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STARBOARDER

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STARBOARDER am 20.03.10 um 16:39

Brad, kei te aroha au i a koe

Eigentlich glaubte ich an so etwas nie und nimmer. Und wenn es schon passieren sollte, doch ganz sicher nicht iin einem näheren Zusammenhang mit meiner beknackten Person. Für zu unfähig für solche Höhen hätte ich mich eingeschätzt, für durch das gesamte bisherige Leben hindurch als virtuoser Loser destinierte Jämmerlichkeit von erbärmlicher Unbeflissenheit gezeichnet. Selbst eine unbeachtete Sportsocke von einem viertklassigen Cricket-Spieler hätte mehr Interaktionssozialität besessen, wenn man sie in der Wertung mit einbezogen hätte... Gemäß dem Fall, dass sich die Verhaltensweisen von Sportsocken mit denen von menschenähnlich gearteten pseudo-humanoiden Lächerlichkeiten eigener Kategorie hätten vergleichen lassen.

Seit Beginn dieser illustren Seereise hatte ich immer wieder Zweifel daran, überhaupt noch in einer wirklichen Welt zu leben. Jahrelang bangte ich zwischen verquer belustigenden Ideen davon, die Wirklichkeit hätte sich an mir einen dummen Scherz erlaubt, nachdem ich beim letzten Suizidversuch mit 15 vom Trip mit dem Rattengift heruntergekommen war, oder mein faschistoid veranlagter Bruder war tatsächlich nur auf meine versifften alten Sneaker aus, weil diese glatzenbornierten Typen sich den Fensterkitt für ihre cranialen Öffnungen nicht leisten können, und deswegen alte Schuhsohlen nehmen, die ebensoähnlich gut kleben. Zum einen beeinflusst durch die traumatischen Ereignisse im gesamten Lebenslauf, zum anderen ernüchtert durch schmucklose Lebenserfahrung jenseits des allseits Hochgehaltenen zum Hardliner aller rationalen Skeptiker geworden, hangelte ich mich an dem dünnen Grat entlang, der Genie und Wahnsinn trennt. Wobei ich nicht glaubte, dass ich die Genie-Seite wirklich mehr als mit der äußersten Flügelspitze quasi-berührt haben konnte.
Am Leben erhielt mich außer MoM sicher auch noch manch anderer Umstand, so zum Beispiel die halbwegs akzeptable Verknüpfung meines Hämoglobin-Bildungssystems mit den herzzuleitenden Arterien und wenig schläfriger Verbindung zu diesem komischen Gelumpe, das man so im schädelinternen Liquor schwimmen hat.
Dazu gehören jede Menge Segel und Surfbretter ebenso, wie die durchgeknallten Typen von der St'Hingray's Crew, die mein Überleben in dieser konkret verschärften und schroff ultrakrassen Daseins-Ebene am Ticken gehalten haben.

Denn so das ganz große Lebensinteresse hatte ich ehrlich gesagt gar nie. Was man damit zuliebe der Leute alles vorspielen und vortäuschen muss, nur damit die nicht ihre 5 Minuten drei Mal in der Viertelstunde dazu kriegen, wie abartig Selbstmord doch sei, und ach wie wundervoll das Leben, selbst wenn man bis dahin an sich nur gequirlte Shice erlebt hat, geht auf keine rote Känguruhhaut, oder wie das richtig noch gleich hieß.

Von diesem anderen Kram, den immer nur die anderen erleben, und der etwas mit Semi-psychotisch anmutenden Zuständen zu tun hat, und manchmal auch mit irre komplexen Verlaufsunwahrscheinlichkeiten, deren experimentaltheoretisches Potenzial sich divergent multikausal mit dem Raumzeitexpansionsdrall reversiv interlasieren lässt, wenn man auf einer Subraum-Wandlertastatur das Wort "Spontaneität" rückwärts eingibt, und dessen medialer Nennwert zuweilen und so ganz harmlos klingend unter "Liebe" beschrieben wird, hatte ich nie die geringste Ahnung, ich schwör! Und damit wollte ich nach Möglichkeit, und nach allem, was ich an der Beobachtung anderer Kohlenstoff-Einheiten darüber gelernt hatte, auch nicht das Geringste zu tun bekommen. Meine jahrzehntedauernde, zwischen Zwangsgerichtetsein und Freiwilligkeit oszillierende Enthaltsamkeit auf diesem Gebiet war mir ganz Recht geworden.

Dann kam da dieser Rotschopf in mein Leben, ganz verstohlen von der Seite her, und gar nicht mal zu auffällig. Gut, da gingen monatelange Chat-Sessions in einem Windsurfer-Chat voraus, mehrere eigenartige Verknüpfungen über ganz schräge Verbindungen, von deren nicht frei assoziierter Natur ich zunächst nicht überzeugbar war, und einem 39-stündigen Marathon -Chat zur Verhinderung einer Kieler Lebenskrise bei einem durch einen anderen sorglos unfreundlich entsorgten SMS-Geschädigten. Fragilitäten vereinten sich mit übel vertrackten Zufallsbahnen, wodurch vermutlich die Raumzeit mit ihrer sonstigen Ernsthaftigkeit wenigstens ein Mal einen haarscharf zielstrebigen Lapsus ermöglichte, denn sonst glaube ich nicht, dass es je zu einem Realtreffen mit besagtem Rotschopf gekommen wäre. Wer sich das nicht vorstellen kann, oder glaubt, dass ich übertreibe, untertreibe, oder mich längs diagonal in der ganzen Gegend herumtreibe, der soll mal Mike oder Jim fragen, die wissen, dass ich so gut wie menschenscheu war und nur unter widrigen Umständen anzutreffen, wenn man vorher 3 Mal rückwärts um den Elfenhain tanzte!

