ZWEXX

Ein paar keine Gedanken zu MoM.

Lange Zeit war es für mich völlig irrelevant, Musik im Internet zu präsentieren. Das änderte sich um 2003, als aus dem Bandprojekt ZWEXX eine One-Man-Show wurde.
Zu dieser Zeit gab es zwei relevante Möglichkeiten: 1. mp3.de und myownmusic.de.
Diese beiden Seiten standen in direkter Konkurrenz zueinander, was für mich allerdings keine Bedeutung hatte, da ich beide Seiten nicht kannte.
Auf beiden Plattformen gab es ein Bewertungssystem von 1 – 5 Sternen und die Möglichkeit eine schriftliche Kritik zu den Songs zu hinterlassen.
Da zum damaligen Zeitpunkt für mich die Unterschiede nicht auszumachen waren, melde ich mich vorsichtshalber auf beiden Seiten an.

Die Unterschiede wurden dann nach kurzer Zeit deutlich. Während bei mp3.de das Musizieren recht locker genommen wurde (es gab dort sogar einen älteren Herren, der seine Song mit einem Kassettenrekorder in der Wanne aufgenommen hat) wurde bei myownmusic.de die Musik in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt und über Sinn und Unsinn der eingesetzten Geräte, Maschinen, Programme sowie über die Qualitäten des Komponisten, Texters und vor allen die Instrumenten-Beherrschung philosophiert.

Beide Seiten boten hierzu ein Forum in dem sich die Musiker austauschen konnten.

Inhaltlich konnten sich die beiden Foren wohl kaum weiter auseinander bewegen, als sie es damals getan haben.
Grob gefasst lässt sich sagen, dass man bei myownmusic.de nur mit einem fundamentalen Wissen über Musik ins Forum gehen sollte um sich dort bei den „Platzhirschen“ durchzusetzen, während bei mp3.de der Spaß im Vordergrund stand.
Das war auch als Ergebnis bei der Musik zu hören. Wieder kurz gefasst, gab es in der Summe bei mp3.de die Mainstream tauglichere Musik zu hören, die qualitativ hochwertigere gab es bei myownmusic.de.

Das ständig aggressiv angehauchte Forum und das Gefühl, unter diesen Musikern mit meiner Musik nicht bestehen zu können führten dazu, dass ich meinen Accound bei myownmusic.de wieder löschte, am Ende war mir das hier alles zu theoretisch.
Parallel konnte ich bei mp3.de eine gewisse Hörerschaft erarbeiten.
Den freien Download für die unlizensierte Musik gab es beiden Plattformen, bei mp3.de konnte man allerdings auch unangemeldet Songs bewerten.

Irgendwann bekam ich allerdings das Gefühl (gestärkt durch gewisse Erfolge bei mp3.de), ich sollte es bei myownmusic.de noch einmal versuchen und meldete mich deshalb 2005 wieder an.
Der Song den ich hier als Versuchsballon reinstellte hieß „Martina“ und war völlig gegen den Strich gebürstet, eine böse Satire auf deutsche Schlager (mit dem Zusatz: Der Anti-Schlager) und einem Gitarren-Solo, das ich auf dem Keyboard gespielt habe.
Erst passierte nichts, lange passierte nichts. Dann wurde der Song von einem gewissen „Nemo“ gehört und bewertet. „Nemo“ war zu dieser Zeit nicht nur ein äußerst netter Kerl, sondern auch der Top-Redakteur und eine Art Star auf dieser Seite. Es gab kaum jemanden der damals Nemo widersprochen hätte was dazu führte, dass „Martina“ nach ein paar Tagen die Charts anführte.
Da die beiden nachfolgenden Songs nur noch in ihren Genre-Charts glänzen konnten, verlor ich 2006 schnell wieder den Spaß an dieser Seite, da ich zu dieser Zeit bei mp3.de deutlich mehr Erfolg hatte.

