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Rolander

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Rolander am 07.06.09 um 14:32

Meine Bewertungskriterien

Sterne und Textbewertungen - wie und zu welchem Zweck?

Was ist denn eigentlich der tiefere Sinn einer Bewertung? Den mögen einige im Punktesammeln, andere im geschmeichelten Ego sehen, aber ich glaube, dass die meisten MoM-Artists vor allem das Ziel haben, ihre Musik zu verbessern. Sie wollen aus Fehlern lernen, wobei mit Fehlern nicht nur handwerkliche gemeint sind, sondern auch, dass sie mit ihren Songs nicht die gewünschte Zielgruppe ansprechen. Ein MoM-Artist kann durchaus überzeugt sein von seiner Musik, aber wenn er als Rückkopplung von seiner vermeintlichen Zielgruppe konstruktive Kritik bekommt, wird er überlegen müssen, ob er die Musik in Zukunft ausschließlich für sich allein machen oder eine Fanbasis gewinnen will.

Deshalb ist m.E. das Wichtigste, dass die Kritik konstruktiv ist, also dem Bewerteten helfen kann, besser zu werden. Eine Voraussetzung dafür ist sicher Ehrlichkeit, aber das nicht nur allein. Hier zunächst meine persönliche Auffassung zur textlichen Bewertung von Songs:

1. Musik lässt sich nicht objektiv beurteilen. Der eigene Geschmack ist immer stark beteiligt. Zu einer fairen Beurteilung gehört deshalb auch, nur solche Musik zu kritisieren, die man selbst auch gern hört und von der man etwas versteht. Die Kompositions- und Produktionsregeln, die für die eigenen Lieblingsgenres gelten, lassen sich oft auf andere gar nicht anwenden. Ich höre zum Beispiel keinen Hiphop. Diese Musik sagt mir nichts. Aber das bedeutet doch nicht, dass sie per se schlecht ist, nur weil mir persönlich der Stil nicht gefällt. Ich kann doch dann nicht hingehen, und etwa fehlende melodische und harmonische Abwechslung beklagen, wenn das in dieser Musik überhaupt nicht das Qualitäts-Kriterium ist. Umgekehrt nehme ich zum Beispiel keine Kritik ernst, die einen progressive Rock Track mit den Kriterien der Pop-Musik - also Eingängigkeit und leichte Verständlichkeit - beurteilt. Ein ganz wichtiger Aspekt für eine hilfreiche Bewertung ist deshalb, dass man immer die Qualitätskriterien und die Zielgruppe des jeweiligen Genres berücksichtigt. Das versuche ich zu tun.

2. Ein Track, den ich bewerte, gefällt mir auch irgendwie, selbst, wenn er Schwächen hat. Ich sehe Potential in ihm. Ist die Musik (immer unter der Voraussetzung, dass sie aus einem Genre stammt, von dem ich etwas verstehe) hingegen so schlecht, dass meine Kritik zwangsläufig vernichtend ausfallen müsste, dann schreibe ich keine Bewertung, denn das würde niemandem helfen.

3. Die schon vorhandenen Stärken fördern: Damit beginne ich immer. Ein Kritisierter hört einem nur zu, wenn man ihn auch lobt. Und es ist allemal erfolgreicher, vorhandene Talente zu fördern und zu verbessern, als Schwächen auszumerzen.

4. Den eigenen Hintergrund deutlich machen: Der Adressat der Bewertung sollte schon wissen, in welcher Weise ich als Reviewer mit der Musik verbunden bin: Man sollte jede Bewertung ernst nehmen, gleichgültig, ob sie von einem Musik-Konsumenten, einem Musiker oder einem Produzenten stammt. Allerdings kann man, wenn man den Hintergrund des Rezensenten kennt, mehr daraus lernen. Deshalb hier mein persönlicher Hintergrund, damit ihr meine Wertung besser einschätzen könnt:
Ich bin seit rund 40 Jahren Musiker und produziere seit 30 Jahren Songs im eigenen Studio. Früher war das ein 8-Spur-Studio mit getrenntem Aufnahme- und Regieraum, heute ist es nur noch ein Computerstudio wie wahrscheinlich bei den meisten von euch. In den 90ern habe ich für die Zeitschrift Keyboards geschrieben, bei der ich für das Gebiet Homerecording zuständig war, und danach habe ich das "Homerecording-Handbuch" im Carl-Carstensen-Verlag veröffentlicht, das sich auch heute noch in der bereits dritten Auflage gut verkauft. Heute schreibe ich auf meiner persönlichen Webseite http://www.songs-and-stories.de Tutorien für Homerecorder. Ich habe also einige Erfahrung auf diesem Gebiet.

5. Natürlich auch über die Fehler sprechen. Aber in einem Ton, der weder schulmeisterisch noch verletzend ist. Der Ton macht die Musik. Jeder ist zuerst einmal enttäuscht, wenn andere seine Musik kritisieren, aber Kritik kann auch motivieren, zur Verbesserung anspornen.

6. Konkrete, in der Praxis nachvollziehbare Tipps geben, also nicht nur sagen, was einem nicht gefällt, sondern wie man es besser machen würde.

