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HipHop  Magazin

Ein kleiner Mann ganz groß oder: Mad an der Arbeit!

NAiZ
Ein kleiner Mann ganz groß oder: Mad an der Arbeit!

Eine kleine Übersicht, bevor wir zu der Rezension kommen:

Albumtitel: Mad at Work
Songs: Elf, davon Intro und Outro, ein Skit; macht netto acht Songs.
Produzenten: Tim Tonic, Timothy Oneill, Zaimen‘s Kollegen & Masubeatz
Features: serDON, Zaimen S., Cap-Ten & Feliciouse
Mix: Tim Tonic, außer einen.


Der Hörer wird durch das innovativ gehaltene Intro Es ist Mad schön an das komplette Album herangeführt. Dabei wurde auch darauf geachtet, dass die Kreativität in keinem Falle zu kurz kommt. Das Soundbild ist an sich sehr interessant und lässt den gewünschten Horizont zur Selbstinterpretation und Phantasie offen und frei.
In dieser Kreativität wird das Outro fortgeführt und verabschiedet den Hörer in einer Art, wie es dieser wahrscheinlich nicht erwartet hätte. Madexx holt sich noch ein paar Tips, wie man ein Outro macht und verpackt seine Shoutouts in Reimen und verpackt auch die Namen in einem kreativen Sinne. Dabei bedankt er sich bei allen Mitwirkenden und erinnert nochmals daran, dass die LP Mad at Work zuerst als EP startete. Doch es wurde schließlich mehr Liedgut und eine LP daraus.

Zwischen der Einführung zu dem Hauptstück und natürlich der Verabschiedung stehen natürlich die Songs an sich. Dabei ist auch ein Skit vorzufinden, welcher sich als Interlude zu dem Anspieltip Wenn alles Hip Hop wäre, dazu später mehr, äußert. Somit haben wir also auf der Platte im Nettobereich acht Songs, die für jeden etwas bereit halten. Was das natürlich ist, muss schließlich jeder selbst wissen.

Download Link:
http://board.saw-lg.de/downloads.php?cat=4

Der Song Resumé handelt zum Beispiel von der Reflexion von Madexx über die alten Zeiten und wie an sich das Ganze begann. Wie er zum Rap kam und mit welchen Jungs er angefangen hat. Die Erinnerungen sind ihm wichtig und wird diese folglich nie vergessen. Hier haben wir schließlich einen Beweis dafür, dass es an sich jedem so geht respektive gehen sollte, wer mit Musik angefangen hat. Dabei spielen natürlich alle Einflüsse mit rein und dass die Vergangenheit doch prägte. Hier kann sich also jeder finden.


Die Songs Ab jetzt im Haus und Hollywoodtour bedienen die Sparte des Repräsentierens und Battlens. Dabei ist die Stimmung natürlich anders als bei Resumé oder beispielsweise auch dem Intro. Auch die Sprache wird anders bedient, kommt aber nicht in einem abgedroschenen Stil daher. Es wird mehr Wert auf Kreativität und Eigenständigkeit gelegt und mit greifbaren Bildern und lyrischer Sprache verbunden. Auch die musikalische Untermalung findet bei den Songs adäquate Zustimmung. Ein Höhepunkt des Songs Hollywoodtour: Hollywood wird bedient.


Der Song Das ist zum Feiern ist Programm. Die Musik lädt sofort zum feiern und zum tanzen. Die gesamte Stimmung und der Text feiern einfach sofort. Mehr brauch
man hier nicht sagen.


Doch was wäre ein Album ohne ein Höhepunkt und den Anspieltips? Richtig, nichts. Daher kommen wir nun zu den Anspieltips und danach zu dem Höhepunkt.


Ärmel Hoch…
…ist eine sehr gute Referenz auf die kontemporär gegebene situative Wahrheit. Es wird nicht nur angeprangert, nein, es werden sogar Lösungsansätze geboten. Diese Idee wird in Verbindung zu einer schönen Lyrik gesetzt und die metaphorische Sprache wird vom Protagonisten gut bedient. Auch hier reflektiert die Person von Madexx die Zeilen und sein Stil zieht sich durch die Zeilen.
Dabei kommt auch die Einzelgängermentalität der Deutschen durch. Die Gemeinschaft hat sehr unter materiellem Streben zu leiden. Jeder ist nur auf sich selbst bedacht und schaut, wie er/sie schnellst möglich zum eigenen höchsten Ziel kommt. Dabei spricht sich Madexx dafür aus, dass wir doch alle in einem Land leben und wir unserer Kraft zusammenlegen sollen, damit wir eine bessere Zukunft aufbauen können. Denn: In einer Demokratie werden alle gebraucht. Nicht umsonst heißt es: „Entscheide Dich, sonst verlasse ich Dich.“ Deine Demokratie.
Ein Song, der es nötig macht, zwischen den Zeilen zu lesen.


