Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website
MyOwnMusic

HipHop  Magazin

Phoenix Darshan

Interview mit Phoenix Darshan
Phoenix Darshan

Snair: Hallo Phoenix Darshan! Zuallererst mal eine Frage zu deinem Namen, der ja nicht gerade die Standard Version eines HipHop Tätigen, á la Dj Dicke Finger oder Mc Pinocchio-Nase, zu sein scheint.
In welchem Zustand ist dir dieser Name zugeflogen?

Phoenix Darshan: Schon sehr früh war mir klar, dass mein Synonym, wie ein bürgerlicher Name aufgebaut sein sollte, wie z.Bsp. Tony Touch oder Funkmaster Flex. Auf das DJ wollt ich verzichten, weil es in vieler Hinsicht arrogant gebraucht wird und ich mich selbst sowieso als Musiker/Artist betrachte. Weil ich selbst im Leben ein paarmal richtig auf die Schnauze gefallen bin, gefiel mir der Silberreiher als Symbol für Wieder geburt und Unsterblichkeit. Franky Kubrick hat das ganz schön formuliert: „Und wenn ich fall , steh ich wieder auf..“
Darshan passte mir vom Klang sehr gut ins Konzept, und als auch der Sinn (Weihe allein durh Nähe) nicht zu wünschen übrigließ, war die Sache mit der Namensgebung geritzt. Phoenix allein war mir auch zu langweilig. Es gibt schon eine Sportartikelfirma und ein Filmproduktionsgesellschaft (Phoenix Films) mit diesem Kürzel und wahrscheinlich noch hundert weitere Firmen und 1000 Sprayer und 1000 Rapper, die sich so nennen.
.

Snair: Was hat deine Aufmerksamkeit damals auf HipHop und weg von der gängigen Chart Rotation gebracht? Kannst du mit vollem Gewissen zugeben, dass die Schlabber Baggy von Mc Hammer oder die Windfriese von Vanilla Ice dafür verantwortlich ist?

Phoenix Darshan: Unrühmlicherweise hab ich früher auch Real2Real und 2Unlimited und so einen Dreck gehört. Irgendwann kam dann ein Homie mit dem Album vom Wu-Tang Clan zu mir, die er sich von seinen Cousins ausgeliehen hatte. Damals hatte ich die Angewohnheit alles auf Tape zu überspielen, was mir in die Hände kam, sodass dann auch die „Enter the 36 Chambers“ zu meinem Sortiment gehörte.
Das war so `94/95 schätzungsweise.
Mit der Zeit begann sich dann mein eigener Musikgeschmack herauszukristallisieren und ich hörte auf zu konzumieren, was mir durch Radio, TV, Parties usw. vorgesetzt wurde. Cratediggen betrieb ich exzessiv, wodurch von meinem Taschengeld wenig übrigblieb. Vanilla Ice und MC Hammer hab ich verschlafen und beide hatten nichts mit meinen ersten Berührungen mit HipHop zu tun. MC Hammer`s „Cant touch this“ hörte ich das erste Mal in einer Simpsonsfolge und seinen Namen wenig später, da hatte der seine Blütezeit schon längst hinter sich.

Snair: In welchem Bereich der Ausdrucksform HipHop bist du tätig? Und vor allem wo liegen deiner Meinung nach deine Stärken? Natürlich rein objektiv gesehen und ohne die Nase zu weit vom Boden zu entfernen, Herr Darshan!

Phoenix Darshan: Ich befasse mich mit Djing und Producing.
Meine Zeit investiere ich hauptsächlichl ins Mixen und Scratchen.
Zum Juggling habe ich noch keinen Zugang gewonnen, da ich die Kohle nicht hab, mir jede 12“ doppelt zu holen und übermässiges, sinnfreies Juggling auf Mixtapes ein Stop/Eject Kriterium ist. Der Beatbau ist meine grosse Liebe, wobei meine Herangehensweise keinem gewissen Schema folgt, nur das Endprodukt zählt und es gibt eben so die obligatorischen Ups und Downs eines jeden Tüftlers.
Worin meine Stärken und Schwächen liegen, weiss ich nicht, das sollen andere beurteilen. Ich versuche in erster Linie durch die Auswahl meiner Samples, schöne flächige Atmosphären und Soundbetten zu kreieren, was bei Midispuren ohne die entsprechenden Softwarekenntnisse durch Effekte wie Doubledelay, Reverb und ModDelay nur bedingt kaschiert werden kann, Dies also der Grund für meine samplelastigen Züge. Mein Tae-Kwon Do Trainer hat immer gesagt: „Die anderen kochen auch nur mit Wasser.“ Das gilt wohl auch fürs Programming/Producing.

