann man arbeiten

Moin, Rhymes! Schön, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast.

Hey Tim, kein Problem, ich nehm mir gern die Zeit.

Zunächst mal: Was ist "HundertmarkBeatz" und warum der Name?

Hundertmarkbeatz ist ein Projekt von Patriot und mir, und es ist ein reines Indielabel. Wir produzieren für Jedermann (und -frau). Dabei ist es uns nicht so wichtig, Kohle zu machen, sondern viel mehr, anderen eine Freude zu machen, Tracks mit unseren Beatz zu hören und sich stetig weiter zu entwickeln! Sei es in der Technik oder vom Sound her.
Der "Hundertmark" Name ist ganz einfach: Vielleicht haben einige schonmal die beweglichen Ampeln gesehen, oder Zaunfüße auf Baustellen. Die Firma heißt Hundertmark, und so kam es dazu.

Ach so, und ich dachte schon, ihr verkauft eure Beats für 100 DM. Ich wollte schon nach alten Scheinen suchen...Wie ist das Ganze entstanden?

(Lach) Ja ne, is klar! Alles hat eigentlich mit dem Rappen angefangen. Ist ja nicht so, dass ich direkt mit dem Produzieren angefangen habe. Nein, neben Skateboard-fahren und malen war ich auch am Rappen, genauso wie mein Kollege Patriot. 2002 fing es an, nachdem ich NewJackCity geguckt hatte. Crack killt dich! Hammertrack war das damals für meine Verhältnise, 20-Euro Karstadt-Mikro, ejay 2 und so ging das Ganze dann los... Natürlich wurden auch “Crews“ gegründet, und so nahm alles seinen Lauf. Dann kam FL5 und man baute seine Drum nach 'ner selbstgebauten Beatbox, weil man keinen Plan hatte von Takt und Rythmus. So ging das 'ne Weile, bis ich mein erstes Sample hatte, ich glaube, das war ein Sound von den Beginnern. Nachdem ich und Patriot alles aus FruityLoops rausgeholt haben, und wirklich mehr als 1000 Beats gebaut hatten, war das mit den Beats erstmal auf Eis gelegt. Dann kamen die ersten Call of duty - Sampels und schon waren wir Helden für unsere Verhältnisse. 2013 kam dann endlich die Idee mit Hundertmarkbeatz, und jetzt sind wir da wo wir sind... Danke, Atze!

Mir ist aufgefallen, dass deine Beats nicht unbedingt den neuesten Trends hinterherlaufen. Wie würdest du selbst deinen Stil beschreiben?

Hundertmarkbeatz hat eben diesen gewissen Oldschool-Flair, sowie man das aus dem Logo entnehmen kann.
Ja ich weis, meine Beats sind eher Oldschool, das liegt wohl daran, dass ich ein großer Wu-Tang Fan bin und war! Die Beats, die Sampels, der Rythmus hat mich immer faszniniert, auch wenn die Bauweise so simpel war. Ich bin einfach drauf hängen geblieben. Es muss nicht immer discofähiger Pop-Hiphop sein. Back to the roots!

Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Wie siehst du die Entwicklung der Szene momentan so - im "Bizz" und im Underground?

Bizz und Untergrund... Nun ja, im Moment halte ich von beidem nicht viel, weil man keine Veränderung sieht. Es ist immer das Gleiche, die gleichen Themen, das gleiche Drumherum, das gleiche Niveau und das gleiche Level! Früher waren die Lager noch strikt getrennt, Bizz und Underground. Da hat man sich halt mal 4.9.0 Friedhofchiller oder Royal TS angehört, wegen den harten Texten und wegen dem Anders-sein. Da war im Bizz viel Backpack-Rap und zensierte Sido-Songs. Und heute ist Backpack-Rap wieder mehr in Mode, und die Präsenz von den gestrigen Größen ist wieder gleich null! Bushido zum Beispiel, der hatte Talent mit dem, was er gemacht hat. Das war Bizz, einfache Beatz und Texte, vielleicht nicht mein Favorit, aber der hat das verstanden. Und heute. was macht er heute? Nun ja, ich bin vom Thema abgekommen (lach).
Wie gesagt, ich seh' alles umso Einiges kritischer. Bizz hin oder her, wo bleibt die Liebe zur Musik? BMW, Nutten, Kohle kann jeder. Aber das ist kein Bizz. Doch leider ist das momentan das, was ich mitkriege. Früher hab ich mir die Juice gekauft, Platten gekauft, gebattelt, war auf den Konzerten von Savas, ich war ein Fanatiker. Ich habe Hiphop aufgesaugt wie ein Schwamm. Und heute? Was ist true? 14-jährige die über's Husteln reden? Wohl eher nicht! Man, vermisse ich die Wu-Tang Zeit, Mob Deep, Gangstarr, Azads alte Platten und Savas. Rest in peace.

