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Art Lip am 23.06.25 um 18:43Mixen generell Musik etc natürlich ;)
Das Allerwichtigste zuerst:Es gilt das Gleiche wie für alle anderen Arten jeglicher(!) Bewertungen Jeglichens im Leben:
Es GIBT keine Objektivität
(Deswegen strebe ich zur Zeit nicht den Reviewer-"Hut" an - respektiere aber jeden, der versucht, die Rolle auszufüllen)
Das fängt mit den Grundlagen an:
Du solltest besser nicht nur ausgeschlafen sein beim Mixen (vormittags ist im allgemeinen besser) weil Du ausgeschlafen mehr Höhen hörst und unausgeschlafen weniger - weswegen "unausgeschlafene" Mixe höhenlastiger klingen:
das gleiche gilt aber ja auch für Deine Hörer!
Da gäb's auch noch mehr:
Zum Beispiel Kritik annehmen im Sinne von "Hm,könnte sein" - aber auch nicht als Schicksalsschlag oder Beleididung empfinden:
-Erstens kann man selbstbewußte Leute nicht beleidigen - sie sind aber eben kritikfähig - das heißt:
sie denken zumindestens mal darüber nach,ob "was dran sein könnte"- das muß ja nicht öffentlich inklusive Verbalunterwerfung sein: (das wiederum wäre eine unkluge Verhaltensweise: manche treten Dich dann immer weiter in den Grund) - aber höfliches Verhalten: ist schon angemessen.
Vielleicht hat der Typ ja recht.
-Zweitens: die Reviewenden haben vielleicht einfach einen "schlechten" Tag
(Ja - Leute. die das nur haben gibt es auch - und manche von denen verdienen Mitleid (das meine ich ganz ernst) - und von denen, die nach außen ausschlagen: hältst Du Dich halt fern: was bedeutet: sie bekommen weniger Reviews: schlechter "Deal" für sie)
"Und wenn ich wirklich für alles miese oder gar keine Reviews kriege?"
1. kann sein es ist Tiefbass-Time oder whatever gerade in Mode ist: warte 10 Jahre (ist so)
2. Deine Mixe sind wirklich verbesserungsbedürftig
3. Du bist halt in der falschen Gruppe - woanders wirst Du gefeiert. Das letztere ist völlig normal im Leben: wo Du "kein Bein an die Erde bekommst": ziehst Du um, bertrachstest die Zurückgelassenen mitleidig als Provinzler und irgendwann dimmen sie langsam aus Deiner Existenz.
Also: was haben wir bis jetzt? Alles ist subjektiv, inklusive Mixen.
Bleiben noch ein paar sachliche Anforderungen technischer Wissenssart (das wird hier kein episch langer Studio-Ausbildungsblog):
-Du solltest wissen und im Zeifelsfall lernen (by doing und by reading und by hearing und by listening):
-was sind und was machen wann Equalizer,Kompressoren, Limiter ; Hallalgorhythmen etc pp
- wie plaziert man Instrumente so im Raum, daß die -für Dich ganz subjektiv (siehe oben) wichtigeren Instrumente/Stimmen - nicht von weniger wichtigen verdeckt werden (Mittel: Panorama, Hall/Raum/ Equ, Kompressor etc etc siehe oben)
-
- ja: das ist wieder subjektiv: aber auf hörneutralen Abhöranlagen als Voraussetzung abgemischt (führe ich hier nicht aus: "Studiomonitore"):
ist ein Klangbild von Vorteil, in dem alle Instrumente/Stimmen von möglichst vielen unterschiedlichen Hören auf unterschiedlichsten Anlagen der Hörer ortbar sind.
Es sei denn, Du willst den Ohrenbrecher-Prügel akustischer Art musikalisch bewußt einsetzen - was wiederum ein (völlig!) legitimes Stilmittel ist.
- oder Du magst es halt minialitstisch: AUCH völlig okay!
Und schon sind wir wieder bei Subjektivität und Individuum.
Tja: C'est la vie ;) :)
Wenn wir jetzt noch hinzusetzen würden, welchen Anteil Emotionen, Charisma, Interessantheit in Details etc haben sollten, beträten wir die Diskussion um den generellen musiklischen Geschmack: forget it: Subjektivität again
Am Ende wird sich dann nur um einzelne Hihhat-schläge gestritten.