Wenn Alles Hip Hop wäre…
…bietet eine gute Referenz auf die klischeehafte Szene des Raps. Hier wird die gesamte Szene in einem humoristischen Stile sehr gut kritisiert. Der Mangel der Welt würde sich darin zeigen, dass an sich jegliche Stereotypik bedient wird und dass jegliche Sachen eben seltsam anmuten würden. Wir hätten Nachrichten im Atzenlook, Durchsagen würden stets in einem 4/4 Takt kommen. Selbst Obama wäre betroffen und würde Yes, My Man zum Wahlspruch machen. Die Konsequenzen sind durchaus bewusst: Individualität, Vielfalt der Musik und auch Kulturaspekte gingen verloren. Es wäre einfach langweilig und Madexx hätte kein Spaß mehr an Heavy Metal.


Competition…
…ist textlich typisch für beide. Und: Es gibt echt Competition. Schöne Lyrik und für das Thema gute Vergleiche. Die Metaphorik vermittelt dem Hörer greifbare Bilder.
Beide fahren in ihrem eigenen Wagen vor und liefern ihre Perspektive. Von beiden ist ein roter Faden abgeliefert, was ja manchmal schwierig ist bei zwei verschiedenen Rappern. Ist hier aber sehr gut gemacht.
Hier ist gut zu beobachten, dass beide sich sehr gut ergänzen und auf einem Level sind. Dies ist möglich, weil beide ihren Stil abliefern und sich doch auf den anderen einlassen. Es ist selten, dass dies bei einem Feature passiert. Dabei wird auch hier auf die Szene eingegangen und dem Klischee, dass alles immer Competition ist. Ja, die Hip Hopper sehen das so, aber der Spaß geht verloren. Hier ist dies nicht so. Und dennoch: Bei allem Spaß geht das Seriöse nicht unter.


Raste aus…
…ist mit Abstand kraftvollste Song. Die komplette Soundkulisse wird hier bedient. Eine treibende Rhythmik, Gitarrenriffs und ein Piano. Dazu noch atmosphärische Vocals im Chorus. Hier geht Madexx deutlich aus sich raus und zeigt, dass man selbst mit 1 Meter 20 Körpergröße mächtig Stimmung machen kann. Madexx wird auf einmal 2 Meter 10 und bringt auf seiner Bühne eine Vorstellung, die alles nochmals zusammenfasst und die anderen Songs fast in den Schatten stellt.
Das Soundbild ist hier einfach genial und abwechslungsreich in jeglichem Sinne. Auch die Breaks und die allgemeine Atmosphäre prägen sich sofort ein.
Textlich vermutet man hier wahrscheinlich was komplett anderes. Der Song ist näher an die Wahrheit angelegt als man denken mag. Es ist notwendig zwischen den Zeilen zu lesen und auch den Song mehr als nur einmal zu hören respektive nur mal kurz anzuspielen. Denn dafür ist dieser ganz sicher nicht gemacht. Referenzen auf die Sinnlosigkeiten der Gegebenheiten von Jugendlichen und einer allgemeinen Denkweise, wie diese bei fast allen vorzufinden ist, kommen gut durch. Madexx beschreibt hier, wie man den ganzen nervlichen Stress loswerden kann und zwar in einer Art, wie es keinem schadet. Dabei fällt auf, dass man auch selbstbewusst sein muss, um ein solches Vorhaben auch durchzustehen. Die Essenz dabei ist: Man muss sich selbst treu bleiben und auch sagen, was einem nicht passt, schließlich wird man von innerlich angestautem Stress zerfressen.
Es ist sehr interessant zu hören, wie Madexx all dies und noch viel mehr in einem Song vereint. Daher ist dies auch der Höhepunkt vom Album und zu Recht ein HIT.