Was war deiner Meinung nach damals der Unterschied?

Die Liebe! Die Leute haben 'ne Message rübergebracht, die es heute meiner Meinung nach nicht mehr gibt. Alles war für mich irgendwie echt: Ich habe Baggypants getragen, nicht weil es cool war, weil es Sinn hatte! Ich habe mich damals wohl gefühlt und konnte mich identifizieren, egal ob ich nun Splatterconnection oder Xzibit gehört habe. (Ja ich weis, einen kranken Musikgeschmack hab ich.) Es ging nicht um Reimtechniken, um Fame oder Tanzbeats. Es ging immer um die Message. Heute wird gespittet und ich versteh nix, weil der so schnell rappt und mich überhaupt gar nicht interessiert, ob er über seine Goldkette rappt! Scheiß Imagepflege... Bestes Beispiel: ODB - The 36 Chambers, Track 10, das 20-Sek.-Intro! Das ist 'ne Messsage, das ist real! Hiphop ist halt eine Bewegung und kein Rummelplatz für Kids.
Natürlich gibts heute auch Talente, die gut sind und ihr Ding machen. Aber es wird nicht mehr so sein wie früher! Nicht mehr in diesem Ausmaß, wie es einmal war! Früher ein harter Rapper - und heute so? Versteh ich nicht. Genauso wie andersrum. Die ganzen Backpack-Rapper machen Techno oder schmökern auf Dorffesten rum; das meine ich mit "Unterschied".

Zurück zu dir. Wie finden deine Beats zu "ihrem" Rapper? Wie bringst du deine Beats letztlich an den Mann/ die Frau?

Oh, das war ein langer Weg dorthin, Beats an den Mann oder an die Frau zu bringen. Es gab vor Jahren mal vereinzelt Leute, die was auf meine Beats gemacht haben. Da war ich noch auf myspace und rappers.in aktiv. Aber es war halt nicht das, was man sich als Beatproducer vorstellt. Die Qualität war nicht sehr prägnant, von beiden Seiten. Klar gab es auch mal ein feat., wo ich besonders drauf stolz bin (z.B. mit Drunken Drunken). Aber das richtige Produzieren mit guter Qualität fing dieses Jahr an. Viel Zuspruch gab es hier auf MyOwnMusic, und den Durchbruch mit internationalen Acts auf Soundcloud.

Das dürfte die Leser interessieren: Wie nutze ich MyOwnMusic am Besten, um als Rapper Beats für mich zu finden - oder um als Producer Rapper für meine Beats zu finden?

Ich finde, das der Rapper es leichter hat. Er kann sich einfach bedienen an unzähligen Freebeats, Anonymes saugen, und das ist sehr schade! Klar gibt es auch (Gott sei Dank) Artists, die selbst bei einem Freebeat fragen, aber leider ist das nur eine kleine Gemeinde. Wenn man aber Downloads erst nach Bewertung frei gibt, dann kommt viel weniger bei rum. Leider zählt hier der Markt - Angebot und Nachfrage. Beatz zu verkaufen ist also sehr schwer.
Umgekehrt, also ein Beatproducer sucht Rapper, kommt's auf die Werbung an, wo man vertreten ist, mit wem man schon zusammen gearbeitet hat und im übrigen, wie die Allgemeinheit den Beat findet.
Also aufgepasst liebe Producer: Viel Werbung machen, sei es durch Blogs, Internetpräsenz und eine Menge an Freebeats, dann klappt's auch mit dem Rapper. ;-)

Das sind ein paar nette Tipps. Wo wir grade beim Thema sind: Wie lange bist du schon bei MyOwnMusic und was überzeugt dich daran? Wie nutzt du es?

