Rolander

KI als Werkzeug? Unter Umständen, dann aber mit vollkommener Transparenz.

Ich möchte hier sehr transparent mit dem Thema KI umgehen, da ich dafür bin, dass man als ihr gegenüber Musiker offen sein sollte (denn nicht alles ist schlecht daran), aber auch klar sagt, wenn, wann und wozu man KI einsetzt.

Eine KI die Musik generieren zu lassen, kommt für mich überhaupt nicht infrage. Ich habe das noch nicht einmal experimentell gemacht, um die Fähigkeit von Musik-KI zu testen. Zu groß ist die Gefahr, dass man sich dadurch beeinflussen lässt und vielleicht die eine oder andere "Idee" aufgreift. Wer KI-generierte Musik als Inspiration nutzen möchte, den möchte ich allerdings nicht verdammen, sofern er den Einsatz von KI angibt und das daraus resultierende Werk durch Weiterentwicklung eine eigene Schöpfungshöhe hat. Was mich betrifft: Jeder Ton und jeder Akkord, jeder Rhythmus entstammt meinem eigenen Gehirn.

Anders ist es mit dem Text, jedenfalls bei meinen Songs. Ich finde, dass Rockmusik am besten auf Englisch klingt. Meine Fähigkeit, englische Texte zu schreiben, die nicht pseudoenglisch klingen wie manche Texte von Musikern, deren Muttersprache Deutsch ist, ist allerdings begrenzt. Ich brauche für das Schreiben von Lyrics daher sehr lange und fühle mich danach häufig unsicher, ob ein Brite oder Amerikaner vielleicht über das hölzerne Englisch lachen würden. Deshalb setze ich seit seit Mitte 2025 KI ein, um Texte zurückübersetzen zu lassen. Erst wenn die Übersetzung genau das aussagt, was ich wollte, fühle ich mich halbwegs auf der sicheren Seite. Das bedeutet zwar, dass der Text nicht fehlinterpretiert werden kann, aber noch lange nicht, dass es geläufiges und gutes Englisch ist.
Deshalb setze ich seit Neustem ChatGPT ein. Ich verfahre dabei so, dass ich den Text erst einmal als Prosa schreibe, also den genauen Inhalt auf Englisch bis hin zu den zu verwendenden Begriffen und Sprachbildern. Dann lasse ich ihn von ChatGTP im ersten Schritt interpretieren und inhaltlich zusammenfassen. Da ChatGPT eine für Sprache entwickelte KI ist, kann ich davon ausgehen, dass sie gut "versteht", was ich sagen will. Das bestätigt sich auch immer wieder. Im zweiten Schritt gebe ich dann eine Songstruktur vor und lasse die KI auf dieser Basis einen Textvorschlag machen. Dabei zeigt es sich, dass sie sehr gut im Reimen ist. Dennoch ist das Ergebnis meist ein ganzes Stück von dem weg, was ich als gut betrachte. Die Sprachbilder sind manchmal schief oder ungenau, die gewünschte Aussage ist verwaschen. Dann beginnt die eigentliche Arbeit, nämlich das Umschreiben. In der Regel schreibe ich 50% oder mehr des Textes neu. Das Ergebnis ist dann überraschend gut, zudem man von ChatGPT auch lernen kann. Ich halte den Einsatz von KI für das Schreiben von Lyrics für legitim, wenn man dies angibt und der Text dennoch eine eigene Schöpfungshöhe hat.

Ein weiteres Beispiel wo ich KI einsetze: Da meine gesangliche Fähigkeiten längst nicht mehr das sind was sie einmal waren, benutze ich bei meinen Solo-Songs den Vocalsynthesizer SynthV. Für mich ist das aber eigentlich keine KI, sondern ein virtuelles Instrument. Die Zeit, in der man den Einstatz von virtuellen Instrumenten mit Naserümpfen betrachtet, ist zum Glück seit einiger Zeit vorbei. Ja, auch ich mag handgemachte Musik und echte Instrumente lieber, aber ich sehe mich mittlerweile viel mehr als Komponist, denn als Musiker. Wenn ich ein Instrument nicht selbst spielen kann, dann ersetze ich es durch ein virtuelles. Wichtig für mich ist nur, dass ich es dann auch selbst spiele oder pogammiere und keine vorgefertigten MIDI-Parts benutze, aber das kann natürlich jeder für sich selbst entscheinden.