Snair: Wie kamst du genau zum Produzieren und wer hat dieses Fieber bei dir ausgelöst? Und was macht in deinen Augen einen "guten" Produzenten aus?
Abwechslungsreiche Styles, Atmosphäre schaffen, Überraschungseffekt oder einfach nur den Kopfnicker auslösen?

Phoenix Darshan: Wir waren eine Handvoll Jungs ohne Ahnung, und starteten unsere ersten Gehversuche in Sachen Musik. Bei mir war dann der Drive nach eigenen Werken am grössten und ich beschaffte mir einen iMAc und die nötigen Programme wie Cubase und Peak, unterstützt von meinem Bruder, der seine Brötchen als Jazzmusiker verdient. Turntables hatte ich schon, aber von Skillz konnte nicht die Rede sein.. Der Kontakt zu den anderen brach schnell ab und die Crew Spheric System trat an die freie Stelle.
Man kann es natürlich nicht pauschalisieren, was einen guten Produzenten ausmacht. Vorallem sollte er seinen eigenen Stil haben, der sich wie ein roter Faden durch all seine Beats zieht was nicht heisst, dass ein Partytrack und ein deeper Track sich gegenseitig ausschliessen.. Er sollte vielseitig sein und jedem Song seinen Stempel aufdrücken können. Man hört den Track das erste Mal im Radio und sagt: Das ist ein Neptunes Beat „, dafür leg ich die Hand ins Feuer.Dieser hohe Erkennungsgrad ist meiner Meinung nach eine Ursache für deren Erfolg. Das Gleiche gilt natürlich für Timbaland und Premo Stuff.


Snair: Lass uns mal ein wenig philosophieren! Wie du ja oben schon erwähnt hast,
betreibst du aktiv Kampfsport! Wie nahe liegt jetzt ein gut gezielter Fußkick bei einer extrem bösen Punchline? Und ist die Bassdrum und die Snare nicht für das Ohr das Gleiche wie mehrere präzise Schläge gegen die Schädeldecke?
Oder nehme ich einfach nur zuviel harte Drogen?

Phoenix Darshan: Zuviel leichte Drogen nimmst du auf alle Fälle, aber man kann das durchaus vergleichen; allerdings nur mit einem Livebattle. Präzision, Vorbereitung, Niederlagenschmerz (wenn man dem Interview mit Eminem auf der 8 Mile DVD Glauben schenkt, verlorenes Battle = Weltuntergang) sind gemeinsame Komponenten. Ich würde es dennoch bevorzugen von der Commmunity gedisst zu werden als mit einer gebrochenen Nase aufzuwachen.
Meistens bleibt beim Kampfsport nicht genug Zeit in den Genuss eines ganzen Drumsets zu kommen. Wenn es der eigene Kopf ist, setzen Sterne oder Tunnelblick ein jähes Ende. Ist es des Gegners Kopf, ist der auditive Empfang sehr schlecht. Da fällt mir noch ein, dass meine Halswirbelsäule manchmal HiHat-ähnliche Geräusche von sich gibt, die fürs Aufnehmen leider zu leise sind, aber egal.



Snair: Kommen wir jetzt wieder ein wenig zu den Fakten, Fakten, Fakten! Was steht demnächst bei dir an? Was sagt die Zukunft für Phoenix Darshan in Sachen Projekte, Features, Cuts, Remixe etc.?

Phoenix Darshan: Wahrscheinlich werde ich im Winter in London Film & Broadcasst production studieren, meine Bachelor machen und dann werd ich weitersehen, natürlich wird das musikalische Schaffen dann etwas zurückgefahren. Vielleicht treffe ich dort auf der Insel den ein oder anderen, mit dem ich auch musikalisch was auf die Beine stellen kann.
Mein Remixfieber ist zurzeit stark abgekühlt, da diese Remixe zwangsweise mit dem Original verglichen werden und Unvoreingenommenheit sich als sehr schwierig erweist. Ausserdem ensteht der Eindruck, dass man nur in der Lage ist etwas schon Dagewesenes neu zu produzieren. Die Einmaligkeit geht verloren!! Ich denke, oft verwenden Producer mittelmässige Beats , um sie in Form von Remixen doch noch zu verwenden, sodass sie nicht in den Papierkorb wandern müssen. Ich zumindest würde einen Überhammerbeat nicht für ein Remix vergeuden.
Im Moment laufen daher einige Features mit MOM-Artist und mit Renks steht ein Innovativer-Vogelkonferenz-Song an. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht sagen, da noch nicht alles in trockenen Tüchern ist. In meinem Bauch wächst natürlich der Wunsch nach einem eigenen Kind, aber Spheric System ist noch im Dornröschenschlaf und zu einem richtigen Album wir es wohl in absehbarer Zeit nicht reichen. So jetzt wisst ihr Bescheid.



Verfaßt von Snair

Kommentare


von  Redaktion am 27.05.2005
Aufrufe  20645



Anzeige


Weitere interessante Artikel