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STARBOARDER

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STARBOARDER am 15.05.12 um 08:02

Ist es das Alter, das die Sinne raubt?

Gewöhnlich beschäftige ich mich damit nun eher nach Extro Outro.

Das Alter bzw. der Alterungsprozess mit seinen ganzen miesen kleinen Tricks, die einen dazu bringen wollen, fast täglich zu pennen, einen Tacken langsamer zu gehen und beim Heckendiving so vorsichtig abzurollen, dass der Skaterhelm noch ein paar Monate ohne Knacks durchhält, scheint sich mit Erreichen des Ü-40er Zustands allmählich mit meinem Organismus anzulegen. Es sind zwar noch geringfügige Erscheinungen, und noch gehen mir die alternativen Gründe nicht aus, auf die ich etwaige Unzulänglichkeiten wie zusehends Tippfehler und Fokussierungsverschwimmungen beim Lesen, eine herum jinkelnde Wirbelsäule beim Windsurfen / Kat-Segeln und so ein komisches, unregelmäßiges Rumeier-Gefühl nach 3 Stunden Hardstyle und Death Metal auch noch schieben lassen.
Es geschieht irgendwas mit meinen Sinnen, auf das ich im letzten Eintrag hier schon hingewiesen hatte, und ich werde den üblen Verdacht nicht los, dass mir das Alter aus purer Häme ins Genick pissen will, oder in die Ohren. Und ich mag Pisse in den Ohren wirklich nicht gerne, das ist ein fürchterliches, wenn auch momentan lauwarmes Gefühl. Ich kenne das...hm...fragt mich nicht woher... ach ja im Tiergarten von Berlin, während einer Loveparade, ja, da unter diesen Bäumen, auf denen manche Affen schliefen.... aber daran erinnern sich auch nur die schon Älteren.
Meine Sinne scheinen allmählich nachzulassen. Ich kritisiere mich dazu selbst zu Tode, also keine Sorge, das muss keiner übernehmen. Ich baue mir zig Musik-Traxx und nach einigem Herumtun daran gefallen sie mir nicht mehr, ich mache nicht weiter daran. Ich höre immer, dass andere Kollegahs in wesentlich kürzerer Zeit auf dem Gebiet der Klangoptimierung viiiiiiel weiter kommen, als ich das wohl je werde. Ich höre mir meinen Schrott an und neige dazu, alles zu löschen, weil es so behindert klingt, aber ich denke, es hat mit einer Gehörs-Minderungs-OP wegen überempfindlichen Ohren zu tun, die ich vor langer Zeit einmal hatte, und additional dazu kommt irgend ein schleichender Selbstvermiesungsprozess, der sogar meinem roten Korsaren aufgefallen ist.
Der ist der Ansicht, ich würde mich selbst fertig machen... Nun hat man das auch schon gelegentlich gehört, von anderen, nicht ganz so intelligenten Quellen und wohlmeinenden Netten oder nicht ganz so Netten, und manchmal auch von durch Helfersyndrom ganz irre ausgerasteten Charakteren, die einem auch dann noch helfen würden, wenn man längst tot und mumifiziert in einem Klappbett gefunden wird, das wegen seiner schalldämpfenden Eigenschaften den Hilferuf dereinst verhindern konnte, der einem nach Möglichkeit das Leben hätte so retten können, dass man keinen Menschen mit Helfersyndrom in seine vier Wände hätte lassen müssen.
Wer den Satz jetzt nicht verstanden hat, darf sich ein Jelly Bean aus der blau melierten Dose da auf dem Tischchen nehmen, das neben dem Kombüsen-Eingang steht... öh... wo war ich noch gleich?
Das Alter.