Das Album besticht gerade durch die durchdachten Songs, welche heutzutage ja doch selten geworden sind. Die Beats sind in jeglichem Sinne adäquat produziert und liefern ein gutes Soundbild. Tim Tonic liefert hier sein Können in qualitativer Art in seiner Tonischen Architektur ab. Dies ist auch an dem gesamten Mix des Albums zu erkennen bzw. zu hören, denn bis auf einen Song hat Tim alle gemischt. Dabei muss man mal erwähnen, dass die Songs ohne Tim nur halb so gut wären, schließlich verleiht er diesen die nötige Transparenz und Brillianz. Dabei müssen sich die anderen Produzenten aber nicht verstecken, denn sie liefern genauso ihren Beitrag zu diesem Album und ohne sie wäre das Album ja nicht, was es ist.

Hier haben viele Kreative Hände mitgewirkt, was man auch hört, denn so kommt schließlich das durchweg Kreative der gesamten Platte zu Stande. Mad sagte mal, dass ihm äußerer Einfluss und Abwechslung sehr wichtig sei. Davon ist er überzeugt, und das zu Recht, denn das Resultat kann sich hier wirklich in einem guten Licht präsentieren. Dadurch kann er auch gewährleisten, dass viele Hörer erreicht werden und viele Menschen davon angesprochen werden. Die bisherige Resonanz, die für diese Scheibe vorliegt, ist wirklich vorzeigbar und steht in keinem Schatten und es ist sicher, dass da noch mehr kommt.

Die Produktion kann sich sehen lassen und die Beats kommen nicht in einem monotonen, leblosen Stil an. Es wirkt belebt und man merkt, dass man sich schon im Vorfeld Gedanken gemacht hat, damit letztlich auch jeder zufrieden sein kann. Nur durch lebendige Musik kann man auch Menschen erreichen und hier ist das definitiv gegeben.

Der rote Faden ist in jedem Song einzeln vorhanden. Der Transfer auf das komplette Album mag aber manchen Hörern schwer fallen, gerade weil sich nicht jeder die Mühe macht, die Songs mehrmals zu hören und zu analysieren. Das ist ja aber auch nicht nötig, denn dafür gibt es Menschen wie mich. Im Album selbst bedarf es wirklich Feingefühl das komplette Konzept und die klare Linie zu erkennen und von den einzelnen Songs umgesetzt zu verstehen. Doch genau das macht es aus. So bleibt es spannend und impliziert an sich schon, dass man die Songs und auch das Album doch mehrmals hören sollte. Denn das lohnt sich definitiv. Die Beats rechtfertigen das in jeglicher Weise, denn die Feinheiten sind immer sehr hörenswert, aber auch die Texte von Mad und seinen Featuregästen rechtfertigen dies, gerade weil man zwischen den Zeilen lesen muss. Beim ersten Mal hören ist es ja bei „Raste aus“ nicht getan. So findet man schließlich in jedem Song doch einen Sinn und Referenzen auf situative Wahrheiten.
Dabei ist es interessant zu hören, wie auch die Features von Madexx sich auf seinem Level und Anspruch bewegen, wobei serDON am meisten Punkten kann. Er schafft es dem Song, der mit ihm ist, das gewisse Etwas zu verleihen. Und das ist selten. Doch auch Feliciouse, Zaimen S und Cap-Ten brauchen sich nicht im Schatten serDONs verstecken, denn auch sie schaffen es, die Songs zum Individualstück zu machen.

Insgesamt kann man schreiben, dass jeder Song für sich herausragend ist und möglicherweise ein HIT-Potential in sich trägt. Auf das komplette Album übertragen ist dies schwieriger. Dennoch ein durchweg interessantes Album, in dem sich jeder selbst finden kann und darf. Wie und in welcher Weise muss jeder selbst wissen. Dabei möchte ich es jedem ans Herz legen, die Songs und auch das Album mehrmals anzuhören, denn es lohnt sich wirklich. Ruhig mal genauer anhören. Es wirklich selten, dass dies ein Album schafft.

Kommentare

serDON
serDON September 2010
Shin ist ein Naturtalent, auch wenn I C H manche Zeilen einfacher ausgedrückt hätte, trifft Er den Nagel auf den Kopf. Dieser Longplayer ist kein Einmalswerk. Hier muss öfters gehört werden, um auch alle Inhalte zu begreifen, wenn der Hörer denn will. Es wird mit Wortwitz und starken Lines getrumpft. Egal ob Battle - Phrasen, Funny Songs oder Anspielungen auf die Gesellschaft und den Menschen als Ganzes, an keiner Ecke wird gespart. Für mich seit langem mal wieder ein amtliches Rap - Album.


von  Redaktion am 03.09.2010
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