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SoundMystery am 18.08.25 um 09:51Was bedeutet Art. 50 KI-VO für dich
Kurz gesagt: **Es kommt darauf an, ob deine KI-Stimme eine reale Person erkennbar imitiert (= Deepfake) oder „nur“ eine generische, nicht zuordenbare Singstimme ist.**# Was bedeutet Art. 50 KI-VO für dich?
**1) Du nutzt eine generische KI-Singstimme (keine erkennbare Imitation einer realen Person).**
* Das ist **kein Deepfake** im Sinne der KI-Verordnung, weil die Stimme **keiner existierenden Person** zugeordnet werden kann.
* **Kennzeichnungspflicht nach Art. 50 Abs. 4 trifft dich dann nicht.**
* Die **Pflicht zur technischen Kennzeichnung/Watermark** betrifft in diesem Fall primär den **Anbieter** des Sprach-KI-Systems (Art. 50 Abs. 2), nicht dich als Musiker\:in. ([AI Act][1])
**2) Du imitiertst die Stimme einer realen Person (z. B. eine bekannte Sängerin/einen Sänger) so, dass es wie „die echte Person“ wirkt.**
* Das ist **ein Deepfake** (Audio-Inhalt, der einer real existierenden Person täuschend ähnelt).
* Dann **musst du als Betreiber (Deployer)** bei Veröffentlichung **klar offenlegen**, dass der Gesang **künstlich erzeugt** wurde (Art. 50 Abs. 4). Für künstlerische Werke darf die Offenlegung so erfolgen, **dass sie den Genuss des Werks nicht beeinträchtigt** (z. B. im Klappentext, in den Credits/Metadaten statt als gesprochenes Vorwort). ([AI Act][1], [Bitkom e. V.][2])
* **Achtung nebenbei (außerhalb der KI-VO):** Eine erkennbare Stimm-Imitation kann **Persönlichkeitsrechte/Rechte an der Stimme** verletzen und Einwilligungen erforderlich machen – gerade bei Werbung oder Verwechslungsgefahr. Das ist deutsches Zivilrecht (allg. Persönlichkeitsrecht/laut Rechtsprechung hat die Stimme wirtschaftlichen Wert). ([Rödl & Partner][3])
**3) Offensichtlich fiktional/satirisch/künstlerisch, ohne Bezug zu realen Personen/Orten/Ereignissen.**
* Für solche Fälle sieht Art. 50 Abs. 4 eine **abgemilderte Offenlegung** vor: Es genügt, **das Vorhandensein** künstlich erzeugter Passagen **in geeigneter Weise** kenntlich zu machen (z. B. in den Liner Notes/Beschreibung), **ohne** die Darstellung zu stören. ([AI Act][1])
# Ab wann gilt das verbindlich?
Die **Transparenzpflichten des Art. 50** gelten **ab 2. August 2026**. Heute (18. August 2025) ist das noch **nicht** verpflichtend – aber es ist klug, dich jetzt schon darauf einzustellen. ([White & Case][4], [Künstliche Intelligenz Gesetz EU][5])
# Plattformregeln (heute schon relevant)
Unabhängig vom Gesetz verlangen einige Plattformen bereits **Kennzeichnung**:
* **YouTube** fordert Offenlegung, wenn realistisch wirkende, synthetische Audio/Video-Inhalte verwendet wurden (inkl. KI-Stimmen). ([Google Hilfe][6], [blog.youtube][7])
* **Spotify** hat (Stand jetzt) **kein einheitliches Label-System**; Debatte läuft. Manche Fälle zeigen, dass Transparenz erwartet wird, auch ohne Pflicht. ([Ideastream Public Media][8], [Rareform Audio][9])
# Praxis-Checkliste für deinen Release
* **Wenn keine reale Stimme imitiert wird:**
* Rechtlich (Art. 50) voraussichtlich **keine** Kennzeichnungspflicht für dich. Optional **Transparenzhinweis** („Vocals mit KI erzeugt“). ([AI Act][1])
* **Wenn eine reale Stimme imitiert wird (Deepfake):**
* **Offenlegen**: z. B. *„Gesang mit KI-Stimmmodell erzeugt; keine echte Person.“* (in Credits/Metadaten, Release-Beschreibung, Website).
* **Zusätzlich prüfen**: **Einwilligung/ Persönlichkeitsrechte/Marken- & Wettbewerbsrecht**, vor allem bei Werbung. ([AI Act][1], [Rödl & Partner][3])
* **Für YouTube-Uploads**: beim Upload **„altered/synthetic content“** angeben. ([Google Hilfe][6])
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**Fazit für deinen Fall:**
Hast **du alles selbst komponiert** und **nur eine generische KI-Singstimme** verwendet, **betrifft dich Art. 50 Abs. 4 grundsätzlich nicht**. **Kennzeichnen musst du erst,** wenn deine Vocals **eine reale Person erkennbar imitieren** (Deepfake) – dann aber **ja**, mit einer **klaren, aber unaufdringlichen Offenlegung**. Und: Ab **2. August 2026** wird das in der EU verbindlich. ([AI Act][1], [White & Case][4])


