Erst wenn man jene Zeilen hier gelesen hat, steht es dem Leser hier zu, sich ein Urteil über meine Person zu erlauben.

Nicht jeder hatte das Glück in einem Land umgeben von Grenzen, schon im Alter von 14 Jahren einen DJ zu mimen.
Eingepfercht in einer Plattenbausiedlung mit sehr wenig Unterhaltungsmöglichkeiten für die Jugend, bildeten sich in Kürze sogenannte Cliquen.
Diese „Zusammenrottungen“ war der Staatsführung natürlich ein Dorn im Auge und wiederspiegelte nicht das, was die Oberhäupter so immer propagandierten.
Der Ausweg sollte ein Jugendclub sein, ein Treffpunkt außerhalb des öffentlichen Sichtfeldes. Der bot aber außer Gesellschaftspielen und weiteren Rumgammeln keine Alternativen. Wohl also kein Platz, an dem es mich hinzog.

In meiner Freizeit baute und lötete ich an allem rum, was man unter tonale Technik zu verstehen vermag. Durch etliche Beziehungen Richtung Westen, man könnte auch das Wort „Kehrpakete“ erwähnen, konnte ich schon trotz geringen Alters mit beachtlichen Mengen audiophilem Geräts Eindruck schinden, was mich dann auf die Idee brachte, eine wöchentliche Discothek in diesen Baubaracken-Pappschuppen von Jugendclub einzuführen. Durch meine unerschütterliche Hartnäckigkeit gegenüber den Jugendkulturvorstand, unseren „persönlichen Betreuer“, brachte ich in kürzester Zeit jedes Wochenende den Laden an seine baulichen Grenzen. Die von "Oben" geforderte Musik-Gut-Mischung aus 40 West zu 60 Ost, hielt ich natürlich nicht ein, weswegen der Laden war bei jeder Disco überfüllt, hingegen der "rote" Club in der Nachbarschaft im Dornröschenschlaf versank.

Irgendwann sah ich genauer in mein tanzendes Publikum und etwas erregte meine Aufmerksamkeit. Es war die Art und Weise wie jeder auf bestimmte Musik reagierte. Solange es bummerte, hotteten sie alle nur ab, hunderte feierten, in den lächelnden Gesichter überall der selbe Ausdruck. Zum Ende der Party war es Usus, die letzte Stunde gehörte dem ruhigen Sound. In dieser „Langsamkeit“ spiegelte jedes Gesicht einen anderen Charakter wieder, wie ein offenes Fenster mit direkten Blick ins Innere der Person. Unzählige Augen schienen mir wie Bücher, die mir ihre Emotionen offenbarten, es war faszinierend. Ich wollte jedem etwas persönliches schenken, eine Note zukommen lassen, mit der er sich identifizieren kann, sich selbst offen dem hingeben, was er empfindet. Meine Lust schwand, ich wollte keine Konserven mehr in Fließbandmanier abspielen, wollte aus den gesehenen „kleinen Lichtern“ der Augen ein ganzes Flammenmeer erschaffen. Das Kapitel des DJs schloss ich somit nach 5 Jahren ab und richtete mein Augenmerk auf das „Selbermachen“.

Musik kann das Leben schon in früher Jugend formen, ob von den Eltern „abgefärbt“ oder selbst entdeckt. Unbewusst berührt ein bestimmter Stil unser Inneres, weckt das Interesse genau in eine bestimmte Richtung und ist zum Teil auch verantwortlich für den späteren Charakter unseres Daseins. Prägend bei mir war Pink Floyd, die Leidenschaft an solchen Arrangements und Soundcollagen zogen mich in ihren Bann. Auf der Suche nach weiteren Bands und Künstlern, die in diese Richtung tendierten, lagen Jahre. Ich entdeckte Klaus Schulze, Tangerine Dream, Extravaganzen wie Tomita, Dead Can Dance und Brendan Perry. Auch Björk, Massive Attack, Moby, Depeche Mode und Prodigy wollte in meine Ohren, genauso wie der klassische Bereich. Beethoven, Wagner, Schumann, Chopin und .... Bach, dessen „Aria Da Capo“ sich in der Interpretation von Patrick Cassidy wiederfindet: Libretto taken from Dante´s „La Vita Nuova“ (die Arie aus „Hannibal“).

