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Angelbachtaler

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Angelbachtaler am 28.07.13 um 09:31

JJ Cale ist gestorben

Es ist 18.10 Uhr Samstag, 27 Juli 2013. Ich bin mit dem Auto unterwegs und im Radio läuft wie immer, "die beste Musik", wenn man der Eigenwerbung des Radiosenders glauben sollte.
Die ersten Akkorde von JJ Cales "After Midnight" erklingen und dich denke - da hat die Werbung ja mal ausnahmsweise Recht - sie spielen das Stück im Original von JJ Cale selbst
eingespielt und nicht Claptons Coverversion, die ich für die weniger gelungene halte (außer vielleicht der Live-Aufnahmen auf "Just one night").
Ich denke also noch - es geht also doch - auch im deutschen Radio, einfach mal richtig gute Musik zu spielen.
Der Song verklingt und die Worte des Moderator reißen mich aus dem Tagtraum, in den ich kurzzeitig gefallen war - mit JJ irgendwo auf einem Highway Richtung Nashville.
Die Worte des Moderators lauten "... zum Tod von JJ Cale, der gestern im Alter von 74 Jahren in Kalifornien an einem Herzinfarkt starb spielten wir...".
Ich kann es nicht fassen. Der Musiker, der mich seit 1978 - da war ich 13 Jahre alt, musikalisch prägte, soll tot sein ?
Damals auf einer Jugend-Disco-Veranstaltung, als ich erstmals "Cocaine" von ihm hörte, nahm mich dieses Stück derart gefangen, dass es mich bis heute nicht losgelassen hat.
Also beschloss ich damals zu recherchieren - wer ist dieser Mann, der solch coole Musik macht. Unweigerlich stieß ich auf die LP "Troubadour", auf der Cocaine 1976 veröffentlicht worden war.
Mit Erfurcht legte ich die LP auf den Plattenteller - die Nadel senkte sich sanft in die schwarzen Vinylrillen und es erklang das erste Stück "Hey Baby". Ein Countrysong, der mir mit einer himmlische Steel-Guitar noch heute eine Gänsehaut erzeugt. Der Song "Hold on" machte die LP nun dann endgültig zum Dauerläufer auf dem Plattenteller.
Den Country-Blues Stil mit Jazz-Elementen hatte ich bis dato gar nicht im Visier meiner musikalischen Neuorientierungsphase. Gerade erst ein Jahr zuvor war ich auf Pink Floyds "Shine on.." der der LP "Wish you where here" gestoßen und wähnte mich schon im Olymp dessen, was einem Menschen an musikalischem Erlebnis auf Erden vergönnt ist und dann nun JJ Cale mit dieser absolut neuartigen und eigenen Mischung von Country,Jazz,Blues und Rock`n Roll, die ich nie zuvor gehört hatte - und ich hörte da bereits seit vielen Jahren Radio und nahm mit einem Kassettenrekorder so ziemlich alles auf, was mir wichtig erschien.
Amerikanische Sender bekam ich natürlich nicht rein und in Deutschland spielten sie Cale`s Songs nicht
JJ Cale war für mich eine Zäsur. Auf meinem Weg in die musikalische Erwachsenenwelt war ich angekommen - so mein unmittelbarer Eindruck. Die elektronische Psychodelic-Music der Pink Floyds war das eine Ende des Universums und JJ Cale der bis dahin fehlende Beginn, die Saat und die Wurzel, aus der all diese wunderbare Musik entstehen konnte. Der Begriff Wurzel steht hier natürlich auch für das "erdige" der musikalischen Ideen die mich so begeisterten – den Ursprung also.
Ich suchte also noch weiter nach diesen Wurzeln und begab mich auf die Such nach JJ Cales früheren Werken. Naturally, Really und Okie hießen die und ich stieß auf bis heute für mich so bedeutende
Songs wie "Call me the breeze", "Crazy Mama", "Magnolia", "Crying", Cajun Moon" und eben auch "I got the same old Blues again".
Der Wille, diese Songs spielen zu können beflügelte meine Anstrengungen auf der Akustikgitarre. Es hörte sich so lässig an, wie er sang und spielte und ich spürte schnell, wieviel Perfektion doch dahintersteckte.
Er hatte in den 1950èr Jahren beim Militär eine Ausbildung zum Tontechniker gemacht (nein, nicht Abhörspezialist...). Er war immer auf der Such nach dem besonderen Sound, der im Gegensatz zu der Lässigkeit seiner Songs für ihn so wichtig war
