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songfritz

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songfritz am 15.02.13 um 15:33

folk

Folk
Unvorstellbar eigentlich, dass ein Saal voller Leute einem Menschen zuhört, der am einen Ende auf einem Tisch sitzt und auf seiner Gitarre zupft ohne irgendwelche verstärkenden Geräte dazwischen. Heutzutage hat man nur noch die Wahl zwischen einem steifen, häufig überalterten Publikum, dass sich klassische oder (sic) „neue“ Musik mit überernster Miene schweigend und leicht hüstelnd (Tschuldigung) anhört oder einer Mischung aus dauermurmelnder Stehparty und Lärmdröhung, wie ich sie neulich bei Manfred Mann’s Earth Band erlebt habe – wie viele Leute können eigentlich so etwas genießen? Es gab den wahren Musikgenuss damals im Folkclub der altehrwürdigen Universitäts- (und inzwischen Groß-)stadt. Ich hörte sie live und unverfälscht spielen, die Gurus der Folkszene und merkte, dass ich mir auf meine Gitarrenkünste nichts einzubilden brauchte. Also das Ganze noch mal von vorn, ich brachte mir Zupftechniken bei, kaufte mir eine Westerngitarre samt zugehöriger Metalfingerhütchen, hörte Doc Watson oder Pentangle statt Ten Years After und Deep Purple und war ein kleiner Fisch am Rande des Folkclubbeckens, das vor Talenten fast überschwappte - die Spätausläufer der Hippiebewegung mit all ihrem Charme und ihren Widersprüchen. Immerhin kam es beim Semesterendekonzert zu einem Auftritt im Audimax, bei dem ich ganz alleine ein selbstgeschriebenes Liebeslied sang. Als Begleitmusiker eines mit seiner Rolle hadernden Blödelbarden (Er ist inzwischen ein Medizinguru.) kam ich 1974 nach Braunschweig und in eine Schweizer (oder Elsässer?) Burg, auf der die Äffchen herumtollten. Es fing an zu regnen, die Verstärkeranlage wurde abgeschaltet und das Folkfestival wurde in viele kleine Folkclubs gespalten, die sich in verschiedenen Räumen der Burg zusammenfanden. Die Künstler – unter ihnen „Legenden“ wie Werner Lämmerhirt oder Klaus Weiland – zogen von Raum zu Raum und spielten total unplugged (lange vor Clapton!) und bei Kerzenschein – nie mehr habe ich einen solchen Klang erlebt, vor allem wenn das Publikum mitsang oder die Pausen mit Kanons überbrückte. Wahrscheinlich schien auch der Mond und grinste sich einen ab. Bei der Plattenproduktion des Blödelbarden in der Folkhippiekommune war ich auch dabei – ausgerechnet als Elektrogitarrist – Schicksal! Und irgendwann erwies mir Klaus Weiland die Ehre, einen meiner Songs mit ihm zu arrangieren – er änderte einen Akkord, damit es nicht zu sehr nach Hannes Wader klang, aber ich glaube, wir haben den Song nie aufgeführt – oder doch?

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