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songfritz

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songfritz am 30.09.12 um 11:54

Karriere? Leben? Taugenichts?

Wow! Man hat mir grad zum "Profi-Artist" gratuliert. Eigentlich lege ich großen Wert auf meinen Amateur-Status, aber so ganz wörtlich ist das mit dem Profi ja wohl nicht gemeint. Interessant jedenfalls, dass mein alter Song, den ich zum runden Geburtstag eines Freundes aus der Schublade geholt und neu aufgenommen hatte, es inzwischen auf 99 downloads bringt. Das ist ein Anlass, mir mal meine musikalische Laufbahn vorzunehmen, die in etwa in der Zeit begann, als wir in der Schule Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts" durchnahmen. Meine erste Gitarre und dieses Buch hängen jedenfalls in meiner Erinnerung zusammen. Und vorher? Es gab schon Musik, aber welches Lied mich wann am stärksten beeindruckt hat, weiß ich nicht mehr. Drei stehen zur Auswahl oder vielleicht noch ein Viertes:
- Geh aus mein Herz und suche Freud, das oft im Gemeindesaal gesungen wurde - eine Art kleine Halle in einem ehemaligen Verbindungshaus (das Wappen hing noch über der Tür) mit Stuhlreihen und vorne einer kleinen, grünbetuchten Kanzel.
- Brechts Kanonensong, interpretiert von Lale Andersen auf einer vierliedrigen EP
- Die blauen Dragoner, sie reiten.... Wir hatten auch eine Platte mit Männerchor und Blaskapelle, aber ich kannte das Lied wahrscheinlich schon vorher, schließlich stand es in der "Mundorgel".
Dann gab es noch Tom Dooley in der Version von Bruce Low, mit deutschem Text und einer absurden Story: Ein Sheriff, der aus Eifersucht zum Mörder geworden war, trank seinen letzten Whiskey unter dem Galgen. Tja, das war der Anfang einer großen Leidenschaft.
Dann gab es Freddy Quinn, der seine Liebe zu Gitarre und Meer bekundete und in einem seiner Filme mit Rock'n'Roll eine endlose öde Tanzparty zum Einsturz brachte. Und dann waren da meine Freunde, die Geld hatten oder große Brüder, die sich Platten leisten konnten. Troggs, Who, Dave Dee und seine gefühlten zwanzig Freunde. Wir gründeten eine Band mit einer Soielzeuggitarre und einer leeren Waschmitteltrommel und sangen gemeinsam das Lied vom "Poor Cowboy." Zum dreizehnten Geburtstag wünschte ich mir Sounds of Silence - zwei schwarze Männer vor grünem Hintergrund und Musik, die harmonisch und fremd zugleich war. Ich sah Hi-Hi-Hilfe im Kino und stand in Velden am Wörthersee hinterm Zaun, während die Tanzkapelle Ha ha said the Clown und I'm a Believer spielte und wünschte mir eine Gitarre zum vierzehnten Geburtstag. Jahrzehntelang hatte ich Hornhaut an den Fingern und Entzugserscheinungen, wenn ich mehr als sechs Stunden keine Saiten berühren durfte. Am Anfang war ich ein Fan der Monkees, die jeden Samstagnachmittag im Fernsehen ihre Späße vorführten und der Junge mit der Pudelmütze, Mike Nesmith, war mein Vorbild. Und es entstand eine ernsthafte Band, mit Jürgen "Doss" am Schlagzeug, ein nicht ganz schlanker Energiebolzen, der gut singen konnte und über jede Menge Hintergrundinformation zur Popmusik verfügte, "Steve" an der Rhythmusgitarre, ein großer, ruhiger ausgewiesener Beatles- und (!) Stones-Fan. Einen Bassisten fanden wir in meinem Freund Michi, der nicht nur einiges jünger war als wir anderen sondern auch deutlich musikalischer. In Steves Waschküche ging es los mit "Hold tight", billigen Gitarren und billigeren Verstärkern, aber wir waren gut genug, um für eine Klassenfete engagiert zu werden. Doss sang zwei Drittel des Repertoires, ich den Rest, aber natürlich sangen wir auch die Oberstimme beim jeweils anderen, die Verstärker für die Mooswaldbierstube waren geliehen, aber es klappte. Meine musikalische Fantasie vom Wörthersee war Wirklichkeit: Ich spielte und die Puppen tanzten. Yeah!

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