Die Richtung war also vorgegeben, aber da war ja noch die Mauer, die große Grenze, die mich und Millionen im Alltag umgab. Ich war eben nicht ein Mitglied der „Puhdys“, die mal auf Grund ihrer politischen Haltung, die in ihren Anfängen "knall rot" war, an so manche „Goldbärchen“ kamen. Nichts mit einfach mal einen Synthesizer im Laden kaufen. Zum Glück heilte die Zeit und die Geschichte meine Sehnsucht, die Mauer fiel.

Mit PC und Software begannen meine ersten Schritte. Das war es nun aber nicht, was ich wollte. Ich wollte nicht gebunden sein an vorprogrammierten Vorgaben wie das auch eine Grenze darzustellen mag. Ein JD-800, dazu eine der ersten Cubase-Versionen und eine feste Vorstellung vom Ziel leitete ein anderes Zeitalter ein. Mit Argwohn und harter Kritik wurde ich als Neuling mit meinen Arbeiten auf einer Musikplattformen regelrecht in Stücke gerissen. Das stärkte mich aber erst recht an meiner Linie festzuhalten und dank meines Partners, der mich großzügig unterstützt, wendete sich das Blatt in kürzester Zeit.
2008 kam das Label „Candy Rush-Music“ auf uns zu und veröffentlichte die zwei Alben „NAUTILUS“ Par I und Part II. Zur Freude kam auch noch hinzu, das diese Alben nicht nur als Download angeboten werden sollten, sondern auch als CD-Auflage. Nach Fehlern im Management und deren fatalen Ausrichtung in den Trendsetter-Bereich versank das Label nach 2 Jahren im Sumpf des Mainstreams von Amazon, I-Tunes und Co.

2009 nahm das amerikanische Major-Label „Cykxincorp“ mit uns Kontakt auf und veröffentlichten im Frühjahr 2010 auf CD das Album „GHOST“ in den USA. 2 Monate später wurde im Kooperation mit „Standing Stone Recording“ eine weitere CD unter dem Titel: „In God´s Geometry“ veröffentlicht. Mit Größen wie den exzentrischen Musiker Ray Buttigieg und Sound-Creator T.James wurden Stücke aus „THE ART OF THE EYE“, „THE MAN IN THE OLD COMPANY“ und dem Song „GARDEN OF THE WORLD“ aus dem Album „ELECTRIC OPERA“ unter meinen bürgerlichen Namen veröffentlicht. Leider geriet die Beziehung zwischen dem Label und uns in eine leichte Krise, da auf dem vorgenannten Album ein Ausschnitt aus „PRYPJAT“ erschienen ist, was vertraglich so nicht vereinbart wurde. Mit dieser unüberlegten Handlung hat man meine Intention zu dem Track und dem obliegendem geschichtsträchtigen Ereignis mit Füßen getreten, da die Länge der EP genau 26:04 Minuten beträgt, jene Spieldauer auf das Ereignis am 26.04.1986 hinzielt und dieses Stück nur als Gesamtheit ohne einen Cut veröffentlicht werden dürfte. Im Jahre 2011 erschien unter dem Schwester-Label „CykxSoundLab NYC“ das Album „NURES“. Die Zeiten ändern sich, auch Cykx kämpft ums Überleben. Das CD Geschäft stagniert, geht einher mit dem Verlust des Qualitätsbewusstsein beim Hörer. In dieser Situation bedarf es kaum noch ein begleitendes Label. Jene Arbeiten kann man auch in die eigene Hand nehmen und sich auf das konzentrieren, was der Ausgangspunkt allem ist, die Musik und der Gewissheit, das Freiheit ein unbezahlbares Gut ist, sich es lohnt immer wieder für sie zu kämpfen.

Ich lebe weiterhin mein Traum und genieße eine gewisse Unabhängigkeit. Mit dem Alter reift man und geht gelassener mit Situationen im Leben um.

Musik ist nicht das Blut des Lebens aber ein wohlbekommendes Elixier unseres Daseins.