Die Textbewertung ist m.E. viel aussagekräftiger als die Anzahl der Sterne. Dennoch: für viele MoM-Künstler zählen die Sterne eine Menge. Sie bedeuten Reputation und schmeicheln dem Ego. Leider werden drei Sterne schon beinahe als beleidigend betrachtet und vier nur als akzeptabel. Das ist psychologisch nachvollziehbar. Auch ich bin überhaupt nicht dagegen gefeit. Das Raster ist m.E. viel zu grob. Ich persönlich würde gerne mal eine 3,5 oder 4,5 vergeben. Aber das geht ja nicht. Da für viele auch die Anzahl der Sterne von großer Bedeutung ist, bringt die Punktvergabe natürlich sowohl den Kritiker als auch den Bewerteten in eine gewisse Zwangslage. Deshalb möchte ich euch erklären, wie ich ab heute (Juni 2009) konsequent versuche zu werten, und was meine Sterne-Bewertung bedeutet:

1 Stern vergebe ich grundsätzlich nicht, denn die Musik, die ich bewerte, finde ich vom Ansatz her auch gut. Deshalb gibt es eine gnadenlos schlechte Kritik von mir gar nicht.
2 Sterne: es gibt einige positive Ansätze, aber auch sehr viel zu verbessern.
3 Sterne: guter Track mit einigen Verbesserungsmöglichkeiten.
4 Sterne: sehr guter Track. Dies ab jetzt normalerweise meine Höchstnote.
5 Sterne: hier muss alles stimmen. Komposition, musikalische Ausführung, Arrangement und Mix müssen auf höchstem Niveau sein. Mit anderen Worten: es muss sich um einen Ausnahmetrack handeln, den ich am professionellen Niveau meiner All-Time-Favoriten messe. In der Vergangenheit habe ich viel zu oft zur Höchstnote gegriffen. In Zukunft werde ich diese Note nur für Tracks vergeben, die es nach meiner Ansicht wirklich verdient haben. Ich gebe zu, auch ich habe viele 5 Sterne Bewertungen erhalten, die mir geschmeichelt haben, die aber nach meinen eigenen Bewertungskriterien zu hoch waren.

Die Gesamtpunktzahl ermittele ich als arithmetisches Mittel folgender Einzelkategorien:

Komposition (Spannungsbogen, Originalität)
Musikalische Ausführung (Instrumentenbeherrschung, Qualität des Gesangs, Timing, Groove)
Arrangement (Instrumentierung, Klangfarben, Abwechslung, Überraschungsmomente)
Mix (Räumlichkeit, Dynamik, Gesamtklang)
Text bei Gesangsstücken

Mastering bewerte ich grundsätzlich nicht, denn das ginge eigentlich nur, wenn man den ungemasterten Mix und den gemasterten Track miteinander vergleichen könnte. Außerdem macht Mastering (genau genommen: Premastering) nur Sinn bei einem ganzen Album, nicht bei einzelnen Tracks.

Text bewerte ich nur, wenn er auch veröffentlicht wurde. Ich mache mir nicht die Mühe, ihn herauszuhören. Wenn also jemand Wert darauf legt, dass seine Texte bewertet werden, dann bitte auch veröffentlichen. Es gibt ja dafür einen eigenen Songtext-Kasten.

Ich höre mir jeden Song mindestens zwei, in der Regel aber dreimal an, bevor ich mich festlege. Dann bewerte ich die einzelnen Kategorien, wobei ich auch halbe Sterne berücksichtige, addiere die Punkte und teile sie durch die Anzahl der Bewertungskategorien, also fünf (mit Text) oder vier (ohne Text).

Natürlich führt diese Mittelwertbildung in der Regel zu einer krummen Zahl. Diese runde ich auf ganze Sterne. Im Bewertungstext gebe ich dann die genaue Bewertungszahl an. Es kann also auch mal eine 3,7 herauskommen.

Diese meiner Ansicht nach objektivere und nachvollziehbare Bewertungsart führt natürlich im Regelfall zu nicht so hohen Bewertungsergebnissen. Ich hoffe aber, dass der Mehrwert der ausführlichen Analyse eurer Songs das ein bisschen kompensiert und ihr euch trotzdem über meine Bewertung freut. Sollte ich mal gegen meine eigenen Prinzipien verstoßen, dann erinnert mich bitte daran.

Natürlich ist eine solche Bewertung eine Menge Arbeit. Unter einer halben Stunde pro Track kommt man da nicht weg. Deshalb kann ich natürlich nicht jeden Tag bewerten. Wenn ihr also viele Songs veröffentlicht habt, dann seht es mir nach, wenn ich mich auf die Bewertung eines oder weniger Tracks beschränke. Außerdem habe ich mir fest vorgenommen, nicht nur Freunde oder Fans, sondern mindestens ebenso viele Tracks von mir unbekannten MoM-Musikern, hauptsächlich aus den Neuvorstellungen oder der Schatzkiste zu bewerten.

Roland



Ehemaliger Account
Ehemaliger Account November 2009
Alter Schwede... :))

Doppel D
Doppel D Juni 2009
Danke für Deinen Beitrag! Kann ich mich mit identifizieren ( Außer dem beruflichem Backround und Dein Alter ;-) )

Ich zum Beispiel bewert einen Track nur noch mit 5* wenn ich ihn mir auch runterlade um ihn häufiger mal zu hören. Das ist genau der subjektive Aspekt der einen Track gut macht finde ich. Da habe ich nur sehr sehr sehr wenige überhaupt bei - aber auch welche, die Qualitativ nicht alle Kriterien zu 100% erfüllen. Es gibt also auch weniger gut gemachte Tracks die einfach rocken und in die Playlist gehören!

Lieben Gruß
Dawn aka impulsiv - Doppel D

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