Ja, genau. Also ich erlebe diesen schleichenden Sinnesverfall seit nunmehr 2-3 Jahren, sehr subtil und gar nicht aufdringlich geht das voran. Es hat mich unter der Selbstkritik dazu gebracht, dass ich nur noch kreativ auf ca. 35 % komme, wenn ich mal einen guten Tag habe. Um eine Track vernünftig zu konzipieren, seine Teile zu erstellen und sie einigermaßen so zusammen zu setzen, dass man sich das Ergebnis auch noch anhören kann, hatte ich mir früher mehrere Wochen Zeit gelassen. Früher gab es allerdings nur den einsamen Eremiten-Pit ohne Anschluss und ohne Partner, das muss man davon abziehen. So gab es auch mehr Verfügungszeit, und es entstanden Hunderte von Musikideen über einen Zeitraum von 15 Jahren, die ich alle irgendwann mal noch ausreizen möchte. Eigentlich hatte ich immer vor, einen Klangqualitätslevel zu erreichen, der so in etwa von CD klingen könnte, um dann die ganzen Sache so umzusetzen, wie ich sie im Inneren höre, ohne die enormen Fehler und Murkspotenziale mit reingebrannt zu haben, die mir im Lernprozess des Musikmachens in der Regel reingerieten. Nun ja, doch dazu wird es wohl nie kommen, und ich bin auf dem Weg damit einigermaßen leben zu lernen, dass Musik zu schaffen -- ohne Anspruch an Professionalität und hohe Qualität wohl den Umfang des Pakets am Möglichen beinhaltet, den es unterhalb der Qualitätsliga vom Leben geschenkt gibt.
Das ist nicht immer leicht hinzunehmen.
Und das Alter mit seinen feinen aber fiesen Tricks und Tücken, und diese Kopfplätte-Unkonzentriertheits-Situation machen es nicht einfacher.
Keine Frage, weiter machen werde ich immer mit der Musik, denn auch heute noch wachsen die Ideen in meinem "Brain-Wave"-Synthesizer da oben drinne, und ich musste nie sowas Schwieriges tun wie komponieren oder mich dabei fürchterlich anstrengen. Ich habe das aber auch nie als Talent oder wundersame Begebenheit gesehen, es ist ein Ist-Zustand und ich hätte immer Musik gemacht, auch im Fall, dass außer mir keine hörenden Menschen existieren würden, oder keine, deren Gehör gut genug ist, um sich meinen Schrott nicht antun zu müssen.
Ich bleibe darin wirklich ehrlich und mache mich gerade mal nicht selbst fertig, denke ich.
Mit diesem Alter will ich noch ein Tönchen zupfen.... oder Hühnchen rupfen.... oder wie das heißt. Auch unser Kleiner ermutigt dazu, und noch einige derer, welcher jener Ohren von diesem unserem Krame da noch zur Beanspruchung kommen, hin und wieder.
Es soll dem Alter gesagt sein :
So leicht kriegst du mich nicht!
Vielleicht finden sich irgendwann doch noch bleibende Interessenten, die nicht nach einigen Versuchen alles wieder hinwerfen, sich einen Fußball besorgen, oder mit irgend einer Trine vom Felde ziehen, die Klampfe bei Ebay verscheuern oder so reden, als könnten sie singen, und mir nach dem Gejinkel und Gegröhle beichten, dass sie's halt eben grade auch halt paar mal versucht hätten. Darin schwingen noch ein paar Hoffnungen mit Dank an den St'Hingrays-Clan, Catamaran Sound und den skippernden Kameltreiber und Xully und solche Konsorten. Ich habe leider vergessen, wie der Typ hieß, der auf unserem Porch seine gammeligen Socken vergessen hat. Sonst hätte ich sogar dem gedankt, für sein Schnarchen in dem Track....erm... nun ist mir der Titel doch entfallen. Sowas Blödes. Aber das ist auch so ein Anschlag vom Hauptquartier des Alters. Man vergisst Worte und Begriffe. Man vergisst den Namen der Klassenlehrerin, die immer diese rustikale Hornbrille trug, und aussah wie Nana Mouskouri im wilden Siebziger-Look, nur ohne glattes Haar und mit noch flacheren Brüsten. Man vergisst den Pott von der tragstrebe zum Pontoon zu nehmen und solche Scherze. Ich glaube, wir haben schon mindestens 6 Stellen auf der Seekarte markiert, an denen uns irgendwas aus der Küche oder ein Handy oder sowas ins Meer gerutscht ist. Es trägt zwar unbedingt zur Verständigung all der Ichtiokulturen in räsonablen Tiefen bei, das kann gut sein, denn nicht jede handelsübliche