Ganz unvermittelt und eigentlich aus freundlicher Geste nahm mich jener lebenskrisengefestigte Kieler Jung zu einem Kumpanen hin, der einen Kumpanen kannte, der von einem Kumpanen mit der Unterstützung eines weiteren Kumpanen kumpelmäßig etwas besorgen sollte. Und da waren dann diese Typen, die mit dem Rotschopf zogen, und für die nordische Kühle einfach nicht die erforderliche Blässe hatten. Die ersten Gespräche verliefen natürlich zwischen allen, außer mir, so, wie das normalerweise üblich ist. Wenn man es nämlich nicht gewohnt ist, mit Menschen realzeitliche Gespräche zu führen, sondern Kontakt üblicherweise über Chat, Brief und E-Mail kennt, steht man in der Pampa nämlich ganz schön blöd in der Gegend herum, und glotzt auf sich bewegende Lippen und sprechende Hände. Irgendwann kam der Rothaarige an, den ich beiläufig unter "sehr jung, fit, sommersprossig, redegewandt" eingeordnet hatte, und meinte irgendwas wie "Hey dude, where'd'ye get that Gaastra Cap?" weil ich da wohl tatsächlich diese Gaastra Kappe trug, und so ergab sich über einige holperige Ansätze ( Ich kann nämlich nicht richtig sprechen, weil ich mal Stotterer war, und erst spät lernte, mit Menschen zu kommunizieren ) Über Hand und Fuß, northwestern cannuck slang und Windsurfer-Gestik ergab sich da dann ein ziemlich langes Gespräch und ich kriegte erst gar nicht mit, dass der Rotschopf nur noch mit mir laberte. Ich hätte auch gar keinen Grund gefunden, warum er das machen sollen hätte, denn für interessant für so Jemand hielt ich mich nie, und mir war früher stets bestätigt worden, dass jegliches Interesse meinerseits bei solchen Leuten vergeudete Mühe wäre.
Durch einige Stichworte wurde bald klar, hey, moment mal, da gab es doch so nen Chatter im Windsurfchat, der auch immer von Naish und Severne schwärmte, ein Gaastra Matrix in 5,8 fuhr und mit nem Starboard Trance unterwegs war. Und dann kam er auf mich zu, a'la hey, da kannte er so nen Typ von einem Surfer-Chat, der nen Starboard-GO ( auch Klotür genannt ) fährt und mit nem 5,3er Severne unterwegs sei und unbedingt gern mal mit nem Katamaran mitfahren würde, und ob ich den zufällig kennen würde. Von da an ging's ziemlich flux, er nannte meinen Chat-Nick, und ich dachte, mich trifft der Schlag! Mir bröckelte seiner aus dem Mund und von da an war das kommunikative Bollwerk gestürmt!

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Gut, das ist nun an die 4 Jahre her, seither sind wir ein paar Runden um die Welt gefahren, haben Stürme, viel Möwenkagge und manchen einsamen Strand mit Quattrillionen von biestigen Sandfliegen gesehen, kotzende Compagnons an Deck befördert, wenn der Sturm die Wellen 5 Meter hoch und runter hob, zig Pötte mit Inhalt von Bord rutschen sehen und den wahrhaftig apokalyptischen Gestank eines toten Wals in warmen Gewässern gerochen. Irgendwas hat uns zusammen harmonieren lassen, vielleicht ja sogar die gewaltsame Kindheit und Vergangenheit beider Parteien, und die Nichtnotwendigkeit rein körperlicher Interessen, die sonst fast alle anderen Paare verbinden. Dass er mich noch nicht gegen 100 viel Bessere, toll aussehende, coole Typen eingetauscht hat, wird mich noch lange verwundern können. Wenn er mir was Nettes sagt, komme ich mir immer noch verwechselt vor, als hätte er zu mir etwas gesagt, was eigentlich Jemandem besonderen vorbehalten sein müsste. Schwierig ist diese Sache wahrzuhaben, nach allem, was man sonst so als "das Gängige" kennt. Und doch hoffe ich, falls es ein irre wirklicher Traum sein sollte, niemals aufwachen zu müssen.

Seit fast 3 Wochen trage ich nun einen schottisch-neuseeländischen Nachnamen, die Zeremonie war kurz und schmerzlos und wir haben dazu garantiert keinen päpstlichen Segen gebraucht. Irgendwie erinnert's mich an diesen Rocky-Film, wo er sagte "Wir haben halt grad mal ein bisschen geheiratet" oder so ähnlich.
Tja, grins, I did it!

Das war Spitze, hätte Hänschen Rosenthal der Unvergessene gesagt, und wäre in die Luft gesprungen, so wie mein Rotschopf mit dem Board, wenn er über ne steile Wave schanzt.
Und bisher ist das echt lässig gelaufen!

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