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songfritz

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songfritz am 06.02.13 um 18:57

inFLAgranti

Wenn man den Auftrag bekommt, die eigenen musikalischen Vorstellungen mit dem Namen einer militärischen Waffengattung, bei der man auf den Ausbruch des dritten Weltkriegs (4 000m diese Richtung zum Harfespielen) wartet, zusammenzubringen, dann muss es ja zu einem Namen wie InFLAgranti kommen. Schon im idyllisch-abgelegenen Oberviechtach klampfte ich mich nicht nur durch die Abende, sondern rockte ein- oder zweimal mit zwei Unteroffizieren im Keller ab. In Regensburg dann ergab es sich, dass wir in unserer Batterie (so heißt die Kompanie bei der Artillerie, wer hätte das gedacht) gerade genug Musiker beisammen hatten, um die Batallionsband bilden zu können. Der Trompeter von Malsch, der orgelnde Ex-Domspatz, der auch noch Fagott spielen konnte, der schwäbische Trommler, der fränkische Bassist und Fritz o.g. bildeten eine Band, die alles zu jedem Anlass spielte, vorwiegend bei Unteroffiziersfesten und „Offiziersbällen“, nicht nur in der eigenen Kaserne, sondern auch bei anderen Einheiten in der Gegend bis hin zum großen Regensburger Theater (natürlich nur in der Bar!). Die Puppen (jetzt etwas älter unter ihrem Oberclown Don Promillo) tanzten wieder, beim Schmetterling brach ich meinen Vibrator ab (jetzt bloß nix Falsches denken), ich lernte Schnaderhüpferl (so heißt das glaub ich wirklich) und das Kufsteinlied, aber auch T.Rex und Sweet und Middle of the Road und wie sie hießen, spielen. Bei manchen Stücken waren wir richtig gut, bei anderen nur witzig (eine Michael Holm Nummer als Instrumental mit Trompete und Fagott war ihre eigene Parodie), aber immer verschwitzt, müde und nach all den Schnapsrunden nie nüchtern – jedenfalls gab es genug Sonderurlaub um die unsägliche Idiotie einer reinen Abschreckungsarmee ohne psychischen Knacks zu überstehen. 1972 während der olympischen Spiele spielten wir eine Woche lang in einem internationalen Jugendcamp für Teenagerkinder, deren Eltern irgendeinen Bezug zur NATO hatten – hier durften wir die Schnaderhüpferl weglassen. „Nie mehr Tanzmusik nach Bedarf“, schwor ich mir, denn jetzt war mir klar, was „kommerzielle Musik“ wirklich bedeutete. Und dann hatte da noch jemand mehrere Bob Dylan-Platten dabei, unter anderem mit „Desolation Row.“ Doch das ist ein anderes Lied.

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