Seegurke hat ihren eigenen Sikomatik-Topf, aber diese Vergesslichkeit ist echt untragbar, und wir haben bestimmt kein Problem mit 7-geteilten Blattpflänzchen, die uns das Ummenrum und Sowieso vergessen lassen. Es ist dieses verdammte Alter, und darauf würde ich einen moosgrünen Subbass verwetten. Ich hasse es jetzt schon, das Altern. Wie soll das denn in 10 Jahren aussehen? So ähnlich wie bei Walldorf und Stadtler? Hoffentlich geht das doch nicht ganz so zügig, sonst baue ich Tracks, die nur noch Geräusche enthalten, dann hört man's nicht so. Ich könnte mich auch mal im Rappen versuchen. Neiiin.... nicht in einem schwarzen Pferd, ihr Bagaluten! Ich halte mich ungern in Pferden drinne auf, nicht einziog wegen der Koliken, die sie manchmal kriegen können. Ich meinte Rap. Aber ich stelle mich gerade dabei vor, und ich lache mich dabei aus, mir das Vorstellen vor zu stellen, wenn ich mich dabei sehen könnte.
Eigentlich bin ich nicht so erpicht drauf, nun diese Alterserscheinungen in Kauf nehmen zu sollen. Niemand kam an und hat gefragt, ob ich älter werden will. Ich meine, die Leute tun das nie! Sie fragen nie nach, ob man jenes, dies oder das will, sie verlangen immer nur.
Altern, das kann doch warten, sage ich mir hin und wieder. Noch will ich was von der Äkt'schen abhaben, ein bisschen vagabundieren und mir die Welt ansehen, besonders Lord Howe's Island, was für mich eine kleine, dinosaurierarme Jurassic-Park-Insel geworden ist. Galapagos war auch genial. Diese Leguane, die tauchen gehen, um sich so nen Algenfraß reinzuwrangen, der wie verknöcherter Spinat aussieht. Und nach Pitcairn will ich auch unbedingt noch mal hin. Da habe ich meinen Stick verloren und es sind in Clips all die maßlosen Orgien drauf, die man im Laufe seines Seemannslebens...äääh nee, ich meinte was anderes. Wirklich. Echt. Ja doch!
Wir sind sowieso asexuell. Aber darum ging es eigentlich gar nicht.
Worüber handelte dieser Blog-Eintrag eigentlich genau?
Weiß das noch einer?
Ah ja...Alter versus Sinneserlahmung. jetzt habe ich's wieder. *Wie blöd lacht*
Also ich bin mir auch nicht endderfinitiv sicher, aber mit meinem Gehör scheint sich irgendwas verschworen zu haben, oder das sind Stress-Symptome, oder diese komischen Maden sind schon wieder in meinem Ohr und verändern die Resonanz oder sowas. Ich neige neuerdings dazu, mich auf mein Empfindungsvermögen nicht mehr verlassen zu wollen, weil ich auch keinen Hörvergleich habe, und glaube, dass ich manchmal Zeugs höre, das gar nie in Traxx eingebaut wurde. Zum Beispiel das Gesicht von Luise, dem lachenden Pferd.
Aber allgemein und um einen Abschluss zu finden, muss ich mich wohl mit den ganzen Veränderungen arrangieren, die ein mittleres bis höheres Alter wohl so mit ins Seinsgefüge jubelt, wenn man das so stehen lassen kann, was man kann, wenn man weiß, wie es geht.

Ich weiß nicht wie es euch mit dem Altern und Gehörseinbußen in Komorbidität zu viel zu ausgiebigen, lauten Konzerten, Events und Dissentouren so geht, ob das bei euch überhaupt wirkt, neben den ganzen Promillespuren überhaupt noch rein geht, und neben den von Groupie-Brüsten schon glatt gewetzten Fingerkuppen, den schmalzig headgebangten Haaren und den von Bootleg- Vinyl schon ganz schwarz gewordenen Händen und all dem Jazz. Aber ich mag das Älterwerden nicht, und nicht seine ganzen neuronal inkontinenten, kleinen und fiesen Tücken. Sie können mir gestohlen bleiben, oder da hin gehen, wo der Pfeffer wächst! ( An die Malabar-Küste von Indien. Da wächst der Pfeffer )

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