Offiziell seit 2006, davor hatte ich auch mal einen Account auf dieser Seite, doch da gab es zu viele Probleme... Ich habe Beats reingestellt, obwohl man das noch gar nicht durfte, hab sie dann bei Instrumental reingesetzt, und solche Scherze. Ein richtiger Schwerverbrecher war ich früher auf MOM...
Was mich an MyOwnMusic faszniert, ist dieses familiäre Miteinander. Auf Vieles wird acht gegeben und es gibt gewisse Grenzen. Außerdem kriegt man hier das meiste Feedback für seine Projekte, man lernt viele Leute hier kennen und man hat auch diese Aufstiegsmöglichkeiten. Ich meine nicht nur die verschiedenen Stati, sondern auch redaktionell! Man fühlt sich halt wohl auf dieser Seite, und manchmal bin ich auch echt süchtig und schau mehrmals am Tag, ob ich ne Nachricht bekommen habe . Selbst auf meinem Handy hab ich einen Schnellstart. ( lach)
Myownmusic benutze ich in vielerlei Hinsicht. Sei es, wirklich Kritik zu bekommen, Werbung zu machen, Kritik zu vergeben, aber auch um Inspiration zu sammeln für neue Projekte. Diese Seite ist nunmal sehr vielseitig, und das ist das Schöne daran.

Warum hast du dich entschlossen, dich der Redaktion anzuschließen und was tust du als Redakteur so den lieben Tag lang?

Ich habe mich als Redakteur beworben, um den Nutzern zu geben, was ich immer wollte: Kritik! Ich meine keinen Mensch, der 5er gibt, weil er sich einschleimen möchte. Nur mit Kritik kann man arbeiten. Und das Knowhow, was ich habe, gebe ich auch gerne weiter! Deswegen wollte ich Redakteur werden. Denn Menschen, die hart arbeiten und Kritik haben wollen, kriegen auch welche. Wenn ich mal am PC on bin, dann höre ich durch und gleiche ab! Jemand, der wirklich Kritik haben will, bekommt auch welche (siehe meinen Blog). Doch es ist nicht immer positiv, manchmal stoße ich auf Kritik, weil ich eben ehrlich bewerte. Beleidigungen sind keine Seltenheit. Aber so ist nunmal der Job. ;-)

Was hast du für die nahe Zukunft so geplant - gibt's neue Projekte, anstehende Veröffentlichungen, o.ä.?

Ja da gibt es Einiges.
Erstmal ist das Mixtape R.E.A.L mit Jermin Costor und Teebone aus den Staaten in Arbeit.
Beats sind fertig, und der Teaser ist ohne viel Klimbam auf meiner Artistpage. Also nur noch ein wenig Geduld bis dahin.
Des Weiteren arbeite ich nebenbei auch noch an einem Sampler mit Leuten aus aller Welt und heimischen Artists. Ich denke, das wird im Oktober als Free-Album erscheinen. Sonst sind noch einige Beats im Umlauf und in der Endphase, die auch erscheinen werden; mit Künstlern von MOM.

Dann platzt dein Profil ja bald aus allen Nähten. Gut so, wir freuen uns drauf! Danke dir, Rhymes, das war ein aufschlussreiches Interview. Ich wünsche dir - auch im Namen der Redaktion - viel Erfolg mit allem, was du dir vorgenommen hast. Möchtest du noch etwas Bestimmtes loswerden? Dann ist hier die Gelegenheit.

Ich danke auch dir, Tim, dass du dir die Zeit genommen hast! Ich möchte nicht viel publizieren, sondern eher denen danken, die mich bis hierhin unterstützt haben: Meiner Frau und meinen Kleinen, die immer an mich glauben; sowie meinem besten Atzen überhaupt! Vielmehr kann man nicht sagen. Freut euch einfach auf die nächsten Sachen die kommen werden!



Kommentare

SNGoffiziell
SNGoffiziell November 2013
Gutes Interview !

Muetze
Muetze Juli 2013
Back to the Roots die goldenen 90iger :D!

Gummistiefel als Hut
Gummistiefel als Hut Juli 2013
Intersant

Odeen
Odeen Juli 2013
unglaublich gutes Interview! back to the rootz!


von  Tim Tonic am 31.07.2013
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