Cale Ursprünge lagen in Nashville. Hier spielte er lange Zeit als Session- und Studiomusiker für andere große Namen in den 1960èr Jahren. Er ging nach Los Angeles und arbeitete als Toningenieur, startete gleichzeitig aber auch eine Solokarriere. Er schrieb eigene Songs, die er als Multiinstrumentalist zumeist auch alle selbst einspielte und abmischte. Gerade diese Art und Weise, seine Songs abzumischen macht sicherlich einen Teil der Magie aus, die seinen Tulsa-Sound so besonders macht. Die Instrumentensounds sind immer auf ihre Art speziell und nicht so aufgenommen, wie man sie kennt. Das fiel mir bei der Steel-Guitar auf "Hey Baby" und "Hold on" bereits unmittelbar auf. Seine Vocalssounds sind hier natürlich auch zu nennen. Immer hatte man das Gefühl, man sitzt ihm direkt gegenüber - sehr präsent und sehr nah - ganz und gar eben kein Mainstream und das zog und zieht mich bis heute an.
Man erfuhr wenig über ihn - hier mal einen Artikel darüber, dass er in einem alten Wohnwagen (Model Alu-Wohnwagen aus den 1950èrn) in Arizona und Californien umherzieht, das Mischpult und die Gitarre immer am Mann, um die Inspirationen
umzusetzen, zumeist waren es aber nur kurze und knappe Artikel zur Veröffentlichung neuer LP`s und später CD`s. Kurz und knapp, auf das Wesentliche konzentriert, so ist auch sein Stil. Ein kurzes Gitarrensolo, aber genau auf den Punkt, das war seine Maxime. Textlich beschrieb er zumeist Alltagsgeschichten einfacher Leute oder auch der Verlierer ("Looser", "Unemployment") und eben auch über Liebes- und Beziehungsgeschichten ("Sensitive Kind" "I`ll make love to you").
Ähnlich wie Bob Dylan erging seinen Kompositionen so, dass die Coverversionen von Lynard Skynard, Tom Petty und eben Eric Clapton, der ein großer Verehrer von ihm ist, erfolgreicher waren, als seine eigenen Veröffentlichungen.
Ausgerechnet bei den Eric Clapton - Coverversionen habe ich die Begeisterung nie so richtig verstanden, da sie meines Erachtens nicht den "Spirit" der Originale wiederspiegelten. Doch war es dann auch Eric Clapton,
der JJ Cale in den letzten Jahren noch zu größeren Ehren kommen ließ, indem er 2006 "Road to Escondido" mit ihm und der Creme de la Creme der Bluesrock Szene aufnahm. Gegenseitige gemeinsame Studioaufnahmen folgten und ich denke, dass es JJ Cale persönlich auch gutgetan hat, in seinen letzten Jahren diese verdiente Anerkennung genießen zu dürfen.
Nur am Rande sei erwähnt, dass die Kürzel "JJ" nicht, wie so oft geschrieben für "Jean Jacques" steht, sondern einfach für John. Das aus dem einen, zwei "J" wurden verdankt er einem der Besitzer des "Whikey a Go Go" in Los Angeles. Er meinte, da es schon einen John Cale gabe (ex Velvet Undergrtound), müsse er sich "JJ" nennen - dabei blieb es.
Sein Einfluss in der Musikgeschichte ist nicht hoch genug einzuordnen. Es ist sein Stil, der Bands wie Dire Straits oder eben Eric Clapton maßgeblich beeinflusst haben. Es ist die Authentizität und seine Kreativität, die seine Musik ausmachen. Er lebte so, wie er es in seinen Songs beschrieb. Als Künstler nahm er sich zurück, um dem Song den Raum zu bieten, den er seiner Meinung nach benötigte und so schuf er, immer mit mehreren Jahren Abstand, wahre Meisterwerke. Sein Motto, wenn ich nichts zu sagen habe, tu ich dies eben auch nicht schlug sich in seinem musikalischen Schaffen nieder. Er extrahierte das Wesentliche aus einer Idee und setzte dies konsequent um.
Der Genuss, der von seiner Musik ausgeht wird mich für alle Zeiten begleiten – Hold on JJ !

Angelbachtaler
Angelbachtaler Dezember 2017
Da hast Du natürlich recht - das Stück kennt jeder, aber er hat soviele andere hervorragende Songs gemacht...
Danke für dein Kommentar !
LG
Oliver

Karl der Große
Karl der Große Dezember 2017
Da kann ich nur sagen:
Cocaine.
Sein Megahit. Auch gut von Clapton interpretiert.
LG
Kalle

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