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The Raven

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The Raven am 01.09.14 um 16:14

Synthesizer: Was kann noch wirklich neu sein?

Seit langem (>10 Jahre) habe ich mich mal wieder mit der Materie "Synthesizer" und "Workstations" befasst. Zwischendurch kamen mir immer mal wieder irgendwelche Nachrichten zu Gehör, dass die Firma X mal wieder ein neues, innovatives Produkt entwickelt hat. Aber insgesamt habe ich mene Ohren für eine lange Zeit für dieses Thema entwöhnt. Vor allem deswegen, weil ich

a) nicht genug Zeit, und
b) nicht mehr wettrüsten wollte,
c) ich mal wieder mehr Musik machen wollte, als nur an Sounds zu tüfteln.

Als Keyboarder in einer Band gibt man haufenweise Kohle für Technik aus, um möglichst alles umsetzen zu können, was von einem verlangt wird (oder was die Songs von einem verlangen). Dazu hatte ich einfach keine Lust (und auch kein Geld) mehr.

Stattdessen habe ich mich dem Gitarre spielen verschrieben und lerne so langsam vor mich hin und habe viel Spaß dabei.

Nun will es das Schicksal, dass ich mich wieder einigermaßen ernsthaft mit dem Thema Technik und Keyboards auseinander setzen will.

Nachdem ich meinen Tyros 3 zu einem guten Preis verkaufen konnte (vor allem, weil er so eine miserable MIDI Einbindung hat), war etwas Geld da, um es auf ein anderes Stück Technik zu verwenden.

Mir kam es vor allem darauf an, dass ich beim Spielen selbst inspiriert werde - von den Sounds, den direkten Eingriffsmöglichkeiten, der Einfachheit des Bedienkonzepts und der Klangqualität. Ich habe mir viele Keys angeschaut und auch ausgiebig probegespielt: NORD, Korg, Roland, Yamaha,...

Auch unterschiedliche Konzepte, wie reiner Klangerzeuger (Integra 7), Orgel Spezi (NORD) oder Piano Performer (Kurzweil), Korg Kronos und vieles mehr.

Es ist quasi ein Vollzeit-Job, jedes Konzept zu verstehen und die Möglichkeiten zu erforschen. Deshalb ist meine Betrachtung auch etwas oberflächlich geblieben - mit dem oben genannten Fokus auf Sound, Bedienung und MIDI.

Ich bin dann durch Zufall auf den Roland Jupiter 80 gestoßen. Dieses Instrument ist mir komplett durch die Lappen gegangen - es wurde bereits Ende 2011 vorgestellt und ist seitdem im Handel. Mittlerweile in der Version 2.1 (Software-Update).

Bei Session Music in Frankfurt habe ich dann nach einigen Stunden Korg und NORD vor dem Jupiter gestanden und konnte gar nicht begreifen, dass es da einen "Nachfolger" des legendären Jupter 8 gibt. Etwas angestaubt stand er da und wartete auf mich. Nach einigem Experimentieren und Hören hat es bei mir "Klick" gemacht und ich war mir sicher: das wird mein Nächster :)

Mittlerweile habe ich den Roland seit 2 Wochen zuhause und bin nach wie vor begeistert im Rahmen und Fokus meines Interesses. Das Bedienkonzept ist (für mich) absolut neu und einfach und unkompliziert, die Sounds sind HAMMER und die MIDI Fähigkeiten deutlich besser, als bei meinem Ex-Tyros. Natürlich habe ich danach auch einige Tests gelesen und auch in Foren gestöbert, um andere Meinungen von anderen Musiker zu lesen.

Dabei ist mir sehr viel Nörgelei aufgefallen: das Bedienkonzept ist schlechter als bei xy, die Sounds hat man schon besser gehört und überhaupt wäre es eine Frechheit, das Teil als "Nachfolger des Jupiter 8" zu bezeichnen. Etwas ratlos habe ich über die Einwände nachgedacht und meine eigenen Erfahrungen mit denen der Kollegen verglichen.

Es ist immer so, dass "man" seine persönlichen Vorlieben bei solchen Bewertungen sehr stark mit einfließen lässt. Aber nicht nur die, auch das momentan vorhandene Equipment (und die Notwendigkeit, dieses durch weitere Investitiionen weiter aufzustocken - siehe oben!), die aktuelle Tagesform, aber auch die eigenen Erwartungen an eine Firma. Roland war in den 80er absolut führend in der Innovation von neuen analogen und digitalen Klangerzeugern. So sehr, dass einzelne Geräte für immer in der Hall of Fame bleiben werden.

Seitdem hat sich aber viel getan: fast jeder Hersteller hat es geschafft, mit neuen Technologien tolle Produkte auf den Markt zu bringen - mit immer weniger Aufwand und immer weniger Kosten. Der Markt ist inzwischen so groß und vielschichtig - es ist sehr schwer, hier einen Überblick zu bekommen - und zu erhalten.

Bei aller Kritik: manchmal ist aber auch einfach die eigene Rechtfertigung für einen Kauf, der gerade getätigt wurde. Man muss ja schließlich auch vor sich selbst bestehen können, wenn man gerade mal wieder tausende von Euros in Technik investiert hat.

Seien wir doch mal ehrlich: was kann im Bereich Synthesizer denn noch wirklich neu sein? Die Klangerzeugung - obwohl auf die unterschiedlichsten Arten realisiert - erzeugt doch immer wieder die gleichen Grundwellenmuster und Varianten dazu. Es werden immer mehr echte Pianos gesampelt und als Sound in die Instrumente integriert - je nach Modell unterschiedlich aufwändig und gut. Manchmal kommen Touch-Screens als Benutzeroberfläche (die Mehrheit), manchmal auch nur Regler und Schieber (so bei NORD). Alles Geschmackssache und über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Richtig Neues gibt es einfach nicht - schon seit vielen Jahren nicht.

Und da setzt der Jupiter 80 an. Er "wärmt" die alten Sounds der legendären Roland Modelle auf (SuperNatural Synth Tones), verbindet diese mit den neuen SuperNatural Acoustic Tones und vereinigt beides unter einer gänzlich neuen Bedienungsoberfläche mit neuartigen Vereinfachungen und Zugriffsmöglichkeiten. Klar ist es kein "Nachfolger" des Jupiter 8, aber genauso wie dieser damals, heute ein für Roland komplett neuer Weg für ein Instrument in dieser Klasse.

Wenn alle Kritiker den Namen einfach mal vergessen würden und vorbehaltlos an das Gerät gehen würden, würde so manche kritische Stimme verschwinden. Da bin ich mir recht sicher.

Für mich jedenfalls hat die Suche nach einem Allround - Synth ein Ende. DerJupiter 80 wird bei mir bleiben und mir viel Spaß bereiten.

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