Gegen Ende der 2000er (gefühlt ab 2007) gab es allerdings eine Verschiebung bei MOM – hin zum Mainstream. Pop / Rock / Pop-Rock konnten sich immer mehr etablieren und immer mehr Musiker aus den leicht zugänglichen Genres wagen den Sprung zu MOM.
Das war eine echte Wende, denn mit dem neuen Angebot wuchs auch das Interesse von Nicht-Musikern (also normale Zuhörer), es schien so, als ob MyOwnMusic nun in der Realität angekommen wäre.
Auch bei den Bewertungen spielte das eine übergeordnete Rolle, denn die Pop/Rock Musiker entdeckten sich untereinander und bewerteten sich gegenseitig, die Seite wuchs in ihrer Wahrnehmung und in der Popularität.
Das wiederum führte dazu, dass auch begnadete Musiker auf die Seite kamen da sie sich bewusst waren, dass sie der leichten Muse überlegen waren.

Mit fürchterlichen Auseinandersetzungen im Forum und folgend auf der gesamten Plattform, wurde dem Aufschwung in den Jahren 2011 + 12 jedoch der Garaus gemacht. Viele Musiker zogen sich aufgrund der Streitigkeiten zurück oder wurden von den Betreibern gelöscht.
Einige sehr gute Pop-Musiker gibt es auch heute noch auf dieser Seite, viele laden aber kaum oder gar keine Song mehr hoch.
Im Forum wird mittlerweile wieder philsophisch über jeden „Furz“ (hätte das in Dur nicht besser geklungen ?) diskutiert und Toleranz weicht Ignoranz.
Da wo sich Pop/Rock Musiker noch vor kurzer Zeit untereinander hörten und bewerteten, müssen die wenigen verbliebenen Pop-Musiker sich statt „Spaß an der Freude“ jetzt dem Sinn und Unsinn des Musiker Daseins beschäftigen. Songs die vor gar nicht allzu langer Zeit noch gut waren, müssen sich jetzt mit mehr oder weniger „Transparenz“ in der Tiefe, Breite, Höhe oder what ever auseinandersetzen oder ob der Bass zu weit vorne oder hinten steht.
Früher war das mal eine Anmerkung oder Randnotiz – heute setzt sich das über den Inhalt hinweg.
Bei reinen Computerbastlern ist das Erschaffen von Musik zu einer Art Computerspiel geworden, bei dem am Ende (oh Wunder) Musik rauskommt. Die DAW wird zur Religion verklärt bei der Andersdenkende zu Ungläubigen erklärt werden.

Nicht das diese Musik in vielen Fällen nicht wunderschön wäre, aber wer hört sich denn tagsüber: Chillout, Ambient, Soundscape oder Soundtracks an ?
Trotzdem haben es diese Musikstile auf dieser Seite ganz nach vorne gebracht. Nun ist die ganze Seite tiefen entspannt und Flächensynthiesizer und ein herzerfrischendes “Pling” haben die Herrschaft übernommen.
Die überschaubare Kundschaft aus dem Bereich der Esoterik und Spa-Betreibern dürfte das freuen, dass es hier so viele, so gute Entspannungsmusik gibt. Menschen mit Depressionen sollten sich nicht unbedingt die ersten 10 Songs der Charts anhören.

Im Grunde ist es wie überall im Leben. Auf die Mischung kommt es an.

Ihr lieben DAW-Gurus – ES IST WURSCHT !!! wie das Klangerzeugnis fabriziert wurde wichtig ist, dass es im Nachhinein abspielen lässt um es hörbar zu machen
.
Sollte dabei so etwas Seltengewordenes wie eine MELODIE entstanden sein – um so besser.

Ganz ehrlich, ein gutes Musikstück ist Gerne unabhängig. Guter Jazz, Ambient, Chillout, House oder Psychodelic Rock usw. sind am Ende GUTE MUSIK und die gehört hierhin.

Wenn es uns allerdings nicht gelingt, die leichte Unterhaltung, den Mainstream, die POPular Musik zu unterstützen und wieder mehr Zuhörer auf die Seite zu locken, wird es hier irgendwann kein „Modern Klassik“ mehr geben, weil es die Seite dann nicht mehr gibt.

Stand jetzt, Wer ist online, sortiert nach Genres, Pop 2! – das sagt doch alles……….

Viele Grüße
Micha