Oh ja - deren Vorhandensein oder Nichtvorhandensein oder deren Timing etc pp können auch mich nerven: gebe ich offen zu ;)
Einfache Lösung (Psst: so ganz unter uns): ich bekenne mich zu allen meinen Fehlern, erhebe keinen Geschmacksmaster-Anspruch (das wäre ein eklatanter Widerspruch zur Fehlertoleranz), Vermeide möglichst zu "grausame" Bewertungen, hoffe, Ihr seid auch nett zu mir ;) (Hihih) ;)
Noch 'was offen? Lest noch mal von vorn bitte.
"Ja, aber?": es gibt hier eine Kommentarfunktion
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Etwas konkretere/allgemeine Tipps:
- Es ist sehr gut, wenn man zur Kontrolle einer Aufnahme unter anderem auch eine Anlage hat, bei der man schnell zwischen Radio und PC-Sound umschalten kann.
Das zeigt einem, wo man mixseitig gerade im Verhältnis zum Mainstream steht.
Oh - an den muß man sich natürlich nicht halten - man kann ja in der Gegegnrichtung "fahren":
Außerdem ändert sich ja alles grob alle 10 Jahre.
Der Sinfoniker hört dann halt auch mal die Sinfonie auf den entsprechend Sendern, wer Jazz-Fusion etc (weites Feld) macht entsprechendes und für die anderen Musikrichtungen gilt ebenfalls das Gleiche.
Einfach mal ein Check: wo bin ich gerade.
- Und - sofern ich es noch nicht erwähnt habe - und auch dann trotzdem wichtig:
alle Mixe auf möglichst allen Anlagen, die man zur Verfügung hat abhören: die klingen alle verschieden.
Dummerweise komprimieren auch die Abspielalghoritmen der Sites wiederum das Abgespielte - und unterschiedliche Sites machen das unterschiedlich stark: sorry: ich kann's nicht ändern.
-Nächster Tipp: nehmt eine Referenzaufnahme von der Stilrichtung die ihr ungefähr anstrebt, in einem für Eure Ohren "amtlichen" Mix.
Versucht, die Gesamtlautstärken (wahrgenommene, also "psycoakustische" Lauststärke) Eurer Mixe ungefähr an diesen Standard zu bekommen, weil Eure Aufnahmen sonst unterschiedlich laut klingen, wenn jemand mehrere hintereinander hört.
- Generell gilt außerdem: möglichst alles VOR dem finalen Mastering maximal "ausreizen" - das Mastering soll nur dafür sorgen, daß alles den letzten Schliff bekommt.
Bedenkt dabei, daß viele Mastering-Plugins: den Mix massiv verschieben können.
-Mixe müssen nicht immer in der gleichen Abspielanlagenlautstärke kontrolliert werden - im Gegenteil
-Wenn alles soweit perfekt ist im Mix und Du bist schon beim Mastern (da hängt meistens ein Kompressor/Limiter im Masterweg) - aber leider ist der Intro-Teil zu laut oder das Outro:
1. der urälteste Trick der Welt: auch der Masterfader kann bewegt werden, wenn die Rechnerresourcen reichen: auch per Spurautomation (ich rede hier nicht von Ein-und Ausfaden. Das ist meistens Arrangementschwäche oder Bequemlichkeit - aber auch nicht immer).
2. Letztes Mittel: Sound-Editor/Wave-Editor auf den Downmix anwenden: dann kann auch schon der einfachste Freeware/Open-Source-Editor helfen, sofern die DAW das nicht kann
-Man muß nicht bei jedem Pegelmessen während des Masterings die ganze Zeit mit sämtlichen mentalen Resourcen wie gebannt auf die Pegelmeter starren, denn:
-auch sie benötigen Systemresourcen und können das Geschehen ziemlich ins Schwanken bringen
- Deine Ohren etc freuen sich über die Pause, während Du die Lautstärke an der Abhöranlage ausschaltest, den Track einmal durchlaufen läßt - und erst dann in Ruhe kontrollierst, wo die Pegel etc nachzujustieren sind. Gilt auch für Plugins vor dem Mastering!
-Oben deutete ich es schon an:
das Latenz- (=Verzögerungs)-Problem:
Gäbe es keine Zeit, wären wir nicht Teil der Raumzeit: und könnten keine Musik machen.
Egal, wie schnell die Rechner sind: schon beim Auslesen des primitivsten Programmcodes vergeht Zeit. Da der Code seriell(also nacheinander) abgearbeitet wird.
Auch wenn es dem im Vergleich sehr langsamen menschlichen Hirn so erscheint: jeder Rechenvorgang verbraucht wiederum Zeit und auch hier wird alles: nacheinader vom Rechner abgearbeitet.
Dein System (Rechner/Soundkarte/ durch USB zum Inteface hin und zurücklaufende Signale etc):
alles:
benötigt Zeit.
Die sich Stück für Stück addiert.
Die Systeme können von Haus aus bereits eine Menge solcher Vorgänge ohne hörbare Zeitversätze abarbeiten - aber durch die Aufaddierung aller dieser Vorgänge (die letztlich Entscheidungen an Zeitknotenpunkten sind) - ist irgendwann der Punkt erreicht, wo das System nicht mehr alles scheinbar gleichzeitig verarbeiten KANN:
ein einfacher EQ in der Spur trifft bereits Entscheidungen.
Ist es ein dynamischer EQ: trifft er eine Menge Entscheidungen.
Ist es ein komplexes Plugin, was - abhängig von geforderten Parametern - nanosekündlich extem unterschiedliche Entscheidungen treffen muß und treffen zu viele dieser Subentscheidunginstanzen zeitgleich zusammen - wärendessen Die DAW (bereits ein entsprechend hochkomplexes System) die ganze Zeit ebenfalls Zeit-Slot-Zuweisungen treffen muß, kann es passieren, daß das System hängt (eher schnell verständlicher Fall) -
es kann aber auch passieren, daß Du den Track 3x hintereinander durchlaufen läßt - und hast plötzlich jedesmal: leicht andere Klein-Events, oder Dein Blah-Plugin blaht plötzlich nicht - oder zu viel oder zu wenig und Du regelst in nun deutlich unruhig werdender Mentalverfassung nach - speicherst sogar denn Song ab - und beim nächsten Durchlauf darfst Du trotzdem wieder zurückregeln etc.
Dann hast Du zu viele Plugins laufen, oder einen Regler zu viel spurautomatisiert - oder zu viele Pegelanzeigen laufen - oder einfach an der falschen Stelle EINEN EINZIGEN Snareschlag zu viel oder beim letzten Durchlauf an einer "Schraube" einen Tick zu viel gedreht.
In vielen Fällen hilft es, mit Effekten etc ganz wunderbar bearbeitete Einzelspuren per Bounce/Export in eine Audiodatei zu verwandeln und die dann zu reimportieren (die Effekte sind ja jetzt eingerechnet- die kannst Du also schon mal abschalten.
Und /oder: Du checkst nocmmal alles an Maßnahmen, die Du getroffen hast: waren sie essentiell nötig?
Diese System verführen dazu, immer noch "einen draufzulegen", so wie Menschen bei Süßigkeiten, Kartoffelchips oder whatever im Leben dazu neigen, den Punkt des Notwendigen zu überschreiten.
Von DAWS wirst Du nicht dick oder krank (na ja - wenn's eine Sucht wird - who knows? ;) ) - aber:
wenn Symptome wie oben beschrieben auftreten weißt Du:
"overstepped" (ein Schritt zu viel).
- weniger Stimmen/Instrumente abzumischen ist einfacher als viele. Diese Erkenntnis ist eigentlich banal.
Bei reinen Intsrumentalstücken ist das wiederum einfacher, als bei Stücken mit Gesang.
Setzt man den Gesang zu weit in der Lautstärke über den Rest, kann das schnell dazu führen, daß der Rest der Musik banalisiert wird.
Den Gesang zu leise zu machen - sofern er das Stück wesentlich musikalisch - also melodisch - prägt: ist wiederum auch nicht optimal.
-Die Industrie steht unter Produktionsdruck: die Ware muss möglichst schnell raus/geposted/promoted/vermarktet werden.
Daher leistet sie sich oft nicht die Zeit und Geduld: schlicht und ergreifend eine Woche zu warten, bis ein Mix als finalisiert angesehen wird.
Versuche, nicht wie die Industrie zu sein :)
Ich wünsche allen "freie Ohren" und